11.49

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Da ist noch eine Maske. (Eine FFP2-Maske vom Rednerpult nehmend und in die Höhe haltend.) Herr Schererbauer, ist das Ihre? (Rufe: ... bleibe in Bewegung! – Heiterkeit der Bundesräte Schererbauer und Schreuder, während Bundesrat Schererbauer zum Rednerpult geht und die Maske in Empfang nimmt.)

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Schererbauer, ich möchte mich ganz ausdrücklich für diese Rede bedanken. Ich glaube, das ist das Wichtigste am Sport überhaupt. Ich war einmal selbst im Vorstand des Wiener Sport-Club – zwar nicht lange, aber da haben wir sehr engagiert im Fußball gearbeitet.

Wenn man dann gerade mit der Jugend und mit dem Nachwuchs arbeitet, merkt man eigentlich, was für eine integrative Kraft der Sport ist, wie toll das ist – gerade im Mannschaftssport –, wenn man dann lernt, sich aufeinander zu verlassen. Das ist jetzt wirklich etwas Besonderes, vielen Dank für diese Rede! Ich habe mir trotzdem erlaubt, auch das Regenbogenfähnchen noch einmal mitzunehmen (auf das Regenbogen­fähnchen auf dem Rednerpult weisend), weil ich trotzdem auch der Meinung bin, dass die Uefa die vielen Farben durchaus akzeptieren kann und man ein Zeichen von Inklusion nicht unbedingt verbieten sollte.

Ja, meine Damen und Herren, als die Euro 2008 in Österreich und der Schweiz stattfand, war ich damals, als Wiener Gemeinderat in einer Stadt, die international Gastgeber sein durfte, sogar das Finalspiel austragen durfte, schon ziemlich stolz, muss ich sagen. Da werden sich eh viele erinnern, nicht? Die Fanmeile auf der Ringstraße, die inter­natio­nalen Fans, die hier feierten, sangen, mitfieberten, jubelten, trauerten – was auch immer dann gerade passierte, und auch das gehört natürlich zum Fußball dazu.

Ich war damals auch in der Wiener Tourismuskommission, wo ich unter anderem auch Kollegen Kaske, unseren früheren Bundesratskollegen, der jetzt wieder im Gemeinderat ist, kennengelernt habe. Wir waren schon ganz neugierig auf die Nächtigungsrekor­de, die eine Euro-Austragung in so einer Stadt bringen könnte, und waren dann eigent­lich recht überrascht, als wir hörten: Die Nächtigungszahlen gehen während einer Fußballeuropameisterschaft recht stark zurück! Zwar sind diese Werbebilder natürlich unbezahlbar – nachhaltig gesehen –, aber für die meisten Touristinnen und Touristen bedeutet es: Da ist Fußball, da fahre ich nicht hin. Das fand ich eine sehr interessante Information, die ich damals bekam: dass also eigentlich eine Euro gar nicht so ein Ad-hoc-Booster, sondern eher ein nachhaltiger Booster ist.

Wenn man sich anschaut, woran das liegt, dann ist das einfach auch immer noch ein gewisser schlechter Ruf des Fußballs, der ihm vorauseilt – meistens zu Unrecht, das möchte ich schon auch sagen. Dass aber viele das Kulturleben in der Stadt dann nicht genießen wollen, weil sie sich vor Fußballfans fürchten, fand ich erstaunlich. Also muss man dafür sorgen, dass dort, wo Fußball stattfindet, auch Sicherheit herrscht, und das ist ja das Grundkonzept dessen, was wir heute beschließen. Warum ist das so wichtig? Wir sehen es ja auch jetzt in den Fernsehbildern, wir sehen sehr viele Kinder, Familien, auch Frauen in den Fußballstadien, und das muss man einfach unterstützen: die Sicher­heit in den Stadien und vor den Stadien und im öffentlichen Raum.

Gleichzeitig gibt es natürlich eine Fußballkultur und eine Tradition der Fankultur, die man auch genauso unterstützen muss, und die eine absolute Daseinsberechtigung hat. Um das zusammenzubringen, bedarf es einfach der Anstrengung aller. Fußball ist nun ein­mal ein vielfältiger, traditionsreicher Sport, der viele Facetten zu berücksichtigen hat, und deswegen müssen wir als Verwaltung – alle Vereine, Verbände und Organisationen, auch die Gemeinden und die Länder – da so stark zusammenarbeiten. Fußball muss ein Safe Space sein, trotzdem seine Kultur behalten, und Fußball sollte auch ein Safe Space für alle ohne Angst, ohne Sorge und auch, wie schon der Kollege gesagt hat, ohne Rassismus, aber auch ohne Homophobie sein.

Als das Vorgängerabkommen unterzeichnet wurde – das wurde eh schon von meinen Vorrednern gesagt –, war gerade die Heysel-Katastrophe – das Spiel der Reds aus Liverpool und der alten Dame aus Turin – passiert, als 39 Menschen starben. Die Zeit hat sich mittlerweile weiterentwickelt – meist zum Positiven, muss man auch sagen –, aber die Herausforderung im Fußball, um Fans, Verwaltung, Exekutive und Vereine miteinander zu verknüpfen und intensiv miteinander, nicht nur gegeneinander zu arbei­ten, hat sich verstärkt.

Dieses Abkommen ist immerhin ein Staatsvertrag, das ist ja viel wert. Es stärkt den Aufbau von nationalen Koordinierungsstrukturen, hebt Sicherheit, Schutz und Dienstleis­tungen in Sportstadien und im öffentlichen Raum, Eventualfall- und Notfallpläne werden erstellt, Beziehungen zu den Fans und der örtlichen Bevölkerung – das finde ich beson­ders wichtig – werden intensiviert, Polizeistrategien und -einsätze spielen eine enorme Rolle, und die Verhinderung und Sanktionierung rechtswidrigen Verhaltens ist auch ein ganz wichtiger Bestandteil dieses Staatsvertrags.

Derzeit läuft, obwohl wir 2021 haben, die Euro 2020. Wir sehen ja wieder, welche Bedeu­tung der Fußball für uns alle hat, also auch ich versuche, meine Termine so anzupassen, dass ich mir doch die Spiele anschauen kann. Ich finde auch schön, dass der Bundesrat heute an einem spielfreien Tag stattfindet (erheitert), das muss ich ganz ehrlich ge­stehen. Der Fußball hat nun einmal eine große gesellschaftliche und integrative Bedeu­tung, daher ist der Sport ja auch so schön. Ich freue mich natürlich sehr über die Erfolge der österreichischen Nationalmannschaft und werde da absolut mitfiebern, auch wenn ich als gebürtiger Niederländer gestehe, dass meine Brille immer etwas oranje eingefärbt ist. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.55