BundesratStenographisches Protokoll865. Sitzung / Seite 24

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war, dass Sölden alpenweit jenes Skigebiet ist, das den größten ökologischen Fuß­abdruck hinterlässt, aber darauf wird sicherlich Frau Kollegin Schreyer noch näher eingehen.

Schnelle Verfahren sind gut in der Verwaltung, das haben Sie richtigerweise gesagt, nur muss es auch Entscheidungen geben. Es gibt nämlich leider die Situation, dass Projekte dann überhaupt nicht umgesetzt werden. Ich darf hier nur an die Verkehrs­infrastruktur erinnern: Der Tschirganttunnel wurde aufgrund genau solcher Egoismen von einer Minderheit abgedreht und wird nicht kommen. Auch bei der ewigen Prob­lematik des Fernpasses kommt es zu keiner Lösung, hier ist nichts in Sicht, denn dieser Scheiteltunnel, der jetzt kommen soll, wird nur eine weitere Sektion mit Block­abfertigung zur Folge haben.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Deutschen ihre Autobahn bis an die Grenze gebaut haben. Das Gescheiteste wäre ein Basistunnel bis Telfs, bis zur Inntal Autobahn. Das ist keine Spinnerei von mir, das haben auch Verantwortliche der ASFINAG schon angedacht, denn das, was durch diese ewigen Staus dort an Umweltschäden angerichtet wird, würde ein Tunnel nie anrichten.

Lassen Sie mich vielleicht zum Thema des Gemeinsamen und der Tiroler Egoismen mit einer Anekdote schließen: Es gibt ja alle möglichen Texte wie „Tirol isch lei oans“ und „Bisch a Tiroler, bisch a Mensch, bisch koa Tiroler, bisch ...“ – das endet dann eher vulgär. Ich bin aber einmal Zeuge eines Gespräches älterer sogenannter Berg­fexen gewesen, die sich über die Qualität einzelner Berghütten unterhalten haben. Einer der Gesprächsteilnehmer hat sich über irgendeine bestimmte Hütte beklagt und gesagt: Da sind die Leute eigentlich unfreundlich, worauf der andere Gesprächs­teilnehmer dann sehr trocken bemerkt hat: I brauch koane freindlichen Leit! – Der Tiroler ist sich sehr häufig selbst genug, und deswegen ist die Betonung des Gemein­samen eine besondere Herausforderung. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei ÖVP und Grünen.)

10.05

 


Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bun­des­rätin Schreyer. Ich erteile es ihr.

 


10.05.05

Bundesrätin Mag. Nicole Schreyer (Grüne, Tirol): Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Eingangs möchte ich nur ganz kurz sagen: Tirol legt schon großen Wert auf freundliche Leut’! Ich weiß nicht, wen Sie da kennengelernt haben, sehr geehrter Herr Kollege, aber bei uns ist es ziemlich nett und freundlich. Kommen Sie einfach einmal und schauen Sie es sich wirklich an! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Ich freue mich sehr, dass Sie heute hier eine Stellungnahme aus Tirol für Tirol abge­geben haben – erstmals seit ich im Bundesrat bin, denn damals, als ich gekommen bin, war der letzte Tiroler Vorsitz im Bundesrat und in der Landeshauptleutekonferenz gerade vorüber. Ich bin jetzt die fünfte Tirolerin, die innerhalb einer Stunde redet, daran könnte ich mich direkt gewöhnen, das könnten wir im Bundesrat öfter machen.

„gemeinsam. entscheiden“ passt gerade sehr gut in die derzeitige Entwicklung – Sie haben es vorhin angesprochen, es ist auch schon mehrmals erwähnt worden –, in eine Zeit, in der Nationalismus und Abschottung wieder groß in Mode sind, in der Länder Mauern und Zäune bauen und stattdessen Brücken der Zusammenarbeit und des Vertrauens, die über Jahrzehnte aufgebaut worden sind, mühsam aufgebaut worden sind, wieder niederreißen. Ich weiß, dass das jetzt ein bisschen dramatisch formuliert ist, aber die Entwicklungen sind halt einfach auch sehr dramatisch in letzter Zeit. Gott


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