Stenographisches Protokoll

 

 

 

 

 

738. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

 

Mittwoch, 20. September 2006

 

 


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738. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Mittwoch, 20. September 2006

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 20. September 2006: 13.04 – 17.46 Uhr

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Tagesordnung

Entschließungsantrag der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolle­gin­nen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampf­flugzeugen und Offenlegung der Verträge (153/A(E)-BR/2006 sowie 7643/BR d.B.)

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Inhalt

Bundesrat

Ansprache des Präsidenten Gottfried Kneifel .......................................................... 73

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................... 5

Verhandlungen

Entschließungsantrag der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampfflugzeugen und Offenlegung der Verträge (153/A(E)-BR/2006 sowie 7643/BR d.B.) ........................................................................ 5

Berichterstatter: Ewald Lindinger .................................................................................. 6

Redner:

Dr. Franz Eduard Kühnel ............................................................................................. 14

Albrecht Konecny.................................................................................................. 20, 68

Mag. Harald Himmer .............................................................................................. ..... 27

Stefan Schennach ................................................................................................... ..... 30

Ing. Siegfried Kampl .............................................................................................  34, 72

Harald Vilimsky ....................................................................................................... ..... 37

Bundesminister Günther Platter .......................................................................... ..... 42

Günther Köberl ....................................................................................................... ..... 48

Harald Reisenberger .............................................................................................. ..... 51


Bundesrat
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738. Sitzung / Seite 2

Eva Konrad .............................................................................................................. ..... 57

Ludwig Bieringer ...................................................................................................  60, 69

Wolfgang Schimböck ...........................................................................................  62, 72

Elisabeth Kerschbaum ........................................................................................... ..... 64

Günther Kaltenbacher ............................................................................................ ..... 66

Sonja Zwazl ............................................................................................................. ..... 70

Entschließungsantrag der Bundesräte Ludwig Bieringer, Kolleginnen und Kollegen betreffend klares Bekenntnis zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität – Ab­lehnung ........................................................................................  19, 73

Annahme des Selbständigen Entschließungsantrages 153/A(E)-BR/2006 der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampfflugzeugen und Offenlegung der Verträge (E 218-BR/06) .................................. 73

Eingebracht wurden

Anfragen der Bundesräte

Albrecht Konecny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Entscheidung der Bundesregierung zur Beschaffung der „Eurofighter“ (2436/J-BR/06)

Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Ökostromabwicklungsstelle (2437/J-BR/06)

Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Lärmschutz A 22 (2438/J-BR/06)

Eva Konrad, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wis­senschaft und Kultur betreffend bildungspolitische Tätigkeiten während des öster­reichischen EU-Vorsitzes (2439/J-BR/06)

Eva Konrad, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wis­senschaft und Kultur betreffend Lesetests des Ministeriums (2440/J-BR/06)

Wolfgang Schimböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Untätigkeit der Justiz im Kriminalfall BAWAG (2441/J-BR/06)

Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend aufgelassenes Gipsbergwerk in Maria Enzersdorf/NÖ (2442/J-BR/06)

Wolfgang Schimböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Autobahnanschluss Johannes-Kepler-Universität, Nichtberücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung und der Bedürfnisse einer hochwertigen Bildungseinrichtung (2443/J-BR/06)

Wolfgang Schimböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend disziplinäre Maßnahmen nach kritischen Äußerungen gegen einen ÖVP-Politiker (2444/J-BR/06)

Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Änderung des


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Abkommens mit der Bundesrepublik Deutschland über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen (2445/J-BR/06)

Erwin Preiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung betreffend Dolomitsteinbruch KG Bruckneudorf/Kaisersteinbruch (2446/J-BR/06)

Erwin Preiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Dolomitsteinbruch KG Bruckneudorf/Kaisersteinbruch (2447/J-BR/06)

Erwin Preiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Dolomitsteinbruch KG Bruckneudorf/Kaisersteinbruch (2448/J-BR/06)

Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Tilgungsfristen bei Sexualstraftätern (2449/J-BR/06)

Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Entwicklung des Flugverkehrs über Vorarlberg (2450/J-BR/06)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Elisabeth Kerschbaum, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Budget für Tiertransporte 2006, laufendes Jahr 2005, Jahresabschluss 2004 sowie das Budget für Tiertransporte 2007 im Bundesland Niederösterreich (2213/AB-BR/06 zu 2409/J-BR/06)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Bundesräte Wolf­gang Schimböck, Kolleginnen und Kollegen betreffend fehlende Betriebs­bereitschaft des Fuhrparkes in der Kaserne Linz-Ebelsberg (2214/AB-BR/06 zu 2406/J-BR/06)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Bundesräte Wolfgang Sodl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kasernenschließung bezie­hungsweise Kasernenausbau im Südburgenland (2215/AB-BR/06 zu 2410/J-BR/06)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Bundesräte Helmut Wiesenegg, Kolleginnen und Kollegen betreffend Strahlenschutzverordnung (2216/AB-BR/06 zu 2415/J-BR/06)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Bundesräte Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend die betriebliche Ge­sund­heitsvorsorge  (2217/AB-BR/06 zu 2417/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Albrecht Konecny, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulassungs­schein – Ausstellung im Scheckkartenformat (2218/AB-BR/06 zu 2411/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung und Ausstattung der Section Control auf der S 16 (2219/AB-BR/06 zu 2412/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bun­desräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kol­legen betreffend Überstellung von Hubschraubern (2220/AB-BR/06 zu 2413/J-BR/06)


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der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Bun­desräte Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend den AIST (2221/AB-BR/06 zu 2418/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bun­desräte Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Infrastrukturoffensive der ÖBB (2222/AB-BR/06 zu 2416/J-BR/06)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Bundesräte Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend den Stellenwert der Kreativwirtschaft (2223/AB-BR/06 zu 2419/J-BR/06)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Albrecht Konecny, Kolleginnen und Kollegen betreffend Geheimtreffen der Innenminister der sechs größten EU-Staaten (2224/AB-BR/06 zu 2422/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Gabriele Mörk, Kolleginnen und Kollegen betreffend mangelnde Infor­mation der KonsumentInnen über die digitale Umstellung des ORF (2225/AB-BR/06 zu 2423/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen die Feinstaubbelastung im Rheintal und Walgau (2226/AB-BR/06 zu 2431/J-BR/06)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Bundesräte Helmut Wiesenegg, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zusam­men­legung der dritten Klassen des Schuljahres 2006/07 an der Volksschule Reutte (2227/AB-BR/06 zu 2420/J-BR/06)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Bundesräte Helmut Wiesenegg, Kolleginnen und Kollegen betreffend Höhere Bundes­lehranstalt für wirtschaftliche Berufe Reutte (2228/AB-BR/06 zu 2421/J-BR/06)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Reduktion von Hörschäden bei Jugendlichen in Diskotheken (2229/AB-BR/06 zu 2429/J-BR/06)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuordnung des öffentlichen Personennahverkehrs (2230/AB-BR/06 zu 2435/J-BR/06)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend gemeinnützige Arbeit an Stelle einer Ersatzfreiheitsstrafe (2231/AB-BR/06 zu 2432/J-BR/06)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer, Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Initiative „Global Marshall Plan“ (2232/AB-BR/06 zu 2430/J-BR/06)


13.04.00


Bundesrat
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Beginn der Sitzung: 13.04 Uhr

 


Präsident Gottfried Kneifel: Ich eröffne die 738. Sitzung des Bundesrates, die ich auf Grund eines ausreichend unterstützten schriftlichen Verlangens von mindestens einem Viertel der Mitglieder des Bundesrates gemäß § 40 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates für heute einberufen habe.

Das Amtliche Protokoll der 737. Sitzung des Bundesrates vom 27. Juli 2006 ist aufgelegen, unbeanstandet geblieben und gilt daher als genehmigt.

Es sind mir für die heutige Sitzung keine Verhinderungen gemeldet.

13.04.35Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Gottfried Kneifel: Hinsichtlich der eingelangten, vervielfältigten und verteil­ten Anfragebeantwortungen 2213/AB bis 2232/AB (Liste der Anfragebeantwortungen s. S. 3) verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilten Mitteilungen gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen werden.

Eingelangt ist der Entschließungsantrag 157/A(E)-BR/2006 der Bundesrätin Eva Konrad, Kolleginnen und Kollegen, der dem Ausschuss für Bildung und Wissenschaft zur Vorberatung zugewiesen wurde.

Ebenso eingelangt ist der Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2005, der dem Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit zur Vorberatung zugewiesen wurde.

Darüber hinaus ist der Außenpolitische Bericht 2005 der Bundesregierung eingelangt, der dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten zur Vorberatung zugewiesen wurde.

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Gegenstand der heutigen Tagesordnung ist der Entschließungsantrag 153/A(E)-BR/2006 der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampfflug­zeugen und Offenlegung der Verträge.

Der Landesverteidigungsausschuss hat seine Vorberatungen darüber abgeschlossen und einen schriftlichen Ausschussbericht erstattet.

Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

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Bevor ich in die Tagesordnung eingehe, erlauben Sie mir, eine Gratulation auszu­sprechen. Am heutigen Sitzungstag hat der Fraktionsführer der sozialdemokratischen Fraktion Albrecht Konecny Geburtstag. Ich gratuliere dir im Plenum herzlich und wünsche dir alles Gute und beste Gesundheit! (Allgemeiner Beifall.)

13.06.35Entschließungsantrag der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Euro­fighter Kampfflugzeugen und Offenlegung der Verträge (153/A(E)-BR/2006 sowie 7643/BR d.B.)

 



Bundesrat
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Präsident Gottfried Kneifel: Wir gehen in die Tagesordnung ein und gelangen zu deren einzigem Punkt.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Lindinger. Ich bitte ihn um den Bericht.

 


13.07.12

Berichterstatter Ewald Lindinger: Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ich bringe den Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Entschließungsantrag 153/A(E)-BR/2006 der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampf­flugzeugen und Offenlegung der Verträge.

Die Bundesräte Albrecht Konecny und Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 3. April 2006 im Bundesrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Ein öffentlich bekannt gewordener sogenannter ,Sachstandsbericht Eurofighter’ des deutschen BMVg beinhaltet eine Passage über Schwierigkeiten beim Export des Kampfflugzeuges Eurofighter Typhoon in das bisher einzige Exportland: Als erster Exportkunde konnte Österreich 2003 gewonnen werden. Erste Luftfahrzeuglieferungen im Tranche 2 Standard sollten 2007 erfolgen. Da zu diesem Termin noch keine Lfz der Tranche 2 verfügbar sein werden, hat Eurofighter Jagdflugzeug die Partnernationen gebeten, insgesamt sechs Lfz aus der Tranche 1 für Österreich zur Verfügung zu stellen. Damit soll verhindert werden, dass Österreich ein vertraglich vereinbartes Rücktrittsrecht ausübt. Der zuständige Bundesminister Platter denkt nicht daran, das vertraglich vereinbarte Rücktrittsrecht auszuüben, obwohl Platter mehrmals klar davon ausging, ein Flugzeug aus der zweiten Tranche zu erwerben:

Am 6. Oktober 2004 erklärt Platter im Rechnungshofausschuss des Nationalrates, dass sich die Regierung bewusst für die zweite Tranche entschieden habe: ,Darüber hinaus habe sich die Regierung bewusst für Flugzeuge aus der zweiten – weiterent­wickelten – Tranche entschieden.‘ (OTS 238)

Am 20. Mai 2003 erklärt Platter im Budgetausschuss des Nationalrates: ,Die für Österreich 2007 angelieferten Flugzeuge stellen dann bereits eine zweite Tranche mit weiteren technischen Verbesserungen dar.‘ (OTS 245).

Am 9. September 2003 erklärte Platter (APA 170), dass Österreich vom deutschen Rechnungshofbericht über die Mängel beim Eurofighter ,nicht betroffen‘ sei, denn dieser habe die erste Tranche der Jets bewertet, ,Österreich werde aber Maschinen der zweiten Tranche bekommen‘.

Am 1. Juli 2004 (APA 671) betonte Platter, er habe ,in Richtung zweiter Tranche der Eurofighter nie Angst gehabt, dass die Beschaffung – die 18 österreichischen Ma­schinen sollen ab 2007 geliefert werden – nicht gesichert sein könnte‘.

Der österreichische Rechnungshof hat in seinem Wahrnehmungsbericht hinsichtlich der Luftraumüberwachungsflugzeuge (Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäfts­vertrag) festgestellt, dass

enorme Mängel bei der Vertragsgestaltung vorhanden sind, darunter auch ein sogenannter ,Einredeverzicht‘, der bei Leistungsmängeln keine Einstellung der Raten­zahlung ermöglicht, und

die Anzahl der militärischen Anforderungen, wie etwa Ziele in der Nacht erkennen zu können oder Selbstschutz-Systeme, jährliche Flugstunden, Pilotenausrüstungen und Betriebsstandorte, erheblich reduziert wurde und Träger für Aufklärungseinrichtungen sowie Zusatztanks im Gegensatz zur Angebotseinholung im Kaufvertrag nicht mehr vorgesehen waren.


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Nicht zuletzt angesichts der wesentlichen Abänderungen im kommerziellen Bereich erachtet der Rechnungshof die Vorgangsweise des BMLV als mit hohem Risiko behaftet.

Erhebliche Zweifel bestehen an der Einhaltung des Liefertermins sowie der grund­sätzlichen Einsatzfähigkeit des ausgewählten Flugzeugtyps. Dem gegenüber stehen exorbitant hohe Lebenszykluskosten.

Aus der Rechnungshofkritik ergibt sich klar, dass die Regierung trotz Kenntnis eines wesentlich höheren Preises am 2. Juli 2002 und am 1. Juli 2003 Ministerratsent­scheidungen auf Basis von falschen bzw. geschönten Preiskalkulationen herbeigeführt hat. Ebenso haben sich die Ankündigungen von Bundeskanzler Schüssel hinsichtlich der Finanzierung der Abfangjäger über eine Wirtschaftsplattform als nicht haltbar herausgestellt.

Ein Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins ,Der Spiegel’ vom 4. März 2006 sorgte für große ,Eurofighter-Aufregung‘.

Die deutsche Regierung befürchtet nach ,Spiegel‘-Informationen offenbar einen Aus­stieg Österreichs aus dem ,Eurofighter‘-Programm. Um zu verhindern, ,dass Österreich ein vertraglich vereinbartes Rücktrittsrecht ausübt‘, nachdem das Hersteller-Kon­sortium die bestellten Jets nicht rechtzeitig liefern könne, wollten Deutschland, Groß­britannien, Spanien und Italien den Österreichern sechs Eurofighter in der Jagd-Version überlassen, deren Ausrüstung später ergänzt werden soll, zitiert das Magazin laut Vorausmeldung vom Samstag einen ,vertraulichen Bericht‘ des deutschen Verteidigungsministeriums an den Bundestag.

Darüber hinaus werde mit Wien über ,umfangreiche Unterstützungsleistungen‘ Deutsch­lands verhandelt, etwa bei ,Abnahme und Zulassung‘ der Flugzeuge sowie bei der Ausbildung österreichischer Piloten und Techniker, schreibt der ,Spiegel‘.

Nunmehr stellt sich heraus, dass die österreichische Bundesregierung nicht einmal jetzt das vertraglich vereinbarte Rücktrittsrecht wahr nimmt.

Oppositionskritik an der Vorgangsweise der Bundesregierung hinsichtlich des Beschaf­fungsvorganges wird regelmäßig von Regierungsmitgliedern mit Stellungnahmen zu den abgeschlossenen Verträgen beantwortet, diese Verträge wurden jedoch noch nie gegenüber dem österreichischen Parlament – auch nur teilweise – offengelegt, obwohl es sich bei dieser Transaktion um die teuerste Beschaffung der II. Republik handelt.

Diese Vorgangsweise der Regierung, das Parlament komplett von der Kontrolle aus­zuschließen, widerspricht demokratischen Prinzipien und ist ein Riesen-Skandal.

Führende Verfassungsrechtler kritisieren diese Vorgangsweise scharf.

Univ.Prof. Dr. Mayer:

Ich kann nicht erkennen, aus welchen Gründen ,kaufmännische Bestimmungen‘ gem. Art 20 Abs 3 B-VG der Geheimhaltung unterliegen müssten. Welches ,überwiegende Interesse der Partei‘ (des Verkäufers) eine Geheimhaltung rechtfertigen sollte, ist nicht erkennbar. Die übrigen Gründe, die gem. Art 20 Abs 3 B-VG zur Geheimhaltung verpflichten, stehen im Dienste öffentlicher Interessen (vgl. Mayer, Das österreichische Bundes-Verfassungsrecht [2002] 143 mwN); daraus folgt, dass eine Verschwiegen­heitspflicht, die keinem öffentlichem Interesse dient, nicht anzunehmen ist. (Standard, 21.3.2006)

Univ.Prof. Dr. Funk:

Der Verfassungsrechtler Bernd Christian Funk hält die Geheimhaltung des Eurofighter-Kaufvertrages unter ,pauschaler Berufung auf die Amtsverschwiegenheit‘ für nicht


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zulässig. Seiner Meinung nach müsste zwischen Informationen differenziert werden, die tatsächlich heikel seien, und solchen, die veröffentlicht werden können. Funk er­klärte der Austria Presse Agentur: ,Es fehlt eine unabhängige Instanz, die volle Einsicht in alle maßgeblichen Informationen erhält.‘ (Standard, 21.3.2006)

Funk hält die Argumentation, dass der Vertrag vertraulich behandelt wird, weil dies mit dem Vertragspartner so vereinbart wurde, für nicht zulässig. Die Rechtsbeziehungen zwischen Parlament und Regierung seien durch die Verfassung geregelt und nicht durch privatrechtliche Verträge änderbar. (Presse, 21.3.2006)

Univ.Prof. Dr. Öhlinger:

Es könnten zwar einzelne militärisch wichtige Vertragsteile unveröffentlicht bleiben, ,aber das Parlament komplett von der Kontrolle auszuschließen, halte ich mit den Grundprinzipien der parlamentarischen Demokratie für nicht vereinbar‘. (Kurier, 21.3.2006)

Das Argument, dass der Rechnungshof als parlamentarisches Kontrollorgan ohnehin Einsicht in den Vertragstext erhalten habe, weist auch der Verfassungsexperte Theo Öhlinger zurück: Der RH könne nur die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit prüfen, nicht aber die politische Dimension. (Standard, 21.3.2006)

Der aktuelle Rechnungshofbericht über die Beschaffung der Schrottpanzer vom Typ Jaguar vom März 2006, zeigt die Auswirkungen der ÖVP-Beschaffungspolitik und erschreckende Parallelen zum Eurofighterankauf auf.

1. Die ÖVP argumentierte:

Der Kauf der Panzer sei ,unerlässlich‘. Ohne die Panzer ,wäre heute nicht nur die Grund­verteidigung Österreichs nicht vorhanden, sondern auch der internationale Einsatz nur sehr eingeschränkt möglich‘.

Nur einige Jahre später, als erste Pläne für die Reduktion der Panzerarmee auftraten, waren die Anschaffungen plötzlich ,nicht mehr nötig‘.

Beim Eurofighter wurde auch erklärt, dass Österreich diese unbedingt brauche, um den Luftraum zu überwachen und an internationalen Einsätzen teilzunehmen.

Schlussendlich stellte sich am 22. März 2006 wieder deutlich heraus, dass niemand in Europa die Luxus-Kampfjets braucht, der Bedarf liegt bei Transportfliegern. Das zeigt die aktuelle Entscheidung der NATO und der Europäischen Union, sechs Fracht­flugzeuge vom Typ Antonow 124-100 wegen mangelnder eigener Transportkapazitäten anzumieten.

In diesem Zusammenhang zeigt sich aber auch, dass die Anschaffung der Frachtmaschinen Herkules 130 C durch ÖVP und FPÖ nicht vorausschauend geplant war. Damals hätte man hinterfragen müssen, wo der tatsächliche – auch inter­nationale – Bedarf tatsächlich liegt und das ist offensichtlich nicht geschehen.

2. Beim Preis des Jaguar hat die ÖVP von einem ,Erinnerungspreis‘ gesprochen.

Den Preis wird man wirklich lange in Erinnerung haben, 75 Millionen Euro für Schrottpanzer sind sehr erinnerungswürdig.

Ähnlich sieht es auch bei den Eurofightern aus, wo die Regierung nur gerne über den reinen Anschaffungspreis redet, Folgekosten aber immer verschleiert und ausblendet.

3. Die Jaguar Panzer waren bei Nacht und schlechter Sicht nicht einsatzfähig.

Die Mängelliste, die man immer wieder über den Eurofighter liest, lassen vergleichbare Probleme vermuten.


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Resümee:

Die militärische Notwendigkeit der Kampfflugzeuge ist umstritten, die Entscheidung für die teuerste Variante zusätzlich fragwürdig, die budgetäre Situation erlaubt derartige Ausgaben (noch dazu in Verbindung mit den dann zu erwartenden Folgekosten) nicht und die österreichische Bevölkerung ist mit großer Mehrheit gegen den Ankauf von Kampfflugzeugen.

Überdies war die scheinbar notwendige Eile für den Ankauf ein großer Schwindel, da Luftraumüberwachungsflugzeuge (SAAB 105Ö) noch bis ins Jahr 2020 zur Verfügung stehen.“

Berichterstatter im Ausschuss war Bundesrat Stefan Schennach.

In Sitzungen am 19.4., 8.5., 11.5., 17.5., 30.5., 5.7., 25.7. und 13.9.2006 wurde der Entschließungsantrag beraten. Der Landesverteidigungsausschuss des Bundesrates hat dabei, um einen dichteren Überblick zu dem vorgegebenen Thema aus allen Blickwinkeln zu erhalten, den Weg gewählt, zu den Sitzungen des Ausschusses Aus­kunftspersonen einzuladen, die ihren Sachverstand zur Materie einbringen konnten. Dieser Weg hat sich sehr bewährt.

Bedauerlicherweise leisteten nicht alle geladenen Auskunftspersonen der Einladung Folge und verhinderten dadurch eine völlige Aufklärung der Causa Beschaffung der Eurofighter-Kampfflugzeuge.

Ausdrücklich zu nennen ist der ehemalige Landesverteidigungsminister Herbert Scheibner, der mit Berufung auf seine nunmehrige Funktion als Abgeordneter zum Nationalrat eine Mitwirkung im Ausschuss verweigerte. Scheibner spielte aber eine zentrale Rolle in der Typenentscheidung, da er zunächst einen Ministerratsvortrag für den SAAB-Gripen vorbereitete und den Ministerratsvortrag dann in Folge durch Einflussnahme von Finanzminister Mag. Karl-Heinz Grasser auf den Eurofighter abänderte. Es ist bedauerlich, aber auch bezeichnend, dass der nunmehrige Klub­obmann des F-BZÖ den Bundesratsausschuss nicht dabei unterstützte, endgültig zu klären, wie es zur Entscheidung für den Eurofighter gekommen ist.

Auch Abgeordneter Walter Murauer leistete der Einladung, persönlich vor dem Ausschuss als Auskunftsperson zu erscheinen, keine Folge. Er wurde daher vom Vorsitzenden des Ausschusses, Bundesrat Harald Reisenberger, schriftlich aufge­fordert, wenigstens in einem Schreiben seine besonderen Kenntnisse zum Vertragstext darzustellen. In der Antwort bezog Murauer sich erstmals auf die Einladung von EADS am 19. Jänner 2004 nach Manching, wo er zusätzliche Informationen erhalten hat. Welche dies konkret waren, stellte er in seinem Schreiben bedauerlicherweise nicht dar.

Auch andere Auskunftspersonen konnten der Einladung des Ausschusses nicht folgen, da sie sich zum Zeitpunkt der jeweiligen Sitzung im Ausland aufhielten, wie dies beispielsweise Herr Dr. Rudolf Lohberger oder General in Ruhe Horst Pleiner taten.

Darüber hinaus haben die zuständigen Minister Günther Platter und Mag. Karl-Heinz Grasser durch exzessive und – wie von Rechtsexperten bestätigt – auch verfas­sungs­widrige Interpretation der Verpflichtung auf Amtsverschwiegenheit die Aufklärung behindert. Besonders zugespitzt wurde die Situation durch eine verfassungsrechtlichen Grundsätzen widersprechende Argumentation von Verteidigungsminister Platter, wo­nach im Vertrag mit EADS weitere Verschwiegenheitspflichten vereinbart wurden. Demgegenüber stellten Verfassungsrechtsexperten im Ausschuss dezidiert fest, dass die Auskunftspflicht gegenüber dem Parlament nicht disponibel sei. Es sei nicht möglich, mit einem Dritten zu vereinbaren, das Parlament nicht zu informieren, denn die Verfassung stehe höher als ein Vertrag.


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Es ist nur couragierten Beamten und Experten zu verdanken, dass der Landes­verteidigungsausschuss des Bundesrates eine Reihe von Widersprüchen und offen­sichtlichen Rechtswidrigkeiten aufdecken konnte.

In der Sitzung vom 8. Mai 2006 verweigerte Bundesminister Platter weiterhin die Vor­lage von Vertragsteilen bzw. die Bekanntgabe von Inhalten. Zu einer überraschenden Wende kam es am 11. Mai 2006. Drei Tage nach der Auskunftsverweigerung von BM Platter wurde in der Wochenzeitschrift „News“ der kaufmännische Teil des Vertrages zwischen der Republik Österreich und der Eurofighter-Jagdflugzeug GmbH mit der Geschäftszahl BMLV-GZ 33/017/01-02/01-RD/ARWT/KA veröffentlicht. Der noch am selben Tag vorgeladene Bundesminister brüskierte den Landesverteidigungs­aus­schuss des Bundesrates neuerlich, indem er sich weiterhin auf die Amtsver­schwiegen­heit berief und ausführte, dass selbst wenn er die Richtigkeit des veröffentlichten Vertragsteiles bestätige, gegen die Amtsverschwiegenheit verstoßen würde.

Universitätsprofessor DDr. Heinz Mayer stellte nach Studium des Vertrages unmissverständlich fest:

„Der wirtschaftliche Teil dieses Kaufvertrages kann kein militärisches Geheimnis darstellen. Die Amtsverschwiegenheit gilt nicht mehr, da das Dokument bereits öffent­lich ist, und selbst das Datenschutzgesetz greift hier nicht.“

Ergebnis: Jede Leserin und jeder Leser des „News“ vom 11. Mai 2006 kennt den Vertragstext, nur den Bundesräten gegenüber verweigert der zuständige Bundesminis­ter weiterhin die Vorlage des kaufmännischen Teiles des Vertrages bzw. die Bestätigung der Richtigkeit des von „News“ veröffentlichten Vertragsteiles. Gleichzeitig hatte er jedoch eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Verletzung des Amtsgeheim­nisses eingebracht. Damit wurde zwar indirekt von BM Platter die Richtigkeit des veröffentlichten Vertragsteiles bestätigt, eine Bestätigung, die er aber gegenüber dem Bundesrat nicht abgeben wollte. So wird das Instrument der parlamentarischen Kontrolle durch das Verhalten von BM Platter nachhaltig geschädigt. BM Platter und andere Mitglieder dieser Bundesregierung verweigern gerade in der Angelegenheit Beschaffung der Eurofighter gegenüber den gewählten Mandataren jegliche Mitwirkung an der Kontrolltätigkeit und verunmöglichen damit dieselbe. Damit wird nicht nur eine umfassende Analyse des Beschaffungsvorganges Eurofighter verhindert, sondern es wird die verfassungsrechtlich vorgesehene Kontrolltätigkeit des Parlaments unter­miniert.

In der Folge wurde der von „News“ veröffentlichte Vertragsteil von Rechtsexperten unter die Lupe genommen. Der Befund war katastrophal. Die Republik Österreich hat in den Verhandlungen, um einen möglichst geringen Kaufpreis zu erhalten oder aus anderen bisher nicht genauer nachvollziehbaren Motiven, auf beinahe alle Rechte verzichtet.

Es wurden die Lieferfristen gegenüber der Ausschreibung über Jahre verschoben.

Es wurde auf eine Übergangslösung verzichtet.

Die Zahlungsfrist der ersten Rate wurde auf den 10. Jänner 2007 verlegt, damit keine Ratenzahlung vor den Nationalratswahlen 2006 fällig wird.

Die Garantiefrist wurde mit einem Jahr am untersten Limit angesetzt.

Ein Weiterverkauf ist nur mit Zustimmung des Herstellers möglich.

Bei nicht vertragsgemäßer Lieferung entsteht für den Verkäufer nur eine vergleichs­weise minimale Pönale.

Die Haftung für den Hersteller ist in zahlreichen Punkten beschränkt.


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Die Republik Österreich muss in voller Höhe zu den vereinbarten Terminen die Raten­zahlungen leisten, unabhängig von allen Ansprüchen und Einreden gegen die Gültigkeit und Fälligkeit, dem Grunde oder der Höhe nach.

Auch im Falle einer Abtretung und auch im Falle einer rechtswirksamen Aufhebung des Vertrages besteht die unbedingte und uneingeschränkte Zahlungsverpflichtung des Käufers.

Gegenüber EADS wurde kein Zessionsverbot verhängt. EADS kann daher die Ansprüche gegenüber der Republik weiter veräußern.

Es wird immer unklarer, welche Flugzeuge Österreich gekauft hat und was der Verkäufer vertragskonform liefern kann. Eigentlich kann der Verkäufer jeden Euro­fighter, welcher Tranche und welchen Entwicklungsblockes auch immer liefern, er muss nur zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt auf eine nicht näher bestimmbare und noch nicht realisierte Entwicklungsstufe umrüsten.

Zu der Qualität des Vertrages führt ein renommierter Wirtschaftsanwalt in der Zeitschrift „News“ vom 18.5.2006 wörtlich aus: „Hätte mir ein Konzipient für einen Tausend-Euro-Vertrag einen solchen Entwurf vorgelegt, hätte er noch am selben Tag gehen können.“ Und der schon zitierte Verfassungsrechtsexperte Mayer: „Sagen wir so: Der Vertrag ist wahnwitzig formuliert. Der Vertrag ist aus österreichischer Sicht schlecht verhandelt. Er ist extrem ungewöhnlich, weil die Republik extrem benachteiligt wird. Es gibt eine Reihe von Pflichten für Österreich und zahlreiche Rechte für den Lieferanten.“

Der Landesverteidigungsausschuss des Bundesrates konnte dann in weiteren Sitzun­gen etwas Licht in das Dunkel um die Vorgänge Ende Juni, Anfang Juli 2002 bringen:

Die vom damaligen Bundesminister für Landesverteidigung, Scheibner, eingesetzte Beschaffungskommission hatte monatelang die von den Bewerbern eingereichten Unterlagen geprüft, komplexe Bewertungs-Schemata entworfen, einen der Anbieter wegen Nicht-Erfüllung von Muss-Kriterien ausgeschieden und eine Kosten-Nutzwert-Analyse erstellt, in der in drei geprüften Zahlungsvarianten zweimal der schwedische Gripen und nur einmal der Eurofighter an erster Stelle lag. Zudem lagen der Kom­mission Daten über die zu erwartenden Betriebskosten vor, die für den „Lebenszyklus“ des jeweiligen Flugzeuges beim Eurofighter (71,5 Millionen €) fast doppelt so hoch lagen wie beim Gripen (37,3 Millionen €).

Am 25. Juni 2002 trat die Bewertungskommission zu ihrer abschließenden Sitzung zusammen. Der nicht stimmberechtigte Vorsitzende der Kommission empfahl den fünf stimmberechtigten Kommissionsmitgliedern dabei den Gripen, dennoch votierten diese mit 4 : 1 Stimmen für den Eurofighter.

Nach den von General Corrieri im Landesverteidigungsausschuss gegebenen Infor­mationen war diese Entscheidung „überraschend“ und löste im Verteidigungs­ministerium Verwirrung aus. Bundesminister Scheibner bezweifelte diesen Angaben zufolge die Durchsetzbarkeit dieses Vorschlages in der Bundesregierung. Die in einer spontanen Sitzung um ihn versammelten führenden Militärs sprachen sich unisono für eine ungewöhnliche Vorgangsweise aus, die dann auch angewendet wurde: Der Bericht der Bewertungskommission wurde mit einem „Einsichtsvermerk“ des damaligen Leiters der Gruppe Feld- und Luftzeugwesen versehen.

„Gruppe Feldzeug-/Luftzeugwesen

Der Leiter

Einsichtsbemerkung


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Zu GZ 47.000/0056-4.8/02

Zufolge der festgestellten annähernden Gleichwertigkeit der Angebote und der gege­benen Erfüllung der Anforderungen für die Luftraumüberwachung in Österreich wird vorgeschlagen, dem Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem GRIPEN von SAAB/Bae, den Vorzug zu geben.

25. Juni 2002

SPINKA, Divr“

Nach Divisionär Spinka verfasste General Corrieri als Leiter der Sektion seine Ein­sichtsbemerkung: „Ich schließe mich der EB des Ltr Grp FzLzW vom 25.6.02 an!“ Dann verfasste General Pleiner als Generaltruppeninspektor seine Einsichtsbemerkung: „Ich schließe mich der EB des Ltr Grp FzLzW vom 25.6.02 in vollem Umfang an!“

Mit dem gegenständlichen Geschäftsstück wird der Endbericht der Kommission für die Abfangjägerangebotsprüfung/-bewertung vorgelegt. Damit hat das zuständige Verteidigungsministerium seine Entscheidung endgültig für den Gripen getroffen. Der Eurofighter wurde damit aus dem Verfahren ausgeschieden.

Gestützt auf diesen Akt, der faktisch die Entscheidung der Bewertungskommission aufhob, verfasste Bundesminister Scheibner danach einen Ministerratsvortrag, den er noch am gleichen Tag in der Ministerrats-Vorbesprechung vorlegte. Dort wurde er aller­dings vom Bundesminister für Finanzen blockiert, der – Zeitungsberichten zufol­ge – damals „zusätzliche Informationen“ einforderte.

Während der Ministerratsvortrag vom 25. Juni 2002 so nachhaltig „verschwand“, dass nicht einmal dem Rechnungshof ein Exemplar davon vom Verteidigungsministerium vorgelegt werden konnte, wurde derselbe Text – lediglich mit einer „unbedeutenden“ Korrektur, die nun den Kauf des Eurofighters vorschlug – am 2. Juli 2002 dem Ministerrat vorgelegt und laut Protokoll unter Punkt 33 auch beschlossen.

General Corrieri konnte im Landesverteidigungsausschuss des Bundesrates keine Angaben darüber machen, was zu dem plötzlichen Meinungswandel von Vertei­digungsminister Scheibner geführt haben könnte, verwies jedoch auf „politische Gespräche“, die im Verlauf dieser Woche seines Wissens stattgefunden hätten.

