9.56.09

Bundesrat Edgar Mayer (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch einen guten Morgen an alle, die uns vor den Bildschirmen zu Hause zusehen! Ja, ich kann das nachvollziehen, wenn der Herr Vizekanzler und Sportminister davon gesprochen hat, dass Sport in Österreich insgesamt einen hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert hat. Wenn man jetzt aber genau hinschaut und das auch analysiert, so hat er ihn auch als „stiefmütterlich behandelt“ bezeichnet, und auch das kann man, denke ich, unter­streichen – wobei das im Allgemeinen nichts mit den Stiefmüttern zu tun hat, die wollen wir natürlich schon auch entsprechend würdigen und ehren.

Es gibt in diesem Zusammenhang einige bestimmende Fragen, die auch im Rahmen dieser Aktuellen Stunde bereits mehrfacher Aufklärung bedurft haben und auch aufge­klärt wurden: Was wollen wir eigentlich? Wohin wollen wir im Bereich Sport? Wie wollen wir uns als Sportnation weiterentwickeln und wie wollen wir hinsichtlich Fehlent­wicklungen, die es natürlich auch gegeben hat, entsprechend gegensteuern?

Wie im Regierungsprogramm festgeschrieben, und ich denke, das ist auch ein ganz wesentlicher und wichtiger Punkt, soll ein Plan ausgearbeitet werden, der die Prioritä­ten für die aktuelle Legislaturperiode absteckt und genau definiert. Es wurde schon er­wähnt, die Sportstrategie Austria soll alle Bereiche der Sportförderung, von der Schule bis zum Spitzensport, sowie alle Ebenen des öffentlichen Bereichs, also Bund, Länder, Gemeinden, natürlich auch im Bereich der Schulen, alles, was Spitzensport anbelangt, mit umfassen. Das ist wirklich ein sehr, sehr guter Denkansatz beziehungsweise ein guter Ansatz im Regierungsprogramm – klingt gut, ist auch gut.

Es gibt also bereits Strategien, die in Form von Clusterbildungen erarbeitet werden, im Rahmen derer noch vor dem Sommer Ergebnisse ausgearbeitet werden sollen und man gezielt an die Problembereiche herangehen wird.

Es gibt auch einige Kritikpunkte, was die Vergangenheit betrifft – der Herr Vizekanzler hat sie auch schon angesprochen –: ein zu verbesserndes, intransparentes Förderungs­system, eine mangelnde Infrastruktur was Sportstätten anbelangt und natürlich auch, das wurde auch von Vorrednern angesprochen, dass die Kinder wieder mehr zum Sport geführt werden, dass sich auch im Schulsport mehr tut, dass wir bereits auf die Kleinen aktiv zugehen und ihren natürlichen Bewegungsdrang fördern müssen.

Betreffend das Bundes-Sportförderungsgesetz, das wir beschlossen haben, mit der Sport GmbH: Da kann man durchaus schauen, ob das mit diesen 80 Millionen Euro funktioniert. Das kann man hinterfragen, evaluieren. Das ist, denke ich, auch ein Weg, den es gilt, in ein Gesamtkonzept, was transparente Sportförderung anbelangt, zu inte­grieren und entsprechend zu evaluieren.

Mir liegt schon auch die Infrastruktur am Herzen, die auch schon angesprochen wurde. Es lässt sich hinterfragen, ob wir noch konkurrenzfähig sind, was die Sportstätten an­belangt, also ob wir in absehbarer Zukunft überhaupt noch Großveranstaltungen nach Österreich oder nach Wien holen können – aber es muss ja nicht unbedingt immer nur Wien sein, wir haben auch in anderen österreichischen Städten sehr gute Möglichkei­ten, für Sportveranstaltungen entsprechende Rahmenbedingungen anzubieten.

Was auch schon erwähnt worden ist und vielleicht beispielgebend für vernachlässigte Infrastruktur ist, ist das Wiener Happel-Stadion. Das sage ich auch als Fußballer und ehemaliges Mitglied des FC Nationalrat, wo wir beide, der Herr Vizekanzler und ich, mit durchaus positivem Ergebnis für Österreich gekämpft haben: Man kann sagen, dass, was die Infrastruktur im Ernst-Happel-Stadion anlangt, eigentlich nur noch der Rasen den internationalen Bedingungen entspricht; aber meine Position soll natürlich nicht un­bedingt als Maßstab herangezogen werden.

Auch beim Skisport – wo wir Sportnation Nummer eins der Welt sind – könnten wir, denke ich, über einige Verbesserungsmöglichkeiten, Trainingsmöglichkeiten nachden­ken.

Der Sommersport wurde ebenfalls schon erwähnt. Unsere Nachbarländer etwa haben bei den Olympischen Spielen Medaillen gesammelt, Ungarn zum Beispiel 15, die Schweiz sieben, die Slowakei vier, Tschechien zehn, und wir Österreicher haben uns mit einer Bronzemedaille zufriedengeben müssen. Es wäre gut, da anzusetzen und zu sagen: Wir wollen im Sommersport besser werden, wir wollen in der Strategie etwas ändern. Das ist ein längerfristiger Prozess, man kann nicht in einem Jahr mehr oder weniger alles neu erfinden, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

Sport – das wird auch immer erwähnt – ist auch Länderkompetenz, und es ist gut, Herr Vizekanzler, dass du angesprochen hast, dass man sich zum Vorteil des Sports und für eine gute gemeinsame Sportstrategie mit den Ländern ins Einvernehmen setzen möchte. Jetzt sage ich mit den Worten, die die Engländer an und für sich im Fußball immer wieder verwenden: Good luck, Herr Vizekanzler! Viel Glück! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und FPÖ.)

10.01

Präsident Reinhard Todt: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat René Pfister. Ich erteile ihm dieses.