BundesratStenographisches Protokoll795. Sitzung / Seite 16

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

werden müssen. Das ist einfach ein Muss. Ich bin überzeugt, dass wir hier mit Frau Bundesministerin Karl einen Garant dafür haben, dass Wissenschaft und Forschung in Österreich weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen müssen und auch einnehmen werden. Wenngleich wir in Zeiten der Krise sparen müssen, alle, in den verschie­densten Bereichen, so ist eines ganz klar, und damit möchte ich schließen, nämlich dass wir in Wissenschaft und Forschung auch nachhaltig investieren müssen. Das wünschen wir uns, das wünsche auch ich mir. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.21


Präsident Gottfried Kneifel: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Todt. Ich erteile es ihm. (Bundesrat Todt: Monika Kemperle! Wir haben getauscht!)

Ich korrigiere: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Kemperle. – Bitte.

 


9.21.39

Bundesrätin Monika Kemperle (SPÖ, Wien): Frau Bundesministerin! Geschätztes Präsidium! Werte Damen und Herren des Bundesrates! Bei all den unterschiedlichen Debatten um eine bessere Hochschulpolitik müssen wir stärker das Gesamtbild im Auge behalten, denn es hilft wenig, wenn wir immer an einzelnen Schrauben drehen, damit die eine oder andere Hochschule einmal nicht aus allen Nähten platzt oder um Geld betteln gehen muss. Wir brauchen daher einen Dialog hin zu einer verant­wortlichen Hochschulpolitik, mit realistischen Zukunftsszenarien und klaren Zielen. Daher sollte es zunächst nicht unbedingt darum gehen, wie viel unsere Hochschulen jetzt kosten oder kosten dürfen.

Eine verantwortungsbewusste Hochschulpolitik muss in Österreich auch Wachstum und Beschäftigung schaffen sowie die Binnennachfrage erhöhen. Das heißt, verant­wortliche Hochschulpolitik rechnet sich eigentlich von selbst.

Dass wir mit unserem derzeitigen Hochschulsystem in Österreich bei Vergleichen ziemlich weit abgeschlagen liegen, mit einigen Ausnahmen, egal ob bei Uni-Rankings oder Akademikerquoten, zeigt uns, dass die gesamte Grundausrichtung nicht mehr stimmig ist. Die Probleme beginnen ja schon weit vor dem Studium. Wenn einem zum Beispiel eine 17-jährige AHS-Schülerin erzählt, dass sie sich nach dem Besuch einer Berufsfindungsmesse überhaupt nicht besser informiert fühlt oder von einem Berufsorientierungstest zum nächsten rennt, dann müssen wir mit der Berufs- und Studienberatung intensiver und vor allem weitaus länger vor der Matura beginnen, zum Beispiel als verbindliche Übung in der Oberstufe. Wir haben ja bereits, wie schon von meinem Vorredner erwähnt, bei der letzten Bundesratssitzung diesbezüglich auch einen Beschluss gefasst.

Überhaupt könnte heute der Eindruck entstehen, dass viele Jugendliche eigentlich orientierungslos zu studieren beginnen. Das zeigen ja zum Teil auch die Zahlen über die langen Studienzeiten in Österreich: Die Durchschnittszeit liegt in Österreich mit 5,6 Jahren deutlich über dem OECD-Schnitt mit 4,5 Jahren. Das heißt, nur mit Ein­führungs- und Orientierungsphasen werden wir diesen Umstand nicht verbessern können, im Gegenteil, bei einem Wechsel der Studienrichtung sind dann schon einmal einige Semester verloren. Diese verlorenen Semester fehlen einem dann irgendwann im weiteren Leben, entweder beim späteren Berufseinstieg, beim Gehalt oder Lohn und ganz sicher beim Pensionsantritt. Daher brauchen wir überschaubare und ver­ständliche Bildungswegweiser und eine Hochschullandschaft, in der sich Jugendliche leicht und gut zurechtfinden können. Damit können wir die Studienzeiten zumindest ein wenig verkürzen.

Ein anderer Grund für lange Studienzeiten ist, dass sich Studierende das Studium nicht mehr leisten können. Das ist in unserem Land, einem angeblich entwickelten Land,


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite