9.16.59

Bundesrat Armin Forstner, MPA (ÖVP, Steiermark)|: Geschätzter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Lieber Kollege Schererbauer, wir bleiben in Bewegung (Bundesrat Schererbauer: Jawohl!), herzlichen Dank. Sport und Bewegung sind wichtige Be­standteile des Lebens der Menschen. Sie wirken sich auf zahlreiche unterschiedliche Bereiche des Alltags wie Gesundheitsförderung, Wirtschaft, Zusammenhalt in der Ge­sellschaft, Ehrenamt und Integration positiv aus. Wir verstehen Sport als Querschnitts­materie und denken die damit verbundenen Chancen auch in vielen anderen Berei­chen mit. Es gilt, den Menschen vor allem die positiven Funktionen, die der Sport für unsere Gesellschaft erfüllt, stärker bewusst zu machen. Die Bandbreite reicht dabei von den erfolgreichen MedaillenträgerInnen bis zu einem engagierten Übungsleiter beim Eltern-Kind-Turnen mit den Zweijährigen.

Vor allem gegenüber unseren Kindern und Jugendlichen müssen wir die Bedeutung von Bewegung für die eigene Entwicklung, die Gesundheit und das Wohlempfinden bereits in der Schule stärker hervorheben. Um das Sportangebot an den Schulen zu verbreitern und Kinder und Jugendliche besser darauf aufmerksam zu machen, welche Möglichkeiten es bei den Sportvereinen gibt, ist eine stärkere Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen anzustreben.

Auch der Zusammenhang zwischen Sport und Wirtschaft wurde bereits erwähnt: Der Sport trägt bei uns 4,1 Prozent zum BIP bei. Damit haben wir in Europa eine einmalige Stellung, da dieser Anteil fast doppelt so hoch wie im EU-Schnitt ist. Daran ist nicht zuletzt auch der Tourismus beteiligt, da 58 Prozent der Übernachtungen sportrelevant sind.

Wir wollen die Grundlagen für Erfolge im Spitzensport durch rechtzeitige Betreuungs- und Unterstützungsangebote für unsere Nachwuchshoffnungen legen. Außerdem ist es uns ein besonderes Anliegen, Menschen mit psychischen und physischen Erkrankun­gen und Einschränkungen stärker zur Ausübung von Sport und Bewegung zu motivie­ren.

Für uns ist die Autonomie des Sports sowie seiner Verbände und Vereine selbstver­ständlicher Ausdruck einer aktiven Zivilgesellschaft und ihrer ehrenamtlichen Struktur. Diese Autonomie gilt es auf jeden Fall zu erhalten. Eine Verstaatlichung des Sports lehnen wir strikt ab. Vielmehr wollen wir uns in der Politik als verlässlicher und kons­truktiver Partner für Dach- und Fachverbände präsentieren und durch intensiven Kon­takt einen regelmäßigen Austausch mit diesen sicherstellen.

Die vielen Ehrenamtlichen, die sich in österreichischen Vereinen engagieren, leisten großartige Arbeit, um passende Rahmenbedingungen für die Ausübung einer breiten Palette an Sportarten in Österreich zu ermöglichen. Viele engagieren sich speziell in der Ausbildung der Jugend und in der Organisation von Wettbewerben. Österreich ist ein Land des Ehrenamts. Wir haben 570 000 Ehrenamtliche, die rund 2,2 Millionen Stunden ehrenamtlich leisten. Das möchten wir auch weiterhin aktiv unterstützen.

Im Vergleich zu vielen anderen Ländern hat der Sport bei uns vor allem in der Schule noch einen relativ niedrigen Stellenwert, dabei können gerade im Sport zentrale Werte spielerisch erlernt werden. Das ist auch im Bereich der Integration von großer Bedeu­tung. Vor allem zur Förderung einer gesunden Lebensführung unserer Kinder und Ju­gendlichen soll die Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen in Zukunft ver­bessert werden. Das trifft speziell auf die tägliche Bewegungseinheit zu, die es auch schon im Kindergarten braucht. Um sicherzustellen, dass die tägliche Bewegungsein­heit mit der entsprechenden Qualität umgesetzt wird, ist eine Einbindung der Expertise der Sportvereine jedenfalls sinnvoll. So gilt es etwa, die Initiative Kinder gesund bewe­gen weiterzuführen und auszubauen.

Spitzensport spielt vor allem als Aushängeschild mit seiner Vorbildfunktion eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Große Erfolge unserer österreichischen Athleten sind für viele Menschen oft der erste Zugang zu einer Sportart und können nachhaltiges In­teresse wecken. Diese Vorbildrolle möchten wir in der Kommunikation nach außen un­terstützen, die Abhaltung von Großveranstaltungen ist dafür ein wichtiges Instrument.

Weil Kollege Schererbauer Werbung für Oberösterreich gemacht hat, muss ich natür­lich auch Werbung für die Steiermark machen: Die Steiermark ist auch ein Großver­anstaltungsland, wir haben den Grand Prix, wir haben die MotoGP, wir haben in meinem Heimatbezirk, im Bezirk Liezen, das Nightrace; jährlich pilgern Zehntausende Menschen zu uns in die Steiermark und nehmen daran teil. Außerdem haben solche Events eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die betroffene Region und steigern den Wert der Marke Österreich in der Welt. Wir werden unter anderem unsere zahlrei­chen internationalen Kontakte aktiv nutzen, um Österreich als Gastgeberland für inter­nationale Sportveranstaltungen ins Gespräch zu bringen.

Oft braucht es gar keine zusätzlichen Finanzmittel, um die Qualität des Angebots zu steigern. In einer besseren Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden steckt viel Potenzial, das trifft insbesondere auf die Planung, Erhaltung und Nutzung der Sportinfrastruktur zu. Darüber hinaus können mithilfe einer verbesserten Koopera­tion der einzelnen Verbände und Vereine über die Grenzen einzelner Sportarten hin­weg auch Synergieeffekte genutzt werden. Es braucht daher gezielte Anreize, um die­ses Potenzial im Sinne der effizienteren Nutzung und einer Qualitätsverbesserung bei den Sportstätten auszuschöpfen.

Zum Thema sauberer Sport, Auftreten gegen Gewalt, Doping oder Wettbetrug: Sport hat Vorbildwirkung hinsichtlich Fairness, Teamgeist und Kameradschaft. Es geht um die Freude an gesunder Bewegung und Sportsgeist: Wir wollen den Sport in seiner Vorbildfunktion schützen. Gerade für den Breitensport und den heimischen Nachwuchs sind die Profis Vorbilder, aufgrund derer sich viele überhaupt erst für eine Sportart begeistert haben. Umso enttäuschender ist etwa der bekannt gewordene europaweite Sportwettskandal. Doping ist unsportlich, unfair, wettbewerbsverzerrend und vor allem eine ernsthafte Bedrohung und Gefährdung der Gesundheit.

Im Nationalrat wurde am 20. April des heurigen Jahres ein einstimmiger Beschluss be­treffend die Vorlage eines Sportberichts gefasst; der Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport wird ersucht, ab dem Jahr 2019 mindestens alle zwei Jahre einen Sportbericht, einen Bericht über die Lage des Sports in Österreich, vorzulegen. Von 1980 bis 2007 gab es regelmäßig einen Sportbericht an das Parlament, in den letzten zehn Jahren wurden aber keine weiteren Berichte mehr erstellt. Das soll sich jetzt än­dern. In dem Bericht soll vor allem auf die neue Sportstrategie, die strategischen Ziele, die Zielerreichung, Förderschwerpunkte und Wirkungszielorientierung eingegangen werden. Darüber hinaus sollen wesentliche Träger des österreichischen Sports in dem Bericht Platz finden und die Grundlagen des Sports erläutert werden.

Der Sport soll in seiner ganzen Bandbreite auch im Parlament verstärkt zum Thema werden. Dass der Sport direkt beim Herrn Vizekanzler angesiedelt ist, verleiht ihm einen höheren Stellenwert als in der Vergangenheit und hebt auch die Wertigkeit des Sports selbst hervor. – Herzlichen Dank, Herr Vizekanzler, für Ihren Einsatz und Ihr Engagement für den Sport und alles Gute für die Zukunft. Wir in der Steiermark bitten natürlich weiterhin um Ihre Unterstützung. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie bei Bun­desrätInnen der SPÖ.)

9.24

Präsident Reinhard Todt: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Jürgen Schabhüttl. Ich erteile dieses.