15.22

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Beim vorliegenden Nationalen Bildungsbericht handelt es sich wirklich um eine sehr umfangreiche Zusam­menschau über das österreichische Bildungssystem. Die drei bildungspolitischen Ziele darin haben ja meine beiden Vorrednerinnen schon angesprochen. In zwei Bänden gegliedert werden auf über 900 Seiten Fakten, Zahlen, Daten und empirische Erhe­bungen wissenschaftlich dargestellt. Der Bericht gibt uns einen guten Einblick, aber auch einen guten Überblick über die wesentlichsten Punkte.

Man findet verschiedenste Themenblöcke, die sich mit Lehrern und Unterricht vor dem Hintergrund des sozialen Wandels beschäftigen. Man findet Themenblöcke, in denen es um die Ausgestaltung und Weiterentwicklung unseres Bildungssystems geht. Es werden die Steuerungen und auch die Perspektiven aufgezeigt, zum Beispiel, wie das Bildungssystem 2040 ausschauen könnte. Dieses Werk bietet also einerseits einen Blick in die Vergangenheit und andererseits einen Blick in die Zukunft.

Es wird weiters beschrieben, dass wir in einer Zeit zunehmender Digitalisierung leben, es wird aber auch auf mögliche Gefahren hingewiesen. So steht zum Beispiel auf den Seiten 486 und 487, dass bei einer starken Digitalisierung mit einem Verlust von Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Daher, Herr Minister, bei dieser Entwicklung bitte gut aufpassen, damit dieses Horrorszenario auf den Seiten 486 und 487 nicht eintritt!

Der Bildungsbericht 2018 spiegelt aber auch die wachsende Heterogenität im Bil­dungssystem wider. Mit Heterogenität wird im Bericht die Verschiedenheit, Viel­schichtigkeit und Veränderlichkeit umschrieben. Diese Veränderlichkeit ist zu einem großen Teil auf die Migrationsbewegungen nach Österreich und die hohe Zahl an Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache – besonders in urbanen, dicht besiedelten Gebieten – zurückzuführen.

Im Bericht wird auch angeführt, dass Kinder mit niedrigem sozioökonomischen Status, Kinder mit Migrationshintergrund ohne ausreichende Deutschkenntnisse oder Kinder, deren Eltern ein niedriges Bildungsniveau haben, häufig eine schlechtere Ausgangs­lage haben, um in der Schule erfolgreich zu sein. Daher ist es und war es für uns Freiheitliche immer eine Forderung, dass die Kinder bereits vor dem Eintritt in die Schule Deutsch können, denn nur so können sie dem Unterricht folgen und nur so werden sie einen Erfolg haben können, ob in der Schule oder auch später im beruf­lichen Leben. (Beifall bei der FPÖ.)

Was mir beim Durchstudieren des Berichts etwas zu wenig vorkommt beziehungs­weise sogar fehlt, ist das Thema Gewalt und Mobbing an den Schulen. Körperliche und verbale Angriffe auf Lehrerinnen und Lehrer sind ja leider keine Ausnahme mehr, gerade der aktuelle Fall in Wien hat uns das wieder vor Augen geführt. Daher sollte doch dieses Thema Gewalt und Mobbing an den Schulen Gegenstand eines solchen Berichtes sein.

Ein erfreuliches Thema: Worum uns wirklich viele andere europäische Länder benei­den, ist unser duales Ausbildungssystem. Das hervorragende Urteil über unser duales Ausbildungssystem ist wahrlich erfreulich. Die duale Ausbildung ist ja die Schnittstelle zwischen Ausbildung im Betrieb und in der Schule. Es ist erwiesen und steht fest: Wer eine duale Ausbildung absolviert, hat, sollte er einmal in die Arbeitslosigkeit geraten, binnen dreier Monate wieder eine neue Arbeit. Auch die Einkommenserwartung ist mit dieser tollen Ausbildungsart sehr, sehr gut.

Ein Teil dieses Berichts beschäftigt sich auch mit dem Thema Elementarbildung. Darunter versteht man alle institutionellen Formen der Bildung und Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt, das heißt die institutionalisierte pädagogische Arbeit mit der Altersgruppe der unter Sechsjährigen. Da darf ich ein persönliches Wort anmerken, nämlich dass ich die Entwicklung und die Begrifflichkeit – dass man für Klein- und Kleinstkinder das Wort Elementarpädagogik verwendet – schon ein bissel schade finde. Ich würde mir wünschen, das weiterhin als Kindergarten anzusehen. Da diese ja großteils Ländersache sind, möchte ich diese Bemerkung auch hier anbringen: Lassen wir bitte Kinder Kinder sein! Lassen wir bitte Kinder ausgelassen toben und lassen wir ihnen ein spielerisches Erlernen bis zum Schuleintritt!

Daher kann ich auch der Vision, welche auf Seite 489 steht, eigentlich nicht sehr viel abgewinnen. Auf dieser Seite steht die Vision, dass 2040 eventuell die Volksschule vom 5. bis zum 11. Lebensjahr verlängert werden kann. Ich halte das nicht gerade für zielführend. Ich kann dieser Idee oder dieser Vision, wie es beschrieben ist, nicht viel abgewinnen.

Was wir heute schon ganz kurz in den vorhergehenden Reden von Kollegin Kahofer und Kollegin Prischl gehört haben: die Ganztagsschule. Man kann darüber diskutieren, aber die Ganztagsschule darf keine verpflichtende Zwangstagsschule werden (Beifall bei der FPÖ), sondern sollte eine freie Möglichkeit bleiben. Wer sie in Anspruch nehmen möchte, soll es tun, aber bitte keine verpflichtende Zwangstagsschule!

Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, ist das ein wirklich sehr umfangreiches Werk, daher ein Kompliment an alle, die daran beteiligt waren und daran gearbeitet haben. Hinter 900 Seiten steckt viel Arbeit. Wir Freiheitlichen werden dem Bericht zustim­men. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

15.28

Vizepräsident Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Mag. Reinhard Pisec zu Wort. Ich erteile es ihm.