BundesratStenographisches Protokoll793. Sitzung / Seite 122

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

wird. Es wird uns ja in der öffentlichen Diskussion offensichtlich unterstellt, dass wir so dumm sind, schlechtere Leistungen von Männern besser zu bezahlen als gute Leis­tungen von Frauen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich kann Sie aber beruhigen, wir sind nicht so dumm, denn sonst würden wir mit unserer österreichischen Wirtschaft nicht im euro­päischen Spitzenfeld liegen.

Apropos Leistung: Erstaunt haben mich die Ausführungen von Nationalratsabgeordne­tem Öllinger, der ja ein Problem mit leistungsgerechter Entlohnung hat. Ich habe selbst ein Unternehmen, und ich kann sagen, ich habe noch keine bessere, gerechtere Ent­lohnungsform gefunden als Leistung. Meine Mitarbeiter sehen das auch so. Ich glaube, auch im 21. Jahrhundert werden wir um Leistung nicht umhinkommen.

Die Gründe für die Einkommensdisparenz von Männern und Frauen sind, wie auch die aktuelle Studie von Neumann International zeigt, vielschichtiger. Frauen sind in schlech­ter bezahlten Branchen wie im Non-Profit-Bereich, im Bereich Soziales, Gesundheit, Tou­rismus sowie innerhalb der Unternehmen in Abteilungen wie Marketing, PR, Perso­nal überrepräsentiert. Hier besteht natürlich ein kausaler Zusammenhang zur Ausbil­dung. Wie Sie, Frau Ministerin, in Ihrem Frauenbericht feststellen, konzentriert sich fast die Hälfte aller Lehrabschlüsse von Frauen auf drei Berufe, nämlich Einzelhandelskauf­frau, Bürokauffrau und Frisörin. Aber auch im universitären Bereich liegt der Anteil der Studentinnen bei technischen Studiengängen nur bei 20 Prozent.

Diese Ausbildungs- und Gehaltssituation zeigt sich nicht nur bei unselbständig Be­schäftigten, sondern auch bei Unternehmerinnen, die geringere Umsatzgrößen haben, geringere Unternehmensgrößen, da sie ja vorwiegend im Bekleidungsgewerbe und als Frisörin tätig sind, wie der Mittelstandsbericht von Herrn Minister Mitterlehner aufgezeigt hat.

Der Einkommensbericht wird sicherlich ganz deutlich die Folgen von Ausbildung und Berufswahl von Frauen aufzeigen. Diese Gesetzesnovelle kann daher durch Sensibi­lisierung bei der Gehaltseinstufung nur ein Baustein sein, um Ungleichheiten abzubau­en. Es müssen aber im Bereich Information, Motivation, Unterstützung bei der Berufs­wahl für Mädchen und Frauen noch einige Bausteine folgen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Zangerl.)

16.25


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Blatnik. – Bitte.

 


16.25.31

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzter Herr Bundesminister! Poštovane gospa predsed­nica! Poštovane gospa ministrica! Poštovane gospod minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Fakt ist, dass seit 30 Jahren gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit gesetzlich festgeschrieben ist. Fakt ist aber leider auch, dass Frauen für gleiche Arbeit noch im­mer weniger bezahlt bekommen. Im europäischen Ranking liegen wir im untersten Drit­tel, aber auch im Vergleich zu anderen Staaten sind wir nicht an erster Stelle, sondern eher bei den Letzten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man muss sich fragen – das wurde heute schon ein­mal gesagt, aber es ist mir so wichtig, dass ich es noch einmal betone –: Wie kommt es zu diesen Einkommensunterschieden? – Ein Teil ist erklärbar: durch andere Einstu­fung, durch unterschiedliche Anrechnung der Vordienstzeiten, durch unterschiedliche Gehaltserhöhungen, durch Prämien, Zulagen und so weiter, der andere Teil, und das sind 15 bis 18 Prozent, ist eigentlich nicht erklärbar. Frau verdient weniger, weil sie Frau ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es herrscht oft nicht das richtige Bewuss­tsein vor, nicht das richtige Wissen darüber, was jeder Einzelne aufgrund seiner Vor-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite