13.31.02

Bundesrat Ing. Bernhard Rösch (FPÖ, Wien)|: Sehr geehrtes Präsidium! Werte Frau­en Ministerinnen! Werte Zuseher vor den Fernsehgeräten! Meinen Vorredner möchte ich zu Beginn meiner Rede gerne etwas fragen: Es gibt ja eine Biografie – stimmt es, dass Sie nur 16 Arbeitsjahre hatten und mit 49 Jahren in Pension gegangen sind? (Zwi­schenruf bei der SPÖ.) Das kann ja auch falsch aufgenommen worden sein, aber wenn das Tatsache ist, frage ich mich (Bundesrat Weber: Was hat das mit der Sache zu tun?) – wir haben das nur kurz gegoogelt –, es wäre natürlich interessant, zu wissen, von welchem Arbeitsstress wir da reden. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich habe schon immer wieder das Gefühl, dass ihr da ein bisschen aus der Wiege ge­worfen wurdet und jetzt das Drehbuch für die Opposition sucht – und dabei einfach un­ter politischer Demenz leidet. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.) Das muss man schon so sagen. Ihr hättet ja sogar einen Grund – ich will euch ja jetzt nicht schelten –, stolz zu sein. (Bundesrätin Grimling: Geh hör auf!) – Ja, denn es ist ja nicht so, dass diese Flexibilisierung von heute auf morgen gekommen ist: Dieser Flexibilisierung ist ja vorangegangen, dass die Wirtschaft erkannt hat, da tut sich etwas. Die Digitalisierung ist ja nicht seit gestern oder seit einer Legislaturperiode da, sondern sie findet schon seit dem Jahr 2000 und davor statt. (Präsidentin Posch-Gruska übernimmt den Vor­sitz.)

Da hat man einfach gesehen, dass man hinsichtlich Arbeitszeit und Verteilung der Ar­beitszeit etwas tun muss. Wir haben gesehen, dass mit der Digitalisierung in Wirk­lichkeit ja auch die Arbeitszeit kürzer wird, der Umfang der zu vergebenden Arbeit we­niger wird. Man hat sich gefragt, wie man damit umgeht. Nur eine Verkürzung, sodass die einen Arbeit und die anderen keine Arbeit haben, dass diejenigen, die es nicht kön­nen, dann in anderen Betrieben arbeiten – da hat man damals richtigerweise gesagt, so macht man es nicht.

Ich habe ein bisschen gegoogelt und recherchiert, Gott sei Dank geht das ja heute dank der Digitalisierung viel leichter als im Jahr 2000 und danach. Damals hat sich der ÖGB-Chef und spätere Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit dem 12-Stunden-Tag, mit der Arbeitszeitflexibilisierung, dem 10-Stunden-Tag als Normalarbeitszeit und so weiter ganz konkret auseinandergesetzt. 2007 hieß es ganz stolz: „Kompromiss nach sieben Jahren“, „Modell 12/60“.

„Sozialpartner einigen sich auf Arbeitszeitpaket“, das schrieb die WKO am 3.5.2007 – also nicht, dass wir da immer so überrascht tun; „Modell 12/60“. Die Sozialpartner ei­nigten sich. Da hat der ÖGB-Chef und spätere Sozialminister Hundstorfer gesagt, das sei „eine win-win-Situation“. Er hat dabei verteidigt, dass es 10 Stunden Normalarbeits­zeit gibt und dabei die Überstundenzuschläge für die 8. oder die 9. Stunde – je nach­dem, was man gehabt hat – wegfallen, außer die Überstunden wurden ausdrücklich angeordnet; aber für die Gleitzeit waren diese Zuschläge weg. Anders ist es jetzt, weil an und für sich nur bereinigt wird. Dieser 12-Stunden-Tag ist ja nur entbürokratisiert worden – aber es ist ja nicht so, dass irgendwo irgendjemandem etwas weggenommen wird.

Ich frage euch deswegen: Warum macht ihr so einen Theaterdonner, warum seid ihr nicht stolz auf das, was ihr 2007 mitgetragen habt? Es geht dann so weiter. (Bundesrat Schabhüttl: Bist du wirklich ein Arbeitnehmervertreter?) – Ich lese euch ja nur das vor, was Hundstorfer gesagt hat, worauf er stolz war, was in die Medien gekommen ist; das, was die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft gesagt haben. Das sind nicht mei­ne Aussagen. Ich gebe nur wieder, was da steht, und ich wundere mich dabei, warum dieser Theaterdonner kommt.

