BundesratStenographisches Protokoll841. Sitzung / Seite 93

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richt ist zu entnehmen, dass ein EU-Beitritt nur mit einer Volksabstimmung möglich ist. Wir wissen aber alle, dass über 80 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen da­gegen sind, wenn wir eine Volksabstimmung zu dieser Thematik durchführen. Und würde man eine derartige Volksabstimmung zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch in der Türkei durchführen, wären in etwa drei Viertel der Türken und Türkinnen dagegen.

Das heißt, wir führen Gespräche, wir investieren Zeit, Energie, Ressourcen in eine Sa­che, die nicht ehrlich ausgeführt wird. Das ist auch ein Spiegelbild unserer Wirtschafts­politik, unserer Landwirtschaftspolitik und teilweise auch unserer Außenpolitik.

Ich werde jetzt hier einen Punkt machen, denn ich möchte das, was Kollegin Kurz ge­sagt hat, unterstreichen. Mich würde auch wirklich sehr interessieren, was Sie, sehr ge­ehrter Herr Minister, auf Ihrer Reise in Moskau, in Weißrussland und so weiter mit Ih­ren Kollegen und Kolleginnen ausgetauscht haben. Ich werde Ihnen meine Redezeit gerne zur Verfügung stellen. Wir werden selbstverständlich den Bericht zur Kenntnis nehmen. (Bundesminister Kurz: Ihre Redezeit reicht nicht aus! – Allgemeine Heiter­keit.) – Die ist eh schon vorbei. Dann bekommen Sie nicht meine Redezeit, aber meine volle Aufmerksamkeit. – Danke vielmals. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.25


Präsidentin Sonja Zwazl: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Mag. Zeli­na. – Bitte.

 


13.25.59

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (STRONACH, Niederösterreich): Danke, Frau Präsi­dentin, für das Wort! Danke, Kollegin Mühlwerth, für die Unterstützung betreffend Re­dezeit. Sehr geehrter Herr Außenminister! Liebe Mitglieder des Bundesrates! Herr Mi­nister Kurz, Sie kommen gerade aus Moskau, lassen Sie mich zum Russland-Ukraine-Konflikt Stellung nehmen!

Jede gewaltsame militärische Annektierung von anderen Staaten oder Teilen anderer Staaten ist in keinster Weise zu tolerieren. Dennoch muss bei Separationsentschei­dungen von Staaten das Selbstbestimmungsrecht der Völker per Volksabstimmung im­mer Vorrang gegenüber der Argumentation der Souveränität eines Staates und dessen territorialer Unversehrtheit haben. Nicht die Staaten sind souverän, sondern die Men­schen als Bürger sind souverän.

Es gibt kein Recht von Staaten und schon gar nicht von Staatsorganen, ihre Existenz gegen den Selbstbestimmungswillen der Bürger zu behaupten. Ein Staat ist nicht mehr als eine temporäre Organisation von Menschen auf einer von Menschen temporär zur Ein­heit erklärten Landfläche unseres Planeten Erde. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.)

Geschichtlich betrachtet gibt es keine ewigen Staaten. Kein Staat hält auf Dauer. Seit Jahrtausenden verschieben sich die Staatsgrenzen, und sie werden sich auch in Zu­kunft verschieben. Staatsgrenzen-Verschiebungen sind ganz normal und nichts Beson­deres.

Betrachten Sie die Entwicklung des Römischen Reiches! Betrachten Sie die Völker­wanderung! (Zwischenruf des Bundesrates Jachs.) – Betrachten Sie Napoleons Ver­such der Eroberung Europas unter französischer Herrschaft – gescheitert am Russ­landfeldzug! Betrachten Sie Hitlers Versuch der Eroberung Europas unter deutscher Herrschaft – gescheitert am Russlandfeldzug! Und betrachten Sie die Grenzentwick­lung und Expansion der EU unter der amerikanischen, britischen Finanzmärkte-Herr­schaft – gescheitert am Russlandfeldzug lasse ich jetzt vorerst aus. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Der aktuelle Russlandfeldzug ist ein Wirtschaftskrieg. Denken Sie an die Rubelabwer­tung! Denken Sie an den Ölpreisverfall! Denken Sie an die Wirtschaftssanktionen! Den-


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