BundesratStenographisches Protokoll784. Sitzung / Seite 25

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schen an der Gesamtbevölkerung. Am stärksten erhöht sich die Zahl der hochaltrigen Menschen, also der Altersgruppe der 85-Jährigen und Älteren.

Die Leistungskraft der Medizin und der allgemeine Wohlstand haben uns in eine histo­risch einmalige Situation gebracht. Es hat in der Menschheitsgeschichte noch nie so viele alte Menschen gegeben. Das Altern selbst beziehungsweise die alten Menschen sind daher Themen der Medien, allerdings nicht als Gegenstand der Bewunderung für ein langes Leben, für erprobte Überlebensstrategien oder für Wissen und gesammelte Erfahrung, sondern leider eher als Verursacher von Kosten und Problemen. In unse­rem Bewusstsein ist das Begriffspaar „alt“ und „krank“ unausrottbar verankert.

Alte Menschen kosten viel Geld, weil viele krank und pflegebedürftig sind und weil die Kinder ihre Eltern nicht entsprechend betreuen können und ihre Verantwortung auf öf­fentliche Einrichtungen übertragen.

Wir wissen auch, dass etwa 30 Prozent der über 80-Jährigen in einem hohen Ausmaß auf die Pflege durch andere Personen angewiesen sind. Forschungen haben uns mehr­fach gezeigt, dass die Definition von Betreuung und Pflege äußerst schwierig ist, vor allem deshalb, weil alte und alte kranke Menschen enorme Kraft aufwenden, ihre Defi­zite zu kompensieren. Objektiv fallen sie vielleicht unter die Kategorien „hilfsbedürftig“ und „unselbständig“, aber subjektiv mobilisieren sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte, um den Alltag alleine zu meistern.

Die neuen Problemlagen, die durch Veränderung unserer sozialen Strukturen entstehen, werden die gesellschaftlichen Problemlösungskapazitäten vor Bewährungsproben stel­len. Hier ist die Politik gefordert. Den Kostenfaktor der Pflege den alten Menschen an­zurechnen ist unmoralisch. Die Politik muss die notwendigen Einrichtungen schaffen und hat dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung das Recht hat, in Würde zu altern. (Bei­fall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Dönmez.)

10.12


Präsident Peter Mitterer: Als Nächster ist Herr Bundesrat Zwanziger zu Wort gemel­det. – Bitte.

 


10.12.17

Bundesrat Peter Zwanziger (ohne Fraktionszugehörigkeit, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! „Ehrfurcht vor dem Le­ben ist die höchste Instanz. Was sie gebietet, hat seine Bedeutung, auch dann, wenn es töricht oder vergeblich scheint ...“ – Zitat von Albert Schweitzer.

Wenn es das überirdische Schicksal mit einem nicht immer gut meint, sollte man ir­disch gut organisiert sein. Niemand ist davor gefeit, selbst einmal in der Lage zu sein, Pflege zu beanspruchen. Deshalb gehen wir ehrfürchtig mit einem Thema um, das uns alle betrifft. Mit den Worten eines großen Mannes, der vieles in seinem Leben geleistet und vermittelt hat, möchte ich einen Denkanstoß geben.

Ich denke, wir in Kärnten und in ganz Österreich haben ein wunderbar funktionierendes soziales Netz. Dennoch bedarf es immer wieder Innovationen. Gesetze sollten immer wieder durchdacht, der heutigen Lebenssituation angepasst und vor allem in bestmög­licher Art und Weise verbessert werden. Eine Veralterung von fest verankerten Geset­zestexten führt viel eher zu einem unnützen Kostenaufwand als eine Gesetzesänderung.

Sehr geehrte Damen und Herren! Bei uns in Kärnten wurde eine zentrale Planung für mobile Pflegedienste angedacht, die ich Ihnen nun näherbringen möchte. Das Land Kärnten will bei den Verwaltungskosten für den mobilen Pflegedienst sparen, indem die Anreise der Mitarbeiter künftig zentral geplant wird und somit Kosten, die unnötigerwei­se entstanden sind, gespart werden. Es gibt in Kärnten zwölf Anbieter für mobile Pfle­gedienste, die insgesamt 8 000 Patienten versorgen. Diese Zahlen zeigen uns, wie wich-


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