1983/AB-BR/2004
Eingelangt am 21.05.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie
Anfragebeantwortung
Die schriftliche Anfrage Nr. 2181/J-BR/2004 betreffend
TOP 23 der Tagesordnung der
Ministerratssitzung
vom 14. April 2004, die die Bundesräte Prof. Konecny und GenossInnen am 14.
April
2004 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
Fragen 1 bis 4:
Wie lautet Ihr Bericht betr. Breitbandstrategie für
Österreich, der auf der Tagesordnung des
Ministerrates
am 14. April 2004 stand?
Was ergab die Diskussion im Ministerrat?
Welche
Beschlüsse wurden gefasst?
Welchen Wortlaut haben diese?
Antwort:
Der Bericht des Bundesministers für Verkehr, Innovation und
Technologie, betreffend
Breitbandstrategie
für Österreich wurde in der 47. Sitzung des Ministerrates am 14. April 2004
ohne
formelle
Diskussion beschlossen.
Der gegenständliche Bericht ist meiner
Anfragebeantwortung angeschlossen (siehe auch Hompage
des
bmvit www.bmvit.qv.at - "Breitbandinitiative des
Bundes").
Beilage
Beilage
BUNDESMINISTERIUM FÜR
VERKEHR, INNOVATION
UND TECHNOLOGIE
GZ: 17016/2-CS3/04
Vortrag an
den Ministerrat
Betreff: Breitbandstrategie für Österreich
Nachdem das bmvit die Liberalisierung
des Telekommunikationsmarktes in
Österreich
sehr früh und effektiv umgesetzt hat, kam es mit dem Sinken der Preise
für
Telekomdienstleistungen auch gerade im Vergleich zu vielen anderen EU-
Mitgliedsstaaten
zu einer frühen Markteinführung von Breitbandanwendungen. So
wurden Breitbanddienste in Österreich erstmals 1997 mit den ersten umgerüsteten
Kabel TV Netzen auf den Markt gebracht, 1999 folgten die ersten ADSL Angebote
über
die Telefon-Teilnehmeranschlussleitung und seit 2002 wird vereinzelt auch die
Glasfasertechnologie
Fiber To The Home angeboten.
Nach dem raschen Wachstum der gesamten
Informations- und Kommunikations-
technologiebranche
bis Ende der 90er Jahre mit teilweise übertriebenen
Investitionen,
überzogenen Bewertungen an den Aktienmärkten und unhaltbaren
Geschäftsmodellen
kam es 2000 zu einem Absturz der Aktienkurse, der tiefgreifende
Anpassungen
zur Folge hatte. Nach diesem Rückschlag folgten zwei Jahre der
Konsolidierung.
Heute bestehen wieder gute Ausgangsbedingungen für ein stärkeres
Wachstum
der Branche. Voraussetzung dafür ist aber, dass die
Telekommunikationsunternehmen
ihre im Rahmen der Konsolidierungsphase
beträchtlich
verringerten Investitionen wieder steigern.
Von der EU wurde im
Vorwort zum Aktionsplan eEurope 2005 festgehalten: Die
Informationsgesellschaft
besitzt großes, unausgeschöpftes Potenzial zur
Verbesserung
der Produktivität und der Lebensqualität. Diese Entwicklungen bieten
beachtliche wirtschaftliche und soziale Chancen. Neue Dienste, Anwendungen und
Inhalte werden neue Märkte schaffen, zur Verbesserung der Produktivität
beitragen
und
damit neues Wachstum und den Anstieg der Beschäftigung in der gesamten
Wirtschaft bewirken.
Den Informations- und Kommunikationstechnologien kommt in
der EU ein wichtiger Stellenwert zur Erreichung der Ziele der Lissabon
Strategie zu,
die das Ziel hat, die Union in zehn Jahren zur dynamischsten,
wettbewerbsfähigsten
und
nachhaltigsten Wirtschaft der Welt zu machen. Die Verfügbarkeit einer
modernen
Breitband-Infrastruktur ist dabei eine Schlüsselvoraussetzung für die
Informationsgesellschaft. So ist die Verfügbarkeit von zuverlässigen,
preiswerten,
hochwertigen
und innovativen Netzen ein entscheidender Faktor für die
wirtschaftliche
Stärke und Innovationskraft eines Landes.
In der Mitteilung der
Kommission: „Hochgeschwindigkeitsverbindungen für Europa:
Neue
Entwicklungen in der elektronischen Kommunikation", in der die
Wirtschaftslage
der USA mit der in Europa verglichen wird, kommt die Kommission
zum
Schluss, dass die Wachstumskluft zwischen der EU und den USA seit Mitte der
90er
Jahre besonders deutlich geworden ist. So nahm die Arbeitsproduktivität seit
Mitte
der 90er Jahre in den USA um vieles schneller zu als in Europa, wobei die
stärkste
Zunahme in den Wirtschaftszweigen eintrat, die IKT produzierten oder die
IKT
am intensivsten einsetzten.
Die Stärke der
europäischen Staaten liegt in der elektronischen Kommunikation.
Diese
Branche lieferte in den letzten Jahren den größten Beitrag zum
Produktivitätszuwachs
in Europa und tut dies weiterhin. Die EK kam daher zur
Ansicht, dass zur Überbrückung der
Produktivitätskluft die europäischen Staaten
daher ihren Wettbewerbsvorteil in
Bezug auf ihre florierende Branche der
elektronischen Kommunikation
ausspielen sollten und regte Aktionen für notwendige
Infrastruktur, für das Breitband und
für die dritte Generation mobiler
Kommunikationsdienste an.
Der Breitbandbereich war auch die
erfreulichste Entwicklung der Branche im Jahr
2003. In ganz Europa
verdoppelte sich binnen eines Jahres die Zahl der
Breitbandteilnehmer. So gab es im Oktober
2003 bereits fast 20 Millionen
Anschlüsse. In Österreich hat sich
dagegen das Wachstum mit 37,5 % nicht so
erfreulich entwickelt. Österreich ist im europäischen Vergleich im
Breitbandbereich
ins Mittelfeld abgerutscht.
Österreich
soll im Breitbandbereich zu den Besten in Europa gehören!
Breitband ermöglicht
dank verbesserter Interaktivität die aktive Beteiligung
geographisch
isolierter Bürger am sozialen und gesellschaftlichen Leben. Es
verbessert
ihren Lebensstandard, indem es Entfernungen überbrückt und die
Gesundheitsfürsorge, Bildung und Ausbildung sowie den Zugang zu öffentlichen
Diensten erleichtert. Daneben trägt die Verbreitung der Informations- und
Kommunikationstechnologie
wesentlich zum Produktivitätsanstieg der Wirtschaft bei.
Die
neuen Informations- und Kommunikationstechnologien können jedoch nur
genutzt
werden, wenn entsprechende Netzzugänge vorhanden sind.
Das bmvit strebt an,
im Einvernehmen und in einer gemeinsamen Kraftanstrengung
mit
den Ländern und privaten Anbietern die Voraussetzungen dafür zu schaffen,
dass
bis Ende 2007 eine flächendeckende Breitbandverfügbarkeit Realität wird.
Abdeckung der
Regionen mit mangelnden Breitbandstrukturen
Um eine flächendeckende Abdeckung der
bislang unversorgten Regionen zu
ermöglichen,
ist durch das bmvit im Wege der Rundfunk & Telekom Regulierungs-
GmbH
(RTR) eine Erhebung über die infrastrukturelle Versorgungslage
durchzuführen.
Dabei sollen die verschiedenen technischen Möglichkeiten und deren
Verbreitung
geographisch erfasst werden.
Des weiteren sollen dieser Erhebung
auch Daten aus verschiedensten statistischen
Quellen
eingepflegt werden, die eine Analyse der regionalen Bedarfe und
Möglichkeiten
berücksichtigen. Konkret sollen bezogen auf den jeweiligen
Siedlungspunkt
Daten über die geografische Streuung von öffentlichen
Einrichtungen,
Unternehmen und Bürgern einfließen, sowie deren
Nachfrageverhalten
simuliert werden können.
Da das Ziel der
Erhöhung der Verfügbarkeit in allen nicht versorgten Regionen mit
den vorhandenen finanziellen Ressourcen nicht sofort erreicht werden kann, sind
Prioritäten für den
Ausbau festzulegen. Diese Prioritäten ergeben sich aus den
Zielen der Bundesregierung zur Realisierung
der Informationsgesellschaft und
entsprechen damit auch insbesondere
den Zielen des Aktionsplans e-Europe 2005.
Eines der dort angeführten Ziele ist,
dass bis Ende 2005 alle öffentlichen
Verwaltungen breitbandig an das
Internet angeschlossen sein sollen. Es sind daher
vorrangig diejenigen Regionen zu
fördern, die öffentliche Einrichtungen sowie
Unternehmen beinhalten, unter
Beachtung des regionalen Bedarfs.
Auf Grundlage der
erhobenen Daten und der oben genannten Prioritäten werden in
einem
objektiven Bewertungsverfahren durch das bmvit gemeinsam mit der RTR
eine
Reihung für diejenigen Regionen erarbeitet, die bislang unversorgt sind und wo
eine
Erschließung durch den Markt aufgrund der geringen Nachfrage auch nicht in
absehbarer
Zeit erfolgen würde.
Zur Stimulierung des
Breitbandausbaues selbst wird vom bmvit ein von Bund,
Ländern
und der EU gemeinsam getragenes Förderungsprogramm gestartet, das die
Stimulierung
des Ausbaus der Breitbandinfrastruktur durch Betreiber iSd TKG 2003
innerhalb der förderungswürdigen Gebiete des ländlichen Raumes zum Ziel hat,
die
BREITBANDINITIATIVE
2003.
