BundesratStenographisches Protokoll867. Sitzung / Seite 118

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Österreichs Pflege- und Betreuungszentren gehören aber wahrscheinlich auch zu den meistkontrollierten Einrichtungen des Landes. Sie werden nicht nur von der Volksan­waltschaft, sondern auch von der Bewohnervertretung, der Patientenanwaltschaft, der Heim- und Pflegeaufsicht, dem Arbeitsinspektorat et cetera kontrolliert – ganz im Ge­gensatz zur 24-Stunden-Betreuung, wo es keinerlei Kontrollen gibt.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich sage euch eines: Für die Heimleitungen be­ziehungsweise für die Direktoren würde es Sinn machen, diese Vielzahl der Kontrollen zu bündeln.

Jetzt noch ein paar Zahlen zur Information: In circa 880 Heimen in Österreich sind circa 42 000 Pflege- und Betreuungspersonen tätig, die rund 75 000 Menschen stationär be­treuen. Inklusive der Kurzzeitpflegegäste werden insgesamt 84 000 Menschen betreut. Das ist eine enorme Zahl. Schwarze Schafe gibt es leider überall, diese müssen zuver­lässig aufgedeckt werden, das ist überhaupt kein Thema, aber es darf die Arbeit des Pflegepersonals nicht unter Generalverdacht stehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bun­desräten der SPÖ.)

Wo Menschen arbeiten, passieren zweifelsohne Fehler, aus denen wir lernen sollen, jedoch lassen wir die hervorragende Arbeit in unseren Heimen medial nicht kleinreden. Investieren wir doch mehr Energie in die Weiterentwicklung der Pflegeversorgung! Mo­derne Pflegekonzepte und -modelle – sei es die Validation, sei es die aktivierende und reaktivierende Pflege nach Eden, das biografische Pflegemodell nach Professor Erwin Böhm, und ich könnte noch viel mehr aufzählen – zeigen auch, wie innovativ unsere Hei­me jetzt schon sind.

Wir wissen, die Lebenserwartung steigt, die Menschen werden immer älter, jedes zwei­te Kind, das heute geboren wird, wird 100 Jahre alt. Die Demenzerkrankungen steigen. Demenz und Behinderung erfordern aber auch Präsenz und ein hohes geriatrisches Know-how. Durch bessere Personalstrukturen können wir in der Betreuung und Pflege unserer Bewohner sicherlich eine noch bessere Leistung erbringen.

Stellen wir uns dieser Herausforderung! Für mich persönlich ist das ein zentraler Auf­trag, dem wir Politiker uns stellen müssen. Der Mensch soll immer im Mittelpunkt unse­res Tuns und Handelns stehen. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.32


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Kurz. – Bitte, Frau Kollegin.

 


15.32.17

Bundesrätin Mag. Susanne Kurz (SPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Bundesminis­ter! Frau Präsidentin! 46 Prozent ungefähr – nicht 86 Prozent, Frau Kollegin! – von den 455 000 PflegegeldbezieherInnen werden zu Hause durch Angehörige betreut, 16 Pro­zent in Pflegeheimen. Dazu kommen die mobilen Dienste, 24-Stunden-Betreuung und teilstationäre Einrichtungen. Wir haben schon gehört, wir reden von ungefähr 75 000 Men­schen, die in insgesamt über 850 Alters- und Pflegeheimen in ganz Österreich betreut werden – viele davon, da stimme ich meiner Vorrednerin wirklich zu, in sehr hoher Qua­lität, wertschätzend, fachkompetent und liebevoll. Die Beispiele waren gut, die Sie ge­bracht haben.

Von der Volksanwaltschaft sind 120 von diesen über 850 Einrichtungen in 500 Kontrol­len untersucht worden, und es hat sich eben leider herausgestellt, dass es doch in ei­nigen Einrichtungen massive Missstände gibt. Die dürfen wir bei Gott nicht leugnen, denn jeder einzelne Fall, der in diesem Bericht aufgezeigt wird, dürfte eigentlich nicht passieren.

Als PolitikerInnen in den Ländern, aber auch im Bund müssen wir uns die Fragen stel­len: Wieso passiert das? Wieso passiert das Menschen unserer älteren Generationen?


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