In der sensibelsten, teuersten und umstrittensten Beschaffung der Zweiten Republik hat also Landesverteidigungsminister Scheibner dem Ministerrat am 25.6.2002 emp­fohlen, auf Grund der militärischen Bewertung 24 „JAS 39 Gripen“ zu beschaffen, und dem Ministerrat am 2.7.2002 empfohlen, auf Grund derselben militärischen Bewertung 24 „Eurofighter Typhoon“ zu beschaffen.

Ein wohl weltweit einmaliger Vorgang. Regisseur im Hintergrund: Finanzminister Grasser, der auch im Ministerratsvortrag am 2.7.2002 für alle Mehrkosten das Landesverteidigungsministerium zu Lasten des Finanzministeriums schadlos hält.

Vor dem Ausschuss hat der Präsident des Rechnungshofes, Dr. Josef Moser, auch zu den Mehrkosten Stellung genommen. Demnach übersteigen die Mehrkosten für den Eurofighter im Vergleich zum Gripen, insbesondere im Bereich des tatsächlichen Betriebes, die bisher bekannten Zahlen wesentlich. Es ist aber immer noch nicht klar, welche Belastung für den Bundeshaushalt tatsächlich nach Inbetriebnahme der Euro­fighter entstehen wird.

Es bleibt die Erkenntnis übrig, dass, aus welchem Interesse auch immer, alles unter­nommen wurde, um die Typenentscheidung für den Eurofighter umzusetzen. Zentrale Rolle spielte dabei – wie schon erwähnt – Finanzminister Grasser.


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Was die Verhandlung des Vertrages betrifft, so erfolgte diese nach Ansicht der Experten äußerst unprofessionell, dies zum Nachteil der Republik und zum Vorteil des Verkäufers. Statt den Verkäufer, der einen Exporterfolg dringend brauchte, zu einem günstigen Vertragsabschluss zu bringen, hat die Republik Österreich freiwillig alle Rechte im Vergleich zu einem dem üblichen Standard entsprechenden Vertrag auf­gegeben. Dies ging so weit, dass heute noch immer nicht klar ist, was der Verkäufer tatsächlich konkret leisten muss.

Die Beratungen des Landesverteidigungsausschusses des Bundesrates haben

1. die Zweifel an der Korrektheit und Sachgemäßheit des Beschaffungsvorganges der Eurofighter keinesfalls entkräftet; vielmehr hat sich diese Frage auf die klar zum Ausdruck gekommene Einflussnahme des Bundesministers für Finanzen im Zeitraum zwischen 25. Juni 2002 und 2. Juli 2002 zugespitzt;

2. die enorme Belastung des Gesamtbudgets der Republik Österreich und des Budgets des Bundesministeriums für Landesverteidigung, dem in zunehmendem Ausmaß Mittel für die Erfüllung anderer vorrangiger Beschaffungen und für die Aufrechterhaltung eines umfassenden Dienstbetriebes fehlen, klar unterstrichen;

3. aufgezeigt, dass der zwar unbestätigte, aber offenkundig den Tatsachen ent­sprechende veröffentlichte Teil des Vertragswerkes zwischen der Republik Österreich und EADS eine bedenkliche Benachteiligung des Vertragspartners Republik Österreich mit sich bringt und vermuten lässt, dass in den unveröffentlichten kommerziellen Teilen weitere den Interessen der Republik zuwiderlaufende Vertragsklauseln enthalten sind.

Aus diesen Gründen hat der am 3.4.2006 eingebrachte Entschließungsantrag durch die Beratungen des Landesverteidigungsausschusses vollinhaltlich seine Bestätigung gefunden. Der Bundesrat und die österreichische Öffentlichkeit haben sowohl in recht­licher wie in politischer Hinsicht jedes Recht darauf, den vollen Vertragstext zu kennen, um daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen zu können. Um Schaden von der Republik abzuwenden, ist zudem ein sofortiger Stopp des Beschaffungsvorganges notwendig, da die bisher bekannten Teile des Vertrages unabsehbare finanzielle Fol­gen befürchten lassen, wozu noch kommt, dass derzeit nicht einmal die Betriebskosten abschätzbar sind.

Im Zuge der Debatten ergriffen folgende Auskunftspersonen gemäß § 33 der Ge­schäftsordnung des Bundesrates das Wort: Universitätsprofessor DDr. Heinz Mayer, Universitätsprofessor Dr. Theo Öhlinger, Universitätsprofessor Dr. Bernd Christian Funk, Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser, Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter, Präsident des Rechnungshofes Dr. Josef Moser, Ministerialrat Franz Hofer vom Bundesministerium für Landesverteidigung, Rüstungs­stab/Luftzeugabteilung, Aloysius Rauen, EADS-Manager, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Thienel, Ministerialrat Mag. Dr. Harald Dossi vom Bundeskanzler­amt/Verfassungs­dienst, Mag. Hannes Hofer vom Bundesministerium für Finanzen, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein, Dr. Peter Pilz, Ministerialrat in Ruhe Heribert Wagner, Generalleutnant Wolfgang Spinka vom Bundesministerium für Landesvereidigung, stellvertretender Chef der Generalstabsdirektion, General in Ruhe Peter Corrieri und Universitätsprofessor Dr. Andreas Kletecka vom Wiener Juridicum.

An den Debatten beteiligten sich die Bundesräte Ludwig Bieringer, Stefan Schennach, Wolfgang Schimböck, Ewald Lindinger, Mag. Harald Himmer, Wolfgang Sodl, Karl Bader, Gabriele Mörk, Günther Kaltenbacher, Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeburg, Karl Boden, Günther Köberl, Franz Perhab, Harald Reisenberger und Albrecht Konecny.

Im Zuge der Debatte brachten die Bundesräte Albrecht Konecny und Stefan Schen­nach einen Abänderungsantrag ein.


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Bei der Abstimmung wurde mit Stimmenmehrheit beschlossen, dem Hohen Hause die Annahme des Entschließungsantrages 153/A (E)-BR/2006 der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen unter Berücksichtigung des eben erwähnten Abänderungsantrages zu empfehlen.

Ein von den Bundesräten Ludwig Bieringer, Kolleginnen und Kollegen eingebrachter Entschließungsantrag fand nicht die erforderliche Ausschussmehrheit.

Als Ergebnis der Beratungen stellt der Landesverteidigungsausschuss somit den Antrag, der Bundesrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Die Entschließung lautet:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung wird aufgefordert, sofort alle Schritte zu setzen, um Beschaffungsvorgänge für Kampfflugzeuge (Abfangjäger, Überwachungs­flugzeuge) zu stoppen.

Der Bundesminister für Landesverteidigung wird weiters aufgefordert, dem Bundesrat unverzüglich, längstens jedoch bis zum 25. September 2006, Abschriften sämtlicher zwischen der Republik Österreich und der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH bezie­hungsweise Vertretern des EADS-Konzerns abgeschlossener Vereinbarungen betref­fend den Ankauf von Kampfflugzeugen der Type Eurofighter Typhoon sowie bezug­habender Kompensationen – mit Ausnahme jener Teile, die NATO-Spezifikationen zum Inhalt haben – zuzuleiten.

Darüber hinaus sollen dem Bundesrat auch alle Verträge zwischen dem BMLV und dem deutschen BMVg im Zusammenhang mit der Eurofighter-Beschaffung – mit Ausnahme jener Vertragsteile, die NATO-Spezifikationen zum Inhalt haben – zugeleitet werden.“


Präsident Gottfried Kneifel: Ich danke für die Verlesung des Berichtes.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Dr. Kühnel. Ich erteile es ihm und stelle zugleich fest, dass die Fraktionen übereingekommen sind, den Erstrednern jeweils maximal 15 Minuten Redezeit zuzubilligen, den Folgerednern maximal 10 Minuten. Ich bitte um die Einhaltung dieses Übereinkommens (Bundesrat Konecny: Empfehlung!), dieser Empfehlung.

 


13.45.43

Bundesrat Dr. Franz Eduard Kühnel (ÖVP, Wien): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich dem Kollegen Lindinger so zugehört habe, frage ich mich erstens Folgendes: Wenn man „NEWS“ gelesen hat, kennt man den Vertrag; warum braucht man dann eigentlich noch eine Offenlegung? (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Ich stelle das nur in Frage. (Bundesrat Konecny: Sie wissen, dass das in „NEWS“ stimmt?) Vielleicht ist mir total entgangen, dass die Zeitschrift „NEWS“ in Hinkunft jede Woche ungefähr einen Meter Papier umfassen wird. (Bundesrat Todt: Das sagt ein ehemaliger General! – Zwischenruf der Bundesrätin Mag. Knoll.)

Jetzt, bitte – Frau Kollegin Knoll, auch für Sie nicht ganz unwichtig –, müssen wir uns eines vor Augen halten (Bundesrat Gruber: Ein schlechter Witz ist das!), wenn es zum Stopp der Beschaffung der Abfangjäger kommt, wie es heute in diesem Antrag verlangt wird: welche Auswirkungen das auf Österreichs internationale Reputation haben könnte und ob hier nicht doch vielleicht eine massive Schädigung österreichischer Verlässlichkeit eintritt! (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)

Das Zweite, was ich sagen möchte, ist, dass ich dem Kollegen Lindinger sehr herzlich für die umfassende Leseübung danke, die er geboten hat, wobei die Verlesung in großen Teilen sehr flüssig war. Aber eines wäre sehr schön gewesen: wenn er auch


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auf den Minderheitsbericht der ÖVP mit einer derartigen Akribie eingegangen wäre. Das hat er nämlich nicht getan. (Bundesrat Gruber: Er wollte niemand blamieren!) Andererseits sind wir aber doch recht froh darüber, weil ja die Berichterstattung fast eine Dreiviertelstunde gedauert hat.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich jetzt von den anfänglichen Bemerkungen weggehe, dann möchte ich Ihnen sagen, warum ich mich gerne als Erstredner für diese Materie zur Verfügung gestellt habe. Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass ich auch einmal Rekrut war, dass ich sehr lange Offizier war, dass ich aber auch als Bezirksrat im 1. Bezirk und seit etwas über drei Jahren als Bundesrat tätig bin. Und ich bin darüber hinaus auch ein überzeugter Europäer. In allen diesen vier Funktionen, die ich vorhin erwähnt habe, habe ich immer wieder auf die Republik Österreich ein Gelöbnis oder einen Eid geleistet. Da ist unter anderem auch enthalten, dass wir sämtliche Gesetze einhalten werden.

Eines möchte ich auch noch sagen. Die österreichischen Soldaten und Soldatinnen – denn seit 1998 haben wir auch Soldatinnen – haben ein Recht darauf, dass sie ent­sprechend geschützt sind. (Bundesrat Reisenberger: Haben Sie das auch in „NEWS“ gelesen?) – Ich bitte, das nicht einfach mit einer flapsigen Bemerkung beiseite zu schieben.

Außerdem liegt mir als Soldat am Herzen, dass das Heer weiterhin eine hohe Planungskompetenz hat, dass es sich darauf vorbereitet, für alle möglichen Fälle ent­sprechend gewappnet zu sein, dass die Ausbildungen zeitgerecht stattfinden – denn beim heutigen hohen technischen Standard der Geräte ist eine entsprechende mehrjährige Ausbildung notwendig – und dass zeitgerecht, und das möchte ich ganz besonders unterstreichen: dass zeitgerecht die entsprechenden Beschaffungen einge­leitet werden.

Wenn es daher zu dem Beschaffungsstopp kommt, den Sie in der Tagesordnung ver­lan­gen, dann möchte ich schauen, wie das Ganze in den Jahren 2010, 2015 aussehen wird, denn wir wissen seit bedauerlichen Ereignissen in der letzten Zeit nicht, was diese Jahre alles bringen können. Daher: Eine seriöse Verteidigungspolitik ist nur dann möglich, wenn Planungen und Beschaffungen zeitgerecht stattfinden.

Was sind eigentlich die Aufgaben eines Staates? – Ich möchte hier keine Vorlesung über alle diese Staatszwecke halten, aber eine der wesentlichsten Aufgaben eines jeden Staates ist (Bundesrat Konecny: Soziale Gerechtigkeit zum Beispiel!) – Herr Professor, nehmen Sie das bitte auch zur Kenntnis; jetzt sind Sie wieder aufgewacht (Bundesrat Konecny: Ich nehme von Ihnen gar nichts zur Kenntnis!) – erstens der Schutz der eigenen Bevölkerung. Das ist ein ganz besonderes Kriterium (Bundesrat Gruber: Das hätten wir mit dem Gripen auch erreicht!): der Schutz des Landes, Herr Kollege Gruber, auch von Salzburg (Bundesrat Gruber: Ja!), der Schutz der Soldatinnen und Soldaten! (Bundesrat Gruber: Dazu hätte der Gripen auch gereicht!)

Ferner sind wir seit 1992 Mitglied der Europäischen Union. (Bundesrat Konecny: So was!) Auch in der Europäischen Union haben wir zum Beispiel die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die gemeinsame Verteidigungspolitik. Das ist alles ent­sprechend unterschrieben worden, in den Europäischen Räten beschlossen worden, aber das wird von Ihnen beiseite geschoben. (Bundesrat Gruber: Das stimmt nicht! – Bundesrat Konecny: Das steht nur nicht drin!)

Eines hat die jetzige Bundesregierung immer wieder erwähnt, aber auch schon vorher die große Koalition unter den Kanzlern Vranitzky und Klima: dass in Europa ein hohes Maß an Solidarität gegeben sein soll. Wenn wir nun zum Beispiel bei den Abfangjägern diese Abstriche machen, wie Sie sie wollen, dann ist die Solidarität in Europa nicht mehr gegeben. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es auch beim Österreichischen


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Gewerkschaftsbund eine Zeitschrift, die „Solidarität“ heißt; diese darf ich von den Sozialdemokraten auch in Verteidigungsfragen einfordern.

Gestatten Sie mir als Nächstes, dass ich etwas in die Geschichte zurückgehe. Nicht alle haben es erlebt, es ist aber auch für die jüngeren Damen und Herren des Bun­desrates sehr wichtig: Es gibt ein Neutralitätsgesetz. Dieses Neutralitätsgesetz wurde am 26. Oktober 1955 beschlossen, und damals hat sich Österreich mit einer Zweidrittelmehrheit, ja sogar mehr als einer Zweidrittelmehrheit zu Folgendem ver­pflichtet:  „Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken“ – also ohne Zwang, bitte – „seine immerwährende Neutralität. Österreich wird diese ...“ (Bundesrat Konecny: Also der, der das sagt ...! Der Herr Bundeskanzler und nicht wir! – Bundesrat Gruber: Das steht nicht mehr ...!)

Herr Professor, Sie haben jetzt bewusst für den Lärmpegel gesorgt, damit die eine Bestimmung untergeht! (Heiterkeit des Bundesrates Konecny.) Nämlich: „Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und vertei­digen.“ (Bundesrat Reisenberger: „Zu Gebote stehenden Mitteln“!) „Mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen“! (Bundesrat Molzbichler: Experten haben den Gripen empfohlen!)

Weiters steht drinnen, dass wir keine Stützpunkte zulassen und so weiter; aber diesen ersten Absatz des Artikel 1 wollte ich Ihnen, wenn Sie gestatten, noch einmal zur Kenntnis bringen. (Bundesrat Konecny: Die ÖVP als Gralshüter der Neutralität! Das ist ein Witz! Lipizzaner und Mozartkugeln!)

Nun, Österreich hat sich verpflichtet. Wer ist denn Österreich? – Das sind die öster­reichischen Staatsbürger, das sind die politischen Vertreter. Diese sind einerseits damals das eingegangen, und wir haben es weiterzutragen, denn das Neutralitäts­gesetz ist, soweit ich mich erinnern kann, immer noch in Kraft. (Bundesrat Konecny: Ja, Sie haben es nicht geschafft, es aufzuheben!)

Das haben wir nicht. Ich kann mich nicht an eine Diskussion hier im Bundesrat erinnern, in der gesagt worden wäre, dass wir die Neutralität aufheben wollen. (Bundesrat Konecny: Na, der Herr Bundeskanzler hat das gesagt!)

Das Zweite ist: „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln“. Da muss ich schon sagen, Österreich ist eines der reichsten Länder in der Welt. (Ah-Rufe bei der SPÖ.) Aus dem heraus ist ableitbar ... (Bundesrat Konecny: Davon merkt aber die Bevölkerung wenig! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es ist ableitbar, Herr Professor, dass wir auch entsprechende finanzielle Mittel für die Landesverteidigung einsetzen. (Bundesrat Mag. Klug: Arbeitslose! Armutsgefährdung!) Die Väter des österreichischen Staats­vertrages haben festgehalten, damit diese Neutralität nicht irgendwie zu schwammig wird, dass man das Vorbild der Schweiz heranzieht. Das war damals sehr weise.

Nun mache ich einen großen Sprung in die achtziger Jahre. Da hat man unter einer rot-blauen Regierung den Draken beschafft; das war ein Secondhand-Flugzeug. Damals hat man gesagt, dass die Maschine ungefähr zehn Jahre fliegen kann und dass man im Jahre 1995, also Mitte der neunziger Jahre, an die Nachfolgebeschaffung denken wird.

Wie hat das in der Praxis in Österreich ausgesehen? – Es wurde die Lebensdauer der Maschinen entsprechend verlängert, die Regierung Klima hat dann gesagt: Wir ver­schieben die Entscheidung auf einen Zeitpunkt nach der Wahl 1999. Auf Grund dieser Entscheidung war Bundesminister Platter zum Beispiel gezwungen, diese Übergangs­lösung mit dem Schweizer „Tiger“ zu bewerkstelligen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie sehen also, hätte die Regierung Klima zeitgerecht reagiert, wäre zum Beispiel die


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Sache mit dem „Tiger“ nicht notwendig gewesen, und es wäre schon früher zu einer Beschaffung gekommen.

Es hat aber auch – das möchte ich ausdrücklich erwähnen – zwischen Bundeskanzler Vranitzky und dem damaligen Verteidigungsminister Lichal eine interessante Neuinter­pretation des Staatsvertrages gegeben, nämlich dass man gesagt hat: Das öster­reichische Bundesheer darf doch Lenkwaffen beschaffen. Minister Lichal hat damals eingeleitet, dass das Bundesheer entsprechende Panzerabwehr-Lenkwaffen und in weiterer Folge auch Fliegerabwehr-Lenkwaffen bekommt. Beide sind in einem moder­nen Heer notwendig, damit entsprechende Verteidigung tatsächlich durchgeführt wer­den kann.

Es lag daher an der Vorgängerregierung der jetzigen Regierung, also Schüssel I und II, an der Nicht-Entscheidung der Klima-Regierung, dass die Abfangjäger beschafft wer­den mussten. Man hat sich entschlossen, drei Firmen einzuladen (Bundesrat Molzbichler: Die teuersten!), und diese haben entsprechende Angebote gelegt.

Damit ich Ihnen auch etwas Moderneres und nicht nur die Sachen aus den achtziger Jahren oder von 1995 zitiere, möchte ich kurz auf den Bericht der Bundes­heerreformkommission eingehen. Dort war zum Beispiel auch der Friedenssprecher der Grünen vertreten, aber natürlich auch der Wehrsprecher der Sozialdemokratie, selbstverständlich die Sozialdemokratische oder Sozialistische Jugend, aber auch der Bundesjugendring, die JVP und so weiter; es war also eine breite Kommission mit allen möglichen Vertretern. Auf Seite 52 dieses Berichtes wurde unter anderem erwähnt: „die Wahrnehmung der permanenten Luftraumüberwachung als Aufgabe im Rahmen des Schutzes der Souveränität sowie die Erbringung eines Beitrages zum Schutz staatlicher Infrastruktur“.

Ich darf hier unterstreichen: „permanente Luftraumüberwachung“. Zu dem gehört ein breites Spektrum an Maßnahmen. Das sind einerseits die entsprechenden Sensoren, die wir dazu haben, aber es ist auch Fliegerabwehr – Kanonen, Fliegerabwehr-Lenkwaffen – notwendig, und darüber hinaus sind selbstverständlich auch Abfangjäger erforderlich. Sonst wäre eine permanente Luftraumüberwachung nicht möglich.

Jetzt möchte ich Ihnen doch eine Gretchenfrage stellen – das ist ja auch das Thema des nächsten Philosophicum in Lech –: Wollen Sie eigentlich überhaupt Abfangjäger haben, Sozialdemokratie und Grüne? Oder geben Sie heute ein Bekenntnis ab, indem Sie locker sagen, Sie brauchen keine Abfangjäger? – Denn dann weiß ich nicht, wie wir international dastehen werden. (Bundesrat Gruber: Wir brauchen nicht die teuers­ten!)

Das sagen Sie dann in Ihrer Rede, Herr Kollege. (Bundesrat Konecny: Nein, Sie haben uns etwas gefragt! Daher sagen wir es jetzt!) Da können Sie ein Bekenntnis zum Gripen oder zur F-16 abgeben, damit das auch entsprechend protokolliert ist. Aber ich stelle an Sie die Frage, und das werden Sie hier sicher gestatten, dass man noch Fragen stellen darf. (Bundesrat Gruber: Wir haben sie gerade beantwortet! – Bundesrat Kaltenbacher: Der Herr Lehrer sagt: Keine Zwischenrufe!)

Da die Zeit nun schon etwas fortgeschritten ist, möchte ich noch auf eines hinweisen. Es gab im Juli bedauerlicherweise einen Krieg, und zwar im Libanon. Auf die Ursachen und so weiter will ich nicht eingehen, aber eines möchte ich Ihnen schon mit aller Deutlichkeit sagen und auch fragen: Wenn der Libanon eine entsprechende Luftwaffe gehabt hätte, sähe der Libanon heute so aus, wie er jetzt aussieht, zumindest südlich von Beirut?

Diese Frage müssen Sie sich beantworten. (Bundesrat Schennach: ... Luftkampf?) Denn, und das ist ein alter Grundsatz (Bundesrat Molzbichler: Ein Spitzen-Vergleich!):


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Jedes Land hat eine Armee – entweder die eigene oder eine fremde! Und da ist es mir in Österreich schon lieber, dass wir eine eigene Armee haben. (Bundesrat Gruber: Wollen wir auch! – Bundesrat Schennach: Wollen Sie jetzt Luftschläge des Libanon in Israel ...?)

Bezüglich des Arguments von Ihnen, Herr Kollege Schennach, das gelegentlich erwähnt wird, dass Sie irgendwelche Verträge mit jemandem, ich weiß zwar nicht mit wem, abschließen wollen, der die Luftraumüberwachung in Österreich übernimmt, darf ich Sie an das Neutralitätsgesetz erinnern, wonach das nicht möglich ist, damit Sie dann diese Sache ... (Bundesrat Schennach: Sie sollten hier keinen Unfug verbreiten!) – Nein, Herr Kollege, gegen das Wort „Unfug“ verwahre ich mich, weil ich keinen Unfug rede. Sie reden Unfug. Da haben Sie vollkommen Recht, das ist schon in Ordnung. (Bundesrat Schennach: Sie reden Unfug, Herr pensionierter General!) Wenn Sie sich jetzt wieder beruhigt haben, darf ich fortfahren. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie können sagen, was Sie wollen, Sie negieren das Neutralitätsgesetz und Sie distanzieren sich von dem Bericht der Bundesheerreformkommission. Das ist unter dem Strich die Wahrheit. (Bundesrat Gruber: Wir nicht!) Und wer den Schutz der österreichischen Bevölkerung, der österreichischen Soldatinnen und Soldaten, der Europäer nicht im Auge hat (Bundesrat Gruber: Wir nicht! Sie interpretieren das um!), wem dieser Schutz gleichgültig ist, der ist meiner Ansicht nach nicht in der Lage, Regierungsverantwortung in irgendeine Richtung zu übernehmen. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis! (Bundesrat Reisenberger: Sehr richtig! Darum werden Sie abge­wählt! Sehr richtig, Herr Kollege!)

Ich erlaube mir daher, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch einen Ent­schließungsantrag einzubringen. Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht wie Kollege Lindinger jetzt die entsprechenden Seiten alle herunterbete, sondern ich konzentriere mich auf das Wesentliche.

Entschließungsantrag

der Bundesräte Bieringer und Kollegen betreffend klares Bekenntnis zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität

Der Bundesrat wolle beschließen:

Der Bundesrat begrüßt, dass sich die österreichische Bundesregierung und der österreichische Nationalrat zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität bekennen.

Der Bundesrat begrüßt deshalb die unumgängliche Nachbeschaffung von Luftraum­überwachungsflugzeugen für das österreichische Bundesheer und unterstützt die Beschlüsse der Bundesregierung als moderne, zukunftsorientierte und europäische Lösung.

Der Bundesminister für Landesverteidigung wird ersucht, den Beschaffungsvorgang gemäß dem beabsichtigten Zeitplan der Bundesregierung zu einem erfolgreichen Ab­schluss zu bringen.

*****

Dieser Antrag ist entsprechend unterschrieben und ich darf ihn dem Herrn Präsidenten überreichen. (Bundesrat Konecny: Dürfen die Kollegen schon applaudieren? – Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei der SPÖ.)

14.03



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Präsident Gottfried Kneifel: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Bundesräte Bieringer und Kollegen betreffend klares Bekenntnis zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Sou­veränität, eingebracht im Zuge der Debatte im Bundesrat über den Bericht des Landesverteidigungsausschusses zum Entschließungsantrag der Bundesräte Konecny, Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter-Kampfflugzeugen und Offenlegung der Verträge (153/A(E)-BR-2006 sowie 7643/BR d.B.)

Österreich ist verfassungs- und völkerrechtlich verpflichtet, die Überwachung und Sicherung des Luftraumes als wesentlichen Teil der Aufrechterhaltung seiner Souveränität sicherzustellen. Es ist die Pflicht eines Staates gegenüber seinen Staatsbürgern, ein Höchstmaß an Sicherheit – auch in seinem Luftraum – zu gewähr­leisten. Die modernen Bedrohungen unserer Zeit erfordern zeitgemäße Antworten.

Zur Wahrung dieser Lufthoheit hatte bereits der damals im Hinblick auf die Beschaf­fung eines neuen Waffensystems befasste Landesverteidigungsrat im Jahre 1985 die Empfehlung für den „J-35D Draken“ ausgesprochen und der Bundesregierung zugleich empfohlen, rechtzeitig Verhandlungen für die künftige Nachbeschaffung aufzunehmen.

Gerade durch die Krise im ehemaligen Jugoslawien zu Beginn der 90er Jahre wurde der österreichischen Bevölkerung vor Augen geführt, wie notwendig es ist, eigenständig Sicherheit auch und vor allem im Luftraum über Österreich gewährleisten zu können.

Auf Grund der verfassungs- und völkerrechtlichen Verpflichtung, und vor allem auf Grund der Verpflichtung gegenüber der österreichischen Bevölkerung zur Gewähr­leistung umfassender Sicherheit, ist es unumgänglich, die Überwachung des Luftraumes als wesentlichen Teil der Souveränität sicherzustellen und die Nach­beschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen fortzusetzen. Dies wurde auch durch die Bundesregierung im Regierungsprogramm für die XXI. Gesetzgebungs­periode und im Regierungsprogramm für die XXII. Gesetzgebungsperiode vorgesehen.

Die Nachbeschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen wurde im Landes­verteidigungsrat mehrfach erörtert und hat dieser am 9. Juli 2001 beschlossen, dass wegen des technisch bedingten Erfordernisses für den Ersatz des „Draken“ empfohlen wird, „ehestmöglich verbindliche Angebote für die Nachfolge des Luftraum­über­wachungsflugzeuges einzuholen, sodass eine Entscheidung spätestens in der ersten Jahreshälfte 2002 getroffen werden kann“.

Am 2. Juli 2002 hat die Bundesregierung den Vortrag des Bundesministers für Landesverteidigung, der einer Empfehlung der Bewertungskommission für den von der Firma EADS angebotenen „Eurofighter Typhoon“ gefolgt ist, zur Kenntnis genommen. Damit hat die Bundesregierung eine Entscheidung für eine moderne, zukunftsorientierte und zugleich europäische Lösung getroffen. Dies wurde in einer Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrates vom 8. Juli 2002 begrüßt.

Nach dem Beschluss der Bundesregierung vom 1. Juli 2003 wurde der Vertrag über die Beschaffung von 18 Luftraumüberwachungsflugzeugen der Type Eurofighter Typhoon unterzeichnet, der mit Inkrafttreten des Budgetbegleitgesetzes 2003 am 21. August 2003 rechtswirksam wurde. Damit hat der Nationalrat seine Zustimmung zu


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dem von der Bundesregierung vorgelegten Beschluss über diese bedeutendste Beschaffungsmaßnahme des österreichischen Bundesheeres zum Ausdruck gebracht.

Der Nationalrat hat am 16. März 2004 in einer Entschließung an den Bundesminister für Landesverteidigung ein eindeutiges Bekenntnis zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität abgelegt.

Der Rechnungshof hat sich in insgesamt drei Berichten mit der Vorbereitung der Nachbeschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen, mit der Typenentscheidung für die Nachfolgebeschaffung und die Gegengeschäftsangebote sowie mit den Kauf­verträgen, der Finanzierung und dem Gegengeschäftsvertrag beschäftigt. In all diesen Berichten hat der Rechnungshof insbesondere festgestellt:

Der Eurofighter wurde zutreffend als Bestbieter ermittelt.

Das Ergebnis der Kosten- und Nutzwertanalyse war nachvollziehbar und mathematisch abgesichert.

Es gibt keinen Hinweis auf eine Manipulation oder Geschenkannahme.

Darüber hinaus kann auch in keinster Weise von einem Kontrollnotstand im Parlament die Rede sein, da nicht nur – wie oben beschrieben – der Rechnungshof dieses Beschaffungsvorhaben umfassend geprüft hat, sondern auch seit Beginn des Jahres 2002 in insgesamt bisher 14 Dringlichen Anfragen und Anträgen im Nationalrat sowie in 5 Dringlichen Anfragen im Bundesrat seit Beginn des Jahres 2003 Auskunft über diesen Beschaffungsvorgang gegeben wurde. Es hat somit in dieser Angelegenheit so viele Informationen über einen Beschaffungsvorgang gegeben wie nie zuvor.

Die unterzeichneten Bundesräte stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Bundesrat wolle beschließen:

Der Bundesrat begrüßt, dass sich die österreichische Bundesregierung und der öster­reichische Nationalrat zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität bekennen.

Der Bundesrat begrüßt deshalb die unumgängliche Nachbeschaffung von Luftraum­überwachungsflugzeugen für das österreichische Bundesheer und unterstützt die Beschlüsse der Bundesregierung als moderne, zukunftsorientierte und europäische Lösung.

Der Bundesminister für Landesverteidigung wird ersucht, den Beschaffungsvorgang gemäß dem beabsichtigten Zeitplan der Bundesregierung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

*****

 


Präsident Gottfried Kneifel: Als nächster Redner ist Herr Bundesrat Konecny gemel­det. Ich erteile ihm das Wort.

 


14.03.17

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich verstehe ja die Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP: Nach dieser Rede, die da gehalten wurde, gab es tatsächlich keinen Beifall zu spenden, aber ich habe die Kollegen halt rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich habe nicht die Absicht, Herr Kollege Kühnel, auf Ihre Rede substantiell einzugehen. (Bundesrat Dr. Kühnel: Das können Sie auch gar nicht! – Heiterkeit bei der ÖVP.) – Herr Kollege, nicht einmal diese Bemerkung veranlasst mich, mein Redekonzept zu ändern. Ich wollte Ihnen – ganz im Gegenteil – verständnisvoll einen Satz, auf den wir uns vielleicht einigen können, anbieten: Wir älteren Herren, die wir eine Menge erlebt haben, sind manchmal in unseren Erinnerungen ein bisschen unpräzise. Ich möchte nicht mit Ihnen über die siebziger Jahre und nicht über die achtziger Jahre streiten. Ich werde auch eine kleine Chronologie vortragen, aber die beginnt in diesem Jahrhundert, und daran kann ich mich noch ganz gut erinnern.

Nur, Herr Kollege, eine Bemerkung war so unfassbar, dass ich mir eine kleine Replik nicht ersparen kann.

Wir sind Mitglied der EU. Wir sind Mitglied des größten und erfolgreichsten Friedens­projektes, das es in Europa jemals gegeben hat. Unsere Nachbarstaaten sind Mitglieder der EU, und wir leben mit ihnen in gutem und friedlichem Einvernehmen. Ihr geschmackloser Vergleich mit dem Nahen Osten, der die Tausenden Menschen, die dort zu Tode gekommen sind, die gigantischen Zerstörungen ignoriert, macht eine wirkliche Katastrophe zum politischen Kleingeld der Innenpolitik. Und das ekelt mich an, Herr Kollege! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. – Bundesrat Mag. Himmer: Eine solche niveaulose Bemerkung wird noch mit Applaus bedacht!) – Herr Kollege, niveaulos war allenfalls Kollege Kühnel, und das machen Sie mit ihm in der Fraktion aus. Aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich auch hier davon distanzieren. (Neuerlicher Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich einige Sätze zur Arbeit unseres Ausschusses sagen, nicht, weil ich über das hinaus, was der Berichterstatter mit Recht in seiner ganzen Ausführlichkeit dargestellt hat, noch etwas beitragen will, sondern weil mich der Minderheitsbericht der ÖVP einigermaßen verblüfft hat.

Wir alle – aber gilt das nur an hohen Fest- und Feiertagen? – betonen seit Jahren, dass diese Kammer des Parlaments – ich hasse das Wort „Aufwertung“, aber soll sein – Aufwertung braucht. Und dann gibt es einen Ausschuss, der sich nicht damit zufrieden gibt, mit einer Mehrheit, die auch dort besteht, einen Entschließungsantrag durchzuwinken – dazu hätten wir zehn Minuten gebraucht –, sondern sich wirklich mit der Materie auseinander setzt und – natürlich auf freiwilliger Basis – mit Auskunfts­personen spricht, sich damit beschäftigt, sich dafür acht Sitzungen Zeit nimmt – das ist eine praktische Aufwertung des Bundesrates –, und dann fällt der ÖVP in ihrem Minderheitsbericht nichts anderes dazu ein als festzustellen, dass wir unsere Kom­petenzen überschritten haben, dass das so in der Geschäftsordnung nicht vorgesehen ist.

Diejenigen, die den Minderheitsbericht unterschrieben haben, haben für eine längere Zeit, bis zu einem Gesinnungswandel, das Recht verwirkt, hier wieder einmal über mehr Rechte und eine Aufwertung des Bundesrates zu reden. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber zum Thema. Wir haben in diesem Ausschuss in immerhin acht Sitzungen, immerhin auch unter engagierter Mitarbeit von Kolleginnen und Kollegen – bei der ÖVP waren es, so glaube ich, nur Kollegen, aber das ist bedeutungslos – diese Fragen diskutiert. Ich bedauere, dass wir keine restlose Klarheit schaffen konnten. Oder um es anders auszudrücken: Wir haben keine rauchende Pistole gefunden, aber eine Menge von Händen mit Schmauchspuren.

