BundesratStenographisches Protokoll820. Sitzung / Seite 50

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Mir ist immer noch folgendes Bild vor Augen: Ein Schüler, der bereits einen fixen Lehr­platz als Elektriker hatte, hat bei der zweiten Berufspraxis – die Berufspraxis findet bei uns in verschiedenen Blöcken statt – gesagt, nein, er probiert jetzt einmal etwas ganz anderes, und zwar Koch. Er hat dann in einem großen Hotel in Bad Aussee begonnen und ist nach der dritten Berufspraxis zu mir gekommen und hat gesagt, er weiß jetzt, was er wirklich machen will, er wird Koch. Er ist ein sehr erfolgreicher junger Mann, der momentan im Ausland ist, und er hat gesagt: Ich habe die Chance gehabt, sozusagen aufgrund meiner Erfahrung auch meine zukünftige Berufsgestaltung zu ändern. – Das ist ein erfolgreiches Beispiel!

Wir haben in diesem Schuljahr an unserer Schule auch Schüler und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, Integrationsschüler, und nicht für alle, aber für ei­nen Großteil ist es uns gelungen, einen Lehrplatz zu finden.

Es freut mich, dass wir hier gemeinsam ein Bekenntnis ablegen. Vor allem hat mich auch Ihre Rede im Nationalrat gefreut, Frau Bundesminister, denn es ist gut, dass die Polytechnische Schule endlich nicht mehr so gesehen wird, dass es heißt, wer keinen Plan für das neunte Schuljahr hat, der geht ins Poly und sitzt dort seine Zeit ab. – Das sollte längst vergessen sein.

Die Polytechnische Schule ist eine Schule für junge Damen und Herren, die sich ent­scheiden, in das Berufsleben überzutreten. Da sollte eine bestmögliche Vorbereitung erfolgen. Geben Sie den Schulen die entsprechende Freiheit und Autonomie, auch individuell zu gestalten, um das im Einklang mit den Bedürfnissen der Region umzu­setzen!

In diesem Sinn freue ich mich, dass es heute dazu einen einstimmigen Beschluss ge­ben wird. – Danke. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

10.59


Vizepräsidentin Mag. Susanne Kurz: Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Mühl­werth zu Wort. – Bitte.

 


10.59.12

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Haus und an den Bild­schirmen! Wie schon gesagt wurde, fußt diese Vorlage auf einem All-Parteien-Antrag im Nationalrat, was wirklich sehr erfreulich ist.

Im Blickpunkt steht die Polytechnische Schule, von der wir aber auch wissen, dass de­ren Qualität sehr davon abhängt, wie sehr sich der Manager, sprich der Schuldirektor, für seine Schule einsetzt. Es ist nicht so, dass die Polytechnische Schule generell als ausgezeichnete Schule zu betrachten ist. Allerdings gibt es in Schulen mit engagierten Direktoren tatsächlich sehr positive Ansätze, aus dieser Schule einen Schulzweig zu machen, der in Richtung Berufsschule tendiert.

Hier und heute geht es aber darum – wie es meine Kollegen bereits sehr ausführlich dargestellt haben –, jenen Schülern, die keinen Schulabschluss haben, mit einem frei­willigen zehnten Jahr an der Polytechnischen Schule einen Abschluss zu ermöglichen. Es ist gut, es ist richtig, es jemandem zu ermöglichen – welche Gründe auch immer es sind, warum jemand keinen Schulabschluss hat –, den Schulabschluss kostenlos nach­zuholen. Dies ist auch Teil eines durchlässigen Schulsystems, und das ist absolut zu begrüßen.

Dies erspart uns aber nicht, denn es ist ja letzten Endes eine kosmetische Maßnahme, auch eine gewisse Ursachenforschung zu betreiben, warum Schüler, salopp gesagt, im Alter zwischen 10 und 14 null Bock auf Schule haben. Liegt es daran, dass sie in der falschen Schule sitzen? Liegt es daran, dass vielleicht die Lehrer nicht die allerbesten


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