BundesratStenographisches Protokoll784. Sitzung / Seite 24

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blick auf die Ost-Öffnung des Arbeitsmarktes am 1. Mai 2011 muss uns auch klar sein, dass da wirklich ein Umdenken notwendig ist.

Wir müssen uns besonders in Bezug auf das Berufsbild der Pflege, der Altenbetreuung dieser demographischen Herausforderung stellen. Ich darf hier noch anmerken, dass es in meiner Heimatstadt Feldkirch ein vorbildliches Projekt gibt: „Gerne älter werden in Feldkirch“. Es wurde oft prämiiert – wir haben Preise in ganz Europa dafür erhalten – und steht unter dem Motto: So viel stationär wie nötig, so viel ambulant wie möglich! Beispielgebend ...

 


Präsident Peter Mitterer: Bitte, zum Schluss zu kommen, die Redezeit ist abgelaufen!

 


Bundesrat Edgar Mayer (fortsetzend): Beispielgebend ist, dass all jene Dienste, die Kollege Todt aufgezählt hat, die ineinandergreifen, die vernetzt werden sollten, in mei­ner Stadt in dem Konzept „Gerne älter werden in Feldkirch“ beinhaltet sind. Deshalb werde ich in Feldkirch bleiben, denn dort möchte ich gerne älter werden. – Danke. (All­gemeiner Beifall. – Heiterkeit bei der SPÖ.)

10.06


Präsident Peter Mitterer: Nächster Redner: Herr Bundesrat Ertl. – Bitte.

 


10.06.33

Bundesrat Johann Ertl (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine Damen und Herren! Die Pflege alter Menschen in der Fa­milie und durch die Familie ist von vielen widersprüchlichen Vermutungen, Erwartun­gen und Mythen überfrachtet. Das „Ja, aber!“-Syndrom begleitet alle Diskussionen da­rüber, wie man pflegende Angehörige begleiten, unterstützen und entlasten könnte.

Die hohe gesellschaftliche Akzeptanz der Familienpflege erfährt nicht selten gleichzei­tig pauschale Verdächtigungen des Missbrauchs und Schuldzuweisungen jeglicher Art.

Pflege als Generationenproblem muss von zwei Seiten betrachtet werden: von der Sei­te der alt gewordenen Menschen selbst und von der anderen Seite, jener der Angehö­rigen der mittleren Erwachsenengeneration.

Für die jetzt hochbetagten Menschen war es aufgrund der Lebenserwartung früherer Jahrzehnte eigentlich nicht denkbar, so alt zu werden. Damit waren alle mit diesem ho­hen Alter verbundenen Lebensveränderungen für sie nicht vorhersehbar. Es gibt auch wenige taugliche Modelle, nach denen hochbetagte Menschen ihren Lebensstandard halten und ihren Lebensabend gestalten können.

20 und mehr Pensionsjahre, 45 und mehr Ehejahre, das Heranwachsen der vierten Fa­miliengeneration, technologischer und gesellschaftlicher Wandel, chronische körperliche und geistige Beeinträchtigungen verlangen nach Bewältigungsstrategien, auf die jedoch jetzt nicht zurückgegriffen werden kann.

Für Frauen des mittleren Erwachsenenalters wird die Pflege alter Angehöriger Teil der normalen Lebensbiographie werden. Diese „Sandwich-Generation“ gleitet nach der Be­treuung ihrer Kinder in die Betreuung ihrer Mütter und Väter. – Auch hier eröffnen sich Lebensperspektiven, mit denen bisherige Generationen nicht konfrontiert waren.

Die Gesellschaften des ausgehenden 20. Jahrhunderts erleben einen gewaltigen ideo­logischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbruch. Vor allem sozial-struktu­relle Veränderungen haben deutliche Auswirkungen auf das Zusammenleben der Gene­rationen und da insbesondere auf das Management der Betreuungseinrichtungen.

An der österreichischen Bevölkerung lässt sich ein dreifaches Altern feststellen: Auf­grund der hohen Lebenserwartung steigt die absolute Zahl älterer Menschen. Durch die Abnahme der jüngeren Generation erhöht sich der relative Anteil der alten Men-


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