1199/AB-BR BR
Parlamentarische Anfrage Nr. 1297/J - BR/1997
der Abg. z. BR Erhard MEIER und Genossen
an den Bundesminister für auswärtige
Angelegenheiten betreffend Atom - Test - Stop -
Organisation CTBTO
Die Abgeordneten zum Bundesrat Erhard MEIER und Genossen
haben am 26. Juni 1997
unter der Nr. 1297/J - BR/1997 eine schriftliche
Anfrage betreffend Atom - Test - Stop -
Organisation CTBTO an den Bundesminister für
auswärtige Angelegenheiten gerichtet,
welche den folgenden Wortlaut hat:
"1. wie bewerten Sie die Errichtung der CTBTO
mit dem Sitz in Wien?
2. Wann wird Österreich den bereits unterzeichneten
Atom - Test - Stop - Vertrag ratifizieren,
um damit zu dokumentieren, daß Österreich
als Sitz der CTBTO diese Einrichtung be-
grüßt und für besonders zukunftsweisend
erachtet?
3. Welche Bemühungen wird Österreich international
unternehmen, um dazu beizutragen,
daß jene Staaten, die dem Atom - Test - Stop
- Abkommen noch nicht beigetreten sind,
insbesondere jene Staaten, die Atomwaffen zu entwickeln
versuchen, in der Zukunft
ebenfalls der CTBTO beitreten und auf Atomtests verzichten?
4. Inwieweit werden die Bemühungen Österreichs
fortgesetzt und verstärkt, über den Stop
von atomaren Tests hinausgehend die gesamte Abrüstungsthematik
voranzutreiben?
5. Gibt es konkrete Pläne und Daten über
internationale Konferenzen und Veranstaltun -
gen auf europäischer und auf internationaler
Ebene (UN und andere Organisationen),
wo Österreich teilnehmen und sich mit ganzer
kraft für Fortschritte auf dem Gebiet in -
ternationaler Abrüstungsbestrebungen einsetzen
wird."
Zu Frage 1:
Mit Anfang April 1997 hat die Vorbereitungskommission
sowie das Provisorische Sekreta -
riat ihre Tätigkeit in Wien aufgenommen. Die
Organisation selbst kann gemäß dem Ver -
trag (CTBT) erst mit Unterzeichnung und Ratifizierung
von 44, in einem Annex zum Ver -
trag genannten Staaten, unter ihnen Indien und Pakistan
sowie auch Österreich, aufleben.
Die Aufnahme der Tätigkeit der Vorbereitungskommission
sowie des Provisorischen Se -
kretariates ist sowohl vom außenpolitischen
Standpunkt als auch aus Sicht Österreichs als
Sitzstaat positiv zu bewerten. Die bisher erzielten
Ergebnisse bereiten den schrittweisen
Übergang des bisher in Washington (Arlington),
USA, tätigen Internationalen Datenzen -
trums nach Wien vor. Gleichzeitig konnten die bisher
abgehaltenen 3 Plenarsitzungen der
Vorbereitungskommission sowie die Expertentreffen
der beiden eingesetzten Arbeitsgrup -
pen eine Reihe von Beschlüssen fassen bzw. vorbereiten,
die eine volle Tätigkeit der Or -
ganisation in Wien bis 1999 gewährleisten werden.
Das Provisorische Sekretariat kommt
heute bereits einer Vielzahl von Aufgaben unter dem
Vertrag nach und stellt somit die
Kontinuität der internationalen Überwachung
(24 - Stunden - Datenfluß) sicher. Den Vertrag
habe ich daher nach Beschluß der Bundesregierung
vom 27. Mai 1997 zur Ratifizierung
an das Parlament übermittelt.
Aus Sicht Österreichs ist festzustellen, daß
es sich um eine wichtige Stärkung des Stand -
ortes Wien als Sitzstaat internationaler Organisationen
handelt, da insgesamt ca. 280 -
320 Personen nach voller Tätigkeitsaufnahme
der Organisation in Wien tätig sein werden.
Die Ansiedlung der CTBTO unterstreicht die Bedeutung
Wiens als globales Nuklearverifi -
kationszentrum.
Zu Frage 2:
Wie bereits unter 1) angeführt, habe ich den
Vertrag zur Ratifizierung bereits dem Parla -
ment übermittelt.
Zu Frage 3:
Österreich weist in relevanten bilateralen Kontakten
immer wieder auf die Wichtigkeit der
universellen Vertragsgeltung und - Anwendung, insbesonders
gegenüber allen, im Annex
zum Vertrag aufgeführten 44 Staaten, hin. In
Weiterführung des langjährigen Auftretens
gegen Atomtests setzt sich Österreich auch bei
multilateralen Konferenzen für die Auf -
nahme entsprechender Textpassagen ein.
Darüber hinaus hat Österreich im EU - Rahmen
gemeinsam mit seinen Partnern die Präsi -
dentschaft der Europäischen Union beauftragt,
Interventionen auf globaler Ebene für eine
rasche Ratifizierung durch möglichst viele Staaten
und die Erzielung eines baldigen In -
kraftretens vorzunehmen.
Österreich wird an den im Vertrag ab 1999 vorgesehenen
jährlichen Vertragsstaaten -
konferenzen aktiv teilnehmen, auf der Möglichkeiten
der Sicherstellung einer universellen
Mitgliedschaft erörtert werden sollen.
Zu Fragen 4 und 5:
Neben der Unterstützung des Aufbaues von Strukturen
zur entsprechenden Vertragsum -
setzung des CTBT ist Österreich insbesonders
auf folgenden Gebieten aktiv:
Verhandlungen eines umfassenden Verbotes von Anti
- Personenminen: Auf Einladung der
norwegischen Regierung finden vom 1. - 19. September1997
im Rahmen des sogenann -
ten "Ottawa Prozesses" Verhandlungen über
ein international verbindliches Übereinkom -
men über ein Verbot des Einsatzes, der Erzeugung,
der Lagerung und des Transfers von
Anti - Personenminen statt. Die Verhandlungen finden
auf der Grundlage eines von Öster -
reich in einem weltweiten Konsultationsprozeß
erstellten Konventionsentwurfes statt.
Verhandlungen zur Erstellung eines Verifikationsprotokolles
zur Biologiewaffenkonvention
1972: Österreich nimmt an den Verhandlungen
mit einer Reihe spezifischer österr. Initiati -
ven aktiv teil. Verhandlungsrunden sind derzeit jeweils
3 Wochen im Juli/August sowie
September/Oktober 1997 und Februar/März, Juli/August
und September/Oktober 1998 in
Genf vorgesehen.
Aktive Teilnahme der österreichischen Delegation
bei der 1 .Vertragsstaaten-Konferenz
der Chemiewaffenkonvention (6. - 23. Mai 1997) und
Vorbereitung der 2. Vertragsstaa -
tenkonferenz vom 1 - 5. Dezember 1997 in Den Haag,
bei der insbesondere Fragen der
Abwicklung von Verifikationsmaßnahmen und Budget
1998 behandelt werden sollen. Es
wird darüber hinaus erwartet, daß die
russische Föderation, der zweite Staat, der den Be -
sitz von Chemiewaffen erklärt hat, noch vor
Beginn der 2. Vertragsstaatenkonferenz die
Chemiewaffenkonvention ratifizieren wird.
Konvention zum Verbot der Produktion spaltbaren Materials
für Waffenzwecke: Österreich
tritt im Bereich der nuklearen Abrüstung derzeit
insbesondere für die ehestmögliche Ver -
handlungsaufnahme über eine derartige Konvention
ein, da damit ein konkreter Schritt zur
Verhinderung der Herstellung neuer Atomwaffen erzielt
werden könnte.
Allgemeines Engagement Österreichs in den Abrüstungsgremien
der UN, wie die Erste
Kommission der Generalversammlung, der Genfer Abrüstungskonferenz
und die Abrü -
stungskommission, sowie bei den Verhandlungen über
Vertrauensbildung und Rüstungs -
kontrolle im Rahmen der OSZE.