2028/AB-BR/2004
Eingelangt am 12.08.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
Die schriftliche
Anfrage Nr. 2209/J-BR/2004 betreffend Güterverkehr auf der Donau, die die
Bundesräte
Gottfried Kneifel und Kolleginnen am 1. Juli 2004 an mich gerichtet haben,
beehre ich
mich wie folgt zu beantworten:
Frage 1:
Welche Ausbauten in
der Donau sind geplant, um die Abladetiefe von mindestens 2,5 Meter ganz-
jährig zu garantieren?
Antwort:
Zur Verbesserung der
Fahrwasserverhältnisse in der Donau laufen derzeit die Planungen und das
Vorverfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung für das "Flussbauliche
Gesamtprojekt östlich von
Wien". Im Rahmen eines Leitungsausschusses der sich aus den vier
Fachbereichen Schifffahrt,
Wasserbau, Ökologie und Regionalwirtschaft zusammensetzt, hat man sich
auf konsensuale
Planungskriterien geeinigt, welche eine win-win-Situation für Ökologie,
Schifffahrt und Wasserbau
darstellen.
Im Konkreten soll(en):
•
durch die Granulometrische Sohlverbesserung die
fortschreitende Eintiefung der Do-
nausohle gestoppt
werden,
•
durch die Herstellung einer Fahrwassertiefe von 2,8 m
in granulometrisch gesicherten
Bereichen und durch eine ökologisch bedingte
iterative und adaptive Umsetzung von
2,7 m in granulometrisch nicht gesicherten Bereichen eine
Verbesserung der Ablade-
tiefe von 2 dm für
Schubverbände sichergestellt werden,
•
eine deutliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit für
Selbstfahrer durch Steigerung
der Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit der festgelegten
Fahrwasserparameter in Verbin-
dung mit
begleitenden Infrastrukturmaßnahmen garantiert werden,
•
durch Uferrückbauten und Gewässervernetzungen die
ökologischen Rahmenbedingungen
insbesondere im Nationalpark
Donauauen nachhaltig verbessert werden.
Frage 2:
Wie hat sich der
Güterverkehr auf der Donau seit dem Jahr 2000, aufgeschlüsselt nach Jahr und
Menge, sowie aufgeteilt nach Transitverkehr und Verkehr dessen Ziel-
oder Ausgangspunkt in Ös-
terreich liegt, entwickelt?
Antwort:
Folgende
Tabelle spiegelt die Verkehrsentwicklung im Güterverkehr auf der
österreichischen
Donau im Zeitraum 2000 - 2003 wider:
Jahr |
Import |
Export |
Transit |
Inland |
Gesamt |
2000 |
5.449.896 |
1.190.870 |
3.192.854 |
1.146.284 |
10.979.904 |
2001 |
5.606.990 |
1.257.567 |
3.563.390 |
1.205.726 |
11.633.673 |
2002 |
6.311.836 |
1.554.834 |
3.889.034 |
560.747 |
12.316.451 |
2003 |
5.225.124 |
1.567.262 |
3.024.787 |
920.181 |
10.737.355 |
Güterverkehrsaufkommen
auf der österreichischen Donau 2000 - 2003 [in Tonnen]
Dazu möchte ich
anmerken, dass der Rückgang der transportierten Verkehrsmenge im Jahr 2003
auf die extrem lang andauernde Niederwasserperiode von Juni bis Oktober
2003 zurückzuführen
ist. Die Verkehrsentwicklung auf der österreichischen Donau für den Zeitraum
1992 - 2003 (also
seit Eröffnung des
Main-Donau Kanals) stellt sich wie folgt dar:
|
West |
Ost |
Transit |
|
||||
Jahr |
Import |
Export |
Import |
Export |
Berg |
Tal |
Inland |
Gesamt |
1992 1) |
634.818 |
158.953 |
3.392.944 |
684.000 |
963.825 |
260.644 |
609.680 |
6.704.864 |
1993 1) |
878.922 |
475.812 |
3.009.694 |
261.502 |
1.044.361 |
341.449 |
530.042 |
6.541.782 |
1994 1) |
942.837 |
574.966 |
3.524.509 |
59.596 |
1.529.312 |
641.470 |
433.176 |
7.705.866 |
1995 1) |
1.153.757 |
680.166 |
3.446.388 |
109.057 |
2.266.854 |
612.597 |
521.641 |
8.790.460 |
1996 2) |
1.166.783 |
589.412 |
4.123.453 |
223.055 |
1.982.645 |
678.094 |
539.439 |
9.302.831 |
1997 |
1.176.607 |
544.138 |
3.890.652 |
235.872 |
1.843.077 |
814.853 |
698.926 |
9.204.125 |
1998 |
1.180.122 |
765.109 |
4.128.857 |
157.552 |
2.079.764 |
960.646 |
964.437 |
10.236.487 |
1999 3) |
1.526.466 |
935.417 |
3.646.013 |
328.581 |
1.949.177 |
828.175 |
773.673 |
9.986.502 |
2000 |
1.792.841 |
911.641 |
3.657.055 |
279.229 |
2.153.874 |
1.038.982 |
1.146.284 |
10.979.904 |
2001 |
1.728.336 |
817.360 |
3.878.654 |
440.207 |
2.211.669 |
1.351.721 |
1.205.726 |
11.633.673 |
2002 |
1.846.620 |
848.552 |
4.465.216 |
706.282 |
2.594.141 |
1.294.894 |
560.747 |
12.316.451 |
2003 |
1.703.758 |
880.674 |
3.521.366 |
686.588 |
2.031.435 |
993.352 |
920.181 |
10.737.355 |
1) Jugoslawien-Krise
92/95 Quelle: Statistik Austria, Bearbeitung via donau
2) Ende der
Jugoslawien -Krise He
3) Beginn der
2. Jugoslawien-Krise (Behinderungen durch zerstörte Brücken in Novi Sad)
Frage 3:
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Güterverkehrs auf
der Donau im Hinblick auf Road-Pricing
und EU-Erweiterung
in den nächsten fünf Jahren?
Antwort:
Die Beurteilung der
Entwicklung des Güterverkehrs auf der Donau in den nächsten 5 Jahren ist
grundsätzlich positiv einzustufen, wobei die Auswirkungen der
EU-Osterweiterung und des Road-
Pricings nur schwer abschätzbar sind. Mittelfristig führt die Integration
der osteuropäischen Staa-
ten in die EU sicherlich zu einer Intensivierung der
Wirtschaftsverflechtungen und somit auch zu
einer Erhöhung des
Transportaufkommens mit diesen Staaten. Das Road-Pricing für den Lkw führt
zu mehr Kostenwahrheit im Straßengüterverkehr
und somit zu einer relativen Verbesserung der
Wettbewerbssituation für die
Wasserstraße. Die Effekte des Road-Pricings alleine werden jedoch
nicht ausreichen um nachhaltige Verlagerungseffekte von der Straße auf die
Wasserstraße zu er-
zielen. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist daher kurzfristig mit
durchschnittlichen jähr-
lichen Steigerungsraten von etwa 2-3%
auf der österreichischen Donau zu rechnen, wenn keine
extreme Niederwasserperiode die
Schifffahrt beeinträchtigt. Dieses Wachstum bedeutet bei einem
durchschnittlichen Verkehrswachstum von 5-6% im Donaukorridor einen Rückgang im
Modal-Split
Anteil der Binnenschifffahrt gegenüber den anderen Verkehrsträgern,
insbesondere gegenüber der
Straße.
Mittelfristig ist vor
allem durch die Verbesserung der infrastrukturellen Voraussetzungen der
Wasserstraße Donau - welche derzeit im Rahmen des „Flussbaulichen
Gesamtprojektes östlich
von Wien" konzipiert werden - sowie durch die Einführung von
modernen Informationssystemen in
der Binnenschifffahrt mit einer nachhaltigen Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit der Wasser-
straße Donau zu rechnen. Aktuelle Verkehrsprognosen für das Jahr 2015 vom
Österreichischen
Institut für
Raumplanung (ÖIR) geben eine mögliche Verkehrsmenge von etwa 28 Mio. Tonnen auf
der österreichischen Donau an, dies würde
gegenüber den heutigen Verkehrsmengen beinahe
eine Verdreifachung des Güterverkehrsaufkommens bedeuten.
Frage 4:
Welchen Stellenwert
hat der Ausbau der Donau in den Konzepten ihres Ministeriums?
Antwort:
Der Ausbau der Donau
zählt zu den prioritären Vorhaben meines Ressorts, ist im
Generalverkehrsplan verankert und ist im Rahmen des TEN-Programmes der
EU, als prioritäres
Vorhaben eingestuft. Der Donauausbau wurde seitens des bmvit auch im
Rahmen des
MlP-Programmes (2006 -2015) zur Förderung eingereicht und von der
Europäischen Kommission
in ihr
Förderungsprogramm aufgenommen.
Frage 5:
Welche konkreten
Umsetzungsschritte dieser Konzepte sind geplant und welche Budgetmittel sind
dafür bis 2010 vorgesehen?
Antwort:
Folgende Umsetzungsschritte sind geplant:
•
Erstellung
des UVE-Konzeptes (abgeschlossen)
•
Detail
und Einreichplanung (Mitte 2004 - Mitte 2005)
•
Durchführung
des Umweltverträglichkeitsverfahrens (2005 -2006)
•
Modell-
und Pilotversuch (1:1 Naturversuch) (2004 - 2006)
•
Umsetzung
der Bauphase (2006-2010)
Die budgetären Mittel
sind im Rahmen des Generalverkehrsplanes veranschlagt und werden im
Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen im Zuge der jährlichen
Bundesvoranschlagserstellung insbesondere auch als nationale Kofinanzierungsbeiträge
für die
MIP-Förderung der
Europäischen Kommission sicherzustellen sein.
Frage 6:
Derzeit läuft die
Vorbereitung für die österreichische EU-Ratspräsidentschaft. Ist in ihrem
Ministe-
rium dafür Sorge getragen, dass der Donaugüterverkehr und der Donauausbau einen
besonderen
Arbeitsschwerpunkt einnehmen?
Antwort:
Mein Ressort wird sich bei der EU-Ratspräsidentschaft auf
allenfalls noch erforderliche Schritte
zum formalen Beschluss
einer Änderung der Technischen
Richtlinie für Binnenschiffe,
RL
82/714/EWG, sowie auf die Behandlung einer Rahmenrichtlinie für die
Internationale Beförderung
gefährlicher Güter auf Wasserstraßen (Arbeitstitel:
ADN-Rahmenrichtlinie)
konzentrieren.
Neben dem Donauausbau
sind noch eine Reihe weiterer Entwicklungsmaßnahmen geplant:
•
Implementierung des Schifffahrts- und
Transportinformationssystem DoRIS - „Donau River
Information Services"
•
Unterstützung der Donaustaaten bei Aufbau und Einsatz von
River Information
•
Services
•
Entwicklung der österreichischen Häfen zu intermodalen
Logistikzentren
•
Förderung von Hochwasserschutz und Infrastrukturmaßnahmen
in den Häfen
•
Verbesserung der Verknüpfung zwischen Wasserstraße und
Schienenverkehr
•
Aufbau von Haus-zu-Haus Liniendiensten im intermodalen
Verkehr
•
Förderung
der
Konzentration
von
Industriestandorten
in unmittelbarer Nähe der
Wasserstraße Donau
•
Vereinheitlichung der Rechtsvorschriften für
die
Binnenschifffahrt
entlang der
Rhein-Main-Donau
Wasserstraße
•
Bereitstellung von Fördermittel für den umweltfreundlichen
Verkehrsträger Schifffahrt.