13.01

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Frau Präsident! Frau Bundes­minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von der Berichterstatterin ist ja schon angesprochen worden, dass der Touris­musbericht 2018 sehr erfreulich ist, und ich denke, wir können jetzt schon sagen, dass der Tourismusbericht 2019, der ja bald vorliegen wird, auch wieder sehr erfreulich sein wird.

Jedes Jahr gibt es Höchstwerte, verzeichnet wurden 150 Millionen Nächtigungen und 45 Millionen Gäste, und sehr schön ist auch – in der Wirtschaft schaut man immer, wie man im Ranking steht –, Österreich ist an sechster Stelle hinter Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und Deutschland und wir sind auf dem elften Platz weltweit.

Man sieht, die Aufenthaltsdauer ändert sich immer mehr, die Gäste bleiben immer kürzer. Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen den ausländischen und den inlän­di­schen Gästen, die ausländischen bleiben ein bisschen länger; derzeit liegt die durch­schnittliche Verweildauer bei 3,3 Tagen.

Der Tourismus und die Freizeitwirtschaft trugen 15,3 Prozent zum BIP bei und be­schäftigten 11 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten. Als Niederösterreicherin freue ich mich nicht nur über die österreichweit großartigen Zahlen, auch in Nieder­österreich haben wir erfreulicherweise wieder Höchstwerte: Verzeichnet wurden 3 Mil­lionen Gäste und 7,7 Millionen Übernachtungen.

Der Tourismus – das sieht man an den Zahlen – ist eine wichtige Säule für die wirt­schaftliche Stärke unseres Landes. Bei aller Freude über den positiven Tourismus­bericht 2018 dürfen wir aber nicht vergessen, vor welchen Herausforderungen unsere Tourismusbranche steht und welche Probleme sie hat. Problem Nummer eins ist der Fachkräftemangel: 60 Prozent der offenen Stellen im Tourismus und in der Freizeit­wirtschaft bleiben länger als sechs Monate unbesetzt, vor allem Küchenpersonal und Köche werden dringendst gesucht.

Die Branche verzeichnet jedes Jahr Beschäftigungszuwächse – von 2017 auf 2018 gab es wieder um 1,3 Prozent mehr unselbstständig Beschäftigte. Ich habe mir auch angeschaut, wie es denn mit der Ausbildung des Nachwuchses ausschaut. Die Schülerzahlen in den Tourismusschulen steigen leider nicht. Sie fallen leicht, was wahr­scheinlich auch der demografischen Entwicklung geschuldet ist. Im Schul­jahr 2010/2011 gab es 10 778 Schülerinnen und Schüler, 2016/2017 waren es nur mehr 8 935. Leider ist es so: Sie bekommen eine großartige Ausbildung, sind daher in anderen Branchen natürlich auch sehr gefragt und wechseln ganz einfach die Branche.

Gerade bei den Lehrlingen – Sie wissen das alle; das ist mir auch ganz wichtig, ich habe es mir angeschaut – sieht man, dass die Schere zwischen der Zahl der Lehr­stellensuchenden und der der offenen Stellen ungeheuer auseinanderklafft – das geht wirklich weit auseinander. Im Herbst 2019 gab es 463 Lehrstellensuchende, ihnen standen 2 320 offene Lehrstellen gegenüber – das ist also fünf Mal so viel, als es junge Leute gibt, die da gerne einsteigen wollen. Schauen wir uns an, wie es zum Beispiel aussieht, wenn jemand Bürokauffrau, Bürokaufmann werden will: Da gibt es 900, die sich bewerben, und 423 offene Stellen.

Es wäre vielleicht wichtig, den jungen Leuten auch aufzuzeigen, welch große Chancen und welche Möglichkeiten sie im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft haben. Des­halb sage ich dir, Frau Minister, und der Bundesregierung ein herzliches Dankeschön für die Fachkräfteoffensive, weil diese gerade im Tourismus und der Freizeitwirtschaft ganz wichtig ist.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz stellen natürlich auch den Tourismus vor Herausfor­derungen und sind mir ein Anliegen. Vor allem An- und Abreise sind ganz einfach ein Thema; der Verkehr in der Tourismusbranche verursacht drei Viertel der CO2-Emis­sionen im Tourismus. Da müssen wir noch schauen, wie wir das ändern können – vielleicht könnten wir mit Kooperationen mit der Bahn, kostenlosem Shuttledienst oder dem Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität ganz einfach Abhilfe schaffen.

Nachhaltigkeit ist aber gerade auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel – Stich­wort Wintertourismus – ein Thema, an das zu denken ist. Da sind umweltgerechte und wirtschaftliche Strategien gefragt. Begrüßenswert ist der „Plan T – Masterplan für Tourismus“. Das ist die Grundlage für die Tourismuspolitik der Bundesregierung für die nächsten Jahre, die eine nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismusstandortes Österreich sicherstellen möchte.

Was ist im Jahr 2018 auf politischer Ebene für den Tourismus erreicht worden? – Regionalisierung der Mangelberufsliste; das ist ganz wichtig: Seit 1.1.2019 sieht die Fachkräfteverordnung neben den Mangelberufen auf Fachebene auch Mangelberufe auf Bundeslandebene vor. Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte: Da geht es ganz einfach um die Beseitigung der kritisierten Altersdiskriminierung von über 40-Jährigen im Be­reich der Schlüsselkräfte. Die Gewichtung des Alters ist nunmehr geringer, die Gewich­tung der Kriterien Sprachkompetenz und Berufserfahrung ist stärker. Wie gesagt, diese Reform ist seit 1.1.2019 in Kraft. Auch noch ein Erfolg: Seit Juli 2018 ist für bestimmte Beherbergungsbetriebe – unter 30 Betten – keine Betriebsanlagengenehmigung mehr erforderlich.

Das sind Themen, bei denen es wichtig ist, dass sie auf Schiene gebracht wurden, um hinsichtlich der Zahlen im Tourismus auch weiterhin Erfolge wie im Berichtsjahr 2018 – und wie sie auch für 2019 vorhergesehen werden – erreichen zu können. Insbeson­dere ist es aber ganz einfach wichtig, dass wir verstärkt schauen, wie wir zu mehr Fachkräften kommen.

Ich sage dir, Frau Bundesminister, und deinem Team ein herzliches Dankeschön für den Bericht. Ich sage aber vor allem allen, die im Tourismus und in der Freizeit­wirt­schaft beschäftigt sind, ein herzliches Dankeschön, weil sie diejenigen sind, die so erfolgreich wirtschaften und damit einen wesentlichen Beitrag für unsere Wirtschaft leisten. Außerdem, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, sind sie diejenigen, die uns ganz einfach ein Wohlfühlerlebnis bereiten, uns mit ihrer Arbeit sehr viel Freude machen und dazu beitragen, dass vielleicht doch auch weiterhin mehr ausländische Touristen zu uns kommen, weil sie so besonders aufmerksam und gut betreut wer­den. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

13.08

Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günther Novak. – Ich erteile es Ihnen.