2320/AB-BR/2007

Eingelangt am 31.07.2007
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

 

 

An den                                                                                               Zl. LE.4.2.4/0073-I 3/2007

Herrn Präsidenten

des Bundesrates

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 26. Juli 2007

 

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. der Bundesräte Jürgen Weiss, Kolleginnen und

            Kollegen vom 21. Juni 2007, Nr. 2529/J-BR/2007, betreffend

            Bekämpfung des Feuerbrandes im Obstbau

 

 

 

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Kolleginnen und Kollegen vom 21. Juni 2007, Nr. 2529/J-BR/2007, betreffend Bekämpfung des Feuerbrandes im Obstbau, beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:

 

Zu Frage 1:

 

In Österreich wird im Rahmen von sechs interdisziplinären und interinstitutionellen Forschungsprojekten an der Bekämpfung von Feuerbrand seit Jahren intensiv geforscht, um den Befall und die Ausbreitung zu verhindern. Ein Schwerpunkt dieser Forschungsaktivitäten sind Untersuchungen zu alternativen Bekämpfungsansätzen. Dabei wird als langfristige präventive Strategie die Verringerung der Anfälligkeit der Obstsorten verfolgt.

 

Wichtige Erkenntnisse dazu konnten bereits im abgeschlossenen Forschungsprojekt der    AGES „Risikoabschätzung und Strategien zur Bekämpfung von Feuerbrand“ erlangt werden. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes wurden in Form des Abschlussberichtes den amtlichen Pflanzenschutzdienststellen der Länder, den Landwirtschaftskammern, dem Bundesobstbauverband, dem Imkerbund und der LKÖ zur Kenntnis gebracht und in mehreren populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen auch den Praktikern vermittelt. Das im Jahr 2006 neu

 

bewilligte AGES-Projekt „Untersuchungen zu ausgewählten Parametern im Hinblick auf die Verbesserung der Möglichkeiten zur Vorbeugung und Bekämpfung von Feuerbrand (Erwinia amylovora)“ unterstützt vor allem den langfristigen präventiven Ansatz. Kurz- bis mittelfristige Strategien befassen sich einerseits mit der Entwicklung und Erprobung alternativer Kontrollmöglichkeiten des Feuerbranderregers und andererseits auch mit der Bekämpfungstechnik per se.

 

Die an der AGES regelmäßig stattfindenden Round Table Meetings sind ein Forum, bei dem alle fachlich-wissenschaftlichen Aktivitäten zusammengeführt und diskutiert werden. Nähere Informationen (z.B. die Round Table Protokolle) stehen dazu auf der AGES-Homepage zur Verfügung:

(http://www.ages.at/servlet/sls/Tornado/web/ages/content/3D47587FBF33A2F0C1256ED10038FFE7).

 

Über die Forschungsaktivitäten und über die Gefährlichkeit und Kontrollmöglichkeiten des Feuerbranderregers wurden auch die Bevölkerung, Obstbäuerinnen und Obstbauern sowie Imkerinnen und Imker unter Einbindung der zuständigen Landesstellen informiert. Diese Maßnahmen umfassten seitens der AGES die Erstellung einer Website auf der Homepage  (http://www.ages.at), kostenlose Informations-Folder zum Thema Feuerbrand (im Zeitraum von 2004 bis Juli 2007 wurden insgesamt rd. 75.000 Folder versandt; hievon heuer 20.000 Stück; dieselbe Anzahl ist auch für 2008 geplant), mehrere populärwissenschaftliche Veröffent-lichungen und umfangreiche Pressearbeit.

 

Zu Frage 2:

 

Im Rahmen des Projektes „Risikoabschätzung und Strategien zur Bekämpfung von Feuerbrand “ der AGES wurden u. a. ausgewählte Apfel- und Birnensorten hinsichtlich ihrer Feuerbrandanfälligkeit, unter spezieller Berücksichtigung von landestypischen Lokalsorten, evaluiert.

 

 

Im Glashaus (Quarantänekabine) wurde die Triebanfälligkeit von 56 Apfelsorten und 36 Birnensorten mittels künstlicher Inokulationen getestet. Ebenfalls wurde die Blüten-empfindlichkeit von verschiedenen Apfelsorten gegenüber Feuerbrand geprüft (siehe dazu:

http://www.ages.at/servlet/sls/Tornado/web/ages/content/3D47587FBF33A2F0C1256ED10038FFE7).

