18.13

Bundesrätin Eva Prischl (SPÖ, Niederösterreich): Ich habe meine Rede mittlerweile gekürzt, weil ich die letzte Rednerin zu diesem Punkt bin. Es ist schon sehr viel gesagt worden, aber trotzdem ist das ein Thema, das weiterhin polarisiert.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen! 2019 war wirklich ein tolles Jahr für den Tourismus, das haben alle schon gesagt, und das ist richtig. Ich möchte hier eine Lanze für die Städte brechen – die sind mir heute zu wenig angesprochen worden –, denn Tourismus ist nicht nur Wintertourismus, nicht nur Skifah­ren, nicht nur Seen und Natur. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Schreuder.)

Gerade die Städte hat diese Krise sehr stark getroffen, ich habe Zahlen dazu vorbereitet: Die Bundeshauptstadt Wien und die Landeshauptstädte haben im Jahr 2019 12,6 Millio­nen Ankünfte und 26 Millionen Nächtigungen verzeichnet. Das ist nicht zu vernachläs­sigen, das ist ein großer Part, den sie zum Tourismus in Österreich beitragen, das muss schon gesagt werden. Sie haben Rekordwerte verzeichnet. Die Zuwächse bei den Näch­tigungen waren mit 6,6 Prozent wesentlich höher als in Gesamtösterreich mit 1,9 Pro­zent. Das sind Spitzenwerte.

Bei den Nächtigungen führt logischerweise die Bundeshauptstadt Wien mit 17,6 Millio­nen Nächtigungen, das war ein Plus von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – toll, gratuliere den Kolleginnen und Kollegen –, gefolgt von den Landeshauptstädten Salz­burg, Innsbruck, Graz und Linz. Toll, gratuliere noch einmal!

Die Gesamtentwicklung wurde zum überwiegenden Teil von den internationalen Gästen bestimmt. 69 Prozent der Ankünfte und fast 74 Prozent der Übernachtungen wurden von ihnen gestellt.

Diese historischen Höchstwerte 2019 stehen nun in krassem Gegensatz zu 2020. Vor allem die Städte sind die großen Verlierer dieser Gesundheitskrise. Die österreichische Tourismuswirtschaft leidet immens unter diesen massiven Einschränkungen – auf der Angebotsseite durch Schließungen, Betretungsverbote, Veranstaltungsverbote, Reise­warnungen und so weiter. Das Ausmaß dieser Verluste ist nicht absehbar, und es wird lange, sehr lange dauern, bis sich die für Österreich so wichtige Tourismusbranche er­holt. Die Tourismusbranche trägt immerhin 7,3 Prozent zum BIP bei.

Am Beispiel der Wiener Tourismusbetriebe lässt sich dieses Drama statistisch nachwei­sen. So verzeichneten die Wiener Tourismusbetriebe im September des heurigen Jahres um drei Viertel weniger Nächtigungen als im September des Vorjahres. Die Hotelbetten­auslastung betrug damals fast 64 Prozent, jetzt sind es 18 Prozent. 18 Prozent, das ist unbeschreiblich! Der Städtetourismus lebt hauptsächlich vom Kunst- und Kulturangebot sowie vom Kongresstourismus. Gerade bei Kunst- und Kulturangeboten hätte die Re­gierung umsichtiger entscheiden und vorausschauend planen müssen. Durch diesen neuerlichen Lockdown fallen wesentliche und vor allem zahlungskräftige Gruppen weg und damit das Geld, das ansonsten in den Städten geblieben wäre.

Ich habe mit dem Direktor von Wien Tourismus, Norbert Kettner, gesprochen. Er warnt angesichts des nunmehrigen Lockdowns vor einer neuerlichen Verschärfung dieser Si­tuation. Für die Beherbergungsbetriebe, die wieder geschlossen haben, sind die Auswir­kungen immens. Auch wenn der Städtetourismus in den vergangenen Jahren sehr stark zugenommen hat und man 2019 die Umsatzmilliarde geknackt hat, sind die Reserven nun wirklich endgültig aufgebraucht. Seiner Meinung nach braucht es eine Liquiditäts- und Eigenkapitalstärkung. Die Tourismusbetriebe benötigen unbedingt Hilfe zum Über­wintern (Beifall bei der SPÖ), sonst werden einige von ihnen 2021 nicht mehr da sein, wenn der Städtetourismus wieder mit einem Anziehen der Nachfrage rechnet.

Auch die Kunst- und Kulturbetriebe sowie die Kongress- und Eventveranstalter dürfen als systemrelevante Bereiche nicht vergessen werden. Es geht um Ganzjahresarbeits­plätze und um systemkritische Infrastruktur, von der später die Erholung der gesamten Branche abhängen wird. Insofern kann man zu allen Unterstützungsmaßnahmen, die hier angeboten werden, nur Ja sagen. Sie sind auch notwendig.

Wir haben schon gehört: Im Jahr 2019 waren 220 000 unselbstständig Beschäftigte in diesem Bereich – Beherbergung und Gastronomie – tätig. Die Beschäftigungsstruktur sticht vor allem aufgrund des hohen Frauenanteils im Ausmaß von 56 Prozent hervor.

Die sozialdemokratische Fraktion nimmt den vorliegenden Bericht zur Kenntnis, aller­dings fordern wir weiterhin für die im Tourismus beschäftigten Personen Arbeitszeiten, die eine Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen, den Ausbau der Familienverträglich­keit und eine Entlohnung, die den Leistungsanforderungen entspricht. Ein besonderes Anliegen sind uns die Städte und vor allem der Städtetourismus, der wesentlich mehr Aufmerksamkeit und entsprechende Überlebensstrategien verdient. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.19

Vizepräsident Mag. Christian Buchmann: Zu uns gekommen ist Herr Bundesminister für Inneres Karl Nehammer. Ich begrüße ihn herzlich. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger. – Bitte.