Ich glaube, dieser Beschaffungsvorgang, von seiner Begründung bis zur Nichtlieferung zum Termin, ist eine Abfolge von Merkwürdigkeiten, die auch in Zukunft eine intensive Auseinandersetzung erfordern, weil jede Menge von Überlegungen, warum das so gelaufen ist, in höchstem Maße berechtigt ist.


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Ich darf Ihnen in Erinnerung rufen – auch dem Kollegen Kühnel; das war in jüngerer Vergangenheit, daran können wir uns beide noch erinnern –: Am 1. Dezember 2005 hat Herr Minister Platter in der Fragestunde des Bundesrates auf die Frage des Kollegen Reisenberger, „Wie lange werden wie viele Flugzeuge des Typs ‚SAAB 105 Ö‘ zum Einsatz kommen?“, folgende Antwort gegeben: „Eine kurze und klare Antwort dazu: Es werden voraussichtlich 22 bis zum Jahr 2020 sein, weil das entsprechende Upgrading in der nächsten Zeit durchgeführt wird.“

Originellerweise hat er dreieinhalb Jahre vorher, am 21. März 2002, im Nationalrat von wenigen Jahren – bis 2020 sind nicht wenige Jahre – gesprochen, in denen die SAAB 105 endgültig außer Dienst gestellt werden müssen. Aber er hat im selben Jahr, 2002, immerhin diese 18 Abfangjäger für noch bis zum Jahr 2010 im Dienst stehend beschrieben. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Platter.) – Das sagten Sie damals. Das habe ich aus dem Protokoll. Ich war nicht dabei. Also Sie sagen, im Konnex mit den SAAB 105-Flugzeugen, die wir noch bis 2010 im Dienst haben, ist die Luftraumüberwachung darstellbar. Das ist der konkrete Wortlaut.

Die Frage, ob wir morgen luftraumverteidigungs- oder -überwachungslos dastehen, ist offensichtlich zu verschiedenen Zeiten – vielleicht auch nach verschiedenen Bedürfnissen – unterschiedlich beantwortet worden.

Aber die Kernfrage ist: Wenn es schon eine Neubeschaffung geben muss, soll sich dann eines der reichsten Länder Europas tatsächlich eines der teuersten Flugzeuge Europas leisten? (Bundesrat Dr. Kühnel: Bestbieter!) Herr Kollege, das ist in dieser Form nicht richtig, aber ich komme gerne darauf zurück. (Bundesrat Dr. Kühnel: Es ist richtig!) – Nein, es ist nicht richtig. Herr Kollege. Sie haben das alles genau verfolgt, Sie wissen, dass das nicht richtig ist. Es ist vielmehr eine Entscheidung, die gezielt und bewusst – aus Gründen, die ich nicht kontrollieren kann – herbeigeführt wurde.

Tatsache ist, dass behauptet wird, dass man sich im Vorfeld sehr umfangreich umgehört habe und dass sich bald herausgestellt habe, es gäbe nur wenige Angebote. Man hat damit früh begonnen. Schon im Oktober 2001 hat sich der Herr Finanzminister mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der EADS getroffen und hat mit ihm – ich formuliere es jetzt negativ – keine Gespräche über militärtechnische Fragen von wesentlichem Inhalt geführt, also offenbar nur solche von unwesentlichem Inhalt. Er hat im selben Jahr interessanterweise Herrn Rauen getroffen, den Geschäftsführer der Eurofighter GmbH. Er hat im nächsten Jahr, 2002, immer noch in der Vorbereitungsphase, wieder Herrn Dr. Bischoff von EADS gesprochen und mit ihm – nach seinen Aussagen – originellerweise über die Autoindustrie gesprochen, für die der Geschäftsführer einer Flugzeugfirma zweifellos der passendste Gesprächspartner ist, den man sich vor­stellen kann. (Bundesrat Mayer: Das ist ein Konzern!) – Kein Konzern, Herr Kollege. EADS stellt einiges her, Autos nicht. Ich will nicht einmal sagen, leider; sie stellen einfach keine her. Tut mir leid, Herr Kollege, falscher Zwischenruf. Nächstes Mal besser nachdenken!

Wir haben also hier eine offensichtliche Explorationsphase, die vor allem die Vertreter des Eurofighter einbezogen hat. Ende 2001 erfolgt die Ausschreibung. Es gibt drei Bewerbungen, F-16, SAAB Gripen und Eurofighter.

In Wirklichkeit scheidet zunächst einmal an diesem Punkt der Eurofighter aus, weil er die als Muss-Kriterium angeführte Zwischenlösung nicht anbieten kann. 2002 war der Eurofighter kein Flugzeug, sondern eine dicke Mappe mit Plänen und Konstruktions­zeichnungen, die zwar fliegen können, aber nur in begrenzter Höhe, wenn man sie fallen lässt. In weiterer Folge wurde die F-16 ausgeschieden, sodass letztlich Gripen und Eurofighter übrig blieben.


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Nun soll überhaupt von niemandem von unserer Seite in Zweifel gezogen werden, dass der Eurofighter das modernere, leistungsfähigere, stärkere Flugzeug ist. Wenn ich daran denke, mir ein neues Auto zu kaufen, dann schaue ich mir im Katalog an, welche Mittelklassefahrzeuge es gibt. (Bundesrat Mag. Himmer: Welches Auto fahren Sie?) – Ich fahre einen SAAB 6. Wo Sie den einstufen, überlasse ich Ihnen. (Ruf: Ein Luxusauto!) Nebbich – gestatten Sie den altgermanischen Ausdruck –, also wirklich nebbich. (Bundesrat Mag. Himmer: Jetzt kennen wir die SAAB-Connection! – Heiter­keit bei ÖVP und SPÖ. – Bundesrat Gruber: Der Zwischenruf war wenigstens witzig!)

Das Zweite, was ich dazu sagen wollte: Niemand von den hier anwesenden Befür­wortern dieser Entschließung denkt im Geringsten daran, von uns aus eine Typenentscheidung vorzuschlagen. Darum kann es in der politischen Auseinander­setzung tatsächlich nicht gehen. Aber wenn ich sozusagen einen Mittelklassewagen ausschriebe, dann erfüllt ein Rolls-Royce mit Sicherheit alle Ausschreibungskriterien, er übererfüllt sie. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) – Herr Kollege, ich will mich nicht mit Ihnen auf einem technischen Gebiet duellieren, von dem wir beide nichts verstehen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Natürlich übererfüllt der Eurofighter die Muss-Kriterien, die vorgeschrieben waren, aber der Gripen erfüllt sie auch, und nach den ursprünglichen Angeboten, wenn sie uns richtig mitgeteilt wurden, war der Unterschied ungefähr 700 Millionen €. Wenn ich mir nur einen Mittelklassewagen leisten kann, dann bestelle ich keinen Rolls-Royce. Die Republik hat sich offensichtlich für den Rolls-Royce entschieden.

Da gab es eine Bewertungskommission, und die hat die finanziellen Aspekte sehr stark in den Mittelpunkt gerückt. Diese haben den Bestbieter Eurofighter in einer Konstruk­tion nach vorne gebracht, nämlich dann, wenn man neun Jahre hindurch halbjährlich Raten zahlt. Bei jedem anderen Zahlungsmodell war der Gripen vorne. Daraufhin gab es eine Entscheidung zugunsten des Eurofighter.

Aber das war ja nicht das Ende der Geschichte. Was dann kam, war ein originelles Katastrophenszenario im Verteidigungsministerium, weil Herr Minister Scheibner ganz offensichtlich den Gripen wollte und – das war eine der interessanten Erkenntnisse dieses Ausschusses – seine führenden Generäle ihn offenbar irgendwie getröstet und gesagt haben: Herr Minister, ist ja kein Problem, wir unterschreiben alle einen Einsichtsvermerk, dass man im Gegensatz zu diesem ermittelten Bestbieter den Gripen kaufen soll, weil er gleich gut und billiger ist.

Das haben sie auch alle getan, und gestützt auf diesen so genannten Einsichtsvermerk hat der Herr Bundesminister am 25. Juni 2002 in der Ministerratsvorbesprechung eine Vorlage eingebracht, dass 24 Gripen gekauft werden sollen.

Da hat sich dann ein Mann zu Wort gemeldet, der zwar auf der einen Seite die ganze Zeit hindurch die EADS-Spitzenmanager getroffen hat, aber in der Öffentlichkeit immer gesagt hat, er sei gegen jede Abfangjägerbeschaffung – da hat er sich auch nicht um die Neutralität gekümmert –, das ist der damalige und heutige Finanzminister Grasser. Was er inzwischen gewechselt hat ist die Bekleidungsfirma und die Partei.

Er hat eine Woche lang mit Herrn Minister Scheibner politische Gespräche geführt. Dabei hat er ihn offenbar überzeugt. Mit welchem Argument, das haben wir nicht erfahren, unter anderem deshalb, weil Herr Scheibner nicht da war.

Die moderne Textverarbeitung macht es möglich: Eine Woche später ist derselbe Ministerratsvortrag noch einmal eingebracht worden. Es waren nur zwei Worte ausgetauscht: „SAAB“ gegen „EADS“ und „Gripen“ gegen „Eurofighter“. Wie gesagt, die Textverarbeitung macht es möglich. Der Rechnungshof hat einigermaßen verblüfft


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festgestellt, dass von dieser ersten Ministerratsvorlage im Ministerium kein Exemplar mehr auffindbar war. Da hat der Reißwolf recht schnell zu arbeiten angefangen.

Der Beschluss hat also gelautet: Wir kaufen 24 Eurofighter. Dann kam ein Hochwas­ser. Da wir wissen, dass sich Hochwässer üblicherweise mehrere tausend Meter hoch im Luftraum abspielen, hatte das substantielle Auswirkungen auf den Eurofighter­ankauf. Es wurden auf einmal nur mehr 18.

Ich betone, dass es eine der wirklich üblen Geschmacklosigkeiten der österreichischen Innenpolitik ist, die Opfer dieser Hochwasserkatastrophe als Ausrede dafür herhalten zu lassen, dass der Kaufpreis nur ja unter 2 Milliarden € bleibt, indem man die Zahl verringert.

Aber das hat noch nicht gereicht, und daher musste die Bundesregierung bezie­hungsweise das Verteidigungsministerium bei den Vertragsverhandlungen Abstriche machen. Es wurden also zahlreiche Systemkomponenten abbestellt, alles nur mit dem Blick auf die magische Grenze von 2 Milliarden, teurer darf es nicht werden. Doch alle diese Teile, meine Damen und Herren, werden irgendwann einmal nachbeschafft werden müssen, aber es ist jetzt nicht in der Rechnung, und der Finanzminister kann behaupten, er liegt unter 2 Milliarden, die er noch dazu gesondert finanziert.

Ach ja, Finanzierung. Diese Frage wurde in der Öffentlichkeit knapp vor der letzten Nationalratswahl sehr heftig debattiert. Die SPÖ hat eine Volksabstimmung verlangt. Dann hat sich der Herr Bundeskanzler hingestellt und hat gesagt, diese Flugzeuge werden gar nichts kosten, denn die Beschaffung übernimmt eine Wirtschaftsplattform. Manche Österreicher scheint das, wenn ich mir das Wahlergebnis 2002 anschaue, durchaus beruhigt zu haben. Am Tag nach der Wahl, in den Wochen nach der Wahl ist diese Wirtschaftsplattform eines sanften Todes verschieden, und ich frage mich, wie das mit der Haftung des Herrn Bundeskanzlers für seine Erklärung ist, dass die Eurofighter die Republik nichts kosten werden, weil sie von einer Wirtschaftsplattform finanziert werden. Ich fürchte, juridisch hält das nicht, aber moralisch, Herr Kollege Kühnel, hätte der Herr Bundeskanzler der Republik diese 2 Milliarden zu refundieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Und dann hat man den Vertrag gemacht, den wir nicht kennen dürfen, aber zum Teil kennen, von dem wir wesentliche Komponenten nicht kennen und der in Wirklichkeit ein Knebelungsvertrag für die Republik war. Ich habe es ein bisschen rotzig formuliert, aber solange EADS eine Blechdose liefert, auf der „Eurofighter“ steht, haben sie die Vertragsbedingungen einigermaßen erfüllt. Tranche zwei gibt es nicht mehr, irgendetwas soll irgendwann einmal nachgerüstet werden. Und der Herr Finanzminister versucht uns zu erzählen, dass das eine gute Lösung ist, dass wir die besten Flugzeuge kriegen und vor allem dass das Bundesheer mit der Sonderfinanzierung durch das Finanzministerium beglückt wurde.

Das mögen Sie vielleicht so sehen, aber es ist immer noch das Steuergeld der Republik, ganz egal, ob das mit dem Mascherl Bundesministerium für Landesver­teidigung oder Bundesministerium für Finanzen versehen ist.

Noch ein Zweites, und das ist nun wirklich der absolute Gipfelpunkt: Um ein bisschen deutlicher unter den Betrag von 2 Milliarden – bei dem es ja nicht bleiben wird, wie wir wissen – zu kommen, hat das Bundesministerium für Finanzen zugunsten EADS über eine Finanzierung nachgedacht. Beauftragt wurde die Österreichische Bundes­finanzierungsagentur, und die Idee war: Wenn wir der EADS das Geld gleich geben, dann wird es vielleicht ein bisschen billiger, und wir haben es nicht im Budget, vor allem nicht vor der nächsten Wahl. Wir werden doch eine Bank finden, die das zwischenfinanziert, und wir geben dann der Bank das Geld in den berühmten 18 Halbjahresraten zurück. Ich glaube nicht, dass es einen Vorgang in der Republik


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gibt, der dem entspricht, was da passiert ist. (Bundesrat Ager: Reden Sie zum Thema?) – Horchen Sie einmal zu, Herr Kollege! Wir sind beim Thema.

Ich zitiere jetzt nicht aus unserem Ausschuss, sondern ich zitiere aus dem Rech­nungshofbericht. Am 18. April 2003 forderte das Bundesministerium für Finanzen die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur mündlich auf, eine Bank zu diesem Zweck zu finden. Der Rechnungshof stellte fest: Über Form und Inhalt des Auftrages waren weder bei der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur noch im Bundes­ministerium für Finanzen schriftliche Unterlagen aufzufinden. Fußnote des Rechnungs­hofes: Die geschilderte Vorgangsweise wurde dem Rechnungshof gegenüber lediglich mündlich dargestellt und erst auf dessen Anforderung schriftlich bestätigt.

Dann hat das Bundesministerium für Finanzen Stellung genommen: Die ÖBFA habe die Offerte – und ich zitiere – unbürokratisch und ohne kompromittierenden Schrift­verkehr eingeholt. – Und der Auftragnehmer war die BAWAG.

Meine Damen und Herren! Hier ist ganz offensichtlich ein schwarzes Netzwerk am Werk gewesen. (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Der Herr Finanzminister hat offenbar Angst gehabt, sich zu kompromittieren. Er wird schon wissen, warum. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Herr Kollege, umfangreiche Skandale erfordern eine umfangreiche Behandlung. Verzeihen Sie mir das! (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.)

Nur, auch die Grundlage dieses Geschäftes ist problematisch, denn es ist keineswegs davon auszugehen, dass das, was an Zinsen zwischen der tatsächlichen Bezahlung an Eurofighter und dem Beginn der Rückzahlungen der Republik an die Bank anfällt, von der Bank aus Fürsorge und Nächstenliebe selbst getragen wird. Derzeit ist mehr als die Hälfte des Auftragswertes auf diesem Weg bereits bezahlt, wahrscheinlich fast zwei Drittel inzwischen, und die Republik lehnt sich zurück und sagt: Wir haben noch gar nichts bezahlt, wir haben ja auch noch keine Flieger. – Es stimmt, dass wir keine Flieger haben, nur EADS hat zwei Drittel des Geldes, und mit Zins, Zinseszins und Spesen wird ab dem ersten Halbjahr 2007 – da sind wieder einmal die Wahlen vorbei – dieses Geld zurückgezahlt. Das mag zur Verbesserung der eigenen taktischen Position ganz gut sein, für die Republik ist es mit Sicherheit keine Ersparnis.

Und ein Letztes, um den Kollegen zu beruhigen. Im ursprünglichen Entwurf des Berich­tes der Bewertungskommission war vorgesehen, die gesamten Systemkosten der beiden noch im Rennen befindlichen Flieger für eine angenommene Laufzeit von 30 Jah­ren einander gegenüberzustellen; Kaufpreis, aber natürlich auch Betriebskosten. Der relativ geringe Vorsprung des Gripen – dieser Firma war im Übrigen keineswegs mitgeteilt worden, dass das Zahlungsmodell neun Jahre hindurch halbjährlich in Betracht käme; sie hat daher sozusagen einen Nettopreis genannt, mit dem sie relativ schlecht ausgestiegen ist – hätte sich nach dem Urteil der Bewertungskommission in 30 Jahren auf nahezu eins zu zwei verschoben. Über 30 Jahre Laufzeit war – oder wird sein, fürchte ich – der Eurofighter nahezu doppelt so teuer wie der Gripen.

Das ist kein Wunder bei jährlichen Betriebskosten von 50 Millionen €. Und im Gegen­satz zum Kaufpreis sind diese – und ich sage dazu: konservativ geschätzten – Be­triebskosten aus dem Budget des Verteidigungsministeriums aufzubringen. Sie entsprechen, um das auch deutlich zu sagen, etwa 125 Prozent dessen, was derzeit im Budget des Verteidigungsministeriums für alle fliegenden Einheiten jährlich aufge­wendet wird; es sind die Abfangjäger nicht die einzigen Fluggeräte, die das Bun­desheer in Betrieb hat. (Bundesrat Dr. Kühnel: Was ist da so dramatisch an dem, Herr Kollege?)

Herr Kollege, wenn es nicht dramatisch ist, dann zahlen Sie es! Ganz einfach. Wenn Ihnen die Differenz von etwa 40 Millionen für die gesamte Luftwaffe auf 50 Millionen


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jährlich nur für den Abfangjäger keine Rolle spielt, wird Ihnen der Herr Minister gerne eine Kontonummer überantworten – und Sie decken das ab.

Es wird – das ist vorprogrammiert, und jeder Offizier, soweit er noch im Dienst ist, kann Ihnen das bestätigen – das Bundesheer in allen anderen Bereichen schon heute ausgehungert. Die Situation wird in den nächsten Jahren dramatisch werden. (Zwi­schenruf bei der ÖVP.) – Nein, ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung, aber mit mir reden die Offiziere, die jetzt keine Übungen mehr ansetzen können, denen die Kfz unter dem Hintern zusammenbrechen und Ähnliches mehr. In der Praxis ist die Situation im Bundesheer so, dass wir uns wegen dieses Luxusfliegers das, was wirklich unsere Neutralität schützt, das, was wirklich unser internationales Ansehen bei den Auslandseinsätzen ausmacht, nicht mehr leisten können. (Bundesrat Dr. Kühnel: Wichtig sind andere Sachen, Herr Kollege!) – Ach, die Auslandseinsätze sind nicht wichtig? (Bundesrat Dr. Kühnel: Doch, die sind wichtig, aber die Luftraum­überwachung ist ganz besonders wichtig! – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Gut, Sie sind eben dieser Meinung. Herr Kollege, es ist eine Komponente der Landes­verteidigung; das bestreitet niemand.

Wir haben uns, ich sage das noch einmal, diese Erkenntnisse mühsam erarbeiten müssen. Nicht alle Personen, die in den Ausschuss gekommen sind, waren hilfreich. Wir haben alle Unterlagen geprüft, und wir sind, nicht weil wir aus Bestemm und Tollerei an einem gegebenen Antrag nichts mehr ändern wollen, heute mehr als vor einem halben Jahr überzeugt davon, dass es richtig ist, diesen Beschaffungsvorgang abzubrechen. – Wobei ich aber ehrlich dazusage: Nur dann, wenn man den Vertrag kennt, kann man über die Kosten eines solchen Schrittes diskutieren. Und es wird wohl gute Gründe geben, warum uns auch dieser Teil des Vertrages nicht zugänglich gemacht wurde.

Wir sind für die Landesverteidigung, wir bekennen uns auch zur notwendigen Über­wachung unseres Luftraums. Wir sind dafür, dass unsere Soldatinnen und Soldaten mit anständigem Gerät unterwegs sind, aber das nicht nur in der Luft, sondern auch zu Wasser und zu Land. Wir sind auch dafür, dass sie ordentliche Kasernen ... (Ruf bei der ÖVP: Zu Wasser?) – Bitte, Herr Kollege, das sollten Sie eigentlich wissen. Das haben wir. Am Meer haben wir es nicht, auf der Donau haben wir es. (Präsident Kneifel: Das ist richtig!) Genau, du weißt das! Aus Enns erfolgt die Bestätigung durch den Herrn Präsidenten.

Wir sind dafür, dass sich unsere Soldaten und Soldatinnen in ordentlichen Unter­künften befinden und dass sie eine gesunde und ausreichende Ernährung bekom­men – Sie brauchen uns das alles nicht abzusprechen –, aber wir sind nicht dafür, dass wir uns Luxusflieger leisten, die wir weder in dieser Form brauchen, noch uns leisten können. Und wenn wir sie uns offensichtlich geleistet haben, dann werden alle anderen Bereiche, von den Kasernen über die Ernährung bis zum Gerät, ihr Schäuferl beitragen müssen, um diese extremen Betriebskosten zu finanzieren.

Herr Kollege! Wir werden es vielleicht beide nicht mehr im Mandat erleben – das halte ich schon für möglich –, aber es wird damit nicht unrichtiger, und Sie oder Ihre Nachfolger werden sich mit diesem Problem dramatisch auseinander setzen müssen.

Denken Sie bitte einmal mit und versuchen Sie, sich frei zu machen davon, in den Grünen und der SPÖ, in denen, die diesen Antrag befürworten, unbedingt die Feinde der Landesverteidigung zu sehen, die, die Österreich in unserer Nachbarschaft zu Hunderten lauernden Aggressoren preisgeben wollen. Nein, darum geht es uns nicht! Es geht uns ausschließlich um eine sparsame und zielorientierte Verwendung jener


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Gelder, die wir nur verwalten, aber die die Österreicherinnen und Österreicher als Steuerzahler aufbringen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

14.35


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Himmer. Ich erteile es ihm. (Vizepräsidentin Haselbach übernimmt den Vorsitz.)

 


14.36.02

Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Zunächst möchte ich Ihnen, nachdem ich ja auch bei den meisten dieser Sitzungen dabei gewesen bin, berichten, was es in diesen Sitzungen Neues gegeben hat. (Der Redner blättert in Unterlagen.) – Bin schon fertig. (Heiterkeit bei Bundesräten der ÖVP.)

Was den Minderheitenbericht betrifft, möchte ich in einigen Punkten erläutern, warum wir diesen verfasst haben. Zunächst ist einmal festzustellen, dass wir sehr wohl um die Geschäftsordnung Bescheid wissen und dass es gut und richtig ist, dass Nationalrat und Bundesrat die Regierung in der Ausübung der Vollziehung kontrollieren. Es ist aber ganz klar, dass dieser Entschließungsantrag der Kollegen Konecny & Co darauf abzielt, dass Aktenvorlage erfolgen soll und Abschriften von ministerieller Seite zu erbringen sind, und das entspricht einfach nicht der Geschäftsordnung Unter­suchungsausschüsse können nur vom Nationalrat eingesetzt werden. Daher ist Ihr Verlangen unserer Auffassung nach einfach nicht geschäftsordnungskonform.

Wenn hier der Kollege Konecny daraus, dass eine Fraktion sich entlang der Geschäfts­ordnung bewegen möchte (Bundesrat Konecny: Aber auf der Innenseite!), ableitet, dass man damit das Recht verwirkt, ein seriöser Vertreter der Länderkammer zu sein, so richtet sich das ohnehin von selbst. Ich glaube, da braucht man nicht mehr viel hinzuzufügen. Und wenn gesagt wurde, dass wir irgendein Recht damit verwirken, kann man nur beruhigt feststellen, dass Konecny sicherlich nicht dafür zuständig ist, was Mandatare dieses Hauses an Rechten haben.

Was das Thema der Amtsverschwiegenheit betrifft: Es ist im Artikel 20 Abs. 3 B-VG klar geregelt, dass diese Amtsverschwiegenheit auch gegenüber dem Bundesrat gilt, insbesondere dann, wenn sie im Interesse der Umfassenden Landesverteidigung ist, wenn es im wirtschaftlichen Interesse des Bundes ist und wenn es im Interesse der auswärtigen Beziehungen Österreichs oder im überwiegenden Interesse der Parteien geboten ist.

Ich möchte, damit hier nicht der Eindruck entsteht, es gäbe nur Rechtsexperten, die von der Sozialdemokratie eingeladen worden sind und die alle dieselbe Meinung hätten, darauf verweisen, was Universitätsprofessor Thienel zur Amtsverschwiegenheit klar und deutlich festgestellt hat. Thienel erklärte, dass die Pflicht der Geheimhaltung personenbezogener Daten auch für juristische Personen, also auch für Firmen gelte. Als Gründe für die Geheimhaltung kommen private und öffentliche Interessen in Frage, die umfassende Landesverteidigung, aber auch wirtschaftliche Interessen des Bundes, so auch dessen Verhandlungsposition bei den Beschaffungsvorgängen.

Zu den Interessen des Vertragspartners zählten Betriebsgeheimnisse und jene kauf­männischen Teile des Vertrages, von denen die Wettbewerbsposition des Unter­nehmens berührt sei. Die Offenlegung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen wäre verfassungswidrig, denn es bestehe ein Grundrecht auf Datenschutz.

Und Thienel weiter: Man könne sich nicht pauschal auf die Amtsverschwiegenheit berufen, sie müsse im Einzelfall abgewogen und begründet werden. Wirtschaftliche und betriebliche Geheimnisse genießen jedoch weitgehenden verfassungsrechtlichen Schutz und unterliegen dem Datenschutzrecht. Aus diesem Grund habe auch der


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Rechnungshof über den Beschaffungsvertrag berichtet, aber nicht alle Details offen­gelegt. – Soweit Thienel.

Ich glaube, das ist eine durchaus verständliche Argumentation und Position, die Herr Universitätsprofessor Dr. Thienel dem Ausschuss zur Kenntnis gebracht hat.

Meine Damen und Herren! Und es stellt sich natürlich auch die Frage – weil bereits Bezug genommen worden ist darauf, was im „News“ berichtet worden ist –, ob man tatsächlich auf das eingehen soll, was an unbestätigten Vertragsentwürfen in einer Zeitung steht, wo man nicht einmal weiß, welche Version das ist. Diejenigen von Ihnen, die schon einmal im wirtschaftlichen Leben involviert gewesen sind, etwa beim Verfassen von Vertragsentwürfen, wissen, dass es von ein und demselben Vertrag oft zig Versionen gibt, bis es sozusagen dann die Version gibt, die unterzeichnet wird. Wenn also gewisse Personen über irgendeine Version eines Vertrages verfügen und dann noch aus einer Version von, sage ich einmal, 70 Teilen einzelne Teile heraus­nehmen und sich dann bemüßigt fühlen, zu bewerten, was dieses Vertragswerk insgesamt wert ist, ist das wirklich mehr als unseriös und geht einfach ins Leere. Das ist eigentlich nur Gequatsche, denn wenn man einen Vertrag nicht in seiner Gesamtheit kennt, wo ja der Leistungsinhalt dann auch dem Betrag gegenübersteht, tappt man ja nur im Dunklen herum und greift nur Teilwahrheiten heraus.

Und weil Sie zum Beispiel auf einzelne Vertragsbestimmungen eingehen, darf ich Ihnen sagen: Wenn man bei Vertragsbestimmungen etwas ändert beziehungsweise nachlässt, dann wird ja auch im Gegenzug beim Preis etwas gemacht. Nur auf einer Bestimmung herumzureiten, ohne zu wissen, in welchem Gesamtpaket sich der ge­samte Vertrag weiter iteriert hat, ist einfach falsch. Wenn sich da Einzelne bemüßigt fühlen, aus irgendwelchen in Zeitungen abgedruckten Teilstücken von irgendeiner Version eines Vertrages Schlussfolgerungen zu ziehen, blamiert das eigentlich diese Personen selber. Für mich kommt jemand, der anhand eines solchen Teilstücks quasi als Experte etwas dazu sagt – wie zum Beispiel, er würde irgendwelche Schüler rausschmeißen, oder was auch immer für wirklich beschränkt intelligente Aussagen hier getätigt worden sind –, als Geschäftspartner sicher nicht in Frage, denn das sind Leute, die vor allem realitätsfern argumentieren.

Meine Damen und Herren! Der Rechnungshof, ist, wie wir alle wissen, ein Organ, das vom Parlament bestellt wird, und wir wissen auch, dass der Rechnungshof den Beschaffungsakt über den Eurofighter ausführlich geprüft hat. Bekanntlich gibt es drei Rechnungshofberichte, und Folgendes führe ich nur deshalb aus, weil sonst vielleicht der Eindruck entsteht, es wäre etwas anderes herausgekommen.

Der Rechnungshof hat in seinen Berichten insbesondere festgestellt, dass der Eurofighter zutreffend als Bestbieter ermittelt wurde. Darf ich bitte festhalten: Im Rech­nungshofbericht steht drinnen: Der Eurofighter wurde zutreffend als Bestbieter ermittelt. Das Ergebnis der Kosten- und Nutzwertanalyse war nachvollziehbar und mathematisch abgesichert. – Genau darum geht es bei einer Bewertung: dass es nachvollziehbar ist. Es ist nachvollziehbar und mathematisch abgesichert.

Ich darf Ihnen an dieser Stelle auch sagen, warum das der entscheidende Punkt ist: Weil für die Mitbewerber eine Bewertung nachvollziehbar sein muss. Wenn wir heute hergehen und sagen: Wer ist der bessere Bundeskanzler: Wolfgang Schüssel oder Alfred Gusenbauer?, glaube ich, wäre je nach Parteizuordnung eine relativ klare Analyse da. Objektiv wissen wir, dass es der Bundeskanzler ist (Beifall bei der ÖVP – ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen), und dann gibt es natürlich subjektive Meinungen. Und was machen wir da?

Da gibt es zum Beispiel Wahlen, und dadurch wird das dann sozusagen objektiviert. Da gibt es klare Kriterien. Da kann man etwas ankreuzen, und dann kommt etwas


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dabei heraus – obwohl wir alle wissen, dass wir nicht den Bundeskanzler, sondern den Nationalrat wählen. Aber in weiterer Folge steht das natürlich im Mittelpunkt. Und es geht darum, dass es nachvollziehbar ist. Das ist der ganze Gag.

Und wenn man Personen findet, die eine andere Bewertung vornehmen, und dann sagt man: Da hat es einen gegeben, der hat gesagt, der SAAB wäre die bessere Variante gewesen! – nicht das Auto des Kollegen Konecny, sondern die Flugraum­überwachungsflugzeuge –, so muss man das auch im Gesamtzusammenhang sehen. Es gibt eine Kosten-Nutzen-Analyse, und dann ist natürlich die Frage: Für wie viel mehr Kosten habe ich wie viel mehr Nutzen? Und da kann natürlich eine seriöse Diskussion bis hin zu einem politischen Streit herauskommen. (Bundesrat Gruber: Das ist schon sensationell, dass der Herr Finanzminister die Entscheidung getroffen hat! Das ist sensationell!)

Ja, der Finanzminister hat die Entscheidung getroffen – und der Rechnungshof gibt ihm Recht. Stellen Sie sich vor, er hätte die falsche Entscheidung getroffen! Dann stünde nämlich da: Der Eurofighter wurde nicht zutreffend als Bestbieter ermittelt. (Bundesrat Gruber: Die Militärs hätten den Gripen genommen! Die Fachleute hätten den Gripen genommen! Der Finanzminister hat den Eurofighter genommen! Das stimmt nachdenklich!) Das ist ja bei den Sitzungen, die wir gehabt haben, heraus­gekommen. Da kamen einzelne Auskunftspersonen, von denen Sie offensichtlich erwartet haben, dass sie sagen: Ja, stimmt, schön, dass ich es einmal sagen darf: Es war wirklich der Eurofighter nicht der Bestbieter, es ist der Eurofighter sozusagen ungerechtfertigt zum Zug gekommen! – Nicht eine einzige Auskunftsperson, selbst die, von denen Sie sich das gewünscht haben, hat das bestätigt! Im Gegenteil: Es ist sogar von Generalleutnant Spinka, den Sie ja eigentlich als „promotion guy“ gegen den Eurofighter eingeschätzt haben, gesagt worden, der Zweite war schlichtweg zu teuer. Er war zwar billiger, aber vom Kosten-Nutzen-Verhältnis her gesehen war er zu teuer.

Das heißt, auch diese Auskunftspersonen haben die Richtigkeit der Bestbieterent­scheidung bestätigt, was auch schon der Rechnungshof getan hat.

Wir haben in unserem Minderheitenbericht auch das Thema Kaufvertrag noch einmal angeführt. Da sind auch alle Skandalisierungsversuche der Opposition gescheitert, kann ich berichten. Und da möchte ich noch einmal das erwähnen, was ich bereits vorhin gesagt habe: Einen Kaufvertrag, den man nicht kennt, von dem man nicht die endgültige Version hat und den man daher nicht zur Gänze bewerten kann, nur auf Grund einzelner Stücke zu bewerten, ist unsachlich. (Bundesrätin Konrad: Ich würde gerne den ganzen bewerten!) Und wenn man sagt: Weil man ihn nicht hat, muss man halt das bewerten, was man hat, ist ein Approach; keine Frage, das kann man machen. Aber ich halte es für unsachlich, dass man sagt, was man nicht weiß, ist automatisch ein Skandal. (Bundesrat Gruber: Legt den ganzen Vertrag endlich auf den Tisch!) Ja, ich pack’ ihn gleich aus. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Das ist ja wirklich lächerlich! Ich habe das doch deutlich ausgeführt: Es gibt eine Geschäftsordnung – an die können wir uns halten oder nicht. Dann gibt es eine Verfassung, eine Amtsverschwiegenheit – an die können wir uns halten oder nicht. Dann gibt es ein Bestbieterprinzip, Herr Kollege – an das können wir uns halten oder nicht. (Bundesrat Gruber: Herr Kollege Himmer! Wenn das der falsche Vertrag war, warum hat der Herr Minister dann Anzeige gegen „Unbekannt“ gemacht?) Weil es auch nicht in Ordnung ist, dass möglicherweise eine von 70 Versionen in die Öffentlichkeit gespielt werden. Auch wenn das möglicherweise eine Version ist, die überhaupt nicht mehr Gültigkeit hat, ist es nicht in Ordnung, dass solche Unterlagen in die Öffentlichkeit gelangen. Das ist meine Interpretation. Aber Sie können den Herrn Minister ja selber noch einmal befragen. Er kommt ja auch jedes Mal, er hat auch immer Auskunft gegeben. Der Herr Bundesminister hat immer sehr geduldig Auskunft gegeben.