„Wachstum und Vollbeschäftigung“ heißt ein Papier der Sozialpartner – deswegen hat man das gemacht. Das ist nicht von mir gekommen, sondern von Arbeiterkammer und Gewerkschaft. Wenn ein Kollege der SPÖ damit ein Problem hat, soll er bei der Arbei­terkammer oder der Gewerkschaft anrufen (Bundesrat Schabhüttl: Bei dir!) und fra­gen, warum sie das geschrieben haben – aber nicht bei mir, ich gebe das nur wieder. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Am 19.8.2013, so ein Prozess braucht ja ein bisschen, heißt es: „Hundstorfer zu 12-Stunden-Tag: Kein Aushebeln der Kollektivverträge“. (Bundesrat Schabhüttl: Das ist verhandelt worden!) Da ist es um Nachverhandlungen gegangen, weil man ja dann sieht, was geht, was nicht geht, wo es Spitzen gibt und wo es Probleme gibt, und da hat man dann gesagt: „Kein Aushebeln der Kollektivverträge“. Wie wir sehen können, ist auch bei der vorliegenden Änderung ein Aushebeln der Kollektivverträge ausge­schlossen. Jeder, der etwas anderes sagt, tätigt wissentlich eine Falschaussage. (Zwi­schenrufe der Bundesräte Koller und Schabhüttl.)

Dann kommen wir zur „Presse“ vom 1.4.2014: „Flexible Arbeitszeiten: Lockerung für 12-Stunden-Tag“, „Mit Zuschlägen für Überstunden“. – Diese Regelung hat man dann 2014 vorgeschlagen, sie ist so, wie wir sie jetzt kennen und auch haben werden. Das kommt alles von den Sozialpartnern, war also mit Hundstorfer und so weiter akkordiert. (Bundesrat Schabhüttl: Ausverhandelt!)

Am 2.4.2014 schreibt der „Kurier“: „12-Stunden-Tag wird kommen“. Ihr kennt ihn: Es ist wiederum der ehemalige ÖGB-Chef und Sozialminister Hundstorfer. (Beifall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Seeber.)

Am 3.4.2014 – nur damit ihr wieder Gedanken für das Drehbuch bekommt – heißt es: „Genereller 12-Stunden-Tag kommt nicht, Mitbestimmung bei Gleitzeit bleibt“. (Zwischen­ruf des Bundesrates Koller.) Da es Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen gibt, die nicht aufgehoben werden, wird es – und das ist auch in meinem Betrieb so – den 10-Stunden-Tag geben. Wenn einmal irgendwo Not am Mann sein sollte, weil die IT ein Problem hat, ein Feuer- oder Wasserschaden auftritt oder sonst irgendetwas, dann wird man das natürlich genau so machen, wie man es privat auch machen würde – aber das bleibt. (Ruf bei der SPÖ: Natürlich – mit Betriebsvereinbarung, das ist der Un­terschied!)

Ihr dürft ja auch eines nicht vergessen: Ihr glaubt immer, dass die SPÖ mit dem ÖGB so stark ist – dabei sind da nur 16 Prozent der Betriebe organisiert. 16, nicht 60! Was machen denn die anderen? Es braucht eine Nachschärfung, aber mit allem Schutz für die Arbeitnehmer. Jetzt ist diese gemacht worden, und das Einzige, warum man dage­gen sein kann, ist, weil ihr ganz einfach zu lange gebraucht habt. Geschlafen habt ihr! Jetzt hat die Regierung gesagt: Wir übernehmen das, wir gehen dieses Thema an, bei dem ihr noch überlegt! (Beifall bei FPÖ und ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Koller.)

Man kann ja ruhig stolz sein – warum seid ihr es nicht? Warum kommt ihr nicht ans Rednerpult und sagt: Ja, in unserem Plan A haben wir das! In diesem Plan A – ihr kennt das, aber ich finde das gar nicht schlecht – steht Folgendes: „Flexible Arbeitszei­ten sind von allen Seiten gewünscht und willkommen, von ArbeitgeberInnen- ebenso wie von ArbeitnehmerInnenseite.“ (Oh-Rufe bei der FPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Ausver­handelt!) – Ich lese nur vor, was im Plan A steht: „Schaffen wir Möglichkeiten zu echter Flexibilisierung, die beiden Seiten offensteht – von der Verkürzung über die Verlage­rung bis hin zur Verlängerung der Arbeitszeit. Und das immer nach Wahl und Wunsch.“ (Ruf bei der FPÖ: Höret, höret! – Ruf bei der SPÖ: Ausverhandelt!) Jetzt haben wir das geschaffen, jetzt seid ihr nicht - - (Weitere Rufe und Gegenrufe zwischen BundesrätIn­nen von SPÖ und FPÖ.)

