BundesratStenographisches Protokoll808. Sitzung / Seite 123

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15.59.32

Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Bundesräte! Ich komme gerade von der Jubiläumsfeier betreffend Erasmus. Sie hat etwas verspätet begonnen, deshalb bin ich hier sehr knapp eingetroffen, wie Sie gemerkt haben. Wir feiern 25 Jahre Erasmus und 20 Jahre Erasmus in Österreich.

Ich habe dort viele der Gedanken, die jetzt eben geäußert wurden, auch geäußert. Vor allem habe ich sie bezogen auf den Namensgeber Erasmus von Rotterdam, der sei­nerseits der allerbeste Patron für ein solches Programm ist, weil er das schon in Zeiten des Humanismus verkörpert hat, was wir jetzt mit diesem Programm auch erreichen, nämlich Wissenschaftlichkeit. Erasmus von Rotterdam war einer der größten Wis­senschaftler seiner Zeit, ein Theologe und Philologe höchsten Ranges, der mit seiner Neuausgabe des Neuen Testaments auf Griechisch die Basis für die moderne Theo­logie und auch für die Reformation gelegt hat.

Erasmus von Rotterdam war mobil, wie damals viele Humanisten mobil waren, von England bis Italien und vor allem auch in der Schweiz. Er war auch ein begnadeter Lehrer, Verfasser von Lehrbüchern und theoretischen Schriften zur Erziehung und er war auch, und das ist ebenfalls wichtig, ein Anwalt des Friedens, was in der damals so zerrissenen Zeit bedeutend war. Erasmus hat die „Querela Pacis“ geschrieben, also eine Klage des Friedens oder über den Frieden – der Genetiv ist mehrdeutig –, indem er einen großen Appell an die Mächtigen richtet, sich um Frieden zu bemühen. Das Programm ERASMUS ist durch seine kulturellen Verständigungsleistungen auch heu­te ein Friedensprojekt.

Es ist richtig, Österreich ist da sehr erfolgreich. Wir schöpfen die europäischen Mittel für ERASMUS optimal aus, weil wir eine sehr gute Abteilung in unserem Haus haben, die das hervorragend macht, und weil wir sehr engagierte Koordinatoren an den Uni­versitäten haben, die sich da sehr bemühen. Wir sind das vierterfolgreichste Land von etwa 30 Ländern, die hier teilnehmen, was rein die Quantität anlangt. Also eine Erfolgs­geschichte.

Es ist schön, dass wir diese jetzt ausdehnen: „Erasmus für alle“. Das ist mir – das wis­sen hoffentlich viele von Ihnen – ein ganz großes Anliegen, dass wir, wo immer es geht, die Jugendlichen der Universitäten nicht privilegieren, sondern dass wir sehen, es gibt auch viele andere Jugendliche, die das Recht auf eine hervorragende Ausbildung haben, die natürlich auch das Recht auf Unterstützung ihrer Mobilität haben und die genauso wie die Studierenden hinausgehen sollen, um andere Länder, andere Kultu­ren, andere Sprachen kennenzulernen.

Das ist ein Programm, das jetzt neu gestartet wird mit einem Finanzvolumen von nicht ganz 20 Milliarden für die nächste Programmphase, und ich denke, dass da eine Er­folgsgeschichte jetzt weitergeschrieben werden kann.

Das ist der eine zentrale Aspekt meiner Vorschau. Erlauben Sie mir, dass ich diese jetzt sozusagen nur exemplarisch darlege. Der andere ist „Horizont 2020“ und in ihm auch die Atomforschungsprogramme, und da gehe ich kurz auf die Kritik ein, die Sie geäußert haben, sehr geehrte Frau Bundesrätin.

Was ITER anlangt, gibt es, was den Finanzrahmen betrifft, in der Tat Diskussionen. Aber Sie wissen auch, dass es außerhalb von Frankreich extreme Bemühungen gibt, den Finanzrahmen dafür eng zu halten. Es ist ja ein weltweites Projekt, die ganze Welt beteiligt sich an diesem Projekt und somit auch die Europäische Union, Frankreich sehr stark.

Natürlich kann man, was den Erfolg der Kernfusionsforschung betrifft, unterschiedlicher Meinung sein. Ich bin diesbezüglich auch nicht überaus optimistisch. Das ist ein sehr


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