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(Bundesrat Gruber: Das hat ja keinen Wert mehr! Diese Unterlage hat ja keinen Wert, wenn es nicht die richtige ist! Da brauche ich ja keine Anzeige erstatten!)

Das heißt, wir sind diejenigen, die sich entlang der Geschäftsordnung, entlang der Verfassung bewegen, die wissen, was das Bestbieterprinzip ist. Wir sind in dieser Diskussion wirklich die Guten. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen. – Bundesrat Reisenberger: Ui je! Und die „Guten“ sagen: Was ich nicht weiß, das macht mich nicht heiß! Daher will ich gar nicht so viel wissen!)

Ich darf Ihnen, weil Sie immer auf den zwei Milliarden herumreiten, Folgendes sagen, denn ich glaube, diese zwei Milliarden sind eigentlich das, worum es wirklich geht: Die zwei Milliarden €, die man immer wieder hier nennt, die zur Beschaffung der wirklich notwendigen Überwachungsflugzeuge verwendet werden, die für unsere Sicherheit notwendig sind, sind ziemlich genau derselbe Betrag, der von sozialistischen Gewerk­schaftern verzockt worden ist. Das ist das, was Sie in den Sand gesetzt haben, und das ist das, wovon Sie ablenken wollen!

In Ihrem Netzwerk sind 2 Milliarden € einfach versunken – versunken im Nichts, 1,4 Millionen Gewerkschaftsmitglieder sind um ihre Beiträge geprellt worden! Hier handelt es sich zugegebenermaßen um einen Beschaffungsakt in derselben Dimension, aber um einen, der sicherheitspolitisch wichtig und wirtschaftspolitisch rich­tig ist, weil auch bedeutende Gegengeschäfte zustande gekommen sind. Erkundigen Sie sich in Ihren Wahlkreisen, was das für die Arbeitsplätze in vielen Regionen bedeutet! Dann werden Sie ein anderes Bild davon gewinnen.

Abschließend kann ich nur sagen: Nichts ist übrig geblieben von den Untersuchungen, was irgendwie neu gewesen wäre. Aber wenn wir noch irgendeine Bestätigung ge­braucht hätten, dass wir korrekt gehandelt haben, dass der Minister korrekt gehandelt hat, dass wir sicherheitspolitisch das Richtige machen, dass wir wirtschaftspolitisch das Richtige machen, dann haben wir diese Bestätigung gefunden – und das war es vielleicht doch wert. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie bei den Bundesräten Mitterer und Ing. Kampl.)

14.52


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Bundesrat Schennach. – Bitte.

 


14.52.40

Bundesrat Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! – Der Herr Minister ist momentan nicht anwesend. – Harry Himmer, das war eine interessante Rede, ein Herumjammern irgendwie (Zwischenrufe bei der ÖVP), weil man den Harry Himmer zu oft gebeten hat, sich den größten Beschaffungsvorgang der Zweiten Republik doch einmal genauer anzuschauen.

Ich verstehe schon, dass die Wehrsprecher der Regierungskoalition statt Kontrolle lieber die Bewirtungen von EADS in Manching entgegengenommen haben. Sie sind ja auch zweimal hinausgeflogen. Es wird ja viel schöner gewesen sein, draußen umhätschelt und gepflegt zu werden, als ein wenig die Kontrolle wahrzunehmen, die die größte ... (Bundesrat Bieringer: Mein Gott! Das ist unterste Schublade! Unterste Schublade!)

Lieber Kollege Bieringer, auf Seite 12 des Rechnungshofberichtes, des vom Kollegen Himmer so viel gepriesenen Rechnungshofberichtes steht, dass die gesamte Vor­gangsweise des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit hohem Risiko verbunden ist. Mit hohem Risiko! Das heißt, ein solcher Freibrief, wie Kollege Himmer das dargestellt hat, ist das nicht! Mit hohem Risiko, heißt es da. (Bundesrat Mag. Himmer: Bestbieter, Herr Kollege!)


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Ja, bleiben wir beim Bestbieter. – Was das Kosten-Nutzen-Verhältnis angeht, war der eine zu teuer und der andere günstiger. Was steht denn im Rechnungshofbericht? – Durch den geringeren Leistungsumfang kann jedoch die Effizienz des Flugzeuges nicht in vollem Umfang genützt werden.

Ich glaube, wir haben das heute schon einmal herausgeschält, was wir hier eigentlich beschafft haben, Herr Kollege Himmer. Die Regierung hat ein Flugzeug der Tranche 2/ Block 8 bestellt. Geliefert wird eines der Tranche 1, Block 5. Wir haben ein Jagdflug­zeug bestellt – jetzt bekommen wir einen Jagdbomber. Da wir aber keinen Jagd­bomber wollen, sind jene technischen Teile quasi unbrauchbar ... (Widerspruch bei der ÖVP.) So können Sie das auch im Rechnungshofbericht nachlesen! Es wird das Flugzeug, das geliefert wird, nicht im vollen Umfang genützt werden. Das heißt, wir bekommen kein Luft-Luft-Fahrzeug, sondern eines auch für Luft-Boden, aber das wir das Luft-Boden nicht brauchen, muss man jenen Anteil ... (Bundesminister Platter: Das ist falsch!) Das ist nicht falsch! – Herr Bundesminister, gut, dass Sie jetzt da sind.

Zu ein oder zwei Ergebnissen dieser wirklich intensiven Beratungen. – Kollege Himmer, es ist, glaube ich, in der Geschichte des Bundesrates erstmals der Fall gewesen, dass man über Monate, in vielen, vielen Sitzungen intensiv beraten hat. Da braucht man nicht herumzujammern. (Zwischenruf des Bundesrates Weiss.) Man braucht nicht herumzujammern – auch du nicht, Kollege Weiss –, sondern es geht darum, dass man sich damit mit äußerster Gewissenhaftigkeit befasst.

Herr Minister Platter hat die Gnade der späten Berufung, der späten Berufung in sein Amt. Er kann nichts für das, was hier vorliegt. Das Einzige, das man mit Minister Platter diskutieren muss, ist, dass er auf der anderen Seite massiv jenen die Mauer gemacht hat, die gesagt haben: Wir wollen die Kontrolle des Parlamentes hier nicht haben! Sie waren auf dieser Seite, gemeinsam mit dem Parlamentspräsidenten Khol. (Ruf bei der ÖVP: Nationalratspräsident!) – Nationalratspräsident Khol. – Das ist der einzige Vor­wurf, den man Ihnen, Herr Minister, machen kann. Ansonsten gibt es zwei Personen, zwei Personen, die hier klar im Mittelpunkt stehen: Bundesminister Scheibner und Bundesminister Grasser.

Bundesminister Scheibner ist wirklich ein Ausbund an Mutigkeit. Er hat es über acht Sitzungen geschafft, vor dem Ausschuss zu fliehen, da er ihn offensichtlich wie Pech und Schwefel gefürchtet hat. Er hat nicht die Courage gehabt, über seine Minister­tätigkeit dem Ausschuss Rede und Antwort zu stehen oder zumindest darüber Auskunft zu geben, was denn zum Beispiel an jenem ominösen 25. Juni 2002 in seinem Büro passiert ist, jenem Tag, über den ein verdienstvoller General dem Aus­schuss berichtet hat, dass ein kreidebleicher, sich fürchtender Verteidigungsminister im Kreise der Generäle – wir sind nicht ganz draufgekommen, wer aller dabei war – gesessen ist. (Bundesrat Mag. Himmer: Die Wortwahl ist jetzt frei erfunden!)

Nein! Der General hat auf eine Frage sogar gesagt: Wir konnten ja nicht hinein­schreiben, dass sich der Minister gefürchtet hat. – Das hat er wortwörtlich gesagt: dass sich der Minister gefürchtet hat. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Er hat es gesagt, es tut mir Leid. Ich bin auch dankbar dafür, dass es couragierte Generäle im Gegensatz zu feigen Verteidigungsministern a.D. gibt, die sich hier verschwiegen haben.

Meine Damen und Herren! Die zentrale Figur ist jene Person, die am 6. Februar 2002 gesagt hat: Abfangjäger sind aus finanzieller Sicht nicht leistbar! Am 2. März, einen Monat später: Das ist ein heikler Punkt, denn – ganz Robin Hood-mäßig – in der Bundesregierung stehe ich – Klammer auf: armer Tor; Klammer zu; aber das hat er nicht gesagt – mit meiner Ablehnung der Abfangjäger alleine da. Das passt überhaupt nicht in das Bild der Budgetkonsolidierung.


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Am 6. April, wieder einen Monat später – die Worte dieses Ministers werden auch im­mer drastischer –, sagte er: Zuerst müssen die Damen und Herren die Hosen herunter­lassen – warum er das auch von den Damen fordert? –, dann wird man eine Entscheidung treffen können.

Es handelt sich um Herrn Bundesminister Grasser, der dann am 12. Juni gesagt hat: Ich will und werde in dieser Frage der Anwalt der Steuerzahler sein! (Ironische Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, es ist wirklich ein politisches Meisterstück, wie derjenige, der keinen einzigen Abfangjäger wollte, es schaffte, den teuersten zu bekommen! Dazu mussten einige ganz raffinierte Maßnahmen gesetzt werden, zum Beispiel die Rückzahlung betreffend, also dass man plötzlich auf 18 Halbjahresraten geht, wovon einer der Anbieter zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nichts weiß.

Der zweite Punkt ist, dass sich dieser Minister am 2. Juli für einen Abfangjäger ausspricht, der schon seit Monaten ausgeschieden wurde, nämlich für die F-16. Warum hat er das denn gemacht? – Weil sich jener Minister, der sich bei acht Vorladungen geweigert hat, zu kommen, für den Gripen eingesetzt hat. Es musste also irgendeiner den anderen aufheben, dass man das Lieblingsgerät bekommt. Da hat eben Grasser gegen den Gripen ein Veto eingesetzt.

Meine Damen und Herren, die Ministerverantwortlichkeit in dieser ganzen Geschichte liegt mit Sicherheit bei Finanzminister Grasser, der alles andere als im Interesse der Steuerzahler zielgerichtet das teuerste Gerät immer und immer wieder bevorzugt hat. (Bundesrat Bieringer: Das stimmt ja nicht, was Sie sagen!)

Wir können es auch umgekehrt machen! Die Bewertungskommission – Bestbieter-Rufer! – hat die Möglichkeiten mit A, B und C bewertet. A war das Ergebnis Gripen. B war das Ergebnis Gripen. (Bundesrat Bieringer: C war das Ergebnis Gripen!) C war das Ergebnis Eurofighter. (Bundesrat Bieringer: Na geh!)

Dank eines Beamten, der dann später einen Aktenvermerk dazugegeben hat, kommt es dann zu der Formulierung, dass es eine erzwungene Vergabeempfehlung gegeben hat. Warum? – Man hätte gar nicht abstimmen müssen, sondern das einfach vorlegen können.

Und jetzt kommen wieder die Bestbieter-Rufe! Derjenige, der als Erster dieses Ergebnis der Beschaffungskommission auf den Tisch bekommen hat, hat den ersten Aktenvermerk angelegt und festgestellt:

„Zufolge der festgestellten annähernden Gleichwertigkeit der Angebote und der gege­benen Erfüllung der Anforderungen für die Luftraumüberwachung in Österreich wird vorgeschlagen, dem Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem Gripen von SAAB/Bae, den Vorzug zu geben.“

Jetzt höre ich gar keine Rufe: Bestbieter! Bestpreis! – Dies ist die erste Seite des Aktes, geschrieben am 25. Juni 2002. An diesem Tag hat auch die Bewertungs­kommission ihren Bericht vorgelegt. Danach hat der Leiter der Gruppe Feldzeug- und Luftzeugwesen diesen Akt angelegt.

Man muss sich das dann so vorstellen: Im Stundentakt wird dieser Einsichts­bemer­kungsakt angelegt – im Stundentakt! (Der Redner hält das genannte Schriftstück in die Höhe.) Da unterschreiben dann die nächsthöheren Generäle, dass sie sich im Grunde alle dieser Bewertung anschließen – eins, zwei, drei, vier an der Zahl –, und zwar im vollen Umfang, wie es einer der Generäle festhält!

Und trotzdem, meine Damen und Herren, kommt es zum Eurofighter, wobei uns die Bundesregierung nicht in den kaufmännischen Teil des Vertrages Einsicht nehmen


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lässt! Ich weiß schon, Kollege Bieringer: Ihr habt lange gesucht, um einen Wissen­schafter zu finden, der eine andere Meinung hat als alle führenden Staats­rechtswissenschafter in Österreich. (Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.) Das war wahrscheinlich eine schwere Arbeit. Ich verstehe das. (Bundesrat Bieringer: Das gibt es ja doch nicht!)

Die Herren Funk, Mayer, Öhlinger hatten aber eindeutig eines festgestellt, ... (Rufe bei der ÖVP: Typisch Wahlkampf! – Bundesräte der ÖVP halten rote Tafeln mit der Aufschrift „Typisch Wahlkampf“ in die Höhe.) – Ja, ich weiß. Auch das Brüllen macht es nicht besser! – ... nämlich, dass Verträge der Republik nicht wie private Verträge sind, und dass vor allem, Kollege Himmer, der Rechnungshof – übrigens ist dieser nicht irgendetwas zum Nationalrat, sondern ein Organ des Nationalrates! – nicht die parlamentarische Kontrolle in diesem Haus, egal in welcher Kammer, ersetzt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Man kann aber auch den Rechnungshof, da er von der Regierungskoalition hier immer so als ... (Bundesrat Gruber: Feigenblatt!) – Nein, nicht als Feigenblatt! – ... als treuer Zeuge herangezogen wird, einmal hernehmen. Dieser Rechnungshof hat in seinem Bericht, der vorliegt und den wir alle kennen, gemeint, dass nur ein Teil der tatsächlichen Kosten des Betriebsaufwandes erkennbar ist.

Zu den Gegengeschäften, meine Damen und Herren: Da hat sich der Vertreter der Bundeswirtschaftskammer durch Abwesenheit allen Beratungen entzogen. (Bundesrat Konecny: Wird schon gewusst haben, warum!) Ich verstehe auch warum. Ein Blick auf die Aussagen und die Homepage des Wirtschaftsministeriums macht Sie sicher, und ich lade Sie jetzt ein, mit mir diesen kleinen Prozess hier nachzuvollziehen. Zuerst noch: Was sagt der Rechnungshof? – Der Rechnungshof sagt: Wir brauchen, was die Gegengeschäfte betrifft, dringend ein Bewertungsmodell, das irgendwie in seiner Plausibilität, in seiner Nachvollziehbarkeit und in seiner Umsetzbarkeit evaluiert wird, denn alles, was hier berechnet oder nicht berechnet ist, ist weder plausibel noch nachvollziehbar, noch glaubwürdig in ihrer Umsetzung darstellbar.

Gehen wir doch noch einmal auf das Jahr 2003 ein! – Im Jahre 2003 wurden ununterbrochen interessante Zahlen für die Gegengeschäfte angeboten. Damals sagte der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit auf eine Anfrage im Parlament, es gehe um 122 Millionen € aus 259 Geschäften mit 102 Firmen. Nur zwei Monate später wies das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit aus: Es geht nicht um 122 Millionen €, sondern um 161 Millionen €, aber aus wesentlich weniger Geschäften, nämlich aus 219, mit wesentlich weniger Firmen. Es geht immer um das Jahr 2003! Genau ein Jahr später hieß es: Nein, es sind nicht 161 Millionen €, mittlerweile sind wir bei 190 Millionen € aus noch weniger Geschäften mit gleich bleibenden Firmen.

Und nun, wenn man am Tag unserer letzten Ausschusssitzung auf der Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit schaut, wie die anerkannten Gegen­geschäfte aussehen, stellt man plötzlich einen Sprung von 190 auf 297 Millionen € aus noch weniger Geschäften, nämlich aus 153 Geschäften mit plötzlich 110 Firmen fest.

Also, meine Damen und Herren, das ist schmafu. Es wäre daher wichtig gewesen, dass auch die Bundeswirtschaftskammer ihrem Vertreter gesagt hätte: Du, geh dorthin und kläre das einmal auf!, aber leider hat sich dieser Mitarbeiter immer und immer wieder entschuldigt.

Dass es notwendig gewesen wäre, diese Fragen der Gegengeschäfte anzuschauen, sagt bereits der Rechnungshof, der ja heute hier so gerne und so viel gelobt wird.

Wenn man A sagt, lieber Kollege Himmer, was den Rechnungshof betrifft, so wäre das B auch notwendig gewesen, nämlich die Kritik! Ich leihe Ihnen gerne meine Brille, dann


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können Sie vielleicht den Rechnungshofbericht in seiner Gesamtheit erfassen, der eben davon ausgeht, Herr Bundesminister, dass die Vorgangsweise Ihres Ministeriums mit hohem Risiko behaftet ist.

Meine Damen und Herren! Möglicherweise wird es den Herrn Klubobmann Scheibner in der Form in wenigen Wochen nicht mehr geben. Es ist mittlerweile mühsam und müßig, sich mit seiner Amtsführung, mit seinem Fürchten im Ministerzimmer auseinan­der zu setzen oder ihn mit seinen seltsamen Treffen zu konfrontieren: Scheibner und Grasser oder Scheibner im Kreise ihn bemutternder und aufmunternder Generäle.

Einer trägt aber schon die Verantwortung dafür, dass die Steuerzahler tief in die Tasche greifen müssen für ein Gerät, das in der Weise – nämlich als das teuerste Gerät – nicht notwendig gewesen wäre, nämlich Herr Minister Grasser.

Welche Interessen Minister Grasser hatte, das teuerste Gerät zum Durchbruch kom­men zu lassen – das zu klären, wäre interessant! (Bundesrat Bieringer: ... zehnmal zu wiederholen!)

Die Budgetkonsolidierung, Kollege Bieringer, kann nicht das Interesse eines Finanzminister sein (Bundesrat Bieringer: Es wird nicht wahr, wenn man es noch einmal sagt!), die Budgetkonsolidierung müsste ein anderes, ein gänzlich anderes Interesse bei einem Finanzminister hervorrufen!

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, ersuche ich um eine große und breite Zustimmung zu dem einzig sinnvollen Entschließungsantrag, der hier heute vorliegt: Stopp und Ausstieg aus diesem Unfuggeschäft! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

15.11


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Kampl. – Bitte.

 


15.11.54

Bundesrat Ing. Siegfried Kampl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Kärnten): Sehr geehr­te Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren des Bundesrates! Die Diskussion, die wir heute führen, ist wesentlich tiefgreifender als das Kollege Konecny und der Kollege vonseiten der Grünen darstellen.

Die österreichische Bevölkerung – wenn wir so eine Abstimmung hätten wie in der Schweiz – würde mit 70 bis 80 Prozent dafür stimmen, dass diese Anschaffung von 18 Stück der Eurofighter vollzogen wird. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen. – Bundesrat Gruber: Das ist ja ...! – Bundesrat Schennach: 71 Prozent sind gegen die Anschaffung! Wollen Sie abstimmen lassen?)

Meine Damen und Herren! Grundsätzlich sollten wir wissen ... (Bundesrat Schennach: Wollen Sie die Abstimmung?) – Lieber Kollege, was gehört denn zu unserer Verant­wortung? Gehört ein Teil von Österreich nicht mehr zu unserer Verantwortung? (Bundesrat Schennach: Sie haben ja gesagt, Sie wollen abstimmen lassen! 71 Prozent!) Alles in Österreich, ob am Boden, auf der Schifffahrt oder in der Landwirtschaft oder in der Luft gehört uns, und wir haben es zu verteidigen! (Bundesrat Konecny: Außer Ihre Regierung verkauft’s! Zum Beispiel das Wasser!)

Die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung beginnt bei der Ernährungssicherheit, bei der sozialen Verantwortung, Umweltverantwortung, guter Nachbarschaft und Sicher­heit auf den Straßen, in Binnengewässern, für die gesamte Bundesfläche und für die Lufthoheit.

Die Reformen der Polizei für die neuen Anforderungen haben wir durchgeführt. Die österreichische Bevölkerung will die Sicherheit in Eigenverantwortung auch in der Luft. (Bundesrat Bieringer: So ist es!)


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Das österreichische Bundesheer erfüllt seine Aufgabe hervorragend. Meine Kollegen vonseiten der SPÖ und der Grünen: Sie haben es nicht einmal der Mühe wert gefun­den, ein Wort darüber zu verlieren. Neben den österreichischen Heimverpflichtungen in allen Situationen erfüllt das Bundesheer eine großartige Aufgabe für Katastro­pheneinsätze, Großveranstaltungen und Assistenzeinsätze neben der Polizei. Das österreichische Bundesheer erbringt eine große Leistung im internationalen Friedenssicherungsbereich und verdient hohe Anerkennung!

Rund 35 000 österreichische Soldaten und Bundesheerangehörige inklusive der Jungmänner brauchen beste Ausrüstung, um ihre Aufgaben, die wir von ihnen verlangen, auch erfüllen zu können. Dazu gehört zeitgemäß auch die Flugüber­wachung mit bester Ausrüstung.

Wir haben gemeinsam im Jahr 2005 das 60-jährige Bestehen der Zweiten Republik und das 50-jährige Jubiläum des Staatsvertrages gefeiert. Die Bevölkerung hat das mit großer Dankbarkeit gefeiert, und wir gemeinsam haben uns darüber gefreut.

60 Jahre war die SPÖ stark in der Mitverantwortung im österreichischen Parlament tätig. Es waren 60 erfolgreiche Jahre, die wir gemeinsam für Österreich gestaltet haben. Das Gemeinsame, sehr geehrte Kollegen von der Fraktion der SPÖ und der Grünen, das wir für die österreichische Bevölkerung getan haben, konnte nur gelingen, weil wir alle unsere Verantwortung sehr ernst genommen haben.

In der vergangenen Politik hatten auch das Bundesheer und die Heeresausstattung einen hohen Stellenwert. Die Österreicher waren immer Herr im eigenen Haus, und das wollen wir auch in Zukunft für unser schönes Land und für unsere Menschen sein. Das hat Österreich auch international eine sehr hohe Verantwortung beziehungsweise einen hohen Stellenwert eingebracht.

In allen Bereichen gehört auch die Lufthoheit dazu.

Sehr nachdenklich macht mich aber eine Anfrage der Grünen bezüglich Veteranen­treffen am Ulrichsberg in Kärnten. Das gehört ja dazu! – Die Grünen sind scheinbar nicht da. (Bundesrat Konecny: Das war irgendwie nicht die österreichische Verteidigung!) – Ja, aber es ist ja interessant: Am 13. Juli wurde von den Grünen ein Antrag an den Herrn Bundesminister Platter mit neuen Fragen dazu gestellt, was eigentlich bei der Ulrichsfeier passiert, wozu diese sein soll und was da alles geschieht.

Ziel, das sage ich Ihnen ernstest, ist es wohl, dass sich die alten Soldaten aller Nationen dort treffen und eines gemeinsam wollen: Nie wieder Krieg und dauernden Frieden! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten ohne Fraktionszugehörigkeit.)

Nun zum Rechnungshofbericht 2005 – er hat 46 Seiten: Ich bin kein Jurist, aber ich versuche diesen Bericht mit meinem normalen Hausverstand zu lesen. Es sind drei Schwerpunkte darin enthalten: Der Kaufvertrag, die Finanzierung und die Gegen­geschäfte.

Am 10. Oktober 2001 erfolgte die Angebotseinholung, am 2. Juli 2002 erfolgte im Ministerrat die Typenentscheidung, die Beratung und die Gegengeschäfte. Zuerst sollten 24 Eurofighter, seit 27. August 2002 sollen nur mehr 18 gekauft werden. (Ruf bei der SPÖ: Warum?) Das war sicher eine kluge Entscheidung, weil man wahr­scheinlich strategisch zur Kenntnis nehmen konnte, dass auch 18 genügen. Man sucht im Bundesheer die Drittellösung – so denke ich. Ich habe mit Fachleuten zwar gesprochen, aber ich verstehe es nicht ganz: ein Teil am Boden, ein Teil im Einsatz und ein Teil irgendwo in Bereitschaft. Fachlich ist das so begründet, dass es mindestens 18 sein sollten. (Bundesrat Giefing: Das hat man davor nicht gewusst? – Bundesrat Reisenberger: Darf ich erinnern an die Hochwassergeschichte?)


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In den Jahren 2003 und 2004 erfolgte die Prüfung der Verträge. Im Dezember 2004 kam die Gegenäußerung des Rechnungshofes. Kosten der 18 Stück Eurofighter –einsitzige Maschinen – samt Nebenleistungen: 1 959 Millionen €.

Zwei Kaufverträge sind damals zur Disposition gestanden: 24 Stück um 2 800 Mil­lionen € – das ist nachvollziehbar – oder 18 Stück um 1 959 Millionen €.

Die Zielsetzung bei dem Kauf für unsere Heimat ist, dass wir damit 30 Jahre lang unserer Republik dienen können und diese Verantwortung in der Lufthoheit über­nehmen.

Die Zahlung für die Flugzeuge erfolgt in 18 Halbjahresraten.

Bezüglich der Vertragsrücktritte gibt es vier Punkte zur Diskussion. Der Rechnungshof hätte gerne einen besseren Text – das stimmt! – und Vereinbarungen für einen Vertragsrücktritt und so weiter gehabt.

Zum Ankauf für die 18 Stück Eurofighter – das heißt zu den 1 959 Millionen € – kommen noch zirka 460 Millionen € dazu. Das heißt: Die notwendige Finanzierung für den vollen Ankauf und Einsatz beträgt 2 420 Millionen €.

Die Schlussbemerkung zum Ankauf der Eurofighter vom Rechnungshof auf Seite 23 ist nicht negativ.

Kollege Schennach ist nicht hier. Ich weiß nicht, warum er nicht hier ist. Er hat mich und den Österreichischen Kameradschaftsbund einmal sehr beleidigt. Ich bin Mitglied des Österreichischen Kameradschaftsbundes und ich sage es heute bewusst: Mich hat man hier im Haus einmal geprügelt, und die Medien haben mich geprügelt, aber ich habe neun Verhandlungen gewonnen, weil die Medien die Unwahrheit gesagt haben. Ich habe nicht gesagt, alle sind Mörder, sondern jene, wo ich bewusst den Zeugen bringe, wo mein Cousin ermordet worden ist. Kollege Schennach hat damals gesagt: Wir vom Kameradschaftsbund seien der Mief von Österreich. – Und das hat er nicht einmal, sondern zweimal gesagt, das macht mich betrübt. Das sind 300 000 Men­schen! Ich sage es jetzt bewusst, weil Sie nicht da sind und glauben, Sie müssen da vor der Türe meiner Rede zuhören.

Die Schlussbemerkung des Rechnungshofes auf Seite 23 ist also nicht negativ. Die Varianten für die Finanzierung vom Finanzministerium sind: Erstens in Cash bei Ab­schließen des Kaufvertrags mit 1 748 200 000 € oder zweitens die Zahlung bei Lieferung mit 1 880 548 000 € oder drittens in 18 Halbjahresraten mit einem Betrag von 2 167 754 000 €.

Das Nächste, was dazukommt, ist der Gegengeschäftsvertrag. Dafür wurde eine Arbeitsgemeinschaft bei der Wirtschaftskammer Österreich gegründet und ein Vertrag mit einer Rechtsanwaltskanzlei erstellt. Die Vertragspartner sind die Republik Öster­reich, vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, und die Firma Eurofighter Jagdflugzeug GmbH. Gegengeschäftsvolumen sind 4 000 Millionen €. Der Erfüllungstermin ist 15 Jahre nach Vertragsunterzeichnung mit einer zehnprozentigen Sicherung für die Republik Österreich und einer Pönale.

Zur Veröffentlichung der Firmendaten – auch das wurde vom Rechnungshof ange­schnitten –: Die Kompensationsgeschäfte sollten jährlich der österreichischen Öffent­lichkeit bekannt gemacht werden. Geschäfte werden nur vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Jänner 2002 eingereicht. – Das ist der Wortlaut.

Wer ist in dieser Plattform drinnen? – Sehr wohl sind Sozialpartner eingebunden, die Arbeiterkammer Wien, Industriellenvereinigung Österreich, Wirtschaftskammer Österreich, Rat für Forschung und Technologieentwicklung, Wirtschaftsforschungs-


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institut, Wirtschaftsuniversität Wien, Bundesministerium für Landesverteidigung, Bun­des­ministerium für Finanzen und Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.

Sehr geehrter Herr Bundesminister! Wir wollen der Herr im eigenen Haus auch in Zukunft bleiben. Dazu brauchen wir auch die Abfangjäger. Lassen Sie sich in dieser Frage nicht beirren!

Eine Volksbefragung – das habe ich heute schon gesagt – würde dieses Ergebnis bringen. Ich habe nämlich in Kärnten einen sehr guten Kontakt mit den Soldaten. (Bundesrat Stadler: Kärnten ist nicht ganz Österreich! – Bundesrat Molzbichler: Einen guten Kontakt hat jeder!) Das Bundesheer ist völlig der Meinung, dass wir die besten Flugzeuge brauchen, und am Markt ist derzeit der Eurofighter nicht das billige Flugzeug (Bundesrat Schennach: Das billigste!), sondern ein gutes. Wir sind eben verpflichtet, ein gutes zu kaufen.

Ein internationaler Vergleich, meine Damen und Herren: Wir sollten einmal schauen, was in der Schweiz passiert. In der Schweiz gibt es insgesamt 231 Kampfflugzeuge; wir können sie auflisten. In Schweden gibt es 150 Stück Kampfflugzeuge. In Finnland, das man vergleichen könnte, gibt es 84. In Slowenien gibt es 14 Stück, in der Tschechischen Republik 24 Stück, in Ungarn 84 Stück, und die Slowakische Republik, die doch relativ klein ist, hat 12 MIG-29 Abfangjäger.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe versucht, meine Meinung auf die heutige Situation und den Antrag der SPÖ und der Grünen darzubringen. Ich würde Sie wirklich ersuchen, von dieser sehr emotionalen Situation, die schon im Ausschuss herrschte – ich habe den Ausschüssen immer beigewohnt, meine sehr geehrten Damen und Herren, und man kann diese Sitzungen nur als sehr polemisch betrach­ten! –, wegzukommen und noch einmal darüber nachzudenken, in sich zu gehen und für Österreich zu arbeiten, nicht nur für die Polemik! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Mitterer.)

15.25


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Vilimsky. – Bitte.

 


15.25.46

Bundesrat Harald Vilimsky (ohne Fraktionszugehörigkeit, Wien): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss Ihnen am Beginn meiner Rede von einem Skandal berichten, den ich schier unglaublich finde. Im Konkreten geht es um den Bundesminister für Landesverteidigung, Herrn Platter, der während der Ausführungen des sozialdemokratischen Fraktionsobmannes, des Herrn Konecny, sein Büro offensichtlich angewiesen hat, Materialien verfügbar zu machen, die dann 1 : 1 an den ÖVP-Klubobmann Bieringer weitergehen, der das in seiner Rede offensichtlich verwenden wird. Ich halte das für schier unglaublich! (Bundesrat Bieringer: Sind Sie auch daneben?) Es war offensichtlich zu beobachten. Hinter Ihnen sitzend, war es offensichtlich zu beobachten, dass der Herr Minister sein Büro anweist, seinem Parteifreund ein paar Unterlagen zuzustecken. (Bundesrat Bieringer: Sind Sie am Mond?)

Meine Damen und Herren! Wir sind hier nicht in einem Wirtshaus, wo man seinem Kollegen ein paar Zettel zusteckt, wir sind hier im Hohen Haus. Unsere Verfassung schreibt das Prinzip der Gewaltenteilung vor, und ich appelliere an Sie, sich auf Ihre neutrale Funktion als Auskunftsperson zu reduzieren und nicht Ihren Parteifreunden über Ihre Mitarbeiter Zettel zustecken zu lassen! (Bundesrat Bieringer – einen Zettel in die Höhe haltend –: Das war der Zettel!) – Beruhigen Sie sich, Sie sind nachher zu


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Wort gemeldet und Sie können das alles sicherlich bestens erklären! (Bundesrat Bieringer: Ich habe mich doch nicht getäuscht über Sie! Das gibt es ja nicht!)

Meine Damen und Herren! Es sind elf Tage Zeit, bis in Österreich ein Nationalrat neu zu wählen ist, wo sich verschiedene Dinge klären und manche Nebel lichten werden und wo auch manche Zäsuren stattfinden werden. Ich bin froh, dass wir elf Tage vor einer wichtigen Wahl hier im Bundesrat über diesen Eurofighter-Skandal noch einmal breit diskutieren können. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Nicht nur deswegen – hören Sie zu oder kommen Sie nachher heraus! (Bundesrat Schennach: Er war schon draußen! – Bundesrat Dr. Kühnel: Vielleicht komme ich nachher noch einmal heraus!) –, weil es sich um den größten Beschaffungsvorgang der Zweiten Republik handelt, sondern weil sich um diesen Beschaffungsvorgang eine derartige Vielzahl von Gerüchten rankt und die Leichen, die hier im Keller offensichtlich versteckt sind, mit derart viel Bestemm weiter versteckt werden sollen, dass man ja nicht kontrollieren kann, dass man ja nicht prüfen darf und dass man ja auf den Faktor Zeit setzen kann, dass dieser Deal noch irgendwie über die Bühne zu bringen ist.

Auf den ersten Blick schaut es so aus, als ob es ein veritabler ÖVP-Skandal ist. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Und ich behaupte hier auch, dass ein Großteil – ich sage einmal, ohne das näher ausformulieren zu wollen – der Gratifikationen in das ÖVP-Umfeld geflossen sind. (Bundesrat Bieringer: Na bravo!)

Ich möchte jetzt einmal die „Kronen Zeitung“ zitieren: Gerade das Waffengeschäft gehört zu den schmutzigsten Branchen, wo Provisionen fließen und politischer Druck gemacht wird.

Jetzt komme ich zu den Grünen und den Roten. Der Herr Pilz sagt richtig, dass die übliche Provision in diesem Bereich im Ausmaß von 3 Prozent anzusiedeln ist. In Summe wäre also die Provisionsmasse, die zu verteilen gewesen wäre und vielleicht auch verteilt wurde, um die 50 Millionen € anzusiedeln. Und Caspar Einem von der sozialdemokratischen Fraktion spricht davon, dass kein Geschäft derart hochgradig korruptionsanfällig ist wie das Waffengeschäft.

Jetzt stelle ich folgende Frage: Angesichts dessen, dass hier ein ÖVP-Skandal ante portas stehen könnte, wer ist eigentlich der größte Profiteur des Eurofighter-Ge­schäftes? – Diese Frage ist an die sozialdemokratische Fraktion gerichtet. Zur Auflockerung könnte man vielleicht ein kleines Quiz machen: Wer ist der größte Profiteur des Eurofighter-Deals? – Das „FORMAT“ hat das ermittelt.

Es handelt sich um niemand Geringeren als Hannes Androsch – in den Reihen der Sozialdemokratie sicherlich kein Unbekannter; einst ein Vertreter des „kleinen Mannes“, heute Großindustrieller –, weil nämlich laut „FORMAT“ sein auf den Bau von Flugzeugkomponenten spezialisiertes Unternehmen Fischer Advanced Composite Components (FACC) im oberösterreichischen Ried einen 400-Millionen-Auftrag erhalten hat. Die FACC (Jahresumsatz: 105 Millionen €) wird für das EADS-Unter­nehmen Airbus beim Bau des neuen Airbus A 380 die Landeklappen­träger­verkleidungen liefern. – Ein schöner Schnitt, den der Herr Androsch da gemacht hat.

Von „FORMAT“ darauf befragt, sagte er: „Von Sentimentalitäten allein kann man sich heute nichts mehr kaufen.“

Dieselbe Antwort hätte vom Herrn Elsner oder auch vom Herrn Flöttl kommen können.

Das ist doch gewissermaßen ein Sittenbild, das sich da in den Reihen der Sozial­demokraten zeigt – wo es sehr viel Anständige gibt, aber auf der anderen Seite auch eine Gruppe von Luxuslinken, die ohne Scham zugreifen, wo man zugreifen kann.

Jetzt geht es wieder in Richtung ÖVP.


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Ich frage mich, warum der größte Beschaffungsvorgang der Zweiten Republik, der unter Federführung der Kanzlerschaft des Herrn Schüssel abgewickelt wurde, in der Vorfinanzierung gerade über die rote Hausbank BAWAG gemacht wurde. Es hat damals, als der BAWAG-Skandal noch nicht an die Oberfläche kam, geheißen: Weil die BAWAG derart gute finanzielle und wirtschaftspolitische Finanzerfahrungen hat.

Gute Nacht! Es wird noch zu klären sein, warum Sie das über die rote Hausbank BAWAG mit einem derartigen Volumen abgewickelt haben. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Die ganze Sache stinkt zum Himmel. Nach dem Prinzip der Falsifikation, falls nicht widerlegt wird und alles offengelegt wird, angefangen vom kaufmännischen Vertrag über die Liste der Gegengeschäfte bis hin dazu, dass wir in einem Untersuchungs­ausschuss all die Verdachtsmomente klären können, bin ich der Ansicht, dass hier viele Hände bedient worden sind. Das wird auch der Grund dafür sein, warum der kaufmännische Vertrag weiterhin als die oberste Verschlusssache der Republik gehandhabt wird.

Jetzt komme ich zu den Gegengeschäften.

Bei dem kolportierten Gegengeschäftswert von 200 Prozent frage ich mich, warum wir nur 18 Eurofighter genommen haben, denn 24 wollten wir ja. Mein Vorschlag und auch der Vorschlag eines jeden Kaufmannes wäre gewesen: Ja nehmen wir doch hundert oder am besten gleich tausend, denn wenn es wirklich so ist, dass man für ein Geschäft ein garantiertes Gegengeschäft im Ausmaß von 200 Prozent erhalten kann, dann könnte man die Staatsfinanzen sanieren, dann könnte man das Gesund­heitswesen finanzieren, dann könnte man wieder genügend Lehrer anstellen und dann könnte man eine große Steuerreform machen! – Das werden Sie zu erklären haben!

Es hat seinen guten Grund, warum diese Gegengeschäfte in der internationalen Meinung als „Voodoo-Geschäfte“ angesehen werden.

Da wird es den einen oder anderen Roten gegeben haben, der sich da bedient hat. Da wird es noch viel mehr Schwarze im Industriebereich gegeben haben, die sich da bedient haben. – Die Liste der Gegengeschäfte ist offen zu legen, und auch ihr Volumen ist zu überprüfen. (Bundesrat Dr. Kühnel: Ist eh offengelegt!)

Ich sage, dass rot-schwarze Skandale in dieser Republik systemimmanent sind: Zuerst ist es immer so, dass eine der beiden großen Parteien im Hauptrampenlicht eines vermeintlichen Skandals steht. Das eine Mal ist es die ÖVP, ein anderes Mal ist es die SPÖ. Sobald man aber am Lack zu kratzen beginnt, merkt man, wenn der Lack schwarz ist, dass jede Menge roter Stellen, und wenn der Lack rot ist, dass jede Menge schwarzer Stellen darunter sind.

Das ist im Bereich der BAWAG der Fall. Dazu liegt seit dem Jahr 2001 ein Bericht in der Finanzmarktaufsicht, den der Finanzminister zu Gesicht bekommen hat, und daraus ist ersichtlich, dass auch zwei schwarze BAWAG-Vorstände Kenntnis davon hätten haben müssen, dass da Spekulationsgeschäfte in gigantischem Ausmaß gemacht werden.

Ein anderes Beispiel: Vor wenigen Tagen traf der Herr Taus „ganz zufällig“ den Herrn Elsner in Südfrankreich. „Ganz zufällig“! (Bundesrat Konecny: Na Krankenbesuch! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Da gebe ich Ihnen Recht, dass diese Geschichte von der ÖVP gezündet wird. Es ist für jeden, der in der Republik nicht im Wohlgefallen dieser Partei steht, alles andere als einfach, weil diese Partei in einer derartigen Machtgier um sich schlägt, dass irgendwann – und jetzt bleibe ich in einer Diktion, die für Sie von der ÖVP sicherlich


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kompatibel ist – auch für sie der Tag des Jüngsten Gerichts kommen wird. Und ich glaube, dass der 1. Oktober ein wesentlicher Teil davon sein wird. (Ruf bei der ÖVP: Ist das heute Ihre Abschiedsrede?)

Es wird Folgendes noch mit Interesse zu beobachten sein – jetzt komme ich zurück zur SPÖ und zu den Grünen –: Ich habe die Reden des Herrn Konecny und des Herrn Schennach sehr genau verfolgt und kann ihnen in weiten Strecken ... (Bundesrat Dr. Kühnel: Sie waren nicht immer da!) O ja! Bei den beiden Reden war ich da. Den Rest habe ich mir nicht angehört. (Bundesrat Dr. Kühnel: Ich habe genau beobachtet und kann sagen: Sie waren nicht immer da!) Dann haben Sie falsch beobachtet – wie Sie manche Dinge auch falsch sehen. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)

Ich habe sowohl beim Herrn Konecny als auch beim Herrn Schennach folgende Zusage vermisst: Wir wählen in elf Tagen, und Sie beide stehen sozusagen davor, Mitglied einer Bundesregierung werden zu können, und zwar als kleiner Partner der ÖVP. Ich würde mir erwarten, dass Sie beide ... (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Diese Partei mit dem Herrn Schüssel an der Spitze unterstützen wir mit Sicherheit nicht mehr. Das gebe ich Ihnen schriftlich, und das hält! (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)

Ich hätte gerne von Ihnen beiden ... (Bundesrat Mag. Himmer: Sie sind beleidigt, weil ...!) Aber nein, wir wollen nicht beleidigen. (Bundesrat Mag. Himmer: Sie sind beleidigt, weil ...!) Wir sind der Meinung, dass Sie eine wahnsinnig schlechte Politik machen. Sie haben es geschafft, Rekordarbeitslosigkeit hervorzurufen. (Bundesrat Dr. Kühnel: Rekordbeschäftigung!)

Rekordbeschäftigung – ja, da haben Sie Recht! Wissen Sie, warum? – Weil wir eine Million atypischer Beschäftigungsverhältnisse haben. Das sind die Mac-Jobs. Das sind die Billigjobs, bei denen die Leute wenig oder keine soziale Absicherung haben. Sie haben es geschafft, Rekordzuwanderung herbeizuführen. Sie haben es geschafft, dass wir Rekordzahlungen an Brüssel überweisen. Sie haben es geschafft, dass wir Rekordinsolvenzen und Rekordpleiten haben. Rühmen Sie sich weiter! Am 1. Oktober wird der Wähler darüber zu befinden haben. (Bundesrat Dr. Kühnel hält eine rote Tafel mit der Aufschrift „Typisch Wahlkampf“ in die Höhe. – Ruf bei der SPÖ: Falsche Farbe!)

Falsche Farbe! Vielleicht hat das Ministerbüro welche in der richtigen Farbe. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP. – Bundesrat Schennach: Man sieht, dass die Kollegen von der ÖVP den Worten vom Kollegen Konecny aufmerksam zugehört haben, weil sie ...! Jetzt zum falschen Zeitpunkt! – Gegenrufe bei der ÖVP.)

Die ÖVP bleibt manchmal hinter ihrer Zeit. Aber bleiben wir jetzt bei der SPÖ und den Grünen.

Ich würde mich freuen, wenn heute ein autorisierter Vertreter der SPÖ noch hier an dieses Rednerpult schreiten und sagen würde: Ja, wenn wir Teil der nächsten Bun­desregierung werden, dann wird es für uns eine unabdingbare Bedingung sein, eine conditio sine qua non, dass erstens der Eurofighter-Vertrag storniert wird und dass zweitens ein großer Untersuchungsausschuss all die Verdachtsmomente klären kann, wo alle Gegengeschäfte aufgeklärt werden. (Bundesrat Dr. Kühnel: BAWAG!) Das wäre genau das Richtige, wo ich mir auch in Ihren Reihen Glaubwürdigkeit erwarten könnte. (Bundesrat Schennach: Aber zuerst geben Sie etwas schriftlich her!) Von mir können Sie das schriftlich haben, das ist überhaupt keine Frage.

Es „juckt“ ja die Grünen sehr, wie es die Frau Vassilakou sagt, auch endlich einmal mitregieren zu dürfen. Herr Schennach, wie wird das sein, wenn die Grünen Partner der ÖVP sind? Wird da der Eurofighter-Vertrag storniert? Gibt es einen großen


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Untersuchungsausschuss in dieser Causa? Wird der kaufmännische Vertrag offen­gelegt? Das sind die Fragen, die interessieren! Ein bisserl Wahlkampfrhetorik vor der Wahl ist zu wenig. (Bundesrat Schennach: Wir schauen uns jeden Tag in den Spiegel!)

Wir wissen, dass der Herr Pilz gesagt hat, dass er Verteidigungsminister werden will. Es ist aus meiner Sicht an sich eine Kuriosität, dass jemand, der ständig gegen das Bundesheer auftritt, der sich sogar einmal für die Entwaffnung der Polizei ausge­sprochen hat, Bundesminister werden will. Das ist unwahrscheinlich! – Wahrscheinlich ist, dass Sie Teil der nächsten Regierung werden. Aber davor drücken Sie sich. Vielleicht können die Redner nach Ihnen hier noch eine Klarstellung vornehmen. Aber ich wette mit Ihnen beiden, dass niemand von Ihnen hier herauskommen und eine solche Klarstellung treffen wird. (Bundesrat Konecny: Ehrlich gesagt, von Ihnen lassen wir uns wirklich zu nichts einladen!)

Der Eurofighter-Vertrag – kommen wir darauf zurück! – ist eine chronique scanda­leuse – vom Beginn bis zum heutigen Tag. Ich darf Sie nur daran erinnern, dass etwa der Finanzminister ... (Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.) Sie können dann herauskommen und die Ministerzettel vorlesen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.) Kommen Sie dann heraus, Herr Bieringer, und lesen Sie die Ministerzettel vor! Und hören Sie jetzt zu!

Wieso sagte der Finanzminister Grasser am 6. Februar 2002: Da habe ich eine ganz klare Position, Abfangjäger sind aus finanzieller Sicht nicht leistbar!, um dann, etwas später, bekannt zu geben, dass sich die Bundesregierung sehr wohl für die teuerste Variante entschieden hat? – Genau da steht der Verdacht im Raum, und zwar der sehr berechtigte Verdacht, dass der Herr Grasser nur Zeit gewinnen wollte, denn als die ersten Diskussionen über den Eurofighter losgebrochen sind, war es so, dass der Eurofighter gerade den Jungfernflug hinter sich gebracht hatte und offensichtlich noch Zeit notwendig war, um eine Entscheidung in diese Richtung hin zu beeinflussen.

Es ist sicher alles ein Zufall: dass etwa der Eurofighter-Produzent EADS ein wesent­licher Auftraggeber für die Magna-Gruppe Frank Stronachs war, für die Grasser vor seinem Amtsantritt als Finanzminister als Magna-PR-Manager tätig war.

Der Chef von Magna Steyr, Siegfried Wolf, hat auch intensivstes Lobbying für sein Produkt betrieben. Er gab frank und frei gegenüber dem „FORMAT“ am 27. Juni 2002 Folgendes zu:

„Ich habe der Frau Vizekanzlerin, dem Herrn Finanzminister und dem Herrn Wirt­schaftsminister eindringlich meine Argumente für die sinnvollste Variante dargelegt.“ – Offensichtlicher kann man eine Einflussnahme auf die Regierung nicht mehr formulieren.

Das fiel in die Zeit, als die Schlagzeile über den gesellschaftlichen Kontakt zwischen Westenthaler, Grasser, Stronach und dem Ehepaar Passer durch die Medien gegangen ist. Drei Tage vor der Eurofighter-Entscheidung gab es nämlich ein höchst interessantes Treffen, und zwar in Stronachs Nobelklub in der Fontana-Siedlung. Das „profil“ zeigte im Oktober 2002 ein Foto von diesem „netten Familienausflug“, wo die Familien Westenthaler und Passer sowie der Magna-Chef Stronach sehr zufrieden in die Kamera lächeln.

Es ist sicher genauso unwahrscheinlich, dass man drei Tage vor dieser Entscheidung in diesem Gremium über den Eurofighter gesprochen hat, wie es unwahrscheinlich ist, dass der Grasser mit dem EADS-Chef nur über Autos gesprochen hat.

Es ist sicher auch ein ganz „großer Zufall“, dass der Herr Westenthaler, nachdem er den Hut genommen und Adieu gesagt hatte, zufällig in der Bundesliga als Geschäfts-


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führer Zuflucht gefunden hat und nachher dann als Manager im Stronach-Konzern mit einem Jahressalär von 180 000 € plus X das Auslangen fand. Das wird sicher alles Zufall sein.

Wenn das alles Zufall ist, dann frage ich mich, wieso Sie einen Untersuchungs­ausschuss in dieser Causa bis heute mit Bestemm blockieren. Das, was in vielen Medien und Zeitungen geschrieben wird, nämlich dass dieser Eurofighter-Deal das Potential eines Noricum- oder Lucona-Skandals hat, bleibt weiterhin aufrecht, solange Sie es nicht zulassen, dass da untersucht werden kann, und solange alle zentralen Unterlagen als Verschlusssache der Republik behandelt werden.

Ich weiß nicht, wie die Wahlen ausgehen werden, ich bin mir allerdings sicher, dass das, was in Wien stattgefunden hat, auch in Österreich stattfinden wird, nämlich dass nach dem 1. Oktober eine starke Fraktion der Freiheitlichen Partei hier Einzug halten wird (Bundesrat Bieringer: Gott behüte uns davor!) und weiterhin Leuten wie Ihnen sozusagen politisch auf die Finger klopfen wird. Sie wird darauf drängen, hier Allianzen zu suchen und auch die jetzigen Oppositionsparteien in die moralische Verantwortung zu nehmen, nicht – eventuell als Juniorpartner einer Regierung – hier alles unter den Teppich zu kehren, damit man in diesen faulen Handel, den größten Beschaffungs­vorgang der Zweiten Republik, endlich Licht bringen kann. Ich bin mir heute schon sicher, dass dann eine schwarz-orange Lawine zu rollen beginnen wird.

Ich möchte Folgendes klarstellen, damit hier nicht der Verdacht entsteht, dass die Freiheitliche Partei gegen die Luftraumüberwachung wäre. (Bundesrat Mag. Himmer: Ja überhaupt nicht!) Das Gegenteil ist der Fall!

Wen ich mir die verquere Argumentation eines Herrn Kühnel anhöre, der vermeint, das Bundesheer und unsere Soldaten verdienten das beste Gerät, dann kann ich ihm absolut zustimmen. Aber ich frage mich, wieso bei einer vor kurzer Zeit gemachten Überprüfung der Fahrzeuge des Bundesheeres herauskam, dass von 125 überprüften Fahrzeugen des Bundesheeres kein einziges mehr verkehrstauglich ist, alle im Prinzip schrottreif sind, warum man nicht für unsere Soldaten am Boden besseres Gerät, eine bessere Ausrüstung ermöglicht, während man sozusagen einen „Rolls-Royce“ für den Luftraum ankauft. Ich frage mich, wieso man sowohl bei den Soldaten als auch bei den Polizisten spart.

Vielleicht haben wir ein bisschen mehr Sicherheit in der Luft, aber bei der Sicherheit auf dem Boden ist es so, dass die Drogenhändler immer ungenierter agieren können, weil man bei den Planstellen in der Exekutive einspart. Das ist eine schlechte Politik –eine Politik, die es in der kommenden Legislaturperiode aufzuklären gelten wird! – Danke.

15.45


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gelangt nun Herr Bundes­minister Platter. – Bitte.

 


15.45.09

Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter: Geschätzte Frau Präsi­dentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in der Vergangenheit schon sehr viele Debatten über die Beschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge durchgeführt. Ich beziehe sehr gerne auch heute hier wieder Stellung dazu, so wie ich das in den verschiedenen Ausschusssitzungen getan habe, aber eines sei von Anfang an klargestellt: Es gibt nichts Neues! (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesräte Ing. Kampl und Mitterer. – Bundesrat Kraml: Für Sie gibt es nichts Neues!)

Es werden gebetsmühlenartig immer wieder dieselben Vorwürfe gemacht, aber man kann eindeutig und klar feststellen: Es gibt überhaupt nichts Neues!


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Vielmehr habe ich den Eindruck, dass es hier nicht um die Sache geht, dass es nicht um die Luftraumüberwachung geht, sondern dass es natürlich gerade kurz vor dem 1. Oktober 2006 um das Wechseln von politischem Kleingeld geht.

Lassen Sie mich ganz kurz auf die Situation eingehen, denn ich bin der Meinung, dass man doch versuchen sollte, hier einen entsprechenden Grundkonsens zu erreichen.

Ich gebe zu und bin froh darüber, dass es uns bei der Bundesheerreformkommission gelungen ist, einen breiten Konsens zu erreichen – aber zum Bundesheer, zur Landesverteidigung gehört natürlich auch die Sicherheit in der Luft!

Ich möchte hier schon Folgendes klar feststellen: Gerade die SPÖ war immer auf der Linie, dass wir Luftraumüberwachungsflugzeuge brauchen. Ich vernehme aber Meinun­gen, zum Beispiel vom SPÖ-Klubobmann Cap, die da lauten: Neutralität heißt nicht, dass wir Luftraumüberwachungsflugzeuge brauchen! – Ich werde noch etwas später darauf eingehen.

Ich habe mir einige Meinungen angeschaut, zum Beispiel jene von Bundeskanzler Bruno Kreisky, und dieser sagte am 23. Juni 1980 Folgendes – ich zitiere –:

„Zur Erfüllung dieser luftpolizeilichen Aufgaben benötigt Österreich eine begrenzte Zahl von Abfangjägern. Wir würden andernfalls nicht in der Lage sein, im Luftraum unsere Hoheitsrechte wahrzunehmen, uns damit dem Vorwurf der Missachtung der sich aus der Neutralität ergebenden Pflichten aussetzen und deren Glaubwürdigkeit gefährden. Der beabsichtigte Ankauf von Abfangjägern ist daher ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Wege der von Österreich verfolgten Sicherheitspolitik, welcher einzig und allein darauf ausgerichtet ist, unserem Land Frieden und Freiheit zu bewahren.“

Ich habe hier auch die Meinung von Sinowatz – ich möchte nicht alles vorlesen, das würde den Rahmen hier sprengen –, der ganz klar und eindeutig auf die Frage: Abfangjäger: ja oder nein? gesagt hat:

„Das ist ein klares Ja, weil wir dazu verpflichtet sind.“ – Zitat Sinowatz vom 26. Sep­tember 1984.

Ebenso hat Vranitzky klar und eindeutig bei einer Nationalratssitzung am 28. Jän­ner 1987 darauf hingewiesen, dass wir die Raumverteidigung nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Luft benötigen.

Bundeskanzler Klima hat auf die Frage: Wie wird es im Zusammenhang mit dem SAAB-Draken weitergehen? gesagt – das ist seine Aussage vom 9. März 1998 –: Es wird in der nächsten Legislaturperiode in der Frage der Abfangjäger zu einer Lösung kommen.“

Freilich wäre ich froh, wenn man das damals rechtzeitig gemacht hätte. Dann hätten wir keine Zwischenlösung benötigt.

Man muss natürlich die Geschichte etwas kennen, und da möchte ich auch die Meinung von SPÖ-Wehrsprecher Gaál bringen, den ich durchaus schätze und der auch sehr vernünftige Gedanken zum Bereich der Luftraumüberwachung hat. Dieser hat in einem APA-Interview am 22. Juli 1999 Folgendes gesagt:

„Bei der anstehenden Großbeschaffung der Nachfolger für die Draken-Abfangjäger setzt Gaál persönlich auf neue Maschinen aus westlicher – nicht russischer –Produktion. Gaál bekannte sich als Befürworter der Beschaffung neuer Luftraum­überwachungs-Maschinen. Die Entscheidung erwarte er im Herbst oder spätestens im kommenden Frühjahr. Daß mit all diesen Vorgaben die Wahlmöglichkeit bei der Typenentscheidung stark eingeschränkt werde, ließ Gaál nicht gelten. Diese Ent­scheidung sei Sache der Fachleute, nicht der Politik.“


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Jetzt möchte ich eines dazu sagen: Diese Fachleute, eine 33-köpfige Experten­kommission, haben damals ein eindeutiges Signal, eine eindeutige Empfehlung gegeben, dass die Eurofighter beschafft werden, und die ... (Bundesrat Konecny: Die alle Generäle des Bundesheeres geteilt haben!) Darauf komme ich noch zu sprechen. – Die Bundesregierung hat dann letztlich diesen Empfehlungen Folge geleistet.

Gaál hat gesagt, Fachleute sollen entscheiden. Wir haben eigentlich genau das gemacht: Wir sind dem gefolgt, was die 33-köpfige Kommission empfohlen hat.

Noch ein interessanter Bericht – damit höre ich dann mit dem Vorlesen von Meinungen auf, aber es ist einfach wichtig, dass man das weiß.

Am 23. Juli 1999 hieß es in der „Presse“ über die Meinung von Wehrsprecher Gaál zum Kauf von Abfangjägern:

„Der SP-Wehrsprecher legte aber ein Bekenntnis zum Ankauf von neuen Abfangjägern als Nachfolger für die SAAB-Draken-Modelle ab. Zu jüngsten Gerüchten, billige rus­sische MIG-Flugzeuge könnten von der SP-Seite favorisiert werden, meinte Gaál, er sei für westliches Gerät. Die Entscheidung darüber soll im Herbst fallen. Der Ankauf eignet sich jedenfalls nicht als Wahlkampfthema, so Gaál.“

Doch was haben wir jetzt? (Bundesrat Konecny: Der falsche Einkauf!) – Wir sehen ja, was sich momentan abspielt: Es ist Wahlkampf. Das ist in aller Deutlichkeit zu sehen!

Meine Damen und Herren! Ich habe jetzt versucht, aufzuzeigen, wie die SPÖ früher zum Ankauf von Abfangjägern gestanden ist. Ab dem Zeitpunkt, als sie in die Oppo­sition gegangen ist, hat die Situation etwas anders ausgesehen. Aber ab diesem Zeitpunkt hat sich sicherheitspolitisch sehr viel getan.

Seither hatten wir den 11. September 2001 – unglaublich, was sich da abgespielt hat! Man hatte nie gedacht, dass Terroristen zu solchen Mitteln greifen.

Unabhängig davon ist der Terror in Europa. Wir hatten während unserer EU-Präsidentschaft 37 Luftraumverletzungen und hatten die Möglichkeit, mit den F-5 diese Luftraumverletzungen abzuwenden. Gerade wenn man diese sicherheitspolitische Situation sieht, weiß man, dass es dringend notwendig ist, dass wir Luftraum­überwachungsflugzeuge haben. (Bundesrat Schennach: Wir liegen in der Tiefe der NATO!)

Eines sage ich Ihnen: Wie auch immer die Regierung zusammengesetzt sein wird, sie wird niemals einen Stopp dieser Beschaffung machen. Das kann sich keine Regierung leisten – nicht aus finanziellen Gründen! –, weil die Sicherheit in der Luft nicht aufgegeben werden kann. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesräte Ing. Kampl und Mitterer.)

Ich frage Sie: Wenn irgendetwas passiert, wer übernimmt dann die Verantwortung? Die Regierung hat die Verantwortung! Und die neue Regierung, wie auch immer sie zusammengesetzt sein wird, wird eindeutig und klar zu dieser Beschaffung der Euro­fighter stehen.

Oder wollen wir unsere Luftraumüberwachung anderen Ländern überlassen? Wollen wir der NATO beitreten? Das wäre eine Möglichkeit.

Slowenien ist Mitglied der NATO, und dort machen die Italiener über die NATO die Luftraumüberwachung. Wir jedoch bekennen uns zur Neutralität, und deshalb ist es notwendig, dass österreichische Piloten mit österreichischen Flugzeugen den österreichischen Luftraum überwachen. (Beifall bei der ÖVP.)


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Schon das letzte Mal habe ich Ihnen vorgelesen, was der Bürgermeister von Salzburg zur Beschaffung der Abfangjäger sagt. Der SPÖ-Bürgermeister Schaden sagt laut einem Artikel in der „Presse“ ein eindeutiges Ja dazu. – Wenn man ja sagt zur Neu­tralität, muss man auch ja sagen zu dieser Beschaffung der Eurofighter. (Bundesrat Konecny: Einer Beschaffung, nicht dieser Beschaffung!)

Nun zur Typenentscheidung. Die Typenentscheidung fiel im Wettbewerb für den Eurofighter. Die 33-köpfige Kommission hat diese Empfehlung abgegeben, und die Bundesregierung ist dieser Expertenempfehlung gefolgt. Und wir haben nun künftig Eurofighter, die für 30 bis 40 Jahre die Sicherheit in der Luft gewährleisten können.

Nun komme ich auf die Offenlegung des Vertrages zu sprechen. Rechnungs­hof­präsident Fiedler hat in meiner Anwesenheit im Verteidigungsausschuss mitgeteilt ... (Bundesrat Konecny: Nicht der Fiedler, der Moser!) Entschuldigung! Rechnungs­hofpräsident Moser. (Bundesrat Konecny: Jetzt sind wir quitt, denn ich habe Sie verdächtigt ...!) Okay, wir sind quitt – überhaupt bei einem Geburtstag soll es so sein, dass eine Ausgeglichenheit gegeben ist.

Rechnungshofpräsident Dr. Moser hat klar mitgeteilt, dass er den gesamten Vertrag bekommen hat.

Der Rechnungshof, das oberste Prüforgan der Republik Österreich, hat drei Mal genau und penibel den Beschaffungsvorgang geprüft. (Bundesrat Konecny: Aber eine Lobes­hymne war das nicht, was er geschrieben hat!) Dabei ist Folgendes heraus­gekommen – das kann man auf Seite 4 des Rechnungshofberichtes vom März 2004 nachlesen –: Der Eurofighter wurde zutreffend als Bestbieter im Wettbewerb ermittelt.

Darüber hinaus hat er mitgeteilt: Das Ergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse war nach­vollziehbar und mathematisch abgesichert. Und es hat keinen Hinweis auf Mani­pulation und Geschenkannahme gegeben.

Ich bin sehr froh darüber – und da komme ich auf das zurück, was Gaál gesagt hat, und da stimme ich mit ihm vollkommen überein –, dass wir dieses einzige europäische Produkt haben. Der Eurofighter ist das einzige europäische Produkt.

Ich bin auch froh darüber, dass wir eine Unabhängigkeit gegenüber verschiedenen Kontinenten haben, dass Europa selbst in der Lage ist, Eurofighter, also Luftraum­überwachungsflugzeuge herzustellen.

Ich bin auch froh darüber, dass unsere Nachbarn Italien und Deutschland das gleiche Gerät haben, denn so haben wir eine wunderbare Zusammenarbeitsmöglichkeit. Das heißt, dass die Piloten und Techniker derzeit in Laage in Deutschland die Ausbildung durchführen können. Deshalb ist der Eurofighter eine ausgezeichnete Wahl für die Sicherheit der Republik Österreich.

Zum Produktionsstand: Es sind derzeit 98 Eurofighter an die vier Betreibernationen ausgeliefert: 35 an Großbritannien, 28 an Deutschland, 16 an Spanien und 19 an Italien. Saudi-Arabien hat jetzt ebenfalls Eurofighter beschafft, und zwar 72 an der Zahl.

Das heißt, dass der Eurofighter voll einsatzfähig ist. Insbesondere bei den Olym­pischen Winterspielen in Turin wurde mit Eurofightern in Italien eine großartige Luftraumüberwachung durchgeführt. Es wurden bereits 15 000 Flugstunden absolviert.

Ein sehr großer Wunsch von mir wäre gewesen, dass sich die Opposition am Besuch in München/Manching beteiligt hätte, wo die Endproduktion der Eurofighter durch­geführt wird. Dort bekommt man in diesem Unternehmen alle Informationen, damit man letztlich auch weiß, wie der Produktionsstand derzeit ist.


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Geschätzte Damen und Herren! Was bedeutet ein Stopp der Beschaffung? – Ein Stopp der Beschaffung bedeutet keine Aufrechterhaltung der Souveränität im Luftraum Öster­reichs, eines neutralen Staates. Ein Stopp der Beschaffung bedeutet keine aktive Luft­raumüberwachung und damit keine Sicherheit im Luftraum. Der österreichische Luftraum wäre offen wie ein Scheunentor.

Ein Stopp der Beschaffung bedeutet auch: keine Durchführung von internationalen Großveranstaltungen. Also die Fußball-Europameisterschaft könnten wir uns sozu­sagen in die Haare schmieren. Oder: Salzburg bräuchte sich nicht für die Olympischen Winterspiele zu bewerben, denn diese wären nicht machbar. Es wurde bei einer vertraglichen Vereinbarung vom Land Salzburg, aber auch vom Bürgermeister von Salzburg verlangt, dass für die Luftraumüberwachung gesorgt wird, damit man sich bewerben kann. (Bundesrat Konecny: Ja wovon wollen Sie uns überzeugen?)

Ein Stopp der Beschaffung bedeutet ebenfalls: keine Gegengeschäfte für Österreich, die für den Wirtschaftsstandort Österreich sehr bedeutsam sind und mehr Arbeitsplätze schaffen.

Fragen Sie die Firma MAN? Wir haben bereits 7 000 LKWs an die britische Armee geliefert. Das ist – auch laut Geschäftsführung – nur auf Grund der Gegengeschäfte möglich gewesen.

Fragen Sie FACC? Fragen Sie WESTCAM in Tirol? Diese Firmen profitieren von diesen Gegengeschäften. Diese Gegengeschäfte und die Beschaffung der Eurofighter sind die Türöffner für die europäische Hochtechnologie in Österreich. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesräte Ing. Kampl und Mitterer.)

Wenn Sie die Vertragsoffenlegung verlangen, dann muss ich Ihnen klar sagen: Die gesetzlichen Grundlagen sind nach Art. 20 Abs. 3 B-VG gegeben. Der Bundesminister für Landesverteidigung ist über alle ihm aus seiner Tätigkeit bekannt gewordenen geheimen Tatsachen zur Amtsverschwiegenheit verpflichtet, deren Geheimhaltung insbesondere im Interesse der umfassenden Landesverteidigung und im überwie­genden Interesse des Vertragspartners, also des Lieferanten, geboten ist.

Darüber hinaus ist das im § 1 Abs. 1 des Datenschutzgesetzes 2000 ebenfalls ein­deutig und klar geregelt.

Ich zitiere jetzt Universitätsprofessor Thienel, der hier noch nie genannt wurde. Universitätsprofessor Dr. Thienel hat gesagt, die Offenlegung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen ist verfassungswidrig, denn es besteht ein Grundrecht auf Datenschutz. – Das sei auch einmal in aller Deutlichkeit gesagt. (Bundesrat Mag. Klug: Wenigstens einer!)

Geschätzte Damen und Herren! Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich auf einige Punkte zu sprechen kommen, was alles über den Eurofighter gesagt wurde.

Vom Abgeordneten Cap wurde behauptet, der Eurofighter sei ein virtuelles Flugzeug. – Wahr ist, dass 98 Eurofighter bereits ausgeliefert wurden und dass die Luftraum­überwachung bei den Olympischen Winterspielen in Turin perfekt durchgeführt wurde. Also inwiefern ist das ein virtuelles Flugzeug?

Es wurde behauptet, der Eurofighter fliege nicht bei weniger als 5 Grad Celsius. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Selbstverständlich wurde all das behauptet! – Ich kann dazu feststellen, dass die Erprobung bei minus 32 Grad durchgeführt wurde und jetzt die Eurofighter bis 20 000 Kilometer in die Höhe fliegen (Bundesrat Konecny: 20 000 Meter vielleicht, Herr Minister! Nicht Kilometer!), und da kann man sich vorstellen, wie kalt es dort ist! – Also all diese Argumente sind wirklich sinnlos.


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(Bundesrat Reisenberger: Dann ist es ein Raumschiff, Herr Minister, wenn es 20 000 Kilometer sind!)

Zum Dritten wurde behauptet, der Eurofighter sei ein Kampfbomber. – Da muss ich jetzt einmal Folgendes aufklären: Ob Sie jetzt SAAB Gripen oder Eurofighter bestellen, die Fähigkeiten hat sowohl SAAB Gripen als auch Eurofighter, wenn Sie von Kampfbombern ... (Bundesrat Schennach: Nein, zwischen Block 8 und Block 5 sind Unterschiede!) Diese Luft-Boden-Fähigkeit hat sowohl Eurofighter als auch SAAB Gripen, nur geht es darum, dass jede Nation jene Konfiguration bestellt, die sie haben will – und wir haben diese Luft-Luft-Fähigkeit bestellt. (Bundesrat Schennach: Aber wir bekommen die Tranche 1! – Bundesrat Konecny: Aber wir bekommen die Tranche 1! Das war einer der Kritikpunkte, Herr Minister!)

Tranche 1, Tranche 2 – ich komme darauf zu sprechen. (Bundesrat Konecny: Rech­nungshofbericht!) – Den Rechnungshofbericht werde ich auch zitieren. (Bundesrat Konecny: Der ist nicht so freundlich mit Ihnen!) – Es wurde Tranche 2 bestellt, weil wir jene Flugzeuge wollten, die auf dem technisch letzten Stand sind. (Bundesrat Schennach: Luft-Luft-Fahrzeuge!) Deshalb also Tranche 2. Die Lieferung der ersten sechs Flugzeuge wird Tranche 1/Block 5 sein, und auf Kosten der Firma Eurofighter GmbH wird aufgerüstet (Bundesrat Schennach: Auf Block 8!) auf Tranche 2/Block 8. Und im Rechnungshofbericht steht, dass gewährleistet werden muss, dass das zu Lasten der Eurofighter GmbH sein wird – es wurde schriftlich klar festgestellt, dass das zu Lasten der Eurofighter GmbH war. Das war kein Kritikpunkt des Rechnungshofes, das muss ich in aller Deutlichkeit hier klarstellen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Konecny: Uns müsst ihr es nicht erklären, sondern dem Rechnungshof!)

Weiters wurde behauptet, der Eurofighter sei ein „fliegender Fotoapparat“. Das muss man sich vorstellen (Bundesrat Schennach: Das hat der Herbert Haupt gesagt!): Einerseits hat man behauptet (Bundesrat Konecny: Nicht Copyright bei uns! – Herbert Haupt!), er sei ein Kampfbomber ... – Nein, Abgeordneter Cap hat ja einige Male ein Schauspiel aufgeführt und hat so von „fliegenden Fotoapparaten“ geredet. – Da kann ich nur sagen: Wie wollt ihr es denn eigentlich haben? Wollt ihr einen Kampfbomber oder wollt ihr einen „fliegenden Fotoapparat“ haben? (Bundesrat Konecny: Copyright: Herbert Haupt, Ihr Behindertenbeauftragter! – Bundesrat Schennach: Cap hat das „gestohlen“ oder „ausgeborgt“! – Heiterkeit bei Bundesräten der ÖVP. – Bundesrat Schennach: ... seltene Offenheit des Sozialministers Haupt!)

Es wurde darüber hinaus heute behauptet, dass die Weitergabe ohne Zustimmung der Herstellerfirma nicht möglich ist. – Ja, das stimmt, bei jedem militärischen Rüstungsgut ist es so, dass die Herstellerfirma das Ja geben muss – ob das ein Eurofighter ist, ob das der SAAB Gripen ist, ob das der Draken war, ob das Panzer sind. Bei jedem militärischen Rüstungsgut ist es notwendig, dass die Herstellerfirma das Okay gibt. So natürlich auch bei den Eurofightern.

Es wurde darüber hinaus behauptet: Hände haben Schmauchspuren. – Das war eine heftige Aussage! Das war eine sehr, sehr heftige Aussage – im Hinblick auf die Aussage des Rechnungshofes, der gesagt hat, es hat keine Manipulation, keine Geschenkannahme gegeben, im Hinblick auf die Tatsache, dass der Staatsanwalt alle Anzeigen zurückgelegt hat. Ich würde also wirklich bei dieser Wortwahl, dass manche Schmauchspuren auf den Händen hätten, sehr, sehr vorsichtig sein. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Darüber hinaus wurde behauptet, der Eurofighter sei ein sündteures Flugzeug. – Da möchte ich auch einmal einen Irrtum klarstellen. (Bundesrat Schennach: Billig ist er nicht!) Es wurde von Ihnen behauptet, dass der Eurofighter um 700 Millionen € teurer war als SAAB Gripen. Wissen Sie, wie die Situation tatsächlich ist? – Einige Prozent-


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punkte! Schauen Sie nach! Ich würde Sie wirklich ersuchen: Schauen Sie nach! Es sind einige Prozentpunkte. Ich könnte Ihnen ganz genau sagen, wie viele Prozent­punkte es sind. (Bundesrat Boden: Dürfen Sie ja nicht! – Bundesrat Konecny: Ist schon wieder geheim!) Aber Sie täuschen sich hier unglaublich! Es waren einige Prozentpunkte, und das war ja eigentlich der Grund dafür, warum Eurofighter Bestbieter wurde, denn sie sind ganz kapp beisammen gelegen. Es stimmt, der SAAB Gripen war um eine Kleinigkeit billiger, aber im Wettbewerb, was die Technik betrifft, was die Hochtechnologie betrifft, ist Eurofighter weitaus vorne gewesen. Und aus diesem Grund war Eurofighter zutreffend Bestbieter, so wie das der Rechnungshof auch bestätigt hat. Ich würde sehr darum bitten, dass man sich diese Dinge ganz genau anschaut.

Geschätzte Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Sie sehen also, diese Ange­legenheit ist sehr sauber und einwandfrei über die Bühne gegangen. Wir bekommen das beste Gerät. Mir ist es recht, dass unsere Piloten, die tagtäglich damit zu arbeiten haben, das beste Gerät zur Verfügung haben. Und ich bin auch der Meinung, dass wir damit der Bevölkerung eines gewährleisten können, nämlich Sicherheit in der Luft. Und gerade in der Sicherheitspolitik ist es so, dass man nicht immer das Populäre tun kann, sondern zum richtigen Zeitpunkt das Notwendige tun muss.

Ein letzter Punkt: Mir als Sicherheitsminister ist es allemal lieber, dass wir Geld für die Sicherheit ausgeben, als dass wir es für hochspekulative BAWAG-Geschäfte in der Karibik ausgeben! (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Mitterer. – Ha!-Ha!-Ha!-Rufe bei der SPÖ.)

16.05


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Köberl. Ich erteile ihm das Wort.

 


16.05.58

Bundesrat Günther Köberl (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst fernab vom Redekonzept: Auf meiner neunten Fahrt von Bad Aussee zur Erörterung dieser Thematik hier im Hohen Haus – da ist man zirka drei Stunden unterwegs – habe ich mehrmals die Nachrichten verfolgt, und in diesen gab es Meldungen, die eigentlich völlig überraschend waren und die mich doch auch ein bisschen nachdenklich ge­stimmt haben – das ist jetzt ein sehr subjektiver Eindruck von mir. Es gibt einen Militärputsch in Thailand, es gibt Unruhen in Budapest (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug) – wie gesagt, das wurde heute in den Nachrichten gebracht, Herr Kollege Klug –, und ich habe mir gedacht, und das möchte ich an den Beginn meiner Rede stellen: Österreich ist doch ein schönes Land, und ich freue mich, hier leben und dieses Land in gewisser Weise auch mitgestalten zu dürfen. (Unruhe im Saal.)

Weil es ein bisschen unruhig wird, darf ich jemanden zitieren, der in dieser Sache doch, so hoffe ich, auch für die Sozialdemokraten sehr glaubwürdig ist:

„Ich war nie der Meinung, dass die Luftraumüberwachung ein Waffensystem ist, das Österreich nicht anschaffen darf. Österreich ist ein neutrales Land, hat eine Landes­verteidigung, und die müssen wir ernst nehmen.“ – Zitat unseres Herrn Bundes­präsidenten in der „Kleinen Zeitung“ vom 26. März 2006.

Wir haben heute schon sehr viel zur Thematik der Beschaffung der Eurofighter gehört. Es ist nicht nur die größte Beschaffung in der Zweiten Republik, sondern wohl auch die meistgeprüfte, jene, über die am meisten befragt wurde. (Bundesrat Reisenberger: Die teuerste!) Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass es bisher 13 Dringliche Anfragen und Anträge dazu im Nationalrat gegeben hat. Es hat auch im Bundesrat seit


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Beginn 2003 fünf Dringliche Anfragen dazu gegeben. Wir haben es gehört: Es gibt dazu drei Rechnungshofberichte. Und ich habe die ganze Thematik im diesbezüglichen Unterausschuss beziehungsweise im Landesverteidigungsausschuss mitverfolgt, der, wie wir gehört haben, acht Mal getagt hat; ich war jedes Mal dabei. Und heute, als ich die Reden und die Eindrücke der einzelnen Mitglieder, beginnend mit Professor Konecny, gehört habe, ist mir schon auch eines bewusst geworden: dass Dinge, die passiert sind, die gesprochen wurden, oft sehr unterschiedlich interpretiert worden sind – auch hier und heute.

Wir haben immer davon gehört, dass es führende Verfassungsexperten waren, die sozusagen fast unisono behauptet hätten, es wäre nicht rechtmäßig gewesen, Dinge nicht offenzulegen. Wir haben jetzt Universitätsprofessor Dr. Thienel gehört – einer – und Herrn Ministerialrat Dr. Dossi – zwei –, die in der gleichen Sitzung am 8. Mai anwesend waren – Herr Vorsitzender, du weißt es ganz genau (Bundesrat Reisen­berger: Selbstverständlich!) –: Dort hat es drei Aussagen sozusagen dafür gegeben, zwei kontra. Und eines hat der Herr Minister auch immer sehr deutlich gesagt: In dieser sensiblen Thematik lässt er sich auf keine Experimente ein; und wenn es irgendeinen Grund gibt, der auch beinhaltet, dass gewisse Dinge nicht offengelegt werden – darüber mag man diskutieren und unterschiedlicher Ansicht sein –, begibt er sich auf die sichere Seite; das ist auch das, was ihm die Verfassungsexperten raten.

Wir haben auch in den Besprechungen am 11. und 17. Mai gehört, und es wurde vom Rechnungshofpräsidenten Moser angeführt und völlig klargestellt: Dem Rechnungshof sind sämtliche Fakten und sämtliche Vertragsteile vorgelegen. – Das ist eine klare Aussage gewesen, die nicht wegzudiskutieren ist. Und er hat auch erneut die Aussage des Rechnungshofes bestätigt, dass der Eurofighter zu Recht als Bestbieter ermittelt wurde.

Wir haben – Bundesminister Bartenstein war anwesend – über die Gegengeschäfte im Ausmaß und im Wert von rund 4 Milliarden € – rund 200 Prozent! – gehört. Nun kann man die unterschiedlichen Schritte, weil es sich ja um ein langfristiges Finanzierungs- und auch Geschäftspaket handelt, zum jetzigen Zeitpunkt nur in Teilen interpretieren: ob es weniger Betriebe geworden sind, die mehr an Leistung und an Geschäfts­volumen gebracht haben. Das wird sich auch in den nächsten Jahren noch positiv entwickeln. Und ich freue mich darüber – anscheinend im Gegensatz zum Kollegen Vilimsky; dazu darf ich später noch ein bisschen was sagen –, dass es Aufträge an österreichische Betriebe, die ihren Standort in Österreich haben, gibt, denn damit werden nicht nur Arbeitsplätze neu geschaffen, sondern dauerhaft abgesichert. Wir haben gehört, es handelt sich da um Betriebe wie MAN, FACC und so weiter – ich hätte hier die Liste; sie alle aufzuzählen würde den Rahmen meines Redebeitrags wohl sprengen. (Bundesrat Kaltenbacher: Sag sie zur Steiermark!)

Hier gibt es Hochtechnologie, die als Gegengeschäft auch nach Österreich kommt! Reden Sie mit den Betrieben draußen, Sie werden sehen, wie dankbar sie sind, dass es diese Aufträge gibt – in einer schwierigen Zeit, in einem Segment, das sehr um­kämpft ist! (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Das sind ja alles Märchen!) Auf die Gegengeschäfte wird dann vielleicht auch noch einer meiner Kollegen eingehen.

Am 8. Juli hat es dann auch eine Diskussion gegeben, bei der Herr Generalleutnant Spinka dabei war und die heute schon zitierte Einsichtsbemerkung vom 25. Juni 2002 ausführlich erläutert hat und aus seiner Sicht auch relativiert hat.

Am 25. Juli fand dann eine intensive Diskussion mit dem General a.D. Corrieri statt, und hier, glaube ich, findet sich doch der entscheidende Ansatz in Bezug auf einige Wortmeldungen von heute.


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Es ist immer wieder darum gegangen, dass es zwei Ministerratsvorträge gegeben hat: der erste scheinbar lautend auf Gripen, der zweite dann auf den Eurofighter. Und ich betone noch einmal – widerlegen Sie mir das! –, dass nicht Herr General Corrieri be­hauptet hat, es könnte so gewesen sein. Er kann dezidiert dazu nichts sagen! Zudem wurde eine Aussage von ihm widerlegt – beziehungsweise das Ganze dann auch von Generalleutnant Spinka bestätigt –, dass er nicht bei dieser Besprechung dabei war. – Sie schmunzeln, Herr Vorsitzender, Sie werden aber bestätigen, dass es so gewesen ist. – Zudem hat er gesagt, all diese Dinge liegen vier Jahre zurück, er kann sich vorstellen, dass es so gewesen sein könnte, hat aber in keiner Phase bestätigt, dass es so gewesen ist und so gewesen sein muss. Was er allerdings bestätigt hat, war eindeutig, dass der Eurofighter Bestbieter war. (Bundesrat Reisenberger: Und zweite Wahl! Das hat er auch bestätigt!)

Kurz, hat es geheißen, damit wir nicht die Zeit überschreiten, aber ein paar Dinge trotzdem noch – Herr Kollege Vilimsky ist jetzt leider nicht im Saal –: Ich bin einer, der immer sehr darauf achtet, dass die Dinge auch wirklich genannt werden. Er hat den Herrn Minister beschuldigt, aus seinem Ministerbüro Unterlagen zu bringen. Ich hätte sie ihm gern gegeben, sie stammen vom Kollegen Perhab. Es ist das ein Artikel aus dem „Kurier“, in dem die Leistung des Gripen und des Eurofighter gegenübergestellt werden. Ich darf ihm diesen Artikel – Herr Kollege Schennach, vielleicht sind Sie so lieb – anschließend auf seinen Platz legen, damit er ihn bekommt. (Bundesrat Schen­nach – auf Bundesrat Bieringer weisend –: Der Ludwig! Der Ludwig!) – Also schon wieder widerlegt; eigentlich eine Aussage, wo man etwas behauptet hat, was nicht gestimmt hat.

Herr Kollege Schennach (Bundesrat Schennach: Ja!), nun auch zu Ihren Ausfüh­rungen. Sie haben heute mehrmals fast theatralisch betont: „Mit hohem Risiko“, habe der Rechnungshof behauptet. Sie haben aber vergessen, auf eines hinzuweisen: Was hat er denn mit hohem Risiko bewertet? – Die Reduzierung der Stückzahl von 24 auf 18, und dass es dabei zu einem Bietersturz kommen könnte! Das war mit hohem Risiko verbunden. – Es ist nicht eingetreten, und somit ist auch das widerlegt.

Zu den blauen Flecken, die wir alle in einem Rundumschlag vom Kollegen Vilimsky abbekommen haben, möchte ich gar nichts sagen; nur so viel, dass schon in einer Presseaussendung der FPÖ-Wien eine Stunde vor seiner Wortmeldung angekündigt wurde, dass Herr Professor Konecny heute im Bundesrat die Nagelprobe für seine Fraktion machen würde, ob er denn nun so weit gehen würde und das auch zu einer Bedingung machen würde. (Ironische Heiterkeit des Bundesrates Schennach.)

Abschließend – Herr Kollege Schennach, Sie lachen, und jetzt darf ich es trotzdem noch erzählen; ich wollte es nicht tun, aber für Sie rufe ich es noch einmal in Erin­nerung – eine Anfrage von mir, die am 30. Mai an den Nationalratsabgeordneten Peter Pilz gestellt wurde – ich darf mir das jetzt noch einmal heraussuchen, damit ich es auch richtig zitiere –: Ich habe ihn damals gefragt, ob er dabei bleibt, dass es bei der Abfangjägerbeschaffung eine Kette von Fehlentscheidungen gibt, wie er behauptet hat, und dass dieser Abfangjäger in Österreich technisch überhaupt nicht betreibbar sei. Und er hat gesagt: Es kann heute bereits ausgeschlossen werden, dass dieses Flug­zeug in Österreich je in Dienst gehen kann. – Er hat das auf den Eurofighter bezogen; ich aber hatte seine Aussage aus dem Jahr 1987 zur Beschaffung des SAAB-Draken wiedergegeben. Also insofern hat sich die „Ernsthaftigkeit“ für mich bestätigt. (Beifall bei der ÖVP.)

Summa summarum: Die „Suppe“ – wenn man es so bezeichnen will – ist immer dünner geworden. Und je öfter man darin umrührt, desto dünner wird sie. In diesem Sinne darf


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ich mich heute dafür bedanken, dass dieses Umrühren mit dieser Sitzung trotzdem zu einem Abschluss gebracht wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.16


Vizepräsident Jürgen Weiss: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Reisenberger zu Wort. – Bitte.

 


16.17.00

Bundesrat Harald Reisenberger (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen! Werte Kollegen! Ich glaube nur eines, Kollege Köberl: Blaue Flecken hat der Rundumschlag von Vilimsky keine hinterlassen. So tief war der nicht, und vor allem vom Inhalt her war er bei Gott nicht so tief, dass er irgendwelche Spuren hinterlassen hätte. (Bundesrat Konecny: „Tief“ war er schon!) Ich glaube, auch bei dir nicht, nicht wahr? (Bundesrat Bieringer: „Tief“ war er schon, der Umschlag!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, dass wir heute einige Worte gehört haben, die uns – na ja – zum Nachdenken angeregt haben, aber auf der anderen Seite eher eine Belustigung waren. Herr Kollege Kühnel – er ist im Moment gerade nicht im Saal –hat mich sehr an das erinnert, was sich oft in Ö3 abspielt, nämlich an den Professor Kaiser, der alles immer besser weiß, wenn er falsche Aussagen macht. Darin ist Herr Kollege Kühnel offensichtlich Weltmeister. Wenn er meint, wenn man „NEWS“ gelesen habe, dann wisse man ohnedies alles über die Abfangjäger, wenn er auf dieser Ebene diskutiert und argumentiert, dann würde ich ihm doch raten, auch die große Aktion der „Kronen Zeitung“ weiterzulesen, in der es heißt: „Glauben Sie es erst, wenn es in der Krone steht.“ Das hat genauso viel Inhalt und genauso viel Wert, wie zu sagen: Ich weiß alles über die Abfangjägerverträge, wenn ich es im „NEWS“ gelesen habe.

Aber was dabei viel schlimmer ist, ist, dass hier offensichtlich permanente Luftraum­überwachung mit aggressiver Luftraumüberwachung verwechselt wird – denn darum geht es hier offensichtlich, den Wünschen zufolge, die Herr Kühnel präsentiert hat. (Rufe bei der ÖVP: Absurd! Absurd!)

Aber – und das ist für uns noch bedenklicher – natürlich auch, wenn man über Aussagen des Generalmajors Günter Höfler – das ist der Chef der Armee, im Irak unten, der zuständige Mann – eine Frage gestellt bekommt. Er sagte:

„Die Neutralität ist ein sentimentales Gut, aber sie ist kein Hindernis. Wir brauchen nur ein Mandat der UNO.“ – So fängt er einmal an. Und dann geht es weiter:

„Der Sani-Koffer allein wird nicht reichen, auch nicht die Alpin-Nische. Das wäre zu simpel. Unsere Werkzeuge sind alle schon im Einsatz, auch die Hubschrauber. Später werden es wohl auch die Eurofighter sein.“

Dafür kaufen wir Eurofighter?! Das ist der Grund, warum wir sie hier haben wollen?!

Weiters die Aussage dazu: „Neutralität ist ein sentimentales Gut.“ – Wir als Sozial­demokraten haben hiezu eine andere Einstellung, meine sehr verehrten Damen und Herren! Und ich glaube auch, dass es uns nicht darum gehen kann – und ich habe ja Gelegenheit gehabt, mit Herrn Minister Platter in den letzten Wochen und Monaten etliche Male zu diskutieren, und ich habe auch vom Herrn Minister nicht den Eindruck vermittelt bekommen, dass er aggressive Kriegsführung als das Ziel für Abfangjäger und sonstige Dinge betrachtet, sondern es gibt hier offensichtlich einige Überlegungen einiger Menschen, die man aufs Schärfste verurteilen und kritisieren muss.

Wir fragen uns, weil Kühnel gesagt hat, was sich im Nahen Osten abspielt: Was will er denn damit machen? Will er dann mit Draken oder mit Eurofightern in diesem Sinne ganz einfach in die Menschenmengen hineinpfeffern – in einem fremden Land noch dazu? Ist es das, was er will?


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Ich kann nur sagen: Seien wir froh, dass Herr Kühnel ein ehemaliger Bundesheer-Mensch ist, denn es ist wirklich schlimm, wenn solche Leute das Bundesheer nach außen hin offiziell zu vertreten vorgeben. Wir haben ja im österreichischen Bundesheer eine Reihe von hervorragenden Kolleginnen und Kollegen, die ihre Arbeit ernst nehmen, gut machen und hervorragend machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sicherung unserer Grenzen, Sicherung unseres Luftraumes – das ist das, was wir brauchen, das ist das, was wir wollen. Gute Geräte – gar keine Frage. Kein Mensch von uns hat jemals behauptet, dass wir keine Luftraumüberwachung brauchen! Nur: Hier kommt es mir so vor, als ob dann das Argument kommt – na ja, wir haben ja eine Marine auch, wie wir heute festgestellt haben –: Kaufen wir uns doch ein U-Boot für die Donau! Das brauchen wir auch, denn es gibt ja auch ein Wasser!

Der Herr Minister lacht; wir lachen genauso. Das ist also mehr als lächerlich. Aber es gibt offensichtlich einige, die hier wissend nicken und meinen: Nun, das wäre schon sinnvoll! – Und das ist das, was daran schlimm ist. (Bundesrat Mag. Baier: ... die BAWAG finanzieren!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind die einzigen Zwischenrufe, die euch zu solchen ernsthaften Worten einfallen. – Eure Schildchen habt ihr übrigens hoch­zuhalten vergessen; das war noch nicht sehr lange. – (In Richtung des Bundesrates Mag. Baier:) Na ja, ich bin es gewöhnt von dir. Du machst zwar im Bundesland für deine Junge ÖVP andere Aussagen als hier, aber auch das ist in euren Kreisen offen­sichtlich nicht gar zu selten. (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.)

Nein, nein, das habe ich ihm schon nachgewiesen, das habe ich ihm auch gezeigt, schriftlich! Da hat er nur gelächelt und hat gesagt: Im Land schaut das halt anders aus, und als Junger muss man auch anders arbeiten! – Ich unterstelle nichts, denn ich sage nichts, was nicht beweisbar ist. Hier kann man schon ganz eindeutig davon ausgehen, dass es verschiedene Sachen sind, die uns da mitgeteilt werden.

Die Wahrheiten, die Kollege Himmer angesprochen hat, die so verschiedene Töchter sind oder auch so verschiedene Gesichter haben, haben wir beim Kollegen Himmer eigentlich sehr einfach damit erklären können, dass er verzweifelt versucht hat, irgend­wie zu erklären, was alles ist und wie das Gesetz ausschaut und wie man das formu­lieren kann. Ich habe nämlich so das Gefühl, dass er als Fachmann, wenn es um kaufmännische Belange geht, auch nicht viel Freude damit hat, wie diese Verträge tatsächlich ausschauen.

Kollege Kampl, nicht böse sein, aber: Bei 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung Zustim­mung zum Kauf dieser Abfangjäger?! – Haben wir die Umfrage vergessen, die fest­gestellt hat, dass zwei Drittel der Bevölkerung gegen den Ankauf dieser Abfangjäger sind? – Das ist in Gurk und Umgebung, wo du vielleicht die 70 Prozent zusammen­bringst, aber nirgendwo sonst in Österreich! (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

Ich schenke mir hier einige Bemerkungen, denn es gäbe darüber noch so viel zu sagen. Nur zu Herrn Vilimsky, der hier so einen Rundumschlag gemacht hat, möchte ich doch eines anmerken – Kollege Bieringer, auf das, was er dir beziehungsweise euch vorgeworfen hat, gehe ich nicht ein –:

Was den großen Untersuchungsausschuss betrifft, den er heute hier mit so großen Worten und so vollmundig verlangt hat, darf ich ihn – und Sie auch, meine sehr verehrten Damen und Herren – daran erinnern: Noch im Jänner dieses Jahres hat sich sein Vorsitzender Strache vehement gegen so etwas ausgesprochen. – Nur so viel zur Kontinuität der Meinung, die da vertreten wird. (Bundesrat Mag. Klug: Wahlkampf!)

Herr Minister! Zu unserem Ja zu den Ergebnissen der Heeresreform, das Sie heute hier präsentiert haben, stehe ich auch voll dazu – aber dieses Ja zu den Ergebnissen


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der Heeresreformkommission ist kein Ja zum Eurofighter-Ankauf und ist auch gleich­zeitig kein Nein zur Luftraumüberwachung, denn es gibt Alternativen, und wir haben darüber auch schon in den verschiedensten Bereichen gesprochen. (Bundesrat Mag. Baier: Ihr wisst ja nicht, was ihr wollt!)

Wir haben des Öfteren schon darüber gesprochen – und Sie haben es auch heute schon wieder gehört –, nämlich über die Frage, wie man etwas ankauft und wie man sich ein Produkt so lange herrichtet, bis es dann im Ministerrat eben zur Vorführung kommt und das herauskommt, was man will. Das kennen wir.

Und was die Luftraumverletzungen betrifft, über die Sie gesprochen haben, Herr Minister, so ist das schon richtig und schon klar. Nur: Den Unterschied haben wir in den letzten Jahren leider Gottes auch zur Kenntnis nehmen müssen. Das ist kein Vorwurf an Sie; wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie wir es besser machen. Eine Luftraumverletzung durch ein Sportflugzeug haben wir leicht im Griff. Wenn USA- oder NATO-Flugzeuge den Luftraum verletzen, tun wir uns schon ein bisschen schwerer. Ob das jetzt Eurofighter sind oder andere Flugzeuge – SAAB, wie auch immer –, da müssen wir uns gemeinsam darüber unterhalten, wie es geht und wie wir es weitermachen könnten. Ich glaube, das ist ein Punkt, der sich für uns als ganz wichtig darstellt.

Und eines vielleicht auch noch: Den Eurofighter zu loben und immer wieder zu sagen, wie gut er ist, das ist schon recht und gut, aber dass Sie jetzt aus dem Eurofighter ein Raumschiff machen wollen, das ist, glaube ich, nicht Ihr Ernst. Wenn er nämlich wirklich 20 000 Kilometer in die Höhe ginge, dann würde er sich wirklich als Raumschiff bewegen. Die 20 000 Meter Höhe reichen völlig aus, und das haben Sie sicherlich auch damit gemeint. (Bundesrat Mag. Baier: Bitte, Kollege Reisenberger! Das sind wir von dir nicht gewöhnt!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich doch noch zu einigen Punkten kommen. Ich versuche kurz zusammenzufassen – es gäbe über die acht Sitzungen, die ich als Vorsitzender des Landesverteidigungsausschusses leiten durfte, wirklich eine Menge zu berichten; etliches ist schon von Herrn Professor Konecny gesagt worden –:

Wir haben in dieser Zeit einiges erlebt, wobei wir immer wieder zur Kenntnis nehmen mussten: Die Chancen zum Ausstieg aus diesem Vertrag waren nicht nur einmal, sondern waren etliche Male vorhanden, und sie sind nicht genutzt worden, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Wir haben dabei auch festgestellt, dass am 6. Oktober Herr Minister Platter im Rech­nungshofausschuss des Nationalrates berichtet hat – ganz bewusst –: Die zweite Tranche brauchen wir, die ist besser, die kann mehr und so weiter und so fort. Wir wissen aber seit September 2003 – siehe auch deutscher Rechnungshofbericht – auch über die Mängel, die der Eurofighter hat. Wir wissen aber auch, dass die, die uns vorgestreckt werden sollten, aus der Tranche 1 sind. Jetzt sollen wir die wiederum aufbauen und so weiter und so fort. All das funktioniert in Wirklichkeit nicht!

Wir wissen, dass der Rechnungshof, über den heute schon so viel gesprochen wurde, wobei aber natürlich immer nur die eine Seite berichtet wurde, enorme Mängel bei der Vertragsgestaltung festgestellt hat, wie zum Beispiel den Einredeverzicht – das heißt, dass bei Leistungsmängeln keine Einstellung der Ratenzahlung ermöglicht wird. – Das steht, bitte, ganz klar und deutlich in dem Bericht drinnen!

Wir haben weiters zur Kenntnis nehmen müssen, dass die halbjährlichen Zahlungen, die mit 2006 hätten beginnen müssen und sollen, plötzlich, auf die G’schwinde, auf


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2007 verschoben wurden – dann allerdings das Doppelte, dann gilt es viermal zu zahlen. Was hat denn das für einen Hintergrund?

Haben Sie Ihre Kärtchen – „Wahlen“, „Wahljahr“, „Wahlaktionen“ – noch? So schaut es nämlich aus! Das sind Ihre Aktionen, die Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, auf Kosten der Österreicherinnen und Österreicher machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Militärische Anforderungen sind nicht ausreichend erfüllt – das ist etliche Male, immer wieder, berichtet worden. Ebenso stellt der Rechnungshof fest, dass Träger für die Aufklärungseinrichtungen sowie Zusatztanks im Gegensatz zur Angebotseinholung im Kaufvertrag nicht mehr vorgesehen sind, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wesentliche Abänderungen im kommerziellen Bereich hohes Risiko bedeuten. Welche Fluggeräte – und das wurde heute schon ein paar Mal gefragt – bekommen wir eigentlich wirklich? Wissen werden wir es dann, wenn es dazu kommt und das erste Stück dasteht. Hoffentlich ist es dann kein Fieseler Storch, den man uns aus irgend­einem Museum liefert und sagt: Das ist einmal ein Vorprodukt, damit ihr irgendwas zum Fliegen habt!

Der Liefertermin ist in Frage gestellt, auch die Einsatzfähigkeit des Flugzeugtyps. Und die Kosten, die mit dem Lebenszyklus dieses Gerätes verbunden sind – das ist uns auch allen klar – sind immens hoch. All das ist ein Grund, um den Stopp des Ankaufes der Eurofighter zu verlangen.

Der Rechnungshof stellt weiters fest, dass auf Basis von falschen beziehungsweise geschönten Preiskalkulationen entschieden worden ist. Auch das steht, bitte, im Rech­nungshofbericht drinnen!

Und dazu sagen Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, es gebe keine Kritik von Seiten des Rechnungshofes? (Bundesrat Mag. Himmer betritt soeben den Sitzungssaal.) Und dazu sagst du, Kollege Himmer – wenn du schon kurz im Saal anwesend bist –: Es ist ohnehin alles in Ordnung, wir bewegen uns nur am Rande der Gesetze entlang!? (Bundesrat Mag. Himmer: Bestbieter! Bestbieter!)

Was die Ankündigung deines Bundeskanzlers betrifft – was sagst du eigentlich dazu? –, die Finanzierung über eine Wirtschaftsplattform zustande zu bringen, womit es ja überhaupt keine Probleme in Richtung Finanzierung gebe: Was hat sich heraus­gestellt? – Es gibt keine „Manner“-Flieger, die am Himmel herumzischen werden, es gibt auch keine, wo draufsteht: „Nimm 2“ – das hat er vielleicht mit den Fliegern so gemeint – oder „Red Bull“ oder was auch immer. Ein Nichts! Gibt es nicht! G’schichtln erzählt, nicht mehr und nicht weniger – und dann, wie es der momentane Bundes­kanzler so gut kann, das große Schweigen im Walde. Mehr ist darüber nicht zu sagen.

Im „Spiegel“ wurde im März 2006 über die Probleme der Eurofighter berichtet und ein Ausstieg Österreichs befürchtet. Man hat dabei aber die Hartnäckigkeit der öster­reichischen Regierung unterschätzt, Fehler standhaft zu verteidigen und den Schaden noch zu vergrößern. Da springen dann sofort die Länder Deutschland, Italien und Spanien ein und wollen uns großzügigerweise die Abfangjäger einmal vorschießen.

Wiederum – wichtig! –: Die Möglichkeit des Rücktrittsrechts für die österreichische Regierung hätte bestanden, aber das ist kein Thema für Sie gewesen. Uns ist unverständlich, wie man hier in dieser Art und Weise vorgehen kann.

Es ist dies die teuerste Anschaffung in der Zweiten Republik. Es ist nicht nur so, dass wir hier Bedenken haben, wie es eigentlich ausschaut, wie der Vertrag aussieht, was drinsteht. Jetzt reden wir natürlich überhaupt nicht von der militärischen Geheim­haltung, da es für uns ganz klar und logisch ist, dass man nicht jedermann/jederfrau erklären und mitteilen kann, wie es läuft, sondern es geht da um kaufmännische


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Belange. Nicht einmal auf meine Frage an die Minister Bartenstein und Grasser, wer denn eigentlich die Betriebe seien, denen die Gegengeschäfte in der österreichischen Wirtschaft zugute kommen, wurden Namen genannt! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Die „lange“ Liste, von der zuerst gesprochen wurde, ist kurz, und selbst von diesen Betrieben versichern uns etliche glaubhaft, dass die Aufträge, die sie haben, nichts mit Gegengeschäften zu tun haben, sondern dass sie einfach nur dazugeschrieben wurden. Gibt es diese Gegengeschäfte tatsächlich? Auch nur in einem halb so großen Ausmaß, als uns gesagt wurde?

Herr Minister Platter hat in einer Sitzung gesagt, der ganze Vertrag sei mit Geheim­haltung so durchwachsen wie ein guter Speck, und daher müsste man aus fast allen Sätzen des Vertrages, auch des kaufmännischen Teiles, zumindest Worte entfernen. Er hat das wirklich wunderbar bildhaft, in der netten Tiroler Art beschrieben – ein guter Tiroler Speck ist etwas Feines –, nur ich verstehe ... (Bundesrat Mag. Himmer: Er bemüht sich, das verständlich zu machen! – Bundesminister Platter: Nordtiroler Speck!) – Der Nordtiroler Speck, auch einverstanden. Ich habe meine Verwandtschaft im Zillertal, daher kommen wir da genauso zusammen.

Führende Verfassungsrechtler sehen das aber anders. Meine Damen und Herren, Sie kennen sie, sie wurden heute schon genannt. Die Verfassungsrechtler haben uns klar und deutlich gesagt, was man hier nicht anerkennen kann.

Universitätsprofessor Mayer: „... aus welchen Gründen ,kaufmännische Bestimmun­gen‘ ... der Geheimhaltung unterliegen ...“, „Welches ,überwiegende Interesse der Partei‘ (des Verkäufers) eine Geheimhaltung rechtfertigen sollte, ist nicht erkennbar.“

Ebenso dazu Dr. Funk. Dr. Funk hält die Geheimhaltung des Eurofighter-Kaufvertrages unter „pauschaler Berufung auf Amtsverschwiegenheit“ für nicht zulässig. – Nur zur Klarstellung.

Dr. Öhlinger: „... das Parlament komplett von der Kontrolle auszuschließen, halte ich mit den Grundprinzipien“ – meine sehr verehrten Damen und Herren, „mit den Grund­prinzipien“! – „der ... Demokratie für nicht vereinbar.“

Und was sagt diese Regierung zu diesen Aussagen? – Sie sagt: Eh alles in Ordnung! Und sonst, nach dem Vorbild Ihres Kanzlers: Schweigen im Walde.

Ähnlich wie bei der Anschaffung der Schrottpanzer – ich darf daran erinnern: Typ Jaguar –: Wir brauchen sie unbedingt, sie sind unerlässlich!, so lauteten damals die Meldungen der Regierung. Einige Jahre später, als die ersten Pläne für die Reduktion der Panzer auftraten, war die Anschaffung plötzlich nicht mehr notwendig. Ebenso zeigte sich bei der Anschaffung von Frachtflugzeugen des Typs Hercules C-130 im Nachhinein, dass ÖVP und FPÖ nicht vorausschauend planen können. Der Preis der Panzer, der von der ÖVP als „Erinnerungspreis“ bezeichnet wurde, bleibt uns tat­sächlich in Erinnerung: Immerhin 75 Millionen € für Schrottpanzer! Auch sie sind in der Nacht und bei schlechter Sicht nicht einsatzfähig, die Mängelliste ist relativ lange – durchaus vergleichbar, wenn auch auf der Erde und nicht in der Luft, mit den Beschwerden, die es über den Eurofighter gibt.

Ich mache es ganz schnell, aber ein paar Sachen müssen noch sein, lieber Kollege Bieringer.

Der Herr Berichterstatter hat bereits erwähnt, wer gekommen ist, wer nicht gekommen ist. Noch bei der ersten Einladung bedauerte einer, zu diesem Termin verhindert zu sein, und später wollte er davon überhaupt nichts mehr wissen. Also er hat ange­nommen, er spricht zu uns, und hat sich dann ganz schnell wieder davon entfernt. Was glauben Sie, von wem ich hier spreche? – Vom ehemaligen Verteidigungsminister


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Scheibner, der wirklich die schillerndste Figur in dieser Geschichte gespielt hat. Er meinte, dass Minister Platter jetzt der Minister sei und ohnehin alles wisse (Bundesrat Bieringer: Er weiß auch alles!) und er sage nichts mehr dazu – und das Sachen betreffend, die in seiner Amtszeit geschehen sind. Das sagt natürlich schon was aus.

Dass dann die Fragen – Kollege Bieringer, das kann ich euch nicht ersparen – der Kollegen der Regierungsparteien nicht sehr viele waren und deren Wissbegierigkeit nicht sehr groß war und sie gemeint haben: Jetzt fragt ihr das schon wieder, warum wollt ihr das wissen, der Herr Minister hat das eh gesagt?!, muss ich hier auch anführen. Das ist der Unterschied: Wir wollten möglichst Klarheit schaffen!

Es spielten dabei die verschiedensten Aussagen eine Rolle. Ganz wichtig waren jene – das muss man hier wirklich betonen – von General Corrieri, der uns offen und ehrlich mitgeteilt hat, wie überraschend dieser Wandel für ihn und auch für die Militärs war. Jene Damen und Herren, die im Ausschuss dabei waren, erinnern sich sicher daran, wie überraschend dieser Wandel für ihn und auch für die Militärs war und daher auch die Entscheidung der Bewertungskommission, die vom nicht stimmberechtigten Vor­sitzenden den Gripen empfohlen bekommen hat, dann aber plötzlich mit 4 : 1 für den Eurofighter gestimmt hat.

Nichts sehen, nichts hören und schon gar nichts reden: Das war die Art und Weise, wie weiter vorgegangen wurde!

Ebenso agierte der ÖVP-Abgeordnete Murauer, der uns am Anfang immer Entschul­digungen geschickt hat, und auf einen Brief, den ich ihm geschrieben habe mit der Aufforderung, uns zumindest mündlich mitzuteilen, was er über den Vertrag wisse, nachdem er sich in der Öffentlichkeit so wissend darüber geäußert hatte, gab es einen Brief von ihm, in dem er uns mitteilte, er wisse das auch alles nur vom Hören und Sagen.

Billig politisches Kleingeld zu schlagen, unter Zuhilfenahme der teuersten Anschaffung der Zweiten Republik, zeugt nicht gerade von politischer Verantwortung.

Ich sage hier ausdrücklich den Experten und Beamten Dank, welche uns im Landes­verteidigungsausschuss halfen, eine Reihe von Widersprüchen und Rechtswidrigkeiten aufzudecken. Dennoch versuchen die Vertreter der Regierungsparteien mit einem eigenen Bericht dieses Ergebnis nach dem Motto: Wir haben alles anders verstanden! Es ist ja eh alles super!, zu verharmlosen und zu vertuschen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist auch ganz bezeichnend – und das erkennt man, wenn man sich die Stellung der ÖVP zu gewissen Dingen vor Augen führt –: Die ÖVP wollte früher die Neutralität abschaffen und der NATO beitreten – ich glaube, das ist durchaus noch in Erinnerung. (Ruf bei der ÖVP: Cap auch!) Ich habe, als der Herr Bundesminister den Landesverteidigungsausschuss in die Landes­verteidigungsakademie eingeladen hat, zum ersten Mal vom Herrn Minister gehört – das hat mich sehr gefreut –, dass er durchaus dazu steht, nicht der NATO beizu­treten. – Ganz wichtig!

Weiters hat die ÖVP mit den weichen UNO-, OSZE-Friedenseinsätzen keine rechte Freude, sondern strebt in Richtung harter Kampfeinsätze im oberen Petersberg-Spektrum. – Keine Aussage des Herrn Ministers, Aussage von ÖVP-Angehörigen, auch schriftlich mitgeteilt.

Die ÖVP vermeidet es peinlichst, nun in ihrem Wahlkampf die NATO oder auch nur die NATO-„Partnerschaft für den Frieden“ zu erwähnen und lässt auf einmal die Neutralität hochleben. – Hört, hört!


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Es gibt ein altes Sprichwort, das man ein bisschen umwandeln kann: Wer einmal für die NATO war, dem glaubt man nicht! Und wer einmal die Neutralität als alte Schablone wie Mozartkugeln und Lipizzaner bezeichnet hat, dem kann man nicht trauen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Tiefnig: Wer einmal Österreich ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zum Schluss: Wir, die SPÖ, vertreten einen umfassenden Sicherheitsbegriff, der den neuen Bedrohungsszenarien gerecht wird. Österreich soll sich im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv für umfassende Sicherheit, für Konfliktprävention, Krisenbewäl­tigung, Friedenssicherung und Hilfe bei Katastrophen einsetzen.

Um das österreichische Bundesheer den neuen Sicherheitsanforderungen und seinen Aufgaben als Friedensheer anzupassen, bedarf es einer aufgabenorientierten struk­turellen Veränderung, unabhängig davon, wie das zukünftige Wehrsystem gestaltet wird. Der durch die Bundesheerreformkommission erstellte Bericht und die sich daraus ergebenden und abgeleiteten Empfehlungen, die wir aktiv mitgestaltet haben, bilden dafür eine brauchbare Grundlage.

Im gesamten ÖVP-„Kursbuch Zukunft“, schwarze Zukunft, finden Sie kein einziges Mal die Worte – man höre und staune! –: Eurofighter, Luftraumüberwachung und Abfang­jäger. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ist das vielleicht die Fortsetzung der Verbreitung der Wirtschaftsplattform Unwahrheiten, die wir ja schon zur Genüge gehört haben? Ich bin der Auffassung, dass das eine Mogelpackung ist, nicht mehr und nicht weniger. (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.)

Unser Nein zu den Eurofightern bedeutet kein Nein zum österreichischen Bundesheer! Im Gegenteil: Wir wollen den Umbau zu einem modernen und einsatzfähigen Friedensheer sicherstellen!

Wir haben schon in der Bundesheerreformkommission die Einbeziehung der Personal­vertretung und der Gewerkschaft verlangt und einen gesetzlich abgesicherten Sozial­plan gefordert.

Es ist sozusagen das Einmaleins der Sicherheitspolitik, dass sich dieses Politikfeld nicht für parteiische Kleingeldwechslerei eignet. Ein funktionierendes Sicherheits­system braucht die Zusammenarbeit zwischen der Zivilbevölkerung und den Bediensteten des österreichischen Bundesheeres.

Daher kann es unserem Antrag zufolge nur heißen, vom Kauf der Eurofighter zurückzutreten. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.40


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Konrad. – Bitte.

 


16.40.50

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein Satz voraus: Ich habe jetzt gerade die Liste der Rednerinnen und Redner durchgeschaut und habe festgestellt: Von allen bisherigen Rednern – ich bin nämlich die erste Frau, die sich zu Wort gemeldet hat – hat es genau ein Mann geschafft, seine Ausführungen innerhalb der vereinbarten Redezeit zu beenden. Vielleicht können wir das das nächste Mal in der Präsidiale bedenken. (Beifall des Bundesrates Schennach sowie demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)

Ich werde jetzt – wie soll ich sagen? – den Beweis dafür erbringen, dass Frauen es oft schaffen, sich kürzer zu fassen, vielleicht auch ein bisschen präziser, dass sie es auch


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schaffen, nicht relevante Dinge wegzulassen. Ich hoffe, es gelingt mir (Beifall der Bun­desrätin Kerschbaum) – das können Sie nachher gerne beurteilen.

Herr Kollege Kühnel hat mit einer Grundsatzdebatte darüber begonnen, ob wir jetzt für Luftraumüberwachung sind oder dagegen. Ich denke, darum geht es heute eigentlich nicht.

Wir haben schon einige Beispiele gehört: ob man sich zum Beispiel ein Auto anschafft oder nicht, und welches es dann ist. Das ist ja eine ganz andere Diskussion als diese erste Grundsatzdebatte.

Es ist jetzt hier, glaube ich, nicht unbedingt der richtige Platz dafür, diese Grund­satzdebatte zu führen. Ich möchte jetzt über das reden, worum es geht, nämlich: Was wird hier gekauft, und warum?

Für mich ist die interessanteste Frage, warum dieser Vertrag nicht offengelegt werden kann. – Es wird mit militärischen Geheimnissen, mit Geheimhaltungspflicht argumentiert. Es gibt aber sehr viele Verfassungsexperten, die sagen: Der kauf­männische Teil unterliegt dieser Geheimhaltungspflicht nicht, und den könnte man sehr wohl offenlegen.

Kollege Himmer hat darauf hingewiesen, dass es – wie soll ich sagen? – nicht sinnvoll ist, über etwas zu reden, das in einer Zeitung veröffentlicht wird. Da kann man ja nicht wissen, ob es überhaupt stimmt, ob es eine Uraltfassung ist, die vielleicht von einem „News“-Reporter im Altpapier gefunden wurde. Keine Ahnung, das kann ja sein. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.) Ich würde liebend gerne über die aktuelle Fassung dieses Vertrags reden, aber die einzige Fassung, die ich kenne, ist jene, die in „News“ abgedruckt war. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

Ich gebe Ihnen Recht: Das ist ein Problem! Da muss ich mich sozusagen nach der Decke strecken und kann wirklich nur darüber reden, was ich in „News“ gelesen habe. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Offenbar ist aber das Interesse der Bevölkerung extrem groß daran. (Bundesrat Mag. Himmer: Aber ich muss ja nicht über was, was falsch ist, reden!) – Ich würde ja gerne wissen, ob das falsch oder richtig ist. Das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht zaubert ja der Herr Minister den Vertragstext aus der Tasche – ich bezweifle es allerdings. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Ich würde wirklich gerne über das Original reden. (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.) – Das ist Ihre Sache.

Offenbar war aber das Interesse der Bevölkerung an diesem Vertrag – verständlicher­weise – sehr, sehr groß. „News“ hatte damals nämlich angekündigt, den Vertragstext auf der Homepage zum Runterladen zu veröffentlichen; das sei sehr, sehr oft geschehen. Anscheinend sind sehr viele dieser Downloads aus dem entsprechenden Ministerium passiert, was auch interessant ist.

Also: Die Bevölkerung hat ein legitimes Interesse daran, zu wissen, was in diesem Vertrag steht. Es geht um sehr hohe Ausgaben.

Punkte, die im „News“ aufgelistet waren: Zum Beispiel ist in diesem Vertrag an­scheinend ein Einredeverzicht enthalten. Das heißt, egal wann, wie, mit welchen Mängeln vielleicht diese Jets geliefert werden, Österreich verpflichtet sich, pünktlich und in voller Höhe zu bezahlen.

Es dürfen auch Eurofighter der ersten Tranche geliefert werden. Es wurde allerdings ständig argumentiert: Wir bekommen ohnehin welche aus der zweiten, die sind viel besser! Sehr oft wurde inhaltliche Kritik auch damit abgetan, dass man suggeriert hat: Das trifft vielleicht alles auf die erste Tranche zu, sicher nicht auf die zweite, die ist technisch ausgereift, supertoll und viel besser!


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Die alte Frage betreffend die Garantiezeit. Laut „News“ – ich kann ja nicht beurteilen, ob es wirklich so ist –, laut „News“-Berichterstattung gibt es eine zwölfmonatige Garantiezeit für diese Flugzeuge. Mein MP3-Player hat eine längere Garantiezeit! (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Mag. Himmer: Und das ist genau ...!)

Herr Kollege Himmer, ich würde liebend gerne inhaltlich richtig viel darüber sagen können, aber woher? (Bundesrat Mag. Himmer: Das ist Blablabla! Richtiges Gequat­sche!) Ich sage: Ich kann nur über das reden, was ich da gelesen habe. Das ist mein Problem. (Bundesrat Mag. Himmer: Das ist aber kein MP3-Player ...!) Ich würde das gerne ändern, aber Sie sind ja der Meinung, dass wir den Vertragstext nicht brauchen, und die Regierung gibt ihn uns auch nicht. Ich kann nur über das reden, was ich weiß. (Bundesrat Mag. Himmer: Wenn ich nichts weiß, rede ...!) – Das bezweifle ich. (Bundesrat Schennach: Nichts wissend schlafen gehen, ist auch nicht der richtige Weg!)

Weiters schaut es so aus: Ein Weiterverkauf ohne Zustimmung des Herstellers ist nicht möglich. Ein Ausstieg aus dem Geschäft ist wahrscheinlich sehr teuer bis unmöglich. Die Teilzahlungsvariante ist besonders interessant: Im Vertrag scheint es nämlich so gestaltet zu sein, dass die ersten beiden Raten erst nach der Wahl fällig werden. Budgetkosmetisch hochinteressant – so gesehen ganz intelligent.

Wenn diese Dinge stimmen, dann verstehe ich schon, warum der Vertrag nicht offengelegt wird oder warum auch bis jetzt nicht bestätigt wird, ob diese Dinge, die in „News“ abgedruckt waren, richtig sind oder nicht.

Interessanterweise hat Herr Kühnel ja vorhin darauf verwiesen: Wenn wir wissen wollen, was in dem Vertrag steht, was haben wir denn, es ist ja ohnehin in „News“ abgedruckt gewesen. – Das finde ich schon ein bisschen zynisch, denn soll ich mir jetzt die „Kronen-Zeitung“ kaufen, wenn ich zum Beispiel wissen möchte, welche Anfrage Herr Himmer im Bundesrat gestellt hat. Das wäre für mich vergleichbar. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich erwarte mir darüber schon eine offizielle Information.

Was bedeutet das? – Die Regierung hat in den letzten Jahren gebetsmühlenartig bei jeder einzelnen Belastung der Bevölkerung argumentiert: Wir müssen sparen, wir brauchen ein Nulldefizit! – Bei jeder Belastung, und es gab viele. (Bundesrat Gruber: 58!)

Womit erklärt man jetzt eine solche Anschaffung, die solche finanziellen Dimensionen annimmt? (Bundesrat Mag. Klug: Damit wir die Pensionen kürzen können!) Solche Summen werden für Abfangjäger ausgegeben, obwohl es wirklich viele andere Bereiche gäbe, wo man das Geld brauchen würde, besser anlegen könnte. (Zwischen­rufe bei ÖVP und SPÖ.) – Dann werden Sie eine Minute aushalten, in der ich darüber rede, das werden Sie aushalten müssen. (Bundesrat Mag. Himmer: ... Hunderte Male erklärt worden!)

Ich frage mich schon: Wie möchte man den Inhalt dieses Vertrags erklären, bei dem sich, nach dem, was wir wissen, offenbar die Eurofighter-Verkäufer wünschen durften, was nur irgendwie ging. Ich frage mich: Wenn das der Kompromiss sein soll, was waren denn dann die ursprünglichen Forderungen? Diese Vertragsbedingungen klingen für mich nicht danach, als hätte Österreich hier bestmöglich verhandelt. (Bundes­rat Mag. Klug: Wirtschaftskompetenz!)

Mehr möchte ich jetzt auch nicht dazu sagen. Das waren nur ein paar Gedanken von mir, und ich bin sicher, ich bin innerhalb der Redezeit von 10 Minuten geblieben. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

16.47



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738. Sitzung / Seite 60

Vizepräsident Jürgen Weiss: Ich bedanke mich für die Disziplin bei der Einhaltung der Redezeit, Frau Kollegin Konrad. Die Herren vor Ihnen haben es geschafft, bei einer vereinbarten Redezeit von 105 Minuten diese um 52 Minuten zu überziehen.

Nächster Redner ist Herr Bundesrat Bieringer. – Bitte. (Bundesrat Schennach: Der hat jetzt eine schwere Aufgabe! – Bundesrat Boden: Der schafft es!)

 


16.48.08

Bundesrat Ludwig Bieringer (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich in der Früh nach Wien geflogen bin, habe ich mir gedacht, ob es denn heute irgendetwas Neues geben wird. Ich halte ausdrücklich fest: Es gibt nichts Neues! (Bundesrat Mag. Erlitz: Es ist das Alte noch nicht geklärt!)

Herr Kollege! Es ist sehr schön, wenn Sie Zwischenrufe machen, aber das stört mich überhaupt nicht. Sie können sich daher Ihre Bemerkungen sparen. (Bundesrat Mag. Klug: Nicht, wenn sie richtig sind!)

Meine Damen und Herren! Der „Unsicherheitsexperte“ Nummer eins von Österreich, ein gewisser Herr Pilz, hat ja schon einiges von sich gegeben. Ich darf – mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten – den „Unsicherheitsexperten“ Pilz zitieren:

Diese Entscheidung war eine Kette von Fehlentscheidungen. Warum wird trotz all dieser Fakten daran festgehalten? Es bleibt nur der Schluss: Es gibt sonstige Interes­sen. Es gibt irgendwelche sonstige Interessen, die nichts mit Luftraumüberwachung, nichts mit Abfangjägern zu tun haben, die möglicherweise nicht einmal etwas mit diesem Bundesheer und mit der militärischen Landesverteidigung zu tun haben. – Zitat Pilz am 30. September 1987. Ich wiederhole: Am 30. September 1987 hat dieser „Unsicherheitsexperte“ klar dasselbe gesagt, was er uns im Verteidigungsausschuss aufoktroyieren wollte. Das möchte ich vorerst einmal festhalten.

Sie können es auch anders ausdrücken, meine Damen und Herren: Alles schon einmal da gewesen! Die ganze Herumrederei um den Eurofighter-Vertrag ist nämlich nichts anderes. Sie sagen, „es könnte“, „es wäre möglich“, „könnte es nicht so gewesen sein“, und Sie halten sich an irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissene Worthülsen, um dann etwas zu behaupten. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Ing. Kampl.)

Herr Kollege Reisenberger hat richtigerweise einiges von den Ausschussberatungen wiedergegeben, er hat aber nicht gesagt, welche Figur Herr Abgeordneter Pilz in diesem Ausschuss gemacht hat: Er hat überhaupt nichts gesagt! Überhaupt nichts Substantielles, überhaupt nichts, was man auch nur irgendwie werten könnte! – Ich weiß nicht, meine Damen und Herren, was es jemandem bringt, nur Verdächtigungen in den Raum zu stellen, so unter der Devise, irgendetwas wird schon hängen bleiben, irgendetwas wird schon weitergetragen werden, irgendjemand wird schon etwas sagen. (Zwischenruf des Bundesrates Schimböck.)

Da wird behauptet, dass es am 25. Juni 2002 einen Ministerratsvortrag gegeben hat, wonach es geheißen hat, dass der Gripen gekauft werden soll. – Kein Mensch hat jemals diesen Ministerratsvortrag gesehen, geschweige denn, dass irgendjemand daraus hätte zitieren können, weil es ihn nicht gibt. (Neuerlicher Zwischenruf des Bun­desrates Schimböck.) – Herr Kollege Schimböck, Sie sind gleich nach mir zu Wort gemeldet, Sie können mich berichtigen, wenn Ihnen etwas nicht passt! Ich sage Ihnen: Niemand hat diesen Ministerratsvortrag gesehen, und es hat auch keinen gegeben, da können Sie herumquasseln, so viel Sie wollen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Schimböck: Fragen Sie den Minister!)


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Meine Damen und Herren! Die Opposition hat das Kunststück fertig gebracht (Bundesrat Gruber: Wer schreit, hat nicht immer Recht!) – Entschuldigung, wenn ich ein bisschen lauter bin; ich will nicht schreien, Herr Kollege, du weißt genau, dass ich ein etwas lauteres Organ habe –, im Nationalrat 13 Dringliche Anfragen und 15 An­träge auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses einzubrin­gen. Hier im Bundesrat wurden insgesamt fünf Dringliche Anfragen eingebracht und außerdem ein Entschließungsantrag, worüber heute gesagt wurde, dass das eine Sternstunde des Bundesrates war.

Ich habe eigentlich schon ein bisschen mit Bedauern feststellen müssen, dass der Ausschuss-Vorsitzende gesagt hat, dass wir im Ausschuss nicht mitgearbeitet haben. Das, glaube ich, stimmt genauso wenig wie Ihre vielen, vielen Unterstellungen und Behauptungen, die Sie in keiner Weise festlegen können!

Dann kam der Herr Vilimsky – ich weiß nicht genau, wie er heißt – und hat von einem Skandal gesprochen, weil mir der Minister die zehn Fragen zum Eurofighter gezeigt hat – im „Kurier“ vom 15. Juni 2006! Ich hatte diese Unterlagen schon und das daher gar nicht gebraucht, aber ich habe es trotzdem genommen. Ich glaube schon, dass ihm das nicht passt, denn auf die Frage: „Würde nicht der wesentlich billigere Gripen ausreichen?“, kam die Antwort: „Nicht der Eurofighter, sondern der schwedische Gripen wurde im Vergleich zu teuer angeboten. Der Eurofighter ist bei den Flugeigen­schaften um fast 90 Prozent überlegen, er ist serienmäßig für die NATO-Kom­munikation eingerichtet. Auch das Navigationssystem ist dem schwedischen weit überlegen.“

Meine Damen und Herren! Wenn man schon Fluggeräte kauft, dann soll man doch das Modernste und das Beste kaufen.

Es wurde heute schon gesagt, was hier alles hineininterpretiert wurde. Aussage von Herrn Pilz: Bei minus fünf Grad kann er nicht mehr fliegen. – Ich weiß nicht, ist Herr Pilz noch nie geflogen? Wenn man im Flieger sitzt, bekommt man meistens die Außentemperatur mitgeteilt, und ich kann mich an weit niedrigere Temperaturen als minus fünf Grad erinnern; es wird auch bei minus 50 Grad geflogen. Also nur um eine Schlagzeile zu haben, gibt man Derartiges von sich.

Nun zu den Aussagen der Experten im Ausschuss. Professor Thienel hat am 8. Mai im Verteidigungsausschuss gesagt:  „Wirtschaftliche und betriebliche Geheimnisse genießen jedoch weitgehenden verfassungsrechtlichen Schutz und unterliegen dem Datenschutzrecht.“

Ein völlig Unbedarfter, nämlich Ministerialrat Dr. Dossi vom Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt, nennt als Beispiel für Gegenstände, die in den letzten Jahren der Verschwiegenheit unterlagen, „Informationen über Vereinsdaten sowie über Sonder­verträge von Ministersekretären und Werkverträge“. Dies wurde auch über Jahre hinweg von SPÖ-Ministern und SPÖ-Bundeskanzlern so gehandhabt.

Oder Rechnungshofpräsident Moser: Entgegen den Behauptungen der Zeitschrift „NEWS“ hat der Rechnungshof den gesamten Vertrag gesehen. Alle relevanten Punkte, die nicht geheim zu halten waren, finden sich im Rechnungshofbericht, somit war der Nationalrat in der Lage, den Vertrag komplett zu bewerten.

In dieser Tonart geht es weiter.

Ich sage Ihnen noch etwas: Heute war im „WirtschaftsBlatt“ auf Seite 12 zum Thema „Eurofighter: Ist SPÖ eine Bananenpartei?“, eine Lesermeinung abgedruckt, und da schreibt ein Kurt Gärtner aus Wels – ich zitiere –: „...da Österreich bei den Ausgaben für die Landesverteidigung das Schlusslicht in der EU bildet. Die aktive Luftraum­überwachung ist eine Staatsaufgabe und die SPÖ hat zum Eurofighter keine


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Alternative, außer dass Nato-Kampfflugzeuge der benachbarten Staaten die Luftraum­sicherung in Österreich übernehmen könnten.“

Das, meine Damen und Herren, sagt alles aus! Diese Regierung hat gearbeitet, hat gute Arbeit geleistet, hat keine Milliarden irgendwo in der Karibik versenkt und hat sicherlich keinen BAWAG-Skandal zu verantworten! (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Ing. Kampl.)

16.57


Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schimböck. – Bitte.

 


16.58.04

Bundesrat Wolfgang Schimböck (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, heute ist schon sehr viel gesagt worden, trotzdem, es ist schon interessant, wenn man auf die so genannten Gegengeschäfte eingeht, von denen hier immer die Rede war, denn das, muss ich sagen, ist eigentlich schon sehr kritisch zu betrachten. Es ist im Grunde genommen so, dass im Zusammenhang mit diesen Gegengeschäften, die hier in den Raum gestellt wurden, einiges aufgerechnet wurde, was wohl gar nicht recht nachvollziehbar war. Ich habe mir ein paar Gustostückerln herausgeschrieben, wie weit das geht, und das wird gerade für die Wirtschaftstreibenden hier interessant sein.

Die Bilanz wurde allerdings durch Fälle getrübt, heißt es da, bei denen es etwa um die Kreditanbahnung für einen oberösterreichischen Milchpulverproduzenten geht. – Ich könnte diesen auch namentlich nennen, mache das aber nicht, denn auch Herr Bartenstein verzichtet immer darauf, jene Betriebe zu nennen, die da wirklich etwas lukriert haben.

Es gibt eine Reihe von Klein- und KleinstunternehmerInnen, die von dieser Eurofighter-Firma eingeladen wurden; österreichweit insgesamt 524 an der Zahl. – Ich weiß nicht warum, aber das Bundesland Vorarlberg hat man eigenartigerweise bei diesen Veranstaltungen ausgelassen, auch das Burgenland. (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.) – Und jetzt kommt wirklich der dicke Hund, darf ich ganz salopp sagen: Die Firma EADS, also die Eurofighter-Firma, hat diese Präsentation von Gegen­geschäftsmöglichkeiten als Gegengeschäft in Rechnung gestellt! Die Firma weist diese PR-Aktion mit sage und schreibe 3 Millionen € aus. Mittlere Unternehmen wurden eingeladen, und das sollte zu Gegengeschäften führen.

Ich habe das aufdividiert, es ist eigentlich nicht schwer, das auszurechnen: Gerundet hat diese PR-Aktion pro möglichem Interessenten 6 000 € gekostet – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen –, und das lässt man sich als Gegen­geschäft vom Lieferanten in Rechnung stellen. Ein starkes Stück!

Ich habe allerdings umsonst auf ein Aufheulen seitens des Generalsekretärs Mitterlehner gewartet, der ja hier in der benachbarten Kammer als Abgeordneter der ÖVP sitzt und der gleichzeitig dieser Planungsgruppe Gegengeschäfte in der Bundes­wirtschaftskammer vorsteht. Er hat sich dazu nicht geäußert; vielleicht kann ihn Kollegin Zwazl in nächster Zukunft daran erinnern. (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.) – Sie wird das nicht machen.

Ebenfalls ganz interessant: Man hat zum Beispiel dem Wiener Unternehmen Schönberg + Cerny unterstellt, dass es dort zu einem großen Gegengeschäft gekommen ist. Die Firma Schönberg + Cerny aus Wien hat erklärt, es habe sich eigentlich nur um eine Gefälligkeitsbestätigung für einen italienischen Partner gehan­delt. Das muss man sich einmal vorstellen!


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Eine ähnliche Intervention hat es beim Papiererzeuger Rondo Ganahl gegeben; somit war auch ein Vorarlberger Unternehmen involviert. Auch in diesem Fall wollte man eigentlich nur einem Kunden einen Gefallen tun.

So viel und so weit einmal zu diesen so genannten Gegengeschäften, die noch eine ganz besondere Finesse haben: Man spricht hier vom so genannten fiktiven Wissenstransfer. Wenn zum Beispiel in einem WIFI-Kurs ein Mitarbeiter der Firma Eurofighter als Referent auftritt, dann wird das als Gegengeschäft dargestellt. (Bun­desrat Konecny: Das ist tatsächlich sehr fiktiv!) Das ist sehr fiktiv – wie Kollege Konecny ganz richtig sagt –, wie eben vieles hier sehr fiktiv ist.

Wenn man jetzt etwas weiter vorstößt, dann wundert man sich, denn dort, wo die Gegengeschäfte zu finden sind, nämlich auf der Homepage dieser Plattform der Wirtschaftskammer Österreich, finden Sie nur vier Einträge: ein Anmeldeformular – das schaut ungefähr so aus wie das Euro-Schadensformular beim Auto; hoffentlich haben wir bei dem Ganzen nicht überhaupt schon einen Riesenschaden erlitten –, weiters einen Eurofighter-Fragebogen – das ist ein englischer Text; es ist gefordert, dass jeder, der sich damit beschäftigt, firm in Englisch ist –, dann gibt es noch ein Eurofighter-Beispiel, mit dem ein fiktives Unternehmen wieder fiktiv vorgestellt wird, das ein Geschäft lukriert. Und zu guter Letzt ist noch die Rede von einer Präsentation, und das, meine Damen und Herren, möchte ich wirklich wörtlich vorlesen:

 „Den Auftakt bildeten die Traditionsflugzeuge. Anschließend wirbelten Hubschrauber durch die Luft und danach stiegen die Transportflugzeuge in den Himmel. Den Abschluss bildeten die Kampfflugzeuge mit atemberaubenden Manövern.“

Wissen Sie, was das war? – Das war die Präsentation der Firma Eurofighter für das Referat Junge Wirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich. (Heiterkeit des Bun­desrates Konecny.) Als ich das gelesen habe, habe ich gedacht, das ist ein Internetspiel, bei dem man irgendwie Krieg spielt oder was auch immer. Aber allen Ernstes hat man da junge Wirtschaftstreibende eingeladen. Kollege Bieringer, er ist uns jetzt abhanden gekommen, hat gesagt, ihm werde hier nichts Neues geboten. – Da hat er etwas versäumt! Das war nämlich bei ihm zu Hause in Salzburg am 9. Juli 2006. Dort hätte Kollege Bieringer Krieg spielen können, wenn auch nur virtuell fiktiv. Gott sei Dank, möchte ich sagen!

Eigentlich ist diese ganze Geschichte rund um den Eurofighter – es ist heute schon einmal „Ö 3“ zitiert worden – wirklich eine Pleiten-, Pech- und Pannen-Show, wenn ich mir diese PR-Kampagne ansehe. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Man muss sich vorstellen: Da wurde vom österreichischen Bundesheer allen Ernstes eine Million Prospekte gedruckt, die man dann wieder vernichten musste, weil darauf stand, dass wir 23 Eurofighter kaufen. Für mich war daher der Ausschuss ganz interessant, denn es wurden schließlich nur 18 Eurofighter gekauft; das ist dort zumindest einmal geklärt worden. Ich weiß nicht, ob die Prospekte nachgedruckt worden sind, was auch immer – auf jeden Fall ist eine Million Prospekte den Bach hinuntergegangen! Wenn ich mir vorstelle, wie Kollege Ager in seiner Gemeinde um jeden Euro für die Tourismuswerbung kämpft: Stell dir einmal vor, wie dir gedient wäre, wenn du eine Million Tourismusprospekte für Tirol gehabt hättest! Das wäre eine fantastische Sache gewesen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt komme ich zum Kaufmännischen. Es ist immer erklärt worden, es wurde nicht zu teuer gekauft. Das war alles wohlfeil, ist uns gesagt worden. Wir wissen, dass der Deutsche Bundestag den Ankauf von 180 Jets beschlossen hat, und zwar um 11,8 Milliarden €. – Wir bekommen 18 Jets um 1,9 Milliarden €. Es ist gesagt worden, die Bundesrepublik Deutschland, Italien und so weiter, die haben sich alle an der Entwicklung beteiligt, aber es war leicht zu erfahren, was das ungefähr für einen


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Geldwert ausdrückt, nämlich 4,3 Milliarden €. Das heißt, sie kaufen um 16,1 Milliar­den €. Rechnet man das wiederum auf den Stückpreis um, dann kostet sie ein Eurofighter 89 Millionen €. Wir, selbst wenn ich das alles hineinrechne, was hier gesagt wurde, was aber nicht gemacht wurde, zahlen immerhin noch 108 Millionen €! Wer nachrechnen kann – Kollege Ager, im Wirtshaus muss schnell gerechnet werden –: Das sind in etwa 20 Prozent nach Kopfrechnung. Wir haben also mit diesem Kauf 20 Prozent beim Fenster hinausgeschmissen, meine Damen und Herren!

Ein weiterer Punkt: Es wurden zur Überbrückung bekanntlich in der Schweiz Flug­zeuge angemietet. Jetzt frage ich mich: Wer zahlt denn diese 73 Millionen €, die uns diese Miete kostet? Können wir diese Summe bei der Firma Eurofighter abziehen? – Nein! Das werden auch die österreichische Steuerzahlerin und der österreichische Steuerzahler bezahlen müssen. So schaut’s aus.

Es wurde heute immer von Gutachten gesprochen. Funk, Mayer, Öhlinger, alle drei haben erklärt, in unserer Republik regiert noch immer die Verfassung, und diese sieht ein Kontrollrecht des Parlaments vor. – Daher kann man sich doch nicht auf dem Weg über irgendeinen privatwirtschaftlichen Vertrag an der Verfassung vorbeischwindeln! Ich weiß schon, die ÖVP hat dann noch den ihr nahe stehenden Professor Thienel nominiert, doch die Meinungen standen 3 : 1.

