15.34

Bundesrat Mag. Bernd Saurer (FPÖ, Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseher auf der Galerie, da gibt es noch welche, und via Livestream! Die Vorrede, das Umerziehungsprogramm für Wölfe, erinnert mich ein bisschen mehr an Jägerlatein als an einen konstruktiven Zugang zu diesem Thema.

Wir Freiheitliche nehmen die Petition als solche einmal zur Kenntnis, wobei ich betref­fend die Rechtsqualität einer solchen Petition ein bisschen meine Zweifel habe, denn Rechtsfolgen löst sie, sagen wir jetzt einmal, bedauerlicherweise keine aus; und im Ausschuss wurde auch dargebracht, dass Naturschutzrecht und Jagdrecht eigentlich Landessache sind.

Nichtsdestotrotz war das eine sehr erquickliche und aufschlussreiche Ausschuss­sit­zung. Ich möchte in diesem Zusammenhang besonders auf die Ausführungen der Experten, die uns zu diesem Thema dankenswerterweise Rede und Antwort gestanden sind und uns auf die Problematik hingewiesen haben, eingehen. (Bundesrat Schreuder: Das war nur die Landwirtschaftskammer! – Bundesrat Schennach: Die Experten waren von der Landwirtschaftskammer!) – Darf man da nicht als Experte bezeichnet werden? (Bundesrätin Mühlwerth: Eure linken Experten sind ja auch Experten, oder?! Jetzt tut’s nicht so!) Auf jeden Fall haben sie einen kompetenten Eindruck hinterlassen, einen besseren als manch andere. (Bundesrat Schennach: Die Experten waren von der Landwirtschaftskammer!) – Ob die Vortragenden im Ausschuss tendenziös vorge­gangen sein sollen, Herr Kollege Schennach, möchte ich nicht bewerten, und ich möchte mir auch nicht anmaßen, das zu unterstellen.

Zu den Fakten, es wurde schon angesprochen: In Österreich leben etwa drei bis vier Rudel mit einer Anzahl von fünf bis zehn Individuen pro Rudel, somit sind es 20 bis 30 Wölfe, die sich im nördlichen Niederösterreich und Oberösterreich angesiedelt haben. Jetzt zu den bedauernswerten Unfallopfern: Heuer wurden mehr als 100 Nutztiere gerissen, wir hatten keine menschlichen Opfer zu verzeichnen. – So weit, so über­schaubar, zumindest haben das die von Ihnen nicht geschätzten Experten so darge­bracht. Der Wolf an sich – das ist unbestritten – ist ein sehr anpassungsfähiges und schlaues Tier. Die Folge dieser Schlauheit – das wurde auch schon angesprochen – ist, dass herkömmliche Abwehrmechanismen gegen das Eindringen von Wölfen in Wildgehege erfolglos sind und nur teure Maßnahmen greifen; Kollege Köck hat das vorhin angesprochen. (Ruf: Ja die haben den Wolf ...!)

Ein Vergleich mit den französischen Bergregionen – das wurde noch nicht ange­schnit­ten –, wo der Wolf schon längere Zeit wieder heimisch ist, zeigt, dass kleine Land­wirtschaften zusperren mussten und nur noch Großbetriebe den wirtschaftlichen Auf­wand stemmen konnten, um den Wolf nachhaltig von den Nutztieren fernzuhalten. Also es gibt dann genau die Tendenz zu Großbetrieben, die wir verabscheuen.

Wir nehmen zur Kenntnis, dass ein Wolfsrudel – auch das wurde schon dargebracht – einen eigenständigen Lebensbereich in der Größenordnung von ungefähr 200 Qua­drat­kilometern benötigt, eine Fläche – auch das wurde ausgeführt –, die es in ganz Österreich außerhalb eines menschlichen Einfluss- und Einzugsgebietes nirgends gibt. Daraus ergibt sich laut Experten als logische Folge, dass der Wolf in Österreich zwangsläufig auf menschliches Umfeld stößt und somit – wie auch schon ange­sprochen – auch sein Sozialverhalten ändert: keine Scheu mehr vor menschlichen Be­siedlungen und schnelles Anpassen an die Gegebenheiten bei der Beutesuche.

Jetzt zu den Almregionen, die oftmals zerklüftet und unwegsam sind: Laut den Exper­ten der Landwirtschaftskammer hat die Ansiedlung des Wolfes besondere Auswirkun­gen gezeigt. Almen werden ja, wie wir wissen, in der Regel durch Kleinbetriebe bewirtschaftet, die einen nicht hoch genug zu schätzenden Beitrag zur Landschafts­pflege leisten. Auch das ist uns natürlich ein hehres Ziel. Erst durch diesen unermüd­lichen Einsatz der Almbauern wird gewährleistet, dass die hochsensible Artenvielfalt in den Alpenregionen erhalten werden kann. Bei wirtschaftlicher Unrentabilität würden – im Umkehrschluss – Betriebe das Handtuch werfen und Almen binnen kürzester Zeit, was schon angesprochen wurde, verwildern und verwalden. Gerade unsere landwirt­schaftlichen Kleinbetriebe sind somit das Rückgrat einer gesunden und lebenswerten Natur.

Ich möchte abschließend noch erwähnen, dass gerade ich beziehungsweise auch andere als Städter diese Thematik nicht einfach unter dem Gesichtspunkt einer litera­risch-romantischen Verklärung à la Jack London oder von mir aus auch Rotkäppchen sehen sollten (Heiterkeit des Bundesrates Steiner), sondern tatsächlich auf die Belange der betroffenen Österreicherinnen und Österreicher einzugehen haben und wir, wie so oft, das gilt auch hier, nicht mit den Wölfen heulen sollten. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesräte Brunner und Raggl.)

15.39

Vizepräsident Michael Wanner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Sil­vester Gfrerer. Ich erteile es ihm.