BundesratStenographisches Protokoll867. Sitzung / Seite 121

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ge, die, wie ich meine, wirklich demonstriert hat, wie viel Engagement und wie viel Ein­satz und Wille es gibt und wie breit das Bemühen vorhanden ist, die Situation immer wieder zu verbessern, und wie viel Bereitschaft es gibt, immer wieder darauf zu schau­en, wie das gelingen könnte, wie die Verpflegung der älteren Generation, der Pflegebe­dürftigen verbessert werden könnte und was da getan werden könnte.

Dank an die Volksanwaltschaft, die auf Missstände hingewiesen hat und diese auch auf­gelistet hat, aber ich glaube, es ist falsch, in Anbetracht dessen von einer Pflegeheim­misere zu sprechen, denn es ist eine Erfahrung, die, glaube ich, alle von uns gewon­nen haben und die auch hier schon klar und deutlich artikuliert wurde: Die Pflegeheim­misere gibt es nicht! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Es gibt eine Vielzahl von Heimen – eigentlich ist es die Mehrzahl der Heime –, die gut geführt sind. Es arbeiten dort engagierte Fachkräfte und Leitungskräfte. Also die Pfle­geheimmisere gibt es nicht! In einem Bereich, in dem es Tausende Beschäftigte und Tausende Betroffene gibt, ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder auch zu Schwierigkeiten kommt, auch zu Missständen kommt. Das ist, glaube ich, klar, und das wird sich auch nie total verhindern lassen. Wichtig ist, dass es Systeme gibt, die da aufklärend wirken oder die zumindest die Sicherheit gewährleisten, dass da etwas ge­tan wird und dass da jemand hinschaut.

Das Grundproblem – und das ist auch hier schon oft artikuliert worden – ist natürlich die immer wieder auftretende angespannte Personalsituation: zu wenig Personal, zu schlecht ausgebildetes Personal. Das betrifft nicht nur den unmittelbaren Pflegebereich, son­dern das betrifft auch den Bereich darüber, wo ich mich frage: Wo sind die Fachärzte für Geriatrie? Oder – das ist hier schon angedeutet worden –: Wo sind die Fachärzte im Lungau? Wir haben Sie nicht einmal in der Stadt Salzburg, geschweige denn im Lun­gau. In den Pflegeheimen arbeiten dann oft sehr engagierte praktische Ärzte, soweit ich es weiß, aber das entsprechende Fachpersonal in der Dichte, in der es dort notwen­dig wäre, existiert gar nicht.

Das zeigt auch das ganze Problem der Schmerzbekämpfung, das natürlich im Alter ein großes Problem darstellt. Aber es ist auch Aufgabe des Gesundheitsministeriums, da­für zu sorgen, dass genügend Fachkräfte vorhanden sind, die die dafür notwendige Ar­beit leisten.

Wir wissen, dass wir in Österreich generell ein Problem haben, was die Schmerzbe­kämpfung betrifft, und es auch viele Patienten in den Krankenhäusern gibt, die zu lang zu viele und zu intensive Schmerzen haben. Also das ist eine relativ komplexe Angele­genheit, auch was das andere Personal, wie Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und so weiter, betrifft.

Aber ich glaube, wir alle sind uns nicht wirklich dessen bewusst, in welch großer Um­bruchssituation wir generell leben, vor allem, was die Versorgung gerade der alten Men­schen in den Heimen oder in den Familien betrifft. Wir haben in den letzten Jahrzehn­ten die Subsistenzarbeit, also die Arbeit, die von den Menschen – vor allem von den Frauen – ohne Bezahlung erledigt wurde, nämlich das Sich-Kümmern, das Sich-Sor­gen, das Pflegen und so weiter, professionalisiert. Das betrifft die ganze Kinderbetreu­ung, und das betrifft natürlich auch die Altenbetreuung. Was es da für eine Verände­rung und für einen Umbruch gibt, das ist uns allen, glaube ich, noch gar nicht wirklich bewusst – und auch, welche Herausforderung sich daraus dann dementsprechend er­gibt, kombiniert mit der Herausforderung, dass immer mehr Menschen immer älter wer­den.

Österreich liegt zwar in der Lebenserwartung etwas über dem Durchschnitt in Europa, aber nicht mit den Jahren, die die Menschen gesund verbringen, da liegen wir unter dem europäischen Durchschnitt, da liegen wir um fünf, sechs Jahre darunter. Das heißt, in


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