Das Ziel dieser BREITBANDINITIATIVE
2003 ist es, mithilfe eines PPP
Fördermodells,
den öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Bürgern in den
förderungswürdigen
Gebieten durch die Schaffung einer zuverlässigen, preiswerten,
hochwertigen
und innovativen Breitbandinfrastruktur die Nutzung der modernen
Informations-
und Kommunikationstechnologien zu ermöglichen, um in Folge die
regionale Penetrationsrate zu steigern. Dieses Förderprogramm schafft also die
Voraussetzungen
für den Zugang zu den modernen Diensten und Anwendungen,
womit
eine erhöhte Produktivität auch in den entlegeneren Gebieten ermöglicht und
zugleich eine Verringerung von geographischen Disparitäten erreicht wird.
In Zeiten knapper öffentlicher
Budgets eröffnen gerade PPP Modelle neue
Finanzierungsmöglichkeiten
zur Durchführung ausgabenintensiver Projekte. Durch
eine wechselseitige Bereitstellung
von Informationen und Fähigkeiten sind
Beschleunigungseffekte erzielbar. Auch wird eine Effizienzsteigerung durch eine
zielorientierte
Aufgaben- und Funktionsteilung erreicht.
Zur Finanzierung der
BREITBANDINITIATIVE 2003 des bmvit sind im Budget für
2004
10 Mio. € eingeplant, ein mindest gleich hohes Förderungsvolumen der Länder
ist zwingend vorgesehen. Eine EU-Kofinanzierung ist, bei entsprechender
Vorsorge
durch die
Bundesländer, im Rahmen der EU-Strukturfonds anzustreben. Die
Dringlichkeit dieses Förderprogramms ergibt
sich auch durch die nur mehr bis Ende
2006 gegebene Möglichkeit der Inanspruchnahme von EU-Strukturfonds Mitteln. Die
Förderung selbst besteht aus einem
nicht rückzahlbaren Zuschuss für die
infrastrukturelle Erschließung der
förderungswürdigen Regionen (Siedlungspunkte,
Gemeinden) im ländlichen Raum.
Mit dieser
Initiative zur Schaffung einer Zugangsmöglichkeit zu den modernen
Informations- und Kommunikationstechnologien auch in den ländlichen und bislang
nicht versorgten Regionen unterstützt das bmvit die laufenden Maßnahmen zur
Förderung
der Informationsgesellschaft.
Durch die geographische Verbreiterung
der Nutzungsmöglichkeit unterstützt die
BREITBANDINITIATIVE
2003 des bmvit auch die laufende E-Govemment Offensive.
Obwohl
die Nutzung der modernen öffentlichen online Dienste grundsätzlich keine
breitbandige
Anbindung beim einzelnen Bürger voraussetzt, ist eine
benutzfreundliche
und damit auch realistische Nutzung nur mittels Breitband
tatsächlich
vorstellbar. Mit der stärkeren Durchdringung von Breitbandanschlüssen
werden
aber nicht nur die in der E-Government Offensive erarbeiteten Angebote
stärker
genutzt werden, sondern es können auch von kleineren und bislang nicht
versorgten
öffentlichen Einrichtungen lokale Angebote geschaffen werden.
Darüber hinaus schafft eine höhere
Penetration mit Breitbandanschlüssen auch ein
Potential für kommerzielle Dienste privater Dienstleistungsanbieter und damit
einen
wichtigen Impuls für die österreichische Wirtschaft.
Durch die
Stimulierung des Breitband Infrastrukturausbaues unterstützt das bmvit mit
der BREITBANDINITIATIVE 2003 und der darin angeführten Definition
eines
Breitbandanschlusses
auch die bestehenden einkommenssteuerrechtlichen
Fördermaßnahmen der Bundesregierung.
Um die einzelnen Bürger über die
Vorteile und Risiken der Nutzung modernen
Informations-
und Kommunikationstechnologien aufzuklären, müssen darüber hinaus
digitale Kompetenzen gefördert werden.
In diesem Bereich wird das bmvit in
Zusammenarbeit mit der Rundfunk und Telekom
Regulierungs-
GmbH durch verschiedenste Aktivitäten die Bewusstseinsbildung und
die
Vermittlung der erforderlichen Kompetenzen vorantreiben.
Über den Fortschritt
bei der Umsetzung der BREITBANDINITIATIVE 2003 wird im
Rahmen
der Bundesregierung spätestens Ende 2004 Bericht erstattet.
Ich stelle den
Antrag
die Bundesregierung wolle diesen Bericht zur Kenntnis zu nehmen.
Wien, am 7.
April 2004
Hubert Gorbach e.h.