11.38

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Frau Bundesministerin! Gerade jetzt, da in elf Ländern die Europameisterschaft stattfindet, kommt diese Konvention des Europarates zu einer neuerlichen – nachdem die alte ja gekündigt wurde – Ratifikation. Da muss man sich einmal ganz kurz erinnern, was der Ausgangspunkt war: Das war das Spiel Liverpool gegen Juventus Turin am 29. Mai 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion. Dabei starben 39 Menschen, 450 bis 600 Men­schen wurden verletzt. Es war damals die Entscheidung des Bürgermeisters von Brüssel, aber auch der Polizei, das Spiel aus Sicherheitsgründen weiterlaufen zu lassen.

Ich kann mich noch an damals erinnern – dass ich das im Fernsehen gesehen habe, und da ist ein Band gelaufen: Das ist kein Spiel, das ist eine Katastrophe!, und das war eine der ganz, ganz großen Katastrophen.

Dann hat sich der Europarat entschlossen, eine Konvention – wie so viele Konven­tionen – zum Schutz der Menschen in Europa zu erstellen. Gerade im Bereich des Sportes gibt es ungefähr zehn Konventionen des Europarates, zum Beispiel gegen Spielmanipulation, für fairen Wettbewerb, aber auch für diesen ganzheitlichen Ansatz für die Sicherheit und Durchführung von Spielen. Ich war selber in den letzten Jahren in all den Beratungen – Teil davon –, als wir mit der Uefa, Fifa und allen wirklich lange, lange beraten haben. Es gibt zum Beispiel auch den Schutz durch den Europarat gegen Kin­desmissbrauch im Sport – auch etwas ganz, ganz Wichtiges –, und nicht zuletzt auch gegen Doping gibt es eine Konvention, die schützt und die Maßstäbe vorlegt.

Nun, jetzt wird diese modernisiert. Man darf sich einmal ganz kurz 1985 in Erinnerung rufen: Da gab es einen sogenannten Block Z, der die beiden Gruppen – die Hooligans aus Liverpool und die Fans von Juventus – auseinanderhalten sollte. Es gab, abgezählt, acht Sicherheitskräfte. Es gab acht Sicherheitskräfte, und das Beste war: Die Funkgeräte der Polizei hatten keine Batterie, und als die Polizei die Gendarmerie zu Hilfe rufen wollte, merkte sie, dass die Geräte zwischen Polizei und Gendarmerie nicht kompatibel sind. Ich meine!

So: Jetzt heißt es einfach – auch mit Deeskalationsprogrammen und, und, und –, die Sicherheit zu gewährleisten. Spiel ist Spiel, und Spiel ist nicht Krieg, es ist auf keinen Fall Krieg mit anderen Mitteln. Man muss natürlich aufpassen, auch heute, bei diesen Spielen, dass sozusagen nicht alles der gänzlichen Vermarktung unterworfen wird, dass auch noch ein Leben der Fans mit Blut und Herzblut und alles möglich ist. Das betrifft jetzt nicht nur den Fußball, es betrifft den Skisport, es betrifft die Gymnastik und so weiter und so fort. Nur: Das Wichtige ist, dass wir da einfach einen Maßstab haben, an dem sich traditionelle Stadien in der Sicherheit für die Zuschauer anpassen müssen, und das ist gut so.

Das Heysel-Stadion gibt es heute nicht mehr. Es wurde nach dieser unglaublichen Katastrophe komplett renoviert, das heißt, eigentlich wie neu gebaut und heißt heute König-Baudouin-Stadion. Allerdings erinnert ein Denkmal in diesem Stadion an die Tra­gödie dieser Menschen.

In diesem Sinne: Selbstverständlich stimmen wir der Ratifizierung dieser Konvention zu. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Schreuder.)

11.44

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Thomas Schererbauer. – Bitte, Herr Bundesrat.