BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 68

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Sinn für die Gemeinschaft, entdecken eigene Stärken und Schwächen und lernen, damit umzugehen. Sie übernehmen Verantwortung, lernen aber auch, eigene Bedürf­nisse zugunsten anderer zurückzustellen, und dies ehrlich, ohne nachtragend zu sein.

Einen Punkt noch: Der Kindergarten ist keine Garderobe, an der man Kinder abgibt. Der Kindergarten ist neben der Unterstützung für die Eltern, dass sie Beruf und Familie besser vereinbaren können, eine wichtige Bildungseinrichtung, die den Kindern die beste Startchance mit höchster Qualität und Professionalität sichert.

Ich möchte mich bei allen Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen, bei Ihnen, Frau Staatssekretärin, bei unserer Frauenministerin, bei allen Beamtinnen und Beamten für diese Arbeit recht herzlich bedanken!

Ich appelliere aber noch mit Bezug auf das, was meine Vorrednerinnen und Vorredner auch schon gesagt haben: Das ist der erste Grundstein! Sie haben es als Puzzle definiert, und dieses Puzzle muss einmal ein ganzes Puzzle sein. Die Schaffung der Rahmenbedingungen für die Qualität, die die Kindergartenpädagoginnen und -päda­gogen brauchen, muss fortgesetzt werden.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.) – Danke. Hvala lepa. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.29


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Zangerl. – Bitte.

 


12.29.35

Bundesrat Stefan Zangerl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Grundsätzlich ist die Einführung eines verpflichtenden kostenfreien Vorschuljahres ein wichtiger und positiver Schritt zur Förderung aller Kinder, unabhängig vom sozialen Hintergrund.

Die Einführung dieses kostenlosen Vorschuljahres ist deshalb besonders wichtig, weil die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens zur frühkindlichen Sprachstandsfeststellung ganz deutlich zeigen, dass Österreichs Vorschüler und Erst­klässler von gleichen Startbedingungen zu Beginn der Schulkarriere weit entfernt sind. Zumindest 15 Monate vor der Einschulung spricht fast jedes vierte Kind, also insge­samt um die 23 Prozent, so schlecht Deutsch, dass schon deshalb gröbere Probleme ins Haus stehen. Dabei haben sogar 10 Prozent der Kindergartenkinder mit Deutsch als Muttersprache sprachlichen Förderungsbedarf. Der Besuch des Kindergartens wirkt sich, wie die Studie belegt, sehr positiv auf die Sprachkompetenz aus.

Dennoch sind einzelne Punkte der Vereinbarungen im Detail zumindest diskussions­würdig. Gemäß der zu beschließenden Vereinbarung ist der verpflichtende Besuch des Kindergartens nur halbtags vorgeschrieben und auf das Unterrichtsjahr, also exklusive der dreizehn Ferienwochen, beschränkt. Aber diese Anlehnung an das Schulzeitgesetz und an die schulischen Ferienregelungen ist keineswegs familienfreundlich. Dies stellt keine Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar und geht mit an Sicher­heit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Lasten der Frauen.

Klar ist bei dieser Vereinbarung nur, dass in diesen Zeiten der halbtägige Besuch auch kostenfrei sein muss. Ob für die Ferienzeit extra zu bezahlen sein wird, bleibt leider bislang offen. Die Kinderbetreuung soll jedoch für alle Altersgruppen ganztägig und ganzjährig angeboten werden. Ich glaube, das sind wir Österreichs Müttern ganz einfach schuldig.

 


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