Wir sind nicht so eitel, glaube ich, ihr könnt sagen: Das ist ein Plagiat, ihr habt das von uns abgeschrieben, gebt es zu! Da sage ich: Mag sein! (Heiterkeit und Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Dann muss man aber plötzlich die andere Seite von Jekyll und Hyde ein­nehmen, sich auf die andere Seite stellen und sagen: Klassenkampf, Klassenkampf! – Wir brauchen keinen Klassenkampf! (Zwischenruf bei der SPÖ.) Die Bevölkerung braucht ebenfalls keinen Klassenkampf. Die Menschen wollen für sich und ihre Kinder sicher­gestellt wissen, dass die Verteilung funktioniert, dass das, was hinsichtlich Wirtschaft auf uns zukommt, ordentlich verteilt wird. Die Menschen wollen, dass jeder leben kann, dass sich jeder wiederfindet.

Ihr von der SPÖ seid nicht so weit weg, ich verstehe euch nur nicht! (Bundesrätin Grim­ling: Wir verstehen es auch nicht!) Wir ziehen am gleichen Strang, aber ihr stellt euch ans Rednerpult und redet von etwas komplett anderem. Da müssen dann die Pflaster­steine kommen, da muss das Niveau runtergehen – aber hallo! (Bundesrätin Grimling: Die Pflastersteine gehen uns nichts an!)

Ich sage euch etwas: Frau Graumann, die Geschäftsführerin des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, hat auf Facebook gepostet: „Die jungen formulieren poin­tiert“. (Bundesrätin Grimling: Dann das der Frau Graumann zu geben und nicht uns! Wer ist die Frau Graumann?) – Na ja, das Kuratorium - - (Bundesrätin Grimling: Sitzt sie im Bundesrat?) – Im Bundesrat sitzt sie nicht, aber man darf ruhig sagen, die SPÖ an sich – und sie gehört zur SPÖ. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Wenn man da ein Transparent mit der Aufschrift „Gehts 12 Stunden scheißen!“ – Ent­schuldigung, dass ich das Wort sage, aber das ist ein Zitat – mit der Aussage kommen­tiert: „Die jungen formulieren pointiert“, dann weiß ich nicht. Ihr könnt das alle googeln, das ist ein großes Transparent, das vom VSStÖ gestaltet wurde (Bundesrat Schuster hält ein Foto des besagten Transparents in die Höhe), zu dem Frau Graumann ge­schrieben hat: „Die jungen formulieren pointiert“.

Ich sage euch nur: Wenn die SPÖ so anfängt – und man kann die SPÖ nur als Ge­samtheit sehen, denn der Einzelne ist nicht die SPÖ, da sind natürlich die anderen auch mit in das Boot zu nehmen – und das Niveau so weit hinuntergeht, nur weil ihr anscheinend irritiert seid, weil ihr in der Opposition seid, weil da irgendetwas jetzt nicht passiert ist, kann ich euch auch nicht helfen.

Ich kann nur sagen: Wie es in diesem Jahrhundert angefangen hat, wie wir uns um die Arbeitszeit gekümmert haben, wie wir die Aufteilung gemacht haben, wie das mit den Löhnen geschehen ist, das ist an und für sich nicht so schlecht, ihr braucht euch dafür nicht zu schämen. Wir machen da weiter, und das ist auch unsere Pflicht.

Den Grünen – von Frau Dziedzic höre ich nur ein Ts – sei zum Schluss noch eines ge­sagt: Mir ist ein Zitat von Arthur Schnitzler eingefallen (Oh-Rufe bei der SPÖ), das passt so gut zu diesen Pflastersteinen: „Wenn der Haß feige wird, geht er maskiert und nennt sich Gerechtigkeit.“ – Wie recht hat er gehabt! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

13.43

Präsidentin Inge Posch-Gruska: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundes­rätin Eva Prischl. – Bitte. (Bundesrätin Mühlwerth: Also ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen!)