BundesratStenographisches Protokoll889. Sitzung, 889. Sitzung des Bundesrates am 14. Februar 2019 / Seite 22

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

wie wichtig die eigene Identität ist, denn nach einem erfolgreichen Abwehrkampf gegen den SHS-Staat hat die erste Volksabstimmung dieser damals jungen Republik Öster­reich in Kärnten stattgefunden und die Basis dafür geschaffen, dass wir in dieser De­mokratie bleiben konnten und uns der Kommunismus entsprechend erspart geblieben ist. (Beifall bei der FPÖ und bei BundesrätInnen der ÖVP.)

Im Hinblick auch auf diese hundertjährige Wiederkehr der Volksabstimmung und mit Blick auf die stolze Kärntner Geschichte wäre es wichtig, in Kärnten auch bildungspoli­tisch anzusetzen und das entsprechende Bewusstsein gerade auch bei der jungen Be­völkerung zu schaffen. Das wäre weit zielführender, als auf Steuerzahlerkosten Malbü­cher in arabischer Sprache zu verteilen, wie es Ihre Landesrätin (in Richtung Landes­hauptmann Kaiser) gemacht hat, denn das ist weder identitätsstiftend, noch trägt es in irgendeiner Form zur Integration bei. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bin daher überzeugt davon, dass wir nur mit einem starken Heimat- und Identitäts­bewusstsein auch ein starkes Europa haben können. Wir brauchen ein Europa der Re­gionen, mit unseren Bundesländern, mit unseren Bezirken und Gemeinden, wir brau­chen Europa als Einheit, aber in der staatlichen Vielfalt und eben, wie gesagt, mit redu­ziertem Zentralismus. Ich weiß schon, das stößt bei Menschen, die den Zentralismus als Teil ihrer politischen Ideologie täglich ausleben, leider auf Unverständnis und Ab­lehnung, aber umso wichtiger ist es auch, dafür einzutreten. (Beifall bei der FPÖ und bei BundesrätInnen der ÖVP.)

Wir haben heute von der politischen Zusammenarbeit auf allen Ebenen gehört. – Das klingt in Worten sehr toll und auch sehr löblich, tatsächlich sieht die Realität aber etwas anders aus, und ich darf auch dahin gehend auf einige Aspekte eingehen. Beispiels­weise stellt der Herr Landeshauptmann diese politische Zusammenarbeit heute in den Vordergrund, übernimmt zeitgleich aber immer auch die oppositionelle Speerspitze, wenn es gilt, gegen die Bundesregierung Attacken zu reiten – mag sein, dass das auf­grund der mangelnden Präsenz der eigenen Oppositionschefin in Wien geschieht, aber auf jeden Fall ist es nicht sehr glaubwürdig und mehr als durchschaubar. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch in Kärnten hat diese politische Zusammenarbeit auf Augenhöhe, von der immer gesprochen wird, eine ganz eigene Entwicklung genommen, denn dort hat man noch schnell vor der Landtagswahl eine Verfassungsänderung vorgenommen und den Pro­porz abgeschafft. Begründet hat man das damit, dass man von sieben auf fünf Re­gierungsmitglieder einsparen möchte – es sind heute noch sieben. Nach der Verfas­sungsänderung hat man geschwind einmal auch der ÖVP die rote Karte gezeigt und hat gesagt: So, und jetzt machen wir die Koalition vom eben beschlossenen Einstim­migkeitsprinzip abhängig! Wir schaffen dieses Einstimmigkeitsprinzip ab, und damit ist auch den Allmachtsfantasien Tür und Tor geöffnet.

Eine weitere Begründung der Verfassungsänderung war die Stärkung der Oppositions- und Kontrollrechte, aber in der Realität hat sich gezeigt, dass das im Landtag, allein was beispielsweise die Akteneinsicht anbelangt, nicht in dieser Form ausgeführt wor­den ist, sodass sogar SPÖ-Landtagsabgeordnete gesagt haben, da müsse es entspre­chende Nachschärfungen geben, damit das ausreichend ist. – So geht es immer weiter.

Wenn man das hier dann als erfolgreiche Entwicklung in der politischen Zusammenar­beit anführt, dann kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Es gibt immer mehr Ver­waltung als Gestaltung, man hat in Kärnten in den letzten Jahren auch neue Abteilun­gen geschaffen, hat Geschäftsführerwechsel vorgenommen und besetzt alle diese Posten mit sogenannten Vertrauenspersonen. (Bundesrätin Posch-Gruska: General­sekretär heißt das! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vertrauenspersonen sind in Kärnten entweder Leute, die eine SPÖ-Mitgliedschaft haben oder enge Golfplatz­freundschaften sind oder, wenn man ein Spitzenmandat bekleiden möchte, so wie im


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite