11.15

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Frau Präsidentin, ja, es ist eine spontane Wortmeldung! Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Als ich heute der Diskussion zugehört habe, habe ich mir gedacht: Bitte, wer von euch hat gewusst, dass wir eine Pandemie kriegen? Wer von euch hat gewusst, dass es ein Coronavirus geben wird? – Niemand! Wir sind von der Situation ganz einfach überrascht worden.

Ich frage euch aber schon: Wie würden wir ausschauen, wenn wir nichts für die Jugend, für unsere Lehrlinge gemacht hätten? (Bundesrätin Mühlwerth: Was haben wir ge­macht? – Bundesrätin Schumann: Da hat es keine Alternative gegeben! – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)

Jetzt sage ich noch etwas dazu, weil wir das immer wieder vermischen: Es ist nicht jeder Jugendliche für eine Lehre geeignet. Warum? – Weil eine Lehre eine hochwertige Aus­bildung ist, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwi­schenrufe bei SPÖ und FPÖ.) – Seien wir wirklich offen und schauen wir, was wir mit unserer Jugend tun!

Ich habe es schon gestern gesagt: Die Jugend gehört von klein auf unterstützt. Es ist heute gesagt worden, es kommen die jungen Leute aus der Schule und können nicht sinnerfassend lesen. (Bundesrätin Grimling: Jetzt sind die Jugendlichen schuld! – Zwi­schenruf der Bundesrätin Hahn.) – Das kann man nicht den Jugendlichen vorwerfen – nein, gar nicht –, sondern wir müssen uns überlegen, wie wir die Jugendlichen fördern und fordern können.

Wir von der Wirtschaft haben seit Jahren Programme gemacht. Und eines frage ich euch schon: Wie würden wir ausschauen, wenn wir das nicht gemacht hätten? (Bundesrätin Grimling: Wie würden wir ohne die Überbetrieblichen ausschauen?) Wir haben Lehrstel­lenberater, die ganz einfach in die Betriebe gehen und fragen: Wie geht es weiter? Haben Sie Lehrlinge? Warum nehmen Sie keine Lehrlinge auf? Und gibt es ein Problem mit einem Lehrling, dann gibt es die Konfliktberatung. Damit sind sie auch sehr erfolg­reich, denn 50 Prozent der Konflikte werden so gelöst. Manchmal ist es halt so, und ein junger Mensch muss in dem Alter gären. Es ist viel gescheiter, er gärt in dem Alter, als er zuckt mit 50 aus.

Es ist ganz einfach so, dass vielfach auch junge Leute in einen Beruf gesteckt werden, für den sie weder das Talent, die Begabung noch die Potenziale haben. (Bundesrat Schennach: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht!) Deshalb haben wir jetzt öster­reichweit diesen Talentecheck, indem wir für die jungen Menschen in der dritten Unter­stufe und auch deren Eltern schauen: Wer bist du eigentlich? Was kannst du? Wo ist deine Begabung, und welche höherbildende Schule oder welche Lehrstelle ist für dich geeignet? – Ich denke, da haben wir schon einiges dazu beigetragen. (Bundesrat Schen­nach: Was soll das?)

Wir haben heute auch gehört, Lehrlinge brechen nicht so oft ihre Lehre ab, es sind zwischen 6 und 7 Prozent. Das ist auch ein gewisser Anteil, aber in den höherbildenden Schulen sind es zwischen 30 und 40 Prozent. (Bundesrätin Schumann: Das stimmt ja nicht!)

Die Lehrabschlussprüfungen waren der Grund, warum meine Kollegin den Blum-Bonus angesprochen hat. Der Blum-Bonus war dazu da, um in der Mitte der Lehrzeit eine Prü­fung, sozusagen eine Qualitätskontrolle zu machen. Der Blum-Bonus hat 3 000 Euro betragen und ist dann ganz einfach nicht mehr finanzierbar gewesen, weil es ja auch Prüfungskommissionen braucht. Ich glaube, ihr habt ganz einfach vergessen, dass es eine Basisförderung gibt: Es gibt im ersten Jahr drei Lehrlingsentschädigungen an För­derung, im zweiten zwei und dann im dritten und im vierten eine. Rechnet euch das aus! – Ich glaube, das haben wir.

Jetzt sind weitere Anreize gesetzt worden. Das ist ganz einfach wichtig, die Situation ist nicht lustig. Noch einmal: Wie würde es ausschauen, wenn wir uns nicht schon die ganze Zeit so um die Lehrlinge bemüht und diese Initiativen gesetzt hätten? (Bundesrätin Schumann: Wunderbar! – Bundesrat Steiner: Danke, danke, danke!) – Ja, sag danke, es ist ja schön, wenn du dich einmal bedankst! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich denke, wenn du ein bisschen zuhörst, weißt du auch, was es gibt. Es gibt zum Bei­spiel eine Gratisnachhilfe. Wenn ein junger Mensch, ein Lehrling, Probleme hat, dann gibt es Gratisnachhilfe. Das ist eine Initiative vom AMS. (Bundesrätin Schumann: Jetzt würde ein Dank für die überbetrieblichen Einrichtungen hergehören! – Bundesrat Stei­ner: 80 Prozent von der Wirtschaftskammer gemacht! Das hat ja nichts mit der Regie­rung zu tun!) – Entschuldigung, diese Initiativen sind vom AMS gesetzt worden. Das AMS zahlt die Gratisnachhilfen, und wir organisieren das – ganz einfach. (Bundesrat Steiner: Das ist ja zehn Jahre her! – Du wärmst ein altes Gulasch auf! Das hat ja nichts mit der Frau Minister zu tun!) – Nimm einmal etwas Positives an, junger Mann! Sag den Leuten etwas Positives und stoße sie nicht immer in den Graben! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Du kannst dich auch zu Wort melden! Melde dich spontan, du hast eh Temperament! Geh dann auch heraus und rede, aber lass mich jetzt einmal ausreden!

Wir haben zum Beispiel auch Let’s Walz ins Leben gerufen. Das ist ganz einfach eine Initiative, dass junge Menschen ins Ausland gehen, damit gerade unsere Lehrlinge über den Tellerrand schauen, damit die Lehre auch attraktiver ist. Das ist ja heute auch ange­sprochen worden.

Ihr habt gestern gesagt: Was brauchen wir das, dass wir in einem Dokument den Meis­tertitel vor den Namen schreiben? (Bundesrätin Grimling: Das hat jeder gesagt!) Das hängt genau mit der Attraktivität und mit dem Aufmerksammachen zusammen, dass eine duale Ausbildung eine gute Ausbildung ist. Eine duale Ausbildung ist aber eine hochwer­tige, und man muss die Kinder vorbereiten. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ihr habt es angesprochen, natürlich ist es so, dass manches Mal die Lehrstelle nicht vor der Haustür ist. Wir haben jetzt unsere Lehrlingswohnheime, -wohnhäuser aufgemacht. Wenn ein Jugendlicher in der Nähe eines Lehrlingswohnhauses eine Lehrstelle hat, kann er dort während der Woche wohnen, damit er eben seine Ausbildung machen kann und nicht weiß Gott wann in der Früh aufstehen muss. (Bundesrat Steiner: Das ist die Wirt­schaftskammer!)

Korinna, du hast die überbetrieblichen Lehrausbildungen angesprochen. Ich habe mir das erste Lehrjahr angeschaut, denn es würde ja ein bisschen verfälschen, wenn ich die gesamte Lehre hernehme. Es ist so, dass bei der überbetrieblichen Lehrausbildung ein Rückgang von 6,6 Prozent ist. Mit Stichtag 30.6 sind es heuer 2 992, voriges Jahr waren es 3 202. Ich begrüße alle Einrichtungen für unsere Jugendlichen – es gibt auch zwi­schenbetriebliche, überbetriebliche –; alles, was dazu beiträgt, junge Leute zu unterstüt­zen und ihnen zu helfen, dass sie Fuß fassen, dass sie ausbildungsfähig werden, ist zu begrüßen. Wir wissen, diese Initiativen, die es gibt, haben dazu beigetragen, dass wir nicht in einer noch schwierigeren Situation sind. Und das möchte ich sagen: Man muss aufzeigen, was es alles gibt! Ich danke, dass es diese Initiativen gibt, und man kann nicht alles einfach schlechtmachen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Steiner: Aber was machen wir jetzt? – Schlafen! Jetzt schlafen wir!)

Ich sage auch dir, Frau Ministerin, ein herzliches Dankeschön, weil es ja sehr viele Ein­richtungen für Menschen gibt. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann. – Bundesrat Steiner: Ja, danke!) Wir haben auch eine Initiative für Langzeitarbeitslose. Wir sind in der Wirtschaft schon der Meinung, dass man Menschen oft eine zweite und dritte Chan­ce geben muss. Diese Möglichkeiten gibt es. (Bundesrat Steiner: Das hat ja niemand abgestritten!) Es gibt viele Initiativen, und diese sind ganz einfach der Grund dafür, dass unsere Situation nicht so schwierig ist, wie sie in anderen Ländern ist, wo es diese gan­zen Initiativen und Konzepte nicht gibt. (Bundesrat Steiner: Was machen wir jetzt?) – Wir machen das weiter und weiten diese Initiativen aus, damit wir die Situation am Ar­beitsmarkt wieder in den Griff kriegen. Mit dem Schlechtreden erreichst du aber gar nichts, denn du frustrierst und demotivierst die Leute, und das ist nicht unser Ziel! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Das habt ihr ja über Monate gemacht mit eurer Panikmache!)

11.23