Parlamentskorrespondenz Nr. 928 vom 08.08.2022

Verkehrsministerin Gewessler: Digitalisierung der Mobilität ist wichtiger Beitrag zur Verkehrswende

Verkehrstelematikbericht 2022 zeigt Erfolge im Aufbau intelligenter Verkehrssystem auf

Wien (PK) — Digitale Anwendungen zur Steuerung und Optimierung des Verkehrssystems werden unter dem Begriff "Verkehrstelematik" zusammengefasst. Sie sollen den Aufbau nachhaltiger "intelligenter Verkehrssysteme" (IVS, englisch "Intelligent Transport Systems", ITS) ermöglichen. Laut Verkehrsministerin Leonore Gewessler wird der Einsatz digitaler Technologien immer wichtiger, um CO2-Emissionen zu reduzieren und die angestrebte Verkehrswende zu schaffen. Der Verkehrstelematikbericht 2022 (III-695 d.B. und III-789-BR/2022 d.B.) des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gibt Auskunft über den Stand intelligenter Verkehrssysteme im Jahr 2021 und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.

In Österreich bildet die ITS Austria die zentrale Plattform der österreichischen IVS-Akteure, unter denen auch die öffentliche Hand eine zentrale Rolle einnimmt. Über die Agentur AustriaTech bringt sich das BMK in der ITS Austria ein. Im September 2021 wurde laut Gewessler damit begonnen, gemeinsam mit den Stakeholder:innen einen Aktionsplan für die digitale Transformation in der Mobilität auszuarbeiten. In Vorbereitung dazu sei bereits die Plattform ITS Austria neu aufgestellt worden, um die Interessen sowohl der österreichischen Verwaltung als auch der Forschungsakteur:innen stärker berücksichtigen zu können.

Weiterentwicklung der technischen Grundlagen der IVS

Entsprechend EU-Vorgaben betreibt die AustriaTech als neutrale nationale Stelle die Plattform Mobilitaetsdaten.gv.at. Diese Plattform dient als nationaler Zugangspunkt zu Verkehrsdaten (NAP). Der NAP wurde laut dem Bericht des BMK im Jahr 2021 vollständig für die Abbildung von multimodalen Daten adaptiert. Gemeinsam mit österreichischen Stakeholder:innen wurden von der AustriaTech die Methoden und Kriterien zur Qualitätsüberprüfung von mobilitätsrelevanten Daten und Diensten analysiert und auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Zur europäischen Harmonisierung der nationalen Zugangspunkte und nationalen Stellen wurde 2021 das europäische Harmonisierungsprojekt NAPCORE unter Mitarbeit aller 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegens und der Schweiz gestartet.

Eine wesentliche Grundlage der Digitalisierung des Verkehrssystems in Österreich bilden die Graphenintegrationsplattform (GIP) und die daraus erzeugten Datenprodukte. Seit dem Jahr 2017 wird laut dem BMK intensiv an der technischen Erneuerung der mittlerweile über zehn Jahre alten GIP-Software gearbeitet. Diese Arbeiten wurden auch 2021 weiter vorangetrieben.

Forschungsprojekte zur Digitalisierung des Verkehrssystems

2021 wurden laut dem BMK zahlreiche Forschungsprojekte zur Digitalisierung des Verkehrssystems fortgesetzt und konkrete Ergebnisse erzielt. So ging zum Beispiel 2021 das Projekt EVIS.AT in den Probebetrieb. EVIS.AT bietet für den Großteil des österreichischen Autobahn-, Bundes- und Landesstraßennetzes Daten zur österreichweiten Verkehrslage, zu Reisezeiten und Ereignismeldungen in vereinheitlichter und hoher Qualität. Bereits im Probebetrieb habe sich sein Nutzen für ein integriertes Verkehrsmanagement und den Austausch von Verkehrsinformationen über die Netzgrenzen hinweg gezeigt, hält das BMK fest.

Eines der Highlights des vergangenen Jahres im Bereich der Forschung zum Einsatz digital erhobener Daten zur Verbesserung des Verkehrssystems ist laut der Verkehrsministerin das Projekt TARO (Toward Automated Railway Operations). Dieses widmet sich der Frage, wie mit Einsatz digitaler Technologien der Betrieb der Eisenbahn in Zukunft noch effizienter gestaltet werden kann.