Abschließend – ich möchte mir ja meine Kollegin von den Grünen ein wenig zum Vor­bild nehmen – nur noch eines. Diese vielen Pannen im Zusammenhang mit der Öffent­lichkeitsarbeit haben kein Ende genommen, und man hat sogar noch eines draufgesetzt: Am 6. September wurde im Auftrag des Ressorts eine eigene PR-Kampagne in Angriff genommen, um das neue Landesverteidigungskommando vorzustellen. Was hat man gemacht? Man ist – und das kann man sich ansehen, es gibt fotografische Dokumente – mit einem Eurofighter-Modell durch Österreich gezogen und hat zur Unterstützung eine Gulaschkanone aufgestellt, wobei dann vorgerechnet wurde, dass 100 Millionen Portionen Gulasch ungefähr dem Geldwert eines Eurofighter entsprechen. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen eine lustige Geschichte, aber traurig ist, dass man zum Beispiel die Studiengebühren in Österreich für zwei Jahre aussetzen könnte, würde nur ein einziger Eurofighter weniger gekauft werden. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ein einziger Eurofighter weniger – das hat mit Wahlkampf nichts zu tun, Kollege aus dem Innviertel, sondern schlichtweg mit Vernunft! (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wenn Sie wirklich etwas für die Menschen in dieser Republik tun wollen, dann überlegen Sie sich das noch einmal und folgen Sie unserem heutigen Initiativantrag, der sich nämlich wirklich an den Bedürfnissen und Wünschen der Bevölkerung in unserem Land orientiert. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.08


Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Kerschbaum. – Bitte.

 


17.08.22

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Minister Platter ist ja leider offensichtlich schon weg, aber ich möchte sagen, ich habe das ziemlich steil gefunden: Er stellt sich hierher und sagt uns voll Euphorie, es gibt nichts Neues. Ich denke, darauf muss man nicht unbedingt stolz sein, dass es nichts Neues gibt, oder? Herr Kollege Bieringer wiederholt das in seinen Ausführungen auch noch, und ihr von der ÖVP klatscht noch einmal dazu, dass es nichts Neues gibt.


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Minister Platter hat uns noch erklärt, die Voraussetzungen und die Gegebenheiten hät­ten sich geändert, zum Beispiel am 11. September 2001, und deshalb brauchen wir jetzt erst recht Abfangjäger. – Wenn ich in die USA schaue, muss ich sagen, es hat uns gerade der 11. September 2001 gezeigt, dass viele Abfangjäger bei den neuen Bedrohungen nicht unbedingt etwas bringen. Die Probleme haben sich geändert, aber die Lösungen des Herrn Ministers haben sich offensichtlich nicht geändert. Dies­bezüglich hält er es noch mit den Herren Kreisky oder Sinowatz. 1980 aber waren andere Zeiten, damals gab es andere Probleme. Es sollten sich also meiner Meinung nach auch die Lösungen ändern.

Wenn man den Rechnungshofbericht durchliest und nicht nur den einen Satz, den Sie immer zitieren, dann findet man darin auch eine Kritik des Rechnungshofes bezüglich der Voraussetzungen. Da steht:

Da steht: „(1) Die militärischen Vorgaben wären neu zu beurteilen.

(2) Der noch notwendige, zu beschaffende Leistungsumfang sowie der dadurch entstehende Budgetbedarf wären festzulegen.

(3) Die in den ersten drei bis fünf Betriebsjahren anfallenden Betriebskosten sollten unter Berücksichtigung der Leistungsänderungen umfassend berechnet werden.

(4) Die Grund- wie auch die Einsatzausbildung der Piloten wären bei einer Referenzluftwaffe vertraglich sicherzustellen.

(5) Die notwendige Munition für das Kampfflugzeug Eurofighter sollte zeitgerecht beschafft werden.“

In diesem Rechnungshofbericht steht also, dass an diesem Kaufvertrag noch einiges zu überdenken wäre, und nicht nur, dass das der Bestbieter wäre, wie Herr Kollege Himmer meint.

Minister Platter hat einen wahren Satz gesagt, denn es geht heute an und für sich nicht um die Luftraumüberwachung, das ist heute nicht das Thema, sondern es geht um die Transparenz dieser Kaufverträge. Wir arbeiten jetzt seit Jahren daran, dass wir irgendwie zu diesen Kaufverträgen kommen, sie werden uns aber offensichtlich nicht ausgehändigt. Der Herr Minister ist ganz stolz darauf, dass er sie zumindest dem Rechnungshof in ausreichendem Umfang gegeben hat. Das finde ich ja ganz toll, dass man darauf stolz sein kann; ich denke, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass der Rechnungshof alles bekommt, was er prüfen will. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.)

Herr Kollege Himmer hat vorhin einen tollen Vergleich gebracht. Er hat uns nämlich am Beispiel des Bundeskanzlers erklärt, wie man eine Wahl objektiv durchführt. (Heiterkeit des Bundesrates Konecny.) Ich habe das schon sehr spannend gefunden, und ich habe mich auch gefragt, wo ihr von der ÖVP zu diesem Zeitpunkt eure Taferl gehabt habt. Seid ihr draufgesessen? Ich denke, das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um diese schönen rot-grünen Taferl in die Höhe zu heben. Vielleicht solltet ihr eure Farbe ändern. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Mit diesen Taferl habt ihr offensichtlich noch ein weiteres Prinzip der Grünen abge­kupfert, nämlich das Prinzip der Nachhaltigkeit. Ihr habt das Recycling entdeckt, weil ihr jetzt die Taferl vom Nationalrat in den Bundesrat mitnehmen müsst. Neue braucht ihr euch nicht zu machen. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen sowie der SPÖ.)

Aber der Vergleich des Herrn Kollegen Himmer hinkt nicht nur in dieser Hinsicht. Bei der Nationalratswahl geht es an und für sich nicht unbedingt nur um den Kanzler, sondern es geht um die Zusammensetzung des Nationalrates. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.) – Ja, das hast du erwähnt. Es gab auch einmal einen


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Kanzler, der Kanzler wurde als Kandidat der drittstärksten Partei, das heißt, die dritt­stärkste Partei hat den Kanzler gestellt. Wie war das mit der objektiven Kanzlerwahl anno dazumal? Das würde mich schon interessieren. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Genau, ihr macht die Absolute, sicher! Das hat ja Frau Schittenhelm schon gesagt, dass ihr die Absolute macht. (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das hat sie ehrlich gesagt in den „NÖN“.

Aber damit eine Wahl wirklich objektiv ablaufen kann, und du hast ja so viel Wert auf Objektivität gelegt, Kollege Himmer, braucht man auch Inhalte, und genau diese Inhalte sind das, was wir einfordern würden. Wir würden gerne die Inhalte sehen, damit wir in Ruhe wählen können. Und nicht nur wir würden gerne die Inhalte sehen, sondern ich denke, auch die Wählerinnen und Wähler würden gerne sehen, was da jetzt wirklich hinter diesen Versprechungen, die ihr uns immer wieder gebt, steckt.

Es ist ja zugegeben schon so, dass nicht jede Partei so besonders viel Wert auf die Inhalte legt. Wenn ich mir die Plakate anschaue, auf denen draufsteht: „Weil er’s kann“, stelle ich mir die Frage, wo da die Inhalte sind, die uns jetzt zu einer objektiven Wahl­entscheidung führen würden. Also das Beispiel objektive Wahlentscheidung, objektive Entscheidung anhand der Kanzlerwahl zu erläutern, das war meiner Meinung nach nicht ganz so gut.

Ich habe vorhin schon festgestellt, offensichtlich habt ihr alle miteinander nur einen Satz aus diesem Rechnungshofbericht herausgelesen. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.) – Du hast ihn zitiert, der Herr Minister hat ihn zitiert, und ich glaube, Herr Bundesrat Bieringer hat ihn dann noch einmal wiederholt.

Der Rechnungshofbericht ist ziemlich umfassend, und es stehen auch einige sehr kritische Sätze drinnen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich würde mir auch von einer Regierungspartei wünschen, dass sie nicht nur Ja und Amen sagt, weil der Minister vorne Ja und Amen sagt, sondern dass sie auch das Bedürfnis hat, das zu überprüfen und zu kontrollieren. Das würde ich mir sogar von einer Regierungspartei erwarten und nicht nur von der Opposition, aber ich denke, dieses Recht steht der Opposition in jedem Fall zu. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.14


Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Bun­desrat Kaltenbacher. – Bitte.

 


17.14.53

Bundesrat Günther Kaltenbacher (SPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Herr Bundesminister ist uns abhanden gekommen (Ruf bei der ÖVP: In Zeitnot! – Bundesrat Konecny: Er muss wahlkämpfen!), okay, aber ich hätte ein paar Fragen an ihn. Gerade als letzter Redner zu diesen heiß diskutierten Fragen (Bundesrat Konecny: Beinahe!) muss ich als einer, der aus der Region stammt, doch auf ein paar Aspekte eingehen; von den Kollegen Konecny, Reisen­berger und Schimböck wurden schon wesentliche Inhalte zu diesem Thema gesagt.

Interessant ist, wenn man die gesamte Diskussion rund um den Ankauf dieser Euro­fighter regionalpolitisch betrachtet, nämlich in der Region Aichfeld-Murboden, sechs SPÖ-Gemeinden: Alle 18 Abfangjäger sollen dort stationiert werden. Das heißt, die Region Aichfeld-Murboden, ohnehin eine rote Region, soll zum Mistkübel der Nation gemacht werden. (Bundesrat Perhab: Das ist ja nicht wahr, Herr Kollege!) Was sich in den letzten Wochen und Monaten in dieser Region abgespielt hat, sucht seines­gleichen und ist nicht nachvollziehbar. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Perhab.) – Ich komme noch darauf, Kollege, nur nicht nervös werden.


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Sie haben die Arbeitslosigkeit angesprochen. (Bundesrat Perhab: Falscher Beruf oder was?) – Zuhören, bitte, du kannst dann ja hier herauskommen.

Richtig ist, dass derzeit die Arbeitslosigkeit in der Region auf hohem Niveau stagniert beziehungsweise leicht zurückgegangen ist. – Das stimmt! Weiters stimmt, dass die Abwanderung von Jugendlichen aus der Region in die Ballungszentren massiv voran­getrieben wird. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Perhab.) – Kollege! Du kannst dann hier herauskommen und dazu Stellung nehmen, du musst dich aber zuerst mit den Daten befassen!

Faktum ist, dass seinerzeit – und „seinerzeit“ darf ich gar nicht sagen –, nämlich vor 14 Tagen, der Herr Verteidigungsminister in der Region im Zuge des Wahlkampfes versprochen hat, dass im Zuge des Ankaufes der Eurofighter 200 bis 300 Arbeitsplätze insbesondere für Jugendliche geschaffen werden. Wir haben versucht zu recherchie­ren, wo die Ausschreibungen stattfanden. Sie haben stattgefunden. Nachbesetzungen, Einstellungen? Nein, diese haben nicht stattgefunden, bis heute nicht.

Kollege Bieringer hat den BAWAG-Skandal angesprochen, wie viele Milliarden da versenkt worden sind. – Keine Frage, das stimmt, aber es waren keine Steuermittel! (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ganz im Gegensatz zum Österreichring, zum so genannten A 1-Ring, der im Jahre 2004 niedergemacht worden ist. Hunderte Millionen Schilling wurden mit der Schubraupe plattgewalzt. Tausende Tonnen Schutt liegen derzeit noch dort. Gott sei Dank wurde diese Woche als wichtiges Instrument der Arbeitsmarktpolitik, aber auch für die Region einstimmig die Lex Spielberg beschlossen, nämlich die Abänderung im Veranstaltungsgesetz, mit dem auch lärmintensive Veranstaltungen auf dem A 1-Ring möglich sein werden.

Was hat das jetzt mit dem Eurofighter zu tun, werden Sie sich fragen? Na klar: Wenn alle 18 Stück dort stationiert werden und sie zu einem Einsatz fliegen müssen, muss die Veranstaltung unterbrochen werden. – Das sagt der Verfassungsrechtler Herr Dr. Temmel, so heißt er, glaube ich. Wie geht das? – Der Herr Minister wiederum sagt laut Presseaussendung von voriger Woche: Es werden alle 18 Abfangjäger dort stationiert, weil es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Wer sich ein bisserl in der Fliegerei auskennt, weiß, man kann Staffeln temporär auch woanders stationieren. Das zeigt sich ja mittlerweile auch bei den F-4 in Zeltweg, wo sie nicht geflogen werden können, weil umgebaut wird; die F-4 sind irgendwo in Linz und Graz stationiert. Auch das ist möglich.

Ein weiterer Punkt, meine Herren aus der Steiermark – ich weiß, ihr wollt das nicht gerne hören –, ist die Therme Fohnsdorf. Da gibt es ein Schreiben des Wirt­schaftsmagazins aus der Untersteiermark: Fohnsdorfer „Therme des Lärms“, „Therme der Eurofighter“. (Der Redner hält eine Broschüre in die Höhe.) Auf eins, zwei, drei, vier Seiten, in Farbe gedruckt, widmen sie sich dem Thema der Therme in Kombination mit dem Eurofighter. Faktum ist, und die Kernaussage lautet: Na, wenn schon die Eurofighter da sind, muss euch das reichen, wofür braucht ihr noch eine Therme? – Bitte, so kann es ja wirklich nicht sein!

Kollege Schimböck hat schon die Kompensationsgeschäfte angesprochen. Was wurde alles versprochen, was in die Region fließen wird und welchen Aufschwung unsere Firmen haben werden! 4 Milliarden € sollen aus Gegengeschäften für österreichische Unternehmen hereinfließen. Viel wurde über die Transparenz der Gegengeschäfte gesprochen, aber mittlerweile ist die Vorgangsweise zu einem abenteuerlichen Versteckspiel geworden.

Auch wenn der steirische Wirtschaftskammerpräsident Peter Mühlbacher all jene, die sich kritisch gegenüber Gegengeschäften äußern, quasi als Feinde der Wirtschaft darstellt, scheint die Frage der Nutznießer wohl berechtigt zu sein. Wir in der Region


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sollen quasi die „Krot schlucken“, aber darüber, welche Firmen mit wie vielen Beschäf­tigten in welchem Ausmaß davon profitieren, ist nichts zu erfahren.

Ich habe gestern versucht – Kollege Schimböck hat es vorhin auch kurz angerissen –, auf der Internetseite des Wirtschaftsministeriums nachzuschauen, was dort unter „Gegengeschäfte“ drinsteht. Eine Seite mit einem Beispiel: 173 Geschäfte mit 115 öster­reichischen Firmen im Wert von 515 Millionen € für den Zeitraum von 1. Jänner bis 31.  Dezember 2005. Aber was wichtig ist: Bisher wurden Projekte mit einem Gesamtbetrag in der Höhe von mehr als 2 Milliarden € vertraglich vereinbart. Da würden wir in der Steiermark und insbesondere in der Region schon gerne wissen: Welchen Nutzen haben wir davon gehabt? Welchen Nutzen haben die Firmen davon gehabt?

Ich zitiere nur eine Firma, mit deren Erlaubnis ich das sagen darf, nämlich die Firma HTP in Fohnsdorf, die Fensterteile für den neuen Super-Jumbo A380 baut. Jetzt mache ich mich keiner Verletzung der Amtsverschwiegenheit schuldig, weil diese sieben Personen – alle sind Techniker – gestern Abend persönlich bei mir waren und zu mir gesagt haben: Das darfst du sagen.

Sieben Ingenieure, seit mehr als 20 Jahren bei der Firma HTP, die insbesondere für das Projekt A380 zuständig waren, haben ihr Dienstverhältnis zur HTP gelöst. Warum haben sie es gelöst? – Weil es massive Probleme beim A380 gibt; keine Logistik. Hin­sichtlich Kompensation meint einer – er ist der Projektleiter –, dass es so gut läuft, kann nicht sein, weil das Projekt jetzt schon über zehn Jahre läuft. Das heißt, das viel zitierte A380-Kompensationsgeschäft für die Firma HTP gibt es nicht, weil derzeit nicht produziert wird!

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es wird ja von Experten immer wieder das so genannte Unwort des Jahres gefunden. In der Region gibt es derzeit zwei Unwörter, nämlich „Eurofighter“ und „Kompensations­geschäfte“. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.24


Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Es wird noch das Wort gewünscht. Zunächst Herr Professor Konecny, dann Frau Bundesrätin Zwazl. – Bitte.

 


17.24.36

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kollege Kampl hat es für notwendig gehalten, in der heutigen Debatte noch­mals auf seine Ausführungen vom April des Vorjahres zurückzukommen, in denen er von einer „brutalen Naziverfolgung“ nach 1945 gesprochen hat.

Wir haben in diesem Haus – aus Überzeugung, so habe ich angenommen – Geset­zesbeschlüssen des Nationalrates zugestimmt, die die Wiedergutmachung für NS-Zwangsarbeiter und auch die Restitution an vertriebene jüdische Mitbürger vorsehen. Wie gesagt, ich habe angenommen, dass es für alle Mitglieder dieses Hauses und für alle Parteien gilt, dass diese Beschlüsse aus Überzeugung gefasst wurden. (Bundesrat Ing. Kampl: Für mich auch!) – Ich hoffe!

Ich sage jetzt gleich, um mir ein Geheul auf dieser Seite zu ersparen ... (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Herr Kollege, Sie werden gleich merken, warum. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Kollege, seien Sie bitte ruhig, ich habe das dem Kollegen Bieringer so erklärt, wie ich es jetzt mache, und das ist gut so, weil ich genau das Gegenteil von dem erzeugen will.


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Wir haben keinen Zweifel daran gelassen, dass wir diese Schritte für eine der weni­gen – aber das sage ich nur sehr zurückhaltend – positiven Maßnahmen der Bundes­regierung in den letzten sechs Jahren gehalten haben. Ich habe nicht den geringsten Anlass, daran zu zweifeln, dass die Vertreter der ÖVP diese Beschlüsse aus Über­zeugung initiiert und hier im Haus beschlossen haben.

Aber ich kann einfach nicht umhin, weil es hier einen Grad an innerem Aufgewühltsein gibt, dem Haus eine Äußerung des Herrn Staatssekretärs Mainoni vorzutragen, die er in einem Interview, das diese Woche in der „Zeit“ erscheinen wird, gemacht hat. Auf die Frage, warum es zu diesen Beschlüssen gekommen ist, hat Mainoni – und ich zitiere wörtlich – geantwortet: „Da haben wir uns eingekauft.“ „Da haben sich die ÖVP und die Freiheitlichen ... zusammengesetzt und überlegt: ‚Okay, wie viele Milliarden kostet uns das?’ Und dann haben wir das gemacht. Damit haben wir auch den Rücken frei gehabt gegenüber den jüdischen Organisationen.“

Ich fühle mich als jemand, der diesen Vorlagen zugestimmt hat, beleidigt und beschämt durch diese Äußerungen! Ich halte sie für einen beispielgebenden Skandal. Für mich war meine Zustimmung kein Ausdruck meines Bedürfnisses, mich von irgendwas freizukaufen und irgendeinen Rücken frei zu machen! Für mich war es die selbstverständliche Zustimmung zu Maßnahmen, die spät, aber doch gekommen sind, und ich schäme mich für ein Regierungsmitglied, das das in dieser üblen, wider­wärtigen und skandalösen Art und Weise sieht. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.28


Vizepräsident Jürgen Weiss: Wir kehren wieder zur Tagesordnung zurück.

Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Zwazl. (Bundesrätin Zwazl: Ich glaube, Klubob­mann Bieringer wollte direkt darauf antworten!)

Gut; kein Einwand, wenn die Rednerreihenfolge getauscht werden soll. – Bitte, Herr Bundesrat Bieringer.

 


17.28.40

Bundesrat Ludwig Bieringer (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf für die ÖVP im Gesamten, begonnen vom Bundeskanzler bis hinunter zum letzten Mitglied, Folgendes festhalten. Falls Herr Staatssekretär Mainoni das gesagt hat – und ich gehe davon aus, dass es, wenn es Herr Kollege Konecny hier zitiert, auch so gewesen ist –, dann weise ich diese Form mit aller Entschiedenheit für die Österreichische Volkspartei zurück!

Die Österreichische Volkspartei und insbesondere Wolfgang Schüssel haben aus tiefer Überzeugung gehandelt. Ich gebe dir, Herr Kollege Konecny, Recht: viel zu spät – aber Wolfgang Schüssel ist erst seit 2000 Bundeskanzler dieser Republik; es hat vorher andere Bundeskanzler gegeben. Aber Wolfgang Schüssel hat aus tiefer Überzeugung diese Zwangsarbeiterentschädigung und den Restitutionsfonds eingeführt, ist dazu gestanden und hat dies auch durchgezogen.

Das gilt für die komplette ÖVP, und wir haben keine Hintergedanken gehabt, sondern wir haben das aus tiefer menschlicher Überzeugung gemacht, dass wir für etwas, was ein verbrecherisches Regime über unsere Heimat gebracht hat, wenigstens ein bisschen, wenn auch spät, Wiedergutmachung geleistet haben. Dazu stehen wir, und wir werden das auch überall so verteidigen, weil wir felsenfest davon überzeugt sind, dass das eine humane Tat war, zu der wir stehen können und auf die wir auch stolz sein können. (Beifall bei der ÖVP, der SPÖ und den Grünen.)

17.30



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Vizepräsident Jürgen Weiss: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesrätin Zwazl. Ich bitte, zum Tagesordnungspunkt zurückzukehren.

 


17.30.50

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Kaltenbacher, ich komme Ihrer Aufforderung nach. Ich komme heraus, weil ich mit den Daten befasst bin.

Ich muss ganz ehrlich sagen, mich stört das, dass man heute ganz einfach Begriffe aus Uninformiertheit verwendet hat, um gegen meine Wirtschaftskammerorganisation vorzugehen. Dagegen wehre ich mich ... (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Lassen Sie mich ausreden, dann werden Sie gleich sehen, dass Sie hier einen Informationsmangel haben. (Bundesrat Kraml: „Ihre“ Wirtschaftskammer?)

Es gibt in der Wirtschaftskammer die Arge OFFSET. Die Arge OFFSET ist damit befasst, dass Klein- und Mittelbetriebe von den Gegengeschäften profitieren können. Außerdem gibt es die Plattform Gegengeschäfte, in der das Bundesministerium, aber genauso auch die Arbeiterkammer drinnen sind. Wenn Sie gegen die Plattform Gegengeschäfte vorgehen, dann gehen Sie auch gegen die Arbeiterkammer vor, und ich glaube doch nicht, dass Sie das wollen. Bitte, halten Sie das auseinander! (Präsident Kneifel übernimmt wieder den Vorsitz.)

Ich muss auch sagen, die Arge OFFSET ... (Bundesrat Kaltenbacher: Ich möchte nur wissen, ...!) Mein Kollege Schimböck muss das ganz genau wissen – denn sonst versitzt er bei uns einen Platz im Wirtschaftsparlament –, weil er darüber ganz genaue Unterlagen hat. Ich habe sie, bitte, auch hier. (Die Rednerin hält eine Broschüre in die Höhe.) Das kann nicht einmal ein Fehler sein, der ihm passiert ist, sondern das macht er so. Das sage ich, Herr Kollege Schimböck, weil ich Sie kenne und Ihre Vorgangs­weise beobachte. Ihnen passt nichts, was gut ist! Als Vertreterin der Wirtschaft bin ich daran interessiert, dass es hier Gegengeschäfte gibt, und ich bin sehr stolz darauf, ... (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Die Gegengeschäfte sind ...!) – Warte ein bisschen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! 497 Millionen € haben die österreichischen Betriebe jetzt schon bekommen. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Geh!) Diese Rech­nungen sind ausbezahlt. Ich stehe hier, und jeder, der den Kopf schüttelt, weiß es nicht. Ich kann es belegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Sie kennen mich gut genug, dass Sie wissen: Wenn ich hier stehe und von etwas rede, dann kenne ich mich aus. Meine Kammer kenne ich, Ruperta, und ich zahle für die Wirtschaftskammer 200 000 € im Jahr an die Arge OFFSET, damit sie unsere Betriebe so fit macht, dass sie an den großen Geschäften teilnehmen können. Wir haben im ersten ... (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Du musst ... Wirtschaftsminister!) – Warte ein bisschen; ich rede jetzt nicht vom Wirtschaftsministerium, sondern es hat geheißen: Mogelpaket Gegengeschäfte Wirtschaftskammer. (Bundesrat Gruber: Ja, genau, jetzt sind wir wieder da! – Bundesrat Todt: Der Kreis schließt sich!)

Das ist gesagt worden, und dazu rede ich. Ich bin euch nicht wegen der BAWAG oder des ÖGB auf den Schlips getreten, aber meine Kammer lasst ihr auch in Ruhe, vor allem dann, wenn sie großartige Arbeit leistet! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich lasse nicht die Arbeit, die dort für die österreichische Wirtschaft gemacht wird, in den Dreck ziehen. Denn wir schaffen Arbeitsplätze, und wir bringen Geld in die Wirtschaft. 497 Millionen € „Cash“ auf die Tische unserer Betriebe, das ist eine Summe! Da könnten wir uns alle auf die Schulter klopfen – aber nicht, dass wir hier dagegen reden.

Jede Landeskammer, Herr Kollege Schimböck, hat einen Vertreter in der Arge OFFSET, und wir haben – im Gegensatz zu dem, was Sie gesagt haben – Veran-


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staltungen mit 523 teilnehmenden Unternehmen gemacht. In jedem Bundesland hat es das gegeben: in Wien und Burgenland am 3. November, Oberösterreich 4. November, Steiermark 5. November, Kärnten 6. November, Niederösterreich 10. November, Salz­burg 11. November, Tirol 12. November, Vorarlberg 13. November. – Das ist eine Unterlage von der Wirtschaftskammer Österreich, also für ein Kammermitglied sehr leicht zu bekommen.

Die regionale Verteilung der Unternehmen und der Gegengeschäfte ist so, dass Niederösterreich einen Anteil von 10 Prozent hat, Oberösterreich 20 Prozent, Salzburg 6 Prozent, Steiermark 15 Prozent, Tirol 9 Prozent, Vorarlberg 11 Prozent, Wien 19 Prozent und Burgenland 2 Prozent.

Der Stand der Gegengeschäfte ist folgendermaßen: Von 2. Juli 2002 bis 31. Dezember 2003 waren es 87 Unternehmen mit 204 Projekten und einem Volumen von 190 Mil­lionen. Von 1. Jänner 2004 bis 31. Dezember 2004 waren es 102 Unternehmen mit 147 Projekten und einem Anrechnungsvolumen von 265 Millionen €. Faktum ist, dass bis jetzt Projekte im Ausmaß von 1,6 Milliarden € anhängig sind; davon sind 497 Mil­lionen € ausgezahlt worden, der Rest ist in Prüfung. (Bundesrat Kraml: Es werden immer mehr!)

Es ist so, dass die Betriebe uns gesagt haben, sie möchten nicht, dass man sie namentlich nennt. Ich persönlich darf überhaupt nur die Firma Fischer nennen, und da möchte ich Ihnen erklären, wie das ausschaut. Wir haben im ersten Jahr darauf geachtet, dass wir vor allem große Industriebetriebe dazu bringen, sich an den Projekten zu beteiligen, damit wir international sagen können, dass die österreichische Wirtschaft wettbewerbsstark genug dafür ist, bei einem Volumen von 4 Milliarden € überhaupt in Geschäfte eintreten zu können.

Die ARGE OFFSET hat es sich zur Aufgabe gemacht, jetzt zu schauen, dass die kleinen Betriebe dazukommen. Und was geschieht? – Bei der Firma Fischer sind jetzt 50 kleine Zulieferer dabei! Wenn Sie bei den Projekten, die ich vorgelesen habe, aufgepasst haben, dann sehen Sie, dass viele kleine Betriebe dabei sind. Beim nächsten Mal werde ich Ihnen schon die Evaluierung der Gegengeschäfte in der Größe der Betriebe geben können. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker – ein Blatt Papier in die Höhe haltend –: Was ist mit dieser Liste?) Da sehen Sie dann ganz genau, wie viele große Betriebe und wie viele kleine es sind.

Die Aufgabe der Wirtschaftskammer besteht ganz einfach darin, in der ARGE OFFSET mit der EADS zu schauen, dass die kleinen Betriebe zum Zug kommen. Wenn ich sehe, dass wir uns in 15 Jahren Gegengeschäfte im Wert von 4 Milliarden € vorge­nommen haben, dann sind wir in dem kurzen Zeitraum mit 1,6 Milliarden gut unterwegs.

Ich bitte Sie, auf die Dinge einzugehen, die wirklich zu kritisieren sind. Aber wenn wir erfolgreich sind ... (Bundesrat Konecny: Das haben wir den ganzen Tag lang gemacht!) Nein, Sie haben mit keinem Wort erwähnt, dass es hier wirklich Geschäfte gibt! Es wurde immer von „fiktiv“ gesprochen ... (Bundesrat Schennach: Wenn der Kollege aus der Bundeswirtschaftskammer nicht gekommen ist! – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Apropos Kollege von der Bundeswirtschaftskammer: Der Kollege von der Bundes­wirtschaftskammer ist der Geschäftsführer, der Vorsitzende ist Dr. Mitterlehner. Ich habe ihn angerufen. Er bittet im Namen der Wirtschaftskammer Österreich für das nicht gerade glückliche Verhalten von Herrn Lohberger um Entschuldigung. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)


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Aber vielleicht, meine sehr geehrten Damen und Herren, darf die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich mit den Unterlagen der Wirtschaftskammer Österreich den Wissensdurst stillen. Ich glaube, das ist es, und über eine Summe, bei der wir so viel Geld in die Hand nehmen und wirklich ganz Österreich profitiert, können wir froh sein. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Ing. Kampl.)

17.38


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Ing. Kampl. Ich erteile es ihm.

 


17.39.02

Bundesrat Ing. Siegfried Kampl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auf Grund des Rede­beitrags von Herrn Klubobmann Konecny habe ich das Bedürfnis, hier zwei Aussagen zu tätigen.

Die erste Aussage ist, dass ich vollinhaltlich alles mitgetragen habe, was Restitution und Wiedergutmachung betrifft. Ich habe es aus Überzeugung getan, weil ich weiß, wovon ich gesprochen habe. Ich kenne die Problematik, und es war gut, dass Österreich diesen Weg beschritten hat.

Als Zweites bin ich, glaube ich, verpflichtet – Kollege Mitterer ist nicht hier –, im Namen der anderen Kollegen, der freiheitlichen beziehungsweise BZÖ-Mitglieder der Bundes­regierung, mich von dieser Aussage zu distanzieren und zu sagen, dass das eine Aussage ist, die die private Meinung von Staatssekretär Mainoni wiedergibt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.40

 


Präsident Gottfried Kneifel: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Herr Kollege Schimböck, bitte.

 


17.40.24

Bundesrat Wolfgang Schimböck (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ganz besonders: Liebe Kollegin Präsidentin Zwazl, Sie haben jetzt eigentlich meine Zahlen zitiert. Ich habe erwähnt, dass man österreichweit 524 Betriebe eingeladen hat (Zwischenrufe bei der ÖVP), 524 Betriebe, und dabei nicht einmal alle Bundesländer bedacht hat.

Jetzt zitiere ich den Vorsitzenden dieser Gruppe, nämlich den Generalsekretär – schade, dass dieses Zitat Ihnen nicht vorliegt; aber Sie haben ja, glaube ich, eine gut funktionierende Presseabteilung in der niederösterreichischen Wirtschaftskammer, das kann man Ihnen sicher nachliefern –:

Im Gespräch mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ berichtete Mitterlehner von einem klärenden Gespräch mit EADS. Diese habe die Funkstille auf Koordinations­mängel zurückgeführt, weil bisher Beteiligungsgesellschaften der vier Eurofighter-Herstellerländer mit der Anbahnung der Offset-Geschäfte betraut waren. Ab sofort sollen die Fäden bei der deutschen EADS zusammenlaufen. Diese habe versprochen, dass eine Zwischenbilanz über Rückmeldungen der Firmen, aber auch über mögliche Abschlüsse vorgelegt wird. Mitterlehner geht nun davon aus, dass damit eine konstruktive Zusammenarbeit gewährleistet wird, denn ansonsten wird man die Arge auflösen müssen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir wünschen uns also eine gute Zukunft für die Klein- und Mittelbetriebe in diesem Bundesland. Ich hoffe, Frau Präsidentin, das ist damit geklärt. – Danke für Ihre


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Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Bundesrat Mag. Klug: Also doch nicht so erfolgreich! – Bundesrätin Zwazl: Was heißt „nicht erfolgreich“ ...?)

17.41


Präsident Gottfried Kneifel: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wird von der Berichterstattung noch das Wort gewünscht? – Auch dies ist nicht der Fall.

Wir kommen damit zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem gegenständlichen Ent­schließungsantrag der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Stopp der Beschaffung von Eurofighter Kampfflugzeugen und Offenlegung der Verträge ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der vorliegende Entschließungsantrag der Bundesräte Albrecht Konecny, Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen ist somit angenommen. (E 218-BR/06.)

Es liegt ein weiterer Antrag der Bundesräte Bieringer und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend klares Bekenntnis zu einer effektiven und lückenlosen Luftraumüberwachung als Ausdruck der österreichischen Souveränität vor.

Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegen­ständlichen Entschließung ist daher abgelehnt.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

Einlauf

 


Präsident Gottfried Kneifel: Ich gebe noch bekannt, dass seit der letzten bezie­hungsweise in der heutigen Sitzung insgesamt 15 Anfragen eingebracht wurden.

*****

Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Weg erfolgen.

Für die Tagesordnung dieser Sitzung kommen jene Beschlüsse in Betracht, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird, soweit sie dem Einspruchsrecht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.

17.44.17Ansprache des Präsidenten

 


Präsident Gottfried Kneifel: Erlauben Sie mir, bevor ich diese Sitzung des Bundes­rates schließe, noch eine kurze Stellungnahme.

Eine Periode geht zu Ende – nicht nur die Nationalratssitzungsperiode in diesem Haus, sondern auch eine andere Ära, nämlich die Ära Dr. Walter Labuda, der mit Ende Oktober dieses Haus verlassen und in den verdienten Ruhestand treten wird.

Dr. Labuda war seit 1973 in diesem Hause tätig, war von 1989 bis 1991 Kabinettchef von Vizekanzler Riegler, war seit 1991 in der Parlamentsdirektion tätig und hatte seit 1994 die Funktion des Bundesratsdirektors inne. Von 1993 bis 1996 war er auch Generalsekretär der Österreichischen Parlamentarischen Gesellschaft.

Er hat insgesamt 19 Präsidenten (Heiterkeit des Bundesrates Kone


Bundesrat
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cny) in insgesamt 26 Perioden dieses Hauses gedient, und Dienen war immer eine Qualität des Dr. Walter Labuda.

Wir wünschen ihm für seinen Pensionsantritt alles Gute, vor allem beste Gesundheit. Wir werden noch in einem gesonderten Rahmen am 4. Oktober die Möglichkeit haben, die Arbeit unseres langjährigen Bundesratsdirektors Dr. Walter Labuda zu würdigen.

Walter, wir alle wünschen dir für die Zukunft und für deine zukünftigen Chefs, die du auch in der Pension haben wirst, alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)

*****

Die Sitzung ist geschlossen.

17.46.23Schluss der Sitzung: 17.46 Uhr

 

 

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