14.06

Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Dr. Margarete Schramböck: Frau Präsidentin! Werte Bundesrätinnen und Bundesräte! Ich freue mich, heute bei Ihnen zu sein und mit Ihnen das Thema Lehre und ganz konkret das Thema Verlängerung der Kurzarbeit für die Lehrlinge in Österreich zu diskutieren.

Das Thema Bildung ist mir ein wichtiges Anliegen. Sie wissen, dass es mir eine Herzens­angelegenheit ist – vor allem das Thema der Lehre, das ich schon in unserer ersten Regierungsbeteiligung und auch jetzt intensiv aufgegriffen habe. Ich freue mich, mit Ihnen gemeinsam zusammenzuarbeiten, um die Lehre in Österreich zu stärken und das in den unterschiedlichsten Themenbereichen entsprechend umfassend zu tun.

Dazu gehört natürlich, dass wir jetzt in dieser Covid-Krise unmittelbare Instrumente zur Verfügung stellen, die es ermöglichen, die Arbeitsplätze der Lehrlinge zu erhalten. Dazu ist die Kurzarbeit ein richtiger und wichtiger Schritt. Ich danke jedem, der das hier in diesem Hause unterstützt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

Wenn wir uns die momentane Situation der Lehrlinge anschauen, dann sehen wir: Es gibt zwei wichtige Instrumente. Das eine habe ich schon genannt, es ist das Instrument der Kurzarbeit, das viele Betriebe genutzt haben. Ich weiß auch, dass die Betriebe sehr achtsam damit umgehen, gerade, was ihre jungen Fachkräfte betrifft, denn sie inves­tieren ja auch viel in diese jungen Menschen. Es ist ja auch nicht kostenfrei für den Betrieb, sondern der Betrieb nimmt Geld in die Hand und er nimmt sich Zeit und Kraft, um die jungen Menschen auszubilden. Ich möchte heute all den Betrieben, die Lehr­stellen anbieten, die junge Menschen eingestellt haben, danken. Ich glaube, es ist an der Zeit, ein großes Dankeschön an die Betriebe zu richten. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

Der Lehrlingsbonus wurde gemeinsam beschlossen – auch da ein Danke von meiner Seite an Sie –, und ich möchte noch einmal ganz kurz den Rahmen des Lehrlingsbonus abstecken: Der Lehrlingsbonus ist für Unternehmen von 16.3. bis 31.10. gültig. Wir haben also noch wenige Tage Zeit, und ich bin überzeugt davon, dass auch jetzt noch weitere neue Lehrverträge eingehen werden. Im Moment ist es eine große Anzahl von Lehrverträgen, die unterschrieben worden sind – über 8 000 –, die uns auch geholfen haben, neue Lehrplätze anzubieten. Kleinstunternehmen werden besonders unterstützt, ihnen stehen 3 000 Euro zur Verfügung, den mittleren Unternehmen 2 500 Euro und generell 2 000 Euro. Warum machen wir das so? – Weil uns jeder Lehrplatz wichtig ist, weil jeder Lehrplatz, egal, ob bei einem großen oder einem kleinen Unternehmen, die Zukunft eines jungen Menschen bedeutet. Natürlich wollen wir die Kleinstbetriebe besonders unterstützen, darum bekommen diese auch 3 000 Euro.

Wenn wir uns jetzt anschauen, ob es funktioniert hat oder nicht, so kann ich Ihnen berichten, dass die Wirtschaftsforscher einen Rückgang von 20 bis 30 Prozent pro­gnos­tiziert haben, und wir Ende September – wie gesagt, das ist nicht das Ende des Lehr­lingsbonus, der geht ja noch entsprechend weiter – einen Gap, eine Lücke von 9,5 Pro­zent sehen. Ich bin überzeugt, dass wir diesen in den letzten Tagen im Oktober noch schließen werden.

Dann möchte ich Sie, weil die überbetriebliche Lehrausbildung auch erwähnt worden ist, darauf hinweisen, dass diese Frist für die überbetriebliche Lehrausbildung bis Ende März gilt. Das heißt, wir werden Betriebe, die Lehrlinge im ersten Lehrjahr aus der überbe­trieblichen Lehrausbildung in den Betrieb übernehmen, bis Ende März unterstützen – wenn Sie in Ihrem Bundesland junge Menschen oder Betriebe kennen, die das betrifft, ist das sicher interessant. Für die direkte Übernahme geht die Frist bis Ende Oktober, und bis Ende März läuft die Frist für die Übernahme aus der überbetrieblichen Lehrausbildung. Ich glaube, es ist wichtig, dass die jungen Menschen so früh wie möglich in die Betriebe kommen, denn auch die Betriebe suchen jetzt. Das ist ein wichtiger Punkt, und ich bitte Sie, das auch in die Bundesländer mitzunehmen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.)

Wie ist die Situation generell? – Ende September waren es 101 676 Lehrlinge in Österreich, das ist ein Rückgang von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr; wir sind also relativ gut durch diese Krise gekommen. Ende September gab es außerdem 1 119 of­fene Lehrstellen. Ja, da gibt es einen Unterschied: Wir haben in den Bundesländern definitiv einen großen Bedarf an Lehrlingen. Es gibt auch weniger Schulabbrecher. Das signalisieren auch die Betriebe: Es gibt in diesem Jahr weniger Schulabbrecher als im vergangenen Jahr, das heißt, da fehlen auch junge Menschen, die in die Betriebe kommen. Wir haben also einen großen Bedarf in den Bundesländern. In Oberösterreich zum Beispiel gibt es pro Suchendem zwei offene Lehrstellen, aber in Wien ist das anders – und ich bin da sehr unverdächtig, das zu sagen –: Da ist es gerade umgekehrt, da haben wir sehr viele Lehrstellensuchende pro Lehrstelle. Da müssen wir strukturell etwas tun. Wir brauchen auch mehr Lehrstellen in der Bundeshauptstadt. Das ist definitiv sehr, sehr wichtig.

Was mir noch wichtig ist: Wie gehen wir mit der Lehre weiter um? – Wir überarbeiten die Lehrberufe, das heißt, es werden auch immer wieder Pakete zum Beschluss zu Ihnen in den Bundesrat kommen, um die Inhalte der Lehrberufe zu überarbeiten, denn es gibt Aufgaben und Inhalte, die für alle Lehrberufe wichtig sind. Sie wissen es, das sind die digitalen Inhalte im Bereich Cybersicherheit, im Bereich künstliche Intelligenz: Wie geht man mit Daten um, wie verarbeitet man Daten? Das ist heute für jeden einzelnen Lehrberuf wichtig, wir bauen deshalb Module, die es uns ermöglichen sollen, diese zur Ausbildung in verschiedenen Lehrberufen hinzuzufügen.

Weiters braucht es ganz neue Lehrberufe in ganz neuen Themen, etwa Digitalisierung und Umweltschutz – diese beiden Themenbereiche sind mir ganz wichtig. Wir werden gemeinsam daran arbeiten, die jungen Menschen in Österreich bestmöglich zu unter­stützen; meine Unterstützung haben sie.

Ich danke jedem, der heute mitstimmt, auch das Instrument der Kurzarbeit für die Lehr­linge zu verlängern, für die Kooperation und die Zusammenarbeit, denn es ist jetzt not­wendig; aber natürlich müssen wir gemeinsam mit einem großen Paket weiter am Thema Lehre arbeiten. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Lackner.)

14.13

Präsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Ich begrüße ganz herzlich Frau Bundes­ministerin Alma Zadić bei uns im Bundesrat. (Allgemeiner Beifall.)

Nächste Rednerin: Kollegin Zwazl. – Bitte.