BundesratStenographisches Protokoll842. Sitzung / Seite 25

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dafür zu interessieren, was man im Bundesdienst arbeiten und was man auch alles werden kann.

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Mühlwerth.

 


Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Ministerin, ich habe durchaus Sympathien dafür, dass man Mädchen auch dazu bringt, für Frauen atypische Berufe zu ergreifen. Auf der anderen Seite sehe ich kein Problem darin, dass Mädchen einfach anders sind und andere Interessen haben, und ich bin nicht bei Ihnen, wenn Sie sagen, dass stereotype Geschlechterrollen aufgebrochen werden müssen.

Mich würde vielmehr interessieren – auch wenn das nicht wirklich in Ihr Ressort fällt –: Was werden Sie zum Beispiel gemeinsam mit dem Arbeitsminister tun, damit die Mädchen außerhalb der drei typischen Berufe, die sie jetzt ergreifen, andere Berufe ergreifen?

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Bitte, Frau Minister.

 


Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Ich weiß genau, was Sie meinen, weil es ja seit Jahren unser – gemeinsames – Bestreben ist, die weit über 200 Berufsbilder, die es in Österreich gibt, möglichst früh möglichst breit zu bewerben. Und die Berufsbilder ändern sich ja wirklich rasant, wir passen zum Beispiel die Lehrpläne für die Berufsschulen immer wieder an. Das, was ich der Kolle­gin vorher beantwortet habe, gilt hier gleichermaßen. Entscheiden müssen sich die Mädchen letztlich ohnehin selber.

Ich habe ja überhaupt nichts gegen die drei Berufe, die Mädchen am häufigsten wählen, aber es gilt schon, darauf aufmerksam zu machen, dass es in anderen Bereichen auch andere Verdienstmöglichkeiten gibt und typische Frauenbranchen zum Teil schlechter entlohnt werden. Über Arbeitsbewertung werden wir auch noch eine Debatte zu führen haben – etwa warum Pflegetätigkeiten schlechter entlohnt werden als die Metallbranche.

All das ist ein gemeinsames Ansinnen, das ist selbstverständlich. Aber in einem Land, in dem traditionell die Sozialpartner die Kollektivverträge verhandeln – und das soll meiner Ansicht nach auch so bleiben –, muss man sich sehr bemühen, bei Mindest­löhnen neue Wege zu beschreiten. Der Handel, der so sehr von Frauen durchflutet ist, kann jetzt schon 1 300 € Mindestlohn anbieten. Das soll weitergehen, das heißt, jeder Mensch soll ein Einkommen haben, von dem er halbwegs leben kann. Bei Mädchen ist es natürlich wichtig, auch diese Einkommensfrage immer wieder aufs Tapet zu bringen.

Zum ersten Teil Ihrer Bemerkung muss ich schon noch etwas sagen: Wie alle Frauen­politikerInnen versuche auch ich als Frauenministerin seit Jahren den Unterschied zwischen Sex, dem biologischen Geschlecht, und Gender, dem sozialen Geschlecht, herauszuarbeiten. Wir sind zwar biologisch anders als Männer, aber das, was uns anerzogen wird, wie wir aufwachsen, wie wir unsere Rollen finden oder auch nicht – auch die Burschen –, das ist noch einmal ein anderes Thema, und damit beschäftigt sich Gender. Das ist nichts Böses und auch nichts, wovor man sich fürchten muss, sondern etwas, was man in einem sehr traditionellen Land wie Österreich, wo die Mama beim Kind zu Hause ist – was nicht mehr ganz so ist, weil der Kindergarten längst als erste Bildungseinrichtung anerkannt ist –, aufbrechen muss. Man muss hier einfach die Vielfalt aller – nämlich Männer in Karenz, Frauen sollen Karriere machen können – immer wieder debattieren. Nichts anderes ist meine Aufgabe. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

 


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