 

Die Bekämpfungsversuche durch Blossom Protect fb®  beschränkten sich 2006 auf Versuche zur Ausbringung des Präparates (bzw. der darin enthaltenen Hefe-Stämme) durch Bienen. Im Glashaus (Bienenflugkäfig) konnte der Feuerbrandbefall durch diese Methode auf weniger als die Hälfte reduziert werden. Da aber die Frage der möglichen Berostungsförderung des Präparates bisher nicht ausreichend beantwortet werden konnte, wurden diesbezügliche Freilandtestungen am landwirtschaftlichen Versuchszentrum für Obst- und Weinbau in Graz-Haidegg 2006 ohne Wirksamkeitsprüfung gegen Feuerbrand wiederholt. Im Jahr 2007 fand ein Versuch zur Ausbringung von Blossom Protect fb®  unter Praxisbedingungen in Vorarlberg statt, wobei sich zeigte, dass weitere technische Verbesserungen notwendig sind.

 

Zur Risikoabschätzung der Ausbreitung des Feuerbranderregers durch alternative Wirtspflanzen wurden auch Studien zum Wirtspflanzenkreis durchgeführt.

 

Auf Vorschlag des amtlichen Pflanzenschutzdienstes wurde eine Reihe von feuerbrand­hemmenden Pflanzenschutzmitteln getestet, jedoch ohne eine Wirkung zu bestätigen.

 

Zu Frage 3:

 

Die in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Feuerbrand sind im amtlichen Pflanzenschutzmittelregister unter

http://www15.ages.at:7778/pls/psmlfrz/pmgweb2$.Startup?z_user=www

eingetragen.

 

Diese Pflanzenschutzmittel („Cuprofor flüssig“, „Funguran“ und „Regalis“) sind derzeit in Österreich für den Einsatz gegen Feuerbrand zugelassen und stehen voraussichtlich auch in der Saison 2008 zur Verfügung, vorbehaltlich einer Entscheidung auf EU-Ebene im Rahmen der Wirkstoffbewertung, die eine Aufhebung der Zulassung von Amts wegen bedingt. Allerdings ist der Wirkungsgrad dieser Mittel aufgrund der Wirkungsmodi bzw. durch Einschränkungen der Anwendung begrenzt.

 

Für das Pflanzenschutzmittel Blossom Protect fb® wurden vom Bundesamt für Ernährungssicherheit in den letzten Jahren Gefahr im Verzug-Zulassungen gemäß § 13 des Pflanzenschutzmittelgesetzes (PMG) 1997, BGBl. I Nr. 60/1997, i.d.g.F, für die Anwendung gegen Feuerbrand erteilt.  Auch für die Saison 2008 kann aus heutiger Sicht von einem derartigen Antrag ausgegangen werden. Für Herbst 2007 wurde auch der Antrag auf Aufnahme des Wirkstoffes in den Anhang I der Richt­linie 91/414/EWG angekündigt (Bewertung des Wirkstoffes auf EU-Ebene), wodurch künftig europa­weite Zulassungen von Blossom Protect fb® möglich sein werden.

 

Für das Pflanzenschutzmittel Strepto (Wirkstoff: Streptomycin) wurden in den Jahren 2005, 2006 und 2007 Gefahr im Verzug-Zulassungen gemäß § 13 PMG 1997 unter Vorschreibung strengster Bedingungen und Auflagen erteilt. Im Jahr 2007 wurde die erteilte Zulassung allerdings nicht in Anspruch genommen.

 

Die vorbeugende antibiotische Wirkung gegen Feuerbrand bei Anwendung des Pflanzenschutzmittels Strepto erzielt in wissenschaftlichen Versuchen und in der praktischen Anwendung hohe Gesamtwirkungsgrade. Bei sachgemäßer Anwendung sind keine phytotoxischen Reaktionen zu erwarten.

 

Dem Bundesamt für Ernährungssicherheit liegen derzeit keine Informationen seitens der Pflanzenschutzmittelfirmen oder Interessensvertretungen über beabsichtigte Anträge auf Zulassung von anderen Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung des Feuerbrandes vor.

 

Der Bundesminister: