11.44

Bundesrat Thomas Schererbauer (FPÖ, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Am 29. Mai 1985 trafen im Brüsseler Heysel-Stadion die Mannschaften von Juventus Turin und FC Liverpool zum Finale im Europacup der Landesmeister aufeinander. Bereits vor dem Spiel war es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen den jeweiligen Fangruppen gekommen. Knapp ein Jahr zuvor hatten Fans von Manchester United bei einem Europapokalspiel in Turin schwer randaliert und viele Italiener verletzt. Die aufgepeitschte Stimmung verlagerte sich ins Stadion. Als Anhänger Liverpools in den neutralen Sektor stürmten, brach Panik aus, und eine Wand stürzte ein. 39 Menschen wurden dabei getötet.

Katastrophale Fehlentscheidungen der zuständigen Sicherheitskräfte verursachten am 15. April 1989 die nächste Tragödie: Weil immer mehr Menschen vor dem Anstoß des Cuphalbfinales zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest in das Sheffielder Hillsborough-Stadion drängten, die Zäune am Spielfeldrand und zwischen den Blöcken jedoch verhinderten, dass die eingekeilten Menschen der Enge entfliehen konnten, fanden am Ende 96 Menschen den Tod. Die meisten von ihnen wurden eingequetscht und erstickt, sie erstickten nur wenige Meter vom Spielfeldrand entfernt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die schrecklichen Vorkommnisse des 29. Mai 1985 waren der Anstoß für diesen Staatsvertrag. In diesem Übereinkommen des Euro­parates wird der Fokus darauf gelegt, dass Sicherheitssysteme funktionieren, eine internationale Polizeizusammenarbeit gewährleistet ist, Sicherheitskonzepte bei An- und Abreise vorliegen und alles dafür unternommen wird, dass ein Besuch im Stadion sicher für die ganze Familie ist.

Sport ist Emotion, Sport ist Leidenschaft. Sport kann die Stimmung eines ganzen Landes beeinflussen. Erst vor wenigen Tagen hat die österreichische Fußballnational­mann­schaft bei der Europameisterschaft Geschichte geschrieben und konnte erstmalig bei einer EM-Endrunde ein Spiel gewinnen und als Tabellenzweiter ins Achtelfinale aufsteigen. – Bravo! (Beifall bei der FPÖ, bei BundesrätInnen von ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Schreuder.)

Es muss in Zukunft alles dafür Notwendige unternommen werden, damit sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen, denn der Sport in all seinen Facetten hat auch einen unglaublich wichtigen Auftrag für unsere und in unserer Gesellschaft: Zusammenhalt, Kameradschaft, Integration und vieles mehr. Sportlerinnen und Sportler können die Menschen durch ihre Leistungen dazu inspirieren, ihre eigenen Ziele trotz aller Anstren­gungen nie aus den Augen zu verlieren. Außerdem motivieren sie die Menschen, auch selbst körperlich aktiv zu werden.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ein Thema stößt mir besonders sauer auf und dafür gibt es von mir ganz klar die Rote Karte – nämlich für Rassismus. Der hat nichts im Sport und schon gar nichts in unserer Gesellschaft verloren. Es ist ohnehin traurig, dass wir im 21. Jahrhundert überhaupt noch darüber diskutieren müssen, und ich sage es mit aller Deutlichkeit – und bitte entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise –: Ich lasse mir meinen Sport nicht von ein paar unverbesserlichen Idioten schlechtmachen. (All­gemeiner Beifall.)

Mit der gleichen Vehemenz lehne ich auch eine Instrumentalisierung des Sports durch die Politik ab. Sport muss Sport bleiben und darf nicht durch politisch motivierten Aktionismus missbraucht werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Gott sei Dank wurden in den letzten Jahren große Fortschritte im Kampf gegen Rassis­mus im Sport, vor allem im Mutterland des Fußballs, in England, gemacht. Erreicht wurde dies durch eine beeindruckende Deutlichkeit und eine gesellschaftliche Bandbreite, mit der in England gegen Rassismus im Fußball Stellung genommen wird. Ein wirksames Mittel ist die Repression. Wer sich diskriminierend benimmt, schadet dem eigenen Klub, denn die Ligen bestrafen die Spieler und Klubs mit Sperren, Punkteabzügen und Geis­terspielen. Dazu kommt das Strafrecht. Ein Fan der Blackburn Rovers wurde beispiels­weise zu einer Buße von 1 000 Pfund und einem fünfjährigen Stadionverbot verurteilt, weil er den dunkelhäutigen Spieler Dwight Yorke aufs Übelste beschimpft hat.

Da Sport für mich persönlich eine Herzensangelegenheit ist, freut es mich sehr, dass da auf internationaler Ebene zusammengearbeitet wird, damit die Menschen auch in Zu­kunft zu Sportveranstaltungen oder in Fußballstadien gehen können, ohne Angst vor Gewalt oder Ausschreitungen haben zu müssen. – Vielen Dank, und bleiben Sie in Bewegung! (Beifall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Seeber.)

11.49

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bun­desrat Marco Schreuder. – Herr Bundesrat, bitte schön.