18.19

Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Elisabeth Köstinger: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Bundesräte! Heute steht der Tourismus­bericht 2019 auf der Tagesordnung, und ich würde gerne auf ein paar der Zahlen aus diesem Tourismusbericht eingehen, weil er meiner Meinung nach schon sehr eindrucks­voll skizziert, wie wichtig der Tourismus, die gesamte Tourismusbranche für den öster­reichischen Wirtschaftssektor, für die Wirtschaftsleistung und damit eben auch für die Sicherung der Arbeitsplätze von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Land ist.

Das Jahr 2019 war ein Jahr der Rekorde. Die Ankünfte haben sich auf 46,2 Millionen belaufen, das war ein Plus von 3 Prozent. Die Nächtigungen in Österreich haben einen Rekordwert von 152 Millionen erreicht. In allen Bereichen haben wir einen Zuwachs er­lebt. Wir haben im Jahr 2019 erstmals auch die Messung des Erfolgs im Tourismus von den reinen Nächtigungszahlen hin auf ein Satellitenkonto umgestellt, das eine viel ge­nauere Betrachtungsweise des Tourismus beinhaltet, das vor allem auch Faktoren wie Eigenkapitalausstattung, Saisonauslastungen und vor allem auch die Wertschöpfung in der gesamten Region und dergleichen miteinbezieht.

Eine sehr eindrucksvolle Zahl aus dem Jahr 2019: Fast 80 Millionen der Nächtigungen wurden allein in Tirol und Salzburg gezählt. Ich glaube, das alleine zeigt auch schon die Bedeutung und Wichtigkeit der Rolle des Tourismus für den gesamten ländlichen Raum.

Im Jahresdurchschnitt 2019 waren allein in der Beherbergung und Gastronomie 222 000 Menschen beschäftigt, das waren wiederum 5 000 Menschen mehr als im Jahr davor.

Wir müssen uns Österreichs Position vor Augen halten, weil wir sie in Zukunft auch wie­der erreichen wollen: Österreich lag 2019 im weltweiten Ranking der Tourismusdestina­tionen an zwölfter Stelle. Wenn man sich anschaut, wo überall auf der Welt Tourismus stattfindet, ist das durchaus etwas, worauf wir sehr stolz sein können und wo wir einfach auch mit aller Kraft wieder hin müssen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Der Tourismus ist seit Jahrzehnten eine tragende Säule der österreichischen Wirtschaft, und das ist vor allem auf die unfassbar leidenschaftlichen und kreativen Unternehmerin­nen und Unternehmer zurückzuführen. Egal ob in der Gastronomie, in der Beherber­gung, in der Hotellerie – von den Privatzimmervermietern bis hin zu den Fünfsterneho­tels –, es findet sich einfach wirklich unfassbar viel an Kreativität und Leidenschaft, vor allem auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Tourismus. Genau dieser Ein­satz und dieser Kampfgeist sind jetzt in dieser Krise deutlich zu erkennen.

An dieser Stelle wirklich ein ganz großes Dankeschön an alle, die sich für den Tourismus einsetzen, die jetzt auch mit uns diesen Weg gemeinsam gehen, die mit uns gemeinsam diesen Bereich auch für die Zukunft wieder fit machen werden und in den nächsten Jah­ren hart daran arbeiten werden, damit wir wieder an die Weltspitze zurückkommen! (Bei­fall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der zweite Lockdown – wir haben es auch schon beim vorhergehenden Tagesordnungspunkt besprochen – betrifft vor allem die Gastronomie, die Veranstaltungsbranche, die Hotels und die Beherbergungsbetriebe massiv. Es gibt vor allem im Städtetourismus eine katastrophale Situation. Während wir heuer, im Jahr 2020, in den Ferienregionen durchaus ganz gute Buchungslagen zu ver­zeichnen hatten, war die Stadthotellerie gänzlich eingebrochen. Das ist vor allem auch darauf zurückzuführen, dass Sportveranstaltungen, Museen, Konzerte gänzlich fehl­ten. Speziell die Stadthotellerie war also ganz besonders betroffen. Wir haben dazu auch eine Umsatzrückerstattung von 80 Prozent für die Betriebe in Ausarbeitung, die vom zweiten Lockdown besonders betroffen sind, weil sie gänzlich geschlossen werden mussten.

Lassen Sie mich bitte aber auch in aller Deutlichkeit dazusagen: Gastronomie, Hotellerie und die Veranstalter haben in den letzten Monaten alles dafür getan, damit die Gäste gesund bleiben, sich wohlfühlen und eben auch die Kulinarik und die Getränke genießen können. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.) Trotzdem ist eines passiert, was die Clusteranalysen des Gesundheitsministeriums ganz gut gezeigt haben: Die Menschen, die vor Ort dafür Sorge tragen, dass alles passt, haben das getan; die Hauptanste­ckungsquellen waren dann im persönlichen Umfeld, im familiären Umfeld, wo man sich gut kennt, wo man sich mag, wo man halt dann manchmal auch auf den Abstand ver­gisst. Das alles hat dazu geführt, dass wir die Maßnahmen auch massiv auf das persön­liche Umfeld ausweiten mussten.

Wir haben das nicht so gemacht, weil es uns – wie es vorhin schon angesprochen wor­den ist – so gut gefällt und taugt, sondern im Gegenteil: Wir alle würden uns eine gänzlich andere Situation in diesem Land wünschen. Wir würden uns dieselben harten Auseinan­dersetzungen mit Ihnen wünschen, aber unter anderen Vorzeichen. Wir mussten diesen Schritt jetzt wählen und diesen Schritt jetzt gehen, damit wir vor allem die Leistungs­fähigkeit des Gesundheitssystems weiterhin erhalten können. Das ist unser wichtigstes Ziel. Wir haben uns dazu entschlossen, die Gastronomiebetriebe, die Veranstaltungen und vor allem auch die Hotellerie zu schließen, um mit den Infektionszahlen schnellst­möglich wieder nach unten zu kommen, um auch wieder eine Perspektive geben zu können, damit alle wieder aufsperren können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich nur noch einen Satz zum Re­debeitrag der Frau Bundesrätin Steiner-Wieser sagen: Ich glaube, die Rede brauchen wir jetzt inhaltlich nicht weiter zu beurteilen, sie richtet sich von vorne bis hinten von selbst. – Frau Bundesrätin, dass Sie aber das, was Sie gesagt haben, sagen können, zeigt, in welchem großartigen, starken, freien und offenen Land wir hier in Österreich leben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Sie haben das alles hier von einem Rednerpult im Hohen Haus aus gesagt. Ich glaube, das allein muss uns schon zeigen: Das halten wir aus! (Bundesrat Steiner: Das ist ja wohl das Mindeste!)

Wir werden gemeinsam durch diese Krise gehen. Wir werden die Betriebe bestmöglich unterstützen. Wir werden die Meinungsfreiheit hochhalten, aber wir werden vor allem auch eines tun - - (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ. – Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem der FPÖ – und der SPÖ; wir haben das bei Ihren Reden schon gesehen, ich glaube, da finden sich durchaus ein paar Überschnei­dungen und Parallelen (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann–, Sie wirken sehr meinungsstabil, deswegen sage ich das jetzt noch einmal – ich werde jetzt nicht weiter auf die Inhalte eingehen –, die Coronapandemie hat uns eines gezeigt: Sie trifft vor allem Ältere, die einen wirklich schweren Verlauf haben. Die Intensivbettenkapazität ist heute schon angesprochen worden. Es betrifft auch Jüngere, das habe ich in meinem persön­lichen Umfeld gesehen. Ich glaube, so wie Sie uns das allen nicht wünschen, wünschen wir es auch niemandem. Wir haben aber eine verdammte Pflicht in diesem Land, nämlich für jene zu sorgen und jene zu schützen, denen wir in diesem Land alles zu verdanken haben, und das ist die ältere Generation (Zwischenruf des Bundesrates Rösch), das sind unsere Eltern, das sind unsere Großeltern. Sie haben dieses Land aufgebaut, ihnen verdanken wir alles.

Es gibt kein Gesundheit-gegen-Wirtschaft oder Wirtschaft-gegen-Gesundheit. All das macht Österreich aus, und wir als Bundesregierung – gemeinsam mit Ihnen hier – wer­den alles dafür tun, um aus dieser Krise, aus dieser Pandemie zu kommen, und dafür, dass, so gut es geht, wenige Menschen geschädigt werden, dass sie vor allem gesund bleiben. Das ist das Einzige, was wir auch von Ihnen verlangen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.27