Auf dem Autobahnen- und Schnellstraßen-Netz schreiten laut dem Bericht des BMK die Arbeiten zur digitalen Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur (C-ITS) voran. 2021 wurden demnach weitere Schritte in Richtung Markteinführung von C-ITS gesetzt. Erste C-ITS-fähige Serienfahrzeuge sind bereits auf Österreichs Straßen unterwegs, wobei die Sicherheitsinfrastruktur der Europäischen Kommission zur Absicherung der C-ITS-Datenkommunikation genutzt wird. Die Ausstattung des nationalen hochrangigen Straßennetzes mit bis zu 525 C-ITS-Stationen ist bereits angelaufen.

Die Verkehrsministerin unterstreicht, dass im städtischen Bereich wesentliche Fortschritte im Bereich multimodaler Mobilitätskonzepte erzielt wurden, die Verbesserungen der Nachhaltigkeit und der Sicherheit des Verkehrssystems bringen sollen. Graz, Salzburg und Wien haben bereits erste C-ITS-Infrastruktur verbaut, urbane C-ITS-Dienste definiert und ihre Anwendbarkeit in innovativen Pilotversuchen demonstriert. Dabei geht es beispielsweise um den Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmender sowie um Services für den öffentlichen Verkehr.

Ausbau von Mobilitätsdiensten als Schlüssel zur Verkehrswende

Im Bereich der Mobilitätsdienste verweist der Verkehrstelematikbericht des BMK auf eine Reihe von Forschungsprojekten zur Unterstützung integrierter Mobilitätsdienste und zur Verlinkung von Mobilitätsdiensten, die konkrete Ergebnisse und damit einen Beitrag zur Verkehrswende erbracht haben. Zentrale Begriffe für neue Verkehrsangebote sind "Sharing-Mobilität" und "Mobility as a Service" (MaaS).

Im Sinne ganzheitlicher Lösungsansätze für ein bedarfsorientiertes, multimodales Mobilitätsangebot brachte laut dem Bericht des BMK das Projekt OptiMaaS (Optimised Mobility as a Service) wichtige Ergebnisse. Ziel war ein besseres Verständnis der Rahmenbedingungen für Mobilitätslösungen in peripheren Stadtgebieten. OptiMaas habe konkrete Lösungsansätze aufzeigen und verdeutlichen können, wie die Verkehrswende auch am Stadtrand gelingen könne.

Der Bericht verweist unter anderem auch auf das Projekt PRIO Austria, das von 2018-2021 von der EU im Rahmen der Connecting Europe Facility gefördert wurde. Damit konnte laut dem BMK die nationale Umsetzung von EU-Vorgaben zur Bereitstellung EU-weiter multimodaler Reiseinformationsdienste wesentlich vorangetrieben werden.

Aufbauend auf dem Projekt LinkingDanube, das im Pilotversuch Mobilitätsdienste im Donauraum verknüpft hat, laufen bis 2022 die Projekte LinkingAlps und OJP4Danube. Schwerpunkte von OJP4Danube sind die Verbindung von Bahn und Radverkehr und das Radrouting.

EU verbessert den Rechtsrahmen für IVS

Die Umsetzung intelligenter Verkehrssysteme in Österreich und in Europa wurde 2021 auf unterschiedlichen Ebenen weiter vorangetrieben. So hat die EU-Kommission die Aktivitäten zur Überarbeitung der IVS-Richtlinie der EU weitergeführt und einen ersten Vorschlag dazu im Dezember 2021 vorgelegt. Weiters wurde eine neue EU-Verordnung zur Bereitstellung von Echtzeit-Verkehrsinformationen ausgearbeitet. Diese beinhaltet beispielsweise einen geografisch erweiterten Geltungsbereich, weitere Datenaustauschformate und neue Datenkategorien, wie Urban Vehicle Access (UVAR).

Mit der Gründung des Multimodal Passenger Mobility Forums (MPMF) wurde eine weitere Expert:innengruppe ins Leben gerufen, um wesentliche Themen der Governance im Bereich Ticketing mit den Stakeholder:innen  adressieren zu können. Außerdem wurden basierend auf der Europäischen Datenstrategie erste Aktivitäten zur Gestaltung von Mobility Data Spaces gesetzt. Diese Bestrebungen werden im Jahr 2022 noch weiter intensiviert. (Schluss) sox