Parlamentskorrespondenz Nr. 339 vom 01.04.2022

Soziale Absicherung und gegenseitige Unterstützung für Bürgermeisterinnen zentral

Ergebnisse der ersten Tagung österreichischer Bürgermeisterinnen

Wien (PK) – Bürgermeisterinnen wünschen sich eine bessere soziale Absicherung, etwa bei Karenz, Pension oder Amtsverlust. Das war eine der zentralen Forderungen bei der Tagung österreichischer Bürgermeisterinnen, die unter der Schirmherrschaft von Frauenministerin Susanne Raab und Doris Schmidauer heuer erstmals stattfand.

Unter dem Titel "Kommunalpolitik von morgen" diskutierten die Bürgermeisterinnen über diese und weitere Verbesserungsmöglichkeiten. In einem weiteren Workshop standen Gesundheit und Balance im Bürgermeisterinnenamt im Mittelpunkt. Politik- und Rechtswissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sowie Petra Gajar vom Fonds Gesundes Österreich präsentierten die Erkenntnisse der Workshops unter der Moderation von Journalistin Corinna Milborn, die durch das Programm führte. Zur Veranstaltung hatten Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Gemeindebundpräsident Alfred Riedl ins Parlament in der Hofburg geladen.

Zu Beginn strich Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm hervor, wie wichtig das Umfeld für Frauen in der Politik sei. Frauen müssten sich gegenseitig darin bestärken, politische Ämter anzunehmen, betonte sie.

Jugendstaatssekretärin Plakolm im Gespräch über Herausforderungen für Frauen in der Politik

Frauen in der Politik werden anders bewertet als Männer, zeigte sich Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm überzeugt, die Frauenministerin Susanne Raab vertrat. Politikerinnen müssten sich immer zuerst beweisen und würden deshalb oft zögern, eine Position überhaupt erst anzunehmen. Gerade deshalb sei das Umfeld für Frauen so wichtig. Sie müssten sich gegenseitig darin bestärken, die Herausforderung anzunehmen. Denn ein politisches Amt, besonders als Bürgermeisterin, ermögliche, die eigene Zukunft mitzugestalten und die Gemeinde oder die Stadt für die nächste Generation zu verbessern. Die fehlende soziale Absicherung, etwa was Karenzzeiten betrifft, bezeichnete sie dennoch als Problem, gerade für junge Frauen.

Forderungen für die Kommunalpolitik von morgen

Die soziale Absicherung war auch eines der zentralen Themen eines Workshops, bei dem die Bürgermeisterinnen unter dem Titel "Kommunalpolitik von morgen" Verbesserungsvorschläge und –wünsche diskutierten. Politik- und Rechtswissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle fasste zusammen, dass Absicherung bei Karenz, Pension und Amtsverlust fehle. In der Schweiz gebe es etwa eine Nicht-Wiederwahl-Versicherung, die das Entgelt für ein Jahr nach Amtsverlust sichere. Auch eine Vereinheitlichung der Bezüge über die Bundesländer hinweg und paritätisch besetzte Wahllisten kamen als Forderungen auf.

Zur Stärkung von Frauen im Amt wünschten sich die Teilnehmerinnen auch mehr überparteiliche Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildung. Außerdem könnten die Aufgaben von Bürgermeisterinnen über Imagekampagnen stärker vermittelt werden. Stainer-Hämmerle strich als Erkenntnis des Workshops zudem hervor, dass die Digitalisierung stärker genutzt werden sollte, um etwa hybride oder virtuelle Sitzungen zu ermöglichen.

Gesundheit und Balance im Bürgermeisterinnenamt

Auch die eigene Gesundheit und Balance als Bürgermeisterin waren Themen der Tagung. Das wichtigste, was Bürgermeisterinnen bräuchten, sei mehr Zeit für sich, resümierte Workshopleiterin Petra Gajar vom Fonds Gesundes Österreich. Gerade in Krisensituationen gelte es, sich Zeit für Selbstreflexion zu nehmen. Ihrer Meinung nach ist es außerdem wichtig, dass Bürgermeisterinnen in ihrer Tätigkeit Frau bleiben und sich nicht der "Welt der Männer" anpassen. Unterstützung anzunehmen, Ressourcen zu bündeln sowie sich Zeit und Rahmen für Auszeiten zu nehmen, sei besonders wichtig, um den Herausforderungen des Amtes zu begegnen, so Gajar. (Schluss) kar

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Rückschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie auf der Website des Parlaments.