BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 31

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Sensationell, aber im negativen Sinn, nämlich erschreckend, ist der Mangel an ausge­bildeten FachärztInnen für Psychiatrie, insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ich halte es für sehr bedenklich, wenn in ganz Westösterreich kein einziger, keine einzige Kinder- und JugendpsychiaterIn mit einem Kassenvertrag tätig ist. Es entstehen dabei Warte- und Stehzeiten bis zur Diagnose und dann natürlich bis zur stationären Therapie. Dabei kann es schon ein Jahr oder länger dauern, bis man drankommt. Ich glaube, dass es diesbezüglich Reformbedarf gibt.

Entscheidend bei der Ärzteausbildung ist aber nicht nur das Gesetz, denn viele Turnusärzte und -ärztinnen laufen seit Jahren Sturm und klagen über ihre schlechte Ausbildung. Das hat verschiedenste Gründe: Teilweise ist es der Personalschlüssel in stationären Krankenanstalten, wo die Ausbildung stattfindet. Die in Gesundheits­berufen Tätigen sind schon sehr an ihrer Belastbarkeitsgrenze, um nicht zu sagen, sie sind Burn-out-gefährdet.

Turnusärzte fallen lästig auf und stören den Betrieb, wenn sie Fragen stellen. Das klingt komisch, aber es ist so. Auszubildende als Ballast zu empfinden kann keine ziel­führende Politik einer verbesserten Ärzteausbildung sein.

Arbeitszeiten, die in über der Hälfte der Krankenanstalten überschritten werden, geben keinen Raum, während der normalen, regulären Wochenarbeitszeit auch der Ausbil­dung Zeit zuzuwenden. Ich glaube, das Ministerium sollte darauf schauen, dass von Ländern, von Landeshauptleuten, von Krankenanstalten, von der Ärztekammer und von diversen Organisationen, die Monopole auf Ausbildungsstätten haben, die Anrech­nung von Ausbildungszeiten immer wieder verlangt wird. Diese Einäugigkeit, dieses Wegschauen wie bisher darf nicht mehr erlaubt sein.

Zu guter Letzt kommen noch, was ich persönlich bedauere und was auch abgelehnt wurde, die Sonderfächer und Additivfächer im Bereich der Pädiatrie. Ich weiß, es hat alles seine Grenzen, aber man kann auch etwas Überbordendes fordern.

In der Inneren Medizin, wo ja Erwachsene behandelt werden, gibt es zig Fächer, die der Spezialisierung und dem Fortschritt der Medizin Rechnung tragen. Wenn das in der Kinderheilkunde nicht geschieht, ist das schon ein Zeichen dafür, dass dem Gesetz­geber und auch anderen die Kinder anscheinend nicht so viel wert sind. Das mag unterschiedliche Gründe haben, aber Kinder haben, was Faktum ist, nicht die Lobby, über die die Erwachsenen verfügen.

Ich weiß, dass das Ministerium und die Länder besorgt sind, dass man, wenn man mehr Fachärzte schafft, in den Krankenanstalten auch Abteilungen für Kinder mit Leber- und Darmerkrankungen, für Kinder mit hormonellen Störungen, für Kinder­urologie und so weiter einrichten müsste. Aber nein, das muss man nicht in jedem Krankenhaus, aber in den Zentren der Zentralversorgung und Spitzenversorgung müssten solche Abteilungen sein, müsste dieser Spezialisierung Rechnung getragen werden, und das geht nur dann, wenn man diesen Additivfacharzt einführt.

Ich hoffe, dass wir diesbezüglich noch einige Debatten führen werden, in denen diese Punkte berücksichtigt werden. Meine Fraktion wird daher der vorliegenden Änderung nicht zustimmen. – Danke. (Beifall der Bundesrätin Kerschbaum.)

10.07


Präsident Erwin Preiner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Stadler. – Bitte.

 


10.07.28

Bundesrat Werner Stadler (SPÖ, Oberösterreich): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie im schriftlichen Ausschuss­be­richt angeführt ist, sollen einige EU-Richtlinien in dieser Novelle in Bezug auf Ärzte, auf


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