9.07.52

Bundesrat Thomas Schererbauer (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Geschätz­ter Herr Vizekanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich in das Thema „Sport – einer der wichtigsten Wirtschafts- und Gesundheitsfaktoren Österreichs“ einsteige, möchte ich mich sehr herzlich dafür bedanken, dass nach längerer Zeit wieder über die Wichtigkeit des Sports hier im Hohen Haus diskutiert wird. Danke an den Sportminister, dass er heute zu uns in den Bundesrat gekommen ist.

Betreffend den volkswirtschaftlichen Nutzen von Sport und Bewegung kann ja mit ganz interessanten Zahlen und Fakten aufgewartet werden: Sport und Bewegung sorgen in Österreich nicht nur für eine jährliche Wertschöpfung von rund 17 Milliarden Euro, sie helfen dem Staat auch, circa 530 Millionen Euro an Gesundheitskosten einzusparen. Das sind immerhin 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und da ist, meine ge­schätzten Damen und Herren, noch gewaltig Luft nach oben. Wenn wir es schaffen, weitere 10 Prozent der Menschen dazu zu bringen, sich regelmäßig zu bewegen, würde dies zu einer weiteren Einsparung von bis zu 117 Millionen Euro führen. Es ist leider Faktum, dass die Inaktivität der Bevölkerung für den Staat eine Belastung von 2,4 Milliarden Euro bedeutet; das sind 5,5 Prozent der Gesundheitskosten.

Jetzt stellt sich die Frage: Wie und wo setzen wir am besten an, um die Sportnation Österreich wieder auf Schiene zu bringen? – Es muss uns gelingen, unsere Kinder, die ohnehin mit einem natürlichen Bewegungsdrang ausgestattet sind, so früh wie möglich für Sport zu begeistern. Durch Hineinschnuppern in verschiedene Sport- und Bewe­gungsarten können bereits Kindergartenkinder Einblicke in die Welt des Sports bekom­men. Kinder sind neugierig und besitzen eine Offenheit für Unbekanntes, und genau das ermöglicht einen ungezwungenen Einstieg in die Sportausübung.

Es muss auch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen entste­hen. Wenn es uns gelingt, dort Synergien zu schaffen, würden wir einen riesigen Schritt in die richtige Richtung machen. Dazu braucht es Pädagogen und Funktionäre mit Idealismus, die sich mit viel Engagement und Herz für die Sache einsetzen. In den Vereinen wird wertvolle Basisarbeit geleistet, und diese Vereinsarbeit muss auch dem­entsprechend ermöglicht, gefördert und unterstützt werden – von der Nachwuchsarbeit über die Trainer bis hin zum Ehrenamt. Einen langfristig erfolgreichen Weg im Sport erreicht man nur über die Arbeit von bestens ausgebildeten und engagierten Trai­nerinnen und Trainern.

Die tägliche Turnstunde ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Gesamtsituation zu verbessern und einer gefährlichen und rasch fortschreitenden Entwicklung gegenzu­steuern. Geringere schulische Leistungen, Haltungsschäden, Motorikschwäche bis hin zu Fettleibigkeit sind neben falscher Ernährung vor allem dem Bewegungsmangel zu­zuschreiben. Man muss aber auch ganz klar die Eltern in die Pflicht nehmen. Es ist zu beobachten, dass manche Eltern ihre Kinder mit dem Auto am liebsten bis ins Klas­senzimmer fahren würden, wenn das möglich wäre – nur damit sie ja keinen Schritt zu viel gehen müssen. Der Grund dafür ist nicht die Gefahr im Straßenverkehr, das ist nämlich ein Phänomen, das auch am Land zu beobachten ist.

Viele Studien belegen, dass sich tägliche Bewegung in der Schule positiv auf den Lern­erfolg und die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Außerdem werden aus aktiven Kindern aktive Erwachsene, die sich für Sport begeistern und Wert auf ihre Gesundheit legen. Ein weiterer entscheidender Vorteil der täglichen Turnstunde ist, dass alle Kinder bewegt werden, auch jene, denen in ihrem Elternhaus Sport noch nicht vorgelebt wird und die noch in keinem Verein aktiv sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein weiteres wichtiges Instrument in Rich­tung Verbesserungen im Bereich Sport und Gesundheit ist die Schaffung neuer Moto­rikparks. Im Zuge der Sportstrategie Oberösterreich 2025 setzt das Sportland Oberös­terreich auf diese innovative Maßnahme. Menschen aller Altersgruppen sollen motiviert werden, sich zu bewegen. Ziel ist, dass in den nächsten zehn Jahren jährlich mindes­tens ein neuer Motorikpark errichtet und vom Land Oberösterreich kofinanziert wird. Am 29. September 2017 wurde in Braunau am Inn der erste überregionale Motorikpark eröffnet, der seither von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. In Anbetracht der bestehenden Motorikschwächen, vor allem bei unseren Jugendlichen, ist das eine unglaublich wichtige Investition.

Der Sport muss sich aber auch für die Menschen präsentieren können. Eine sehr tolle Veranstaltung ist die alljährliche Messe Sport & Fun in Ried im Innkreis, die zugleich die größte Sportmesse Österreichs ist. Zigtausende Besucher, darunter Kinder, Schul­klassen, Vereine und Sportinteressierte, konnten sich an über 61 verschiedenen Sport­stationen informieren und sich auch einer sportmotorischen Testung unterziehen. Wenn man beobachtet hat, mit welcher Begeisterung die Kinder und Jugendlichen die­se vielen verschiedenen Sportarten ausprobiert haben, dann kann man nur von einem vollen Erfolg dieser Veranstaltung und für den Sport sprechen. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang Großveranstaltungen wie der Wien- und der Linzmarathon und der in meinem Heimatbundesland Oberösterreich alljährlich sehr erfolgreiche Sil­vesterlauf in Peuerbach.

Der Sport braucht auch Vorbilder, denen unsere Kinder und Jugendlichen nacheifern können, die sie zum Sport motivieren. Als Skination haben wir mit Marcel Hirscher den mit Abstand besten Skifahrer der Welt, wir haben David Alaba bei Bayern München, Dominic Thiem unter den Top Ten der Tenniswelt und in der Leichtathletik den zurzeit besten Diskuswerfer Europas, Lukas Weißhaidinger. Er kommt aus meinem Heimatbe­zirk Schärding, und bevor Lukas diese Erfolge gefeiert hat, hat sich kaum jemand für diese Sportart interessiert. Heute gibt es bei uns jede Menge Burschen, die unbedingt mit Diskuswerfen beginnen wollen. Die von ihm kürzlich erzielte ÖLV-Rekordweite von 68,21 Metern hat ihn auf Platz drei der Weltrangliste platziert. Bravo! (Beifall bei FPÖ, ÖVP und SPÖ.)

Es gab eine große Überschrift bei uns in den Zeitungen: Lukas Weißhaidinger an der Spitze Europas – genau solche Überschriften braucht der Sport, und so etwas macht gleichzeitig auch eine ganze Region stolz.

Um einem solchen Erfolg Nachhaltigkeit zu verleihen, gehört auch das richtige Förder- und Subventionsmanagement dazu. Im Mittelpunkt müssen zeitgemäße Fördermodelle stehen: weg vom sogenannten Gießkannenprinzip, denn nur punktuelle und zielführen­de Förderungen gewährleisten moderne Strukturen und eine nachhaltige Entwicklung und stiften echten Nutzen. Das entscheidende Kriterium dabei ist Transparenz und Aufarbeitung, um komplexe Vorgänge für die Fördernehmer zu vermeiden. Eine einzi­ge Goldmedaille für Österreich wie bei den letzten Olympischen Sommerspielen kann und darf nicht unser Anspruch sein.

Es wird auch wichtig sein, Unternehmen dafür zu gewinnen, Mittel für den Sport bereit­zustellen, denn ohne Drittmittel wird es in Zukunft nicht funktionieren. Darum braucht es Kooperationspartner aus der Wirtschaft.

Eines ist klar: Mit dem sportlichen Erfolg stellt sich automatisch auch der wirtschaftliche Erfolg ein. Als zum Beispiel Thomas Muster das Finale in Paris für sich entscheiden konnte, hat das nicht nur einen unglaublichen Tennisboom ausgelöst, sondern Tausen­de Menschen kauften sich genau diesen Tennisschläger und gleich auch das Outfit da­zu. Harti Weirather wurde 1982 in Schladming Abfahrtsweltmeister mit dem Fischer RC4 Lochski und jeder wollte diesen Ski haben. Das war damals ein Riesengeschäft für die Firma Fischer. (Ruf bei der ÖVP: Keine Werbung!) Man sieht an solchen Bei­spielen, wie sportlicher Erfolg auch die Wirtschaft ankurbeln kann.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen und helfen wir gemeinsam mit, dass sich in naher Zukunft der Traum vieler Kinder und Jugendlicher, Europa- oder Weltmeister oder Olympiasieger zu werden, einmal erfüllt! In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit. Bleiben Sie in Bewegung! – Danke schön. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie bei BundesrätInnen der SPÖ.)

9.16

Präsident Reinhard Todt: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Armin Forstner. Ich erteile dieses.