14.36

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause! Frau Kollegin Hahn, glauben Sie, dass Sie es schaffen, im nächsten Schuljahr ein paar neue Stehsätze zu kreieren? (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit des Bundesrates Steiner. – Bundesrätin Hahn: Was soll das eigentlich?) Ihre alten Steh­sätze kennen wir hinlänglich, die können wir ja fast schon auswendig herbeten, denn Sie sagen jedes Mal genau dasselbe. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es wäre wirklich angenehm, von Ihnen einmal etwas Neues zu hören! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir müssen zu einem normalen Schulbetrieb zurückkommen! Wir haben ja jetzt gehört, was alles im Gesetz enthalten ist, das muss ich nicht wiederholen, wir werden auch zustimmen. Nur: Wir müssen wieder zu einem normalen Schulbetrieb zurückkommen. Wir können nicht sagen: Na, wer weiß, was im Herbst ist, und vielleicht – ja, was jetzt?!

Wenn die Zahlen wieder steigen – wir wissen aber, an den Schulen waren die wenigsten Ansteckungen –, dann fallen sie wieder, es gibt ein Hin und Her und unsere Kinder ha­ben dann in den nächsten fünf Jahren keinen regulären Unterricht mehr. – Das kann ja nicht ernst gemeint sein! (Beifall bei der FPÖ.)

Das Homeschooling hat ja ganz gut funktioniert. Es war nicht so super, denn es waren nicht alle Lehrer so super, und es hat die Eltern vor wirklich schwerste Herausforderun­gen gestellt, denn nicht jeder wohnt so komfortabel, dass er die Kinder fallweise auch einmal in ein anderes Zimmer schicken kann. Es gibt viele, die auf 60 Quadratmetern zu viert oder zu fünft wohnen und aber Homeoffice haben machen müssen; und die Kinder, wie wir wissen, kommen immer im unpassendsten Moment und wollen irgendetwas wis­sen, erklärt haben et cetera.

Das war für die Eltern schon eine echte Herausforderung, und so sehr die Kinder ei­nerseits dieses Zuhausesein genossen haben – das haben sie schon auch, die Ruhe gemeinsam mit den Eltern, das war schon auch spannend –, haben sie gleichzeitig ihre Schulkameraden vermisst, weil sie diesen Umgang mit den Gleichaltrigen natürlich brau­chen. Wir wissen auch, dass es in vielen Familien nicht friktionsfrei abgelaufen ist, auch das ist eine Tatsache, auch daran sieht man, wie schwierig diese Verhältnisse für die Familien waren.

Es ist so eine immer wiederkehrende Aussage, die stolz vorgebracht wird: Wir werden die Kinder mit Laptops ausstatten! – Ja, schön. Ich halte es auch für nötig und ich halte es auch nicht für falsch. Nur: Dieser Laptop ist jetzt so eine Art neuer Götze geworden. Ich sage Ihnen: Das herkömmliche Lernen ersetzt er nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wissen auch – nicht erst seit gestern –, dass der Erfolg beim Unterricht in der Schule und auch beim Lernen der Schüler mit dem Lehrer steht und fällt. Ist er ein guter Lehrer, kann er auch seine Schüler motivieren – das gilt natürlich immer für beide Geschlechter, für Männer wie für Frauen –, ist er ein schlechter Lehrer, dann hat er seine Probleme. Die Rolle des Lehrers wollen, sollen und dürfen wir also nicht unterschätzen. Das kann kein Laptop ersetzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch zwei Sätze zur Mathematikmatura: Ich habe heute wieder gelesen, man überlegt, das soll an die BHS angepasst werden. Ich möchte hier ausdrücklich betonen: Die BHS, die eine berufsbildende Schule ist, wird in Mathematik wahrscheinlich ein wenig anders agieren als eine allgemein bildende höhere Schule. Aufgabe und Ziel der AHS ist ja, die Studierfähigkeit der Schüler sicherzustellen. Das tut sie in vielen Fällen ja eh schon nicht mehr. Es ist ja nicht so, dass sie ein Garantieschein ist, dass diese studierfähig sind. Mathematik ist aber auch etwas Abstraktes, und wir brauchen - - (Bundesrätin Schu­mann: Das sind ja auch nur Stehsätze!) – Frau Kollegin Schumann, Ihre ewige Gleich­macherei wird Sie nicht weiterbringen, und es hat sich ja auch schon gezeigt, dass sie Sie nicht weitergebracht hat. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Schu­mann. – Bundesrätin Hahn: Sie kritisieren Stehsätze und bringen nichts anderes ein!) Das Ergebnis Ihrer Bildungspolitik ist, dass ein Viertel nach neun Jahren nicht ausrei­chend lesen, schreiben und rechnen kann. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.) Das ist das Erfolgserlebnis der SPÖ! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich fürchte mich daher davor, dass Sie irgendwo beim Ausarbeiten eines Gegenstandes die Finger im Spiel haben, denn das kann nur schlecht ausgehen. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Bravo!)

Bei allen Schülern, vor allem aber bei denen, die die AHS verlassen und dann vielleicht ein Technikstudium machen, kann ich nicht sagen, wir machen jetzt so eine Pipifax-Ma­thematikmatura. Das muss schon eine ordentliche Matura sein. (Bundesrätin Grimling: Es ist so, dass die BHS in Mathematik besser abschneidet als die AHS!)

Man muss manchmal auch den schon etwas reiferen Menschen zuhören. Ich kann mich noch erinnern, während der ersten Zentralmatura in Mathematik war ich am Rathaus­platz, denn da war gerade das Waldviertel zu Gast. An meinem Tisch saßen mir unbe­kannte Personen und haben sich über die Mathematikmatura unterhalten. Einer von de­nen, die halt schon ein bisschen älter als 40 Jahre waren, sagte: Also ich verstehe nicht, wo das Problem ist, das haben wir in der 6. Klasse rechnen können.  Das sollte uns schon zu denken geben.

Wir haben diese Bestrebung, alles gleichzumachen, was ungleich ist, ungeachtet des­sen, ob jetzt jemand dafür geeignet ist – da sind wir wieder bei den Begabungen und Talenten, die Frau Kollegin Zwazl heute angesprochen hat –, ob jemand begabt, lernwil­lig, lernfähig oder talentiert ist. Man versucht, dass alle die Matura machen. Wir machen daher alle gleich, wir nivellieren das Niveau immer weiter nach unten, damit dann auch endlich alle die Matura machen können, die dann am Ende aber auch immer weniger wert geworden ist. Davon müssen wir weg. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wollen, dass sichergestellt ist, dass, wenn jemand ein Gymnasium oder auch eine berufsbildende höhere Schule mit einer Matura verlässt, seine oder auch ihre Studierfä­higkeit gegeben ist. Also bitte jetzt nicht wieder an der Mathematik herumdrehen, bis die Schraube endlich ganz fest angezogen ist, sondern sie an das anpassen, wo sie hinge­hört, was verlangt wird und was auch gebraucht wird! (Beifall bei der FPÖ.)

14.43

Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Grossmann: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Andreas Lackner. – Bitte, Herr Kollege.