16.07

Bundesrätin Ing. Judith Ringer (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zu­schauerinnen und Zuschauer! Die Ministerin hat den Bericht über die Situation und Ent­wicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft vorgelegt. – Ein toller Bericht, der der österreichischen Wirtschaft ein sehr gutes Zeugnis ausstellt.

2017 beschäftigten 337 800 KMUs knapp zwei Millionen Menschen und bildeten 52 900 Lehrlinge aus. Der Vergleich zu 2016/17 belegt eine positive Entwicklung. Das sind beeindruckende Zahlen, aber leider wurde diese positive Entwicklung durch die Co­vid-19-Krise unterbrochen.

Die Studie zeigt, dass 99,6 Prozent aller Betriebe und 60 Prozent der Bruttowertschöp­fung das Rückgrat unserer Wirtschaft sind und der Großteil von ihnen familiengeführt ist. Das ist ein großer Vorteil, denn familiengeführte Unternehmen denken und agieren ganz anders als große Konzerne, die nur gewinnorientiert sind. Ihnen liegen die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter am Herzen, sie bekennen sich zu ihrem Standort in Österreich, und die Schließung eines Standortes oder gar ihres Unternehmens ist das Allerletzte, was ihnen in den Sinn kommt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Unternehmerinnen und Unternehmer versuchen immer, das Beste aus jeder Situation zu machen, und das zeigt sich auch in dieser herausfordernden Zeit. Krisen sind Ent­wicklungsbeschleuniger und -verstärker. Dinge, die sich – wie zum Beispiel in der Auto­mobilindustrie – schon vorher abgezeichnet haben, verstärken sich, aber auch neue Trends kommen früher, wie wir am Beispiel der Digitalisierung sehen können. Diese Branche hat einen enormen Schub erfahren – ein Trend, der sich bei den schnell wach­senden Unternehmen schon 2017 abzeichnete, da dort der Anteil von Betrieben im Be­reich Information und Kommunikation besonders hoch war. Dieser Entwicklung wird auch mit dem Investitionsförderungspaket Rechnung getragen, indem Investitionen in diesem Bereich doppelt so hoch gefördert werden.

Erfreulich ist auch die Entwicklung, dass sich der Frauenanteil bei den Start-up-Grün­dungen allein von 2018 auf 2019 von 12 auf 18 Prozent erhöht hat.

Ein Großteil der Unternehmen ist als EPU tätig. Dass diese Menschen in einer Krisensi­tuation, wie wir sie heute haben, besonders gefordert sind, ist keine Überraschung. Wir in Oberösterreich haben deshalb entsprechende Coaching- und Kooperationsförderpro­gramme erstellt. Allein das Förderprogramm von rund 1 Million Euro jährlich war inner­halb einer Woche ausgebucht. Es zeigt, wie wichtig es ist, neue Wege aufzuzeigen und nicht den alten Dingen nachzujammern. Es gilt, eine neue, eine bessere Zukunft aufzu­bauen. Ganz viele Menschen haben den Lockdown in diesem Sinne genutzt.

Schon Winston Churchill sagte: Never let a good crisis go to waste. – Also nutzen wir diese Krise! (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.) Die ganze Situation hat uns viele Erkenntnisse gebracht und viele Dinge wieder ins Bewusstsein geholt: dass Regionalität ein wichtiger Faktor ist, dass Onlineshops und Liefermöglichkeiten zusätzlich wichtig sind. Wirtschaft ist immer zu einem großen Teil Psychologie, deshalb: Hören wir auf, immer alles schlechtzureden! Ja, es ist nicht immer alles perfekt, aber wir reden da von einer komplexen, vernetzten Materie, und in der Eile werden manchmal Fehler gemacht. Nutzen wir das Ganze als lernendes System und verbessern wir die Dinge, die nicht passen!

Ich denke, unsere Regierung hat einen ganz guten Job gemacht. Herzlichen Dank dafür! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich glaube, niemand von uns ist Hellseher und niemand kann die Zukunft exakt voraus­sagen, eines aber können wir mit Sicherheit sagen: Mit negativen und pessimistischen Aussagen werden wir unsere Wirtschaft nicht fördern. Es geht nicht darum, etwas schön­zureden, sondern darum, unseren Blick auf die Chancen, die sich vielleicht auftun, zu richten. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Deshalb: Arbeiten wir zusammen und bringen wir unsere kleinen und mittleren Unterneh­men bestmöglich durch die Krise und in eine erfolgreiche Zukunft! – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

16.13

Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Grossmann: Ich darf nun Frau Bundesrätin Andrea Kahofer ans RednerInnenpult bitten. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)