10.33
Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister! Uns liegt hier, wir haben es gehört, eine weitere recht umfängliche Novelle betreffend den Universitätsbereich zur Debatte vor. Natürlich gibt es auch hier Kompromisse – das ist klar – und Fragen, die wir anders gelöst hätten, insgesamt ist es aber auch aus unserer Sicht zweifelsfrei ein begrüßenswerter Fortschritt, der mit dieser Novelle gemacht wird.
Ich möchte zwei Aspekte herausheben, die aus unserer Sicht wirklich sehr erfreuliche Verbesserungen darstellen. Beide betreffen den Weiterbildungsbereich – einiges haben wir dazu bereits gehört –, und beide erhöhen, das ist besonders wichtig, die Durchlässigkeit und erleichtern den Zugang zu Studien und zu Berufen. Gerade eben auch was die Frage der Durchlässigkeit betrifft, gibt es Entwicklungsbedarf – so hat sich der Anteil der Studierenden, die nicht aus akademischen Haushalten kommen, zum Teil verringert; also nicht generell, aber leider weiter verringert.
Ein wichtiges Element dazu ist jetzt eben die Gleichstellung von außerordentlichen Studien mit ordentlichen Studien – damit wird eine wesentliche Angleichung geschaffen –, und dazu gehört vor allem, und das finde ich besonders spannend und erfreulich, der neue Bachelor Professional. Gerade dieser ist eigentlich eine wirklich sehr, sehr spannende Entwicklung, und da verstehe ich auch die Haltung der Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ nicht, weil gerade das ja besonders stark die Durchlässigkeit öffnet.
Worum geht es da? – Es soll eben durch diese Gleichstellung der Zugang zu einem ordentlichen Studium auch für Menschen eröffnet werden, die keine Matura gemacht haben oder machen konnten, die keine vergleichbare Ausbildung haben, die möglicherweise nicht einmal eine Lehre abgeschlossen haben. Dies bietet ihnen jetzt die Möglichkeit, in ein Studium einzusteigen, zum Beispiel einen Bachelor zu machen und, wenn sie das wollen und können, daran anschließend einen Master oder einen PhD zu machen.
Das schafft jetzt neu eine planbare Bildungskarriere für Menschen, bei denen sich halt erst im Laufe ihres Berufslebens herauskristallisierte, dass sie studieren möchten und auch die Fähigkeiten dazu haben – und gerade das sind ja Menschen, die oft aus Familien, aus einem Umfeld ohne universitäre Ausbildung im Hintergrund kommen.
Gerade solche Leute aber sind eine Bereicherung für die Bildungslandschaft, weil sie Erfahrungen mitbringen, die andere, die eine klassische Bildungskarriere durchlaufen haben oder durchmachen, eben nicht mitbringen können. Die Frage der Potenziale, die ein Mensch hat, ist ja wirklich nur sehr bedingt eine Frage der abgeschlossenen Ausbildung, und darum halte ich gerade das für einen sehr, sehr wichtigen Schritt. Ob das jetzt gleich international beziehungsweise europaweit harmonisiert ist oder nicht, halte ich tatsächlich für sekundär. Wichtig ist, dass wir diesen Schritt jetzt gehen und damit auch vorangehen. Es wäre im Übrigen nicht das erste Mal, dass andere Länder nachziehen.
Der zweite Aspekt geht in eine ähnliche Richtung. Eine besonders wichtige und verantwortungsvolle, aber auch schöne Rolle ist der Beruf des Lehrers, der Lehrerin – da schließe ich den elementarpädagogischen Bereich natürlich explizit mit ein –, und gerade auch da ist es wünschenswert, in anderen Feldern, in anderen Berufen und Ausbildungen gemachte Erfahrungen, gesammeltes Wissen mitzubringen. Gerade bei solchen Biografien, die auch ein bisschen woanders herkommen – aus der Arbeitswelt ‑, ist es ja wirklich sehr spannend, das in den pädagogischen Bereich mit hineinzubringen. Das ist eine wunderbare Bereicherung für die Schulen, und dafür wird mit der vorliegenden Novelle wirklich eine neue Möglichkeit geschaffen und es werden Türen geöffnet.
Das Angebot richtet sich konkret an Personen, die in einem anderen Fach ein Studium absolviert haben und die mindestens drei Jahre Berufserfahrung haben. Diese durchlaufen dann ein Auswahlverfahren, in dem geschaut wird, ob das zusammenpasst – also die Erfahrung, die sie gemacht haben, und die Fächer, die sie unterrichten möchten –, und absolvieren dann einen eigens eingerichteten Hochschullehrgang, der vor allem pädagogische Qualifikationen vermittelt.
Analog wird es in der Elementarpädagogik einen Zugang für Leute geben, die einen pädagogischen Bachelor mitbringen, einen Bachelor aus fachverwandten Studien absolviert haben. Auch da wird es dann einen eigenen konstruierten, designten Lehrgang geben, und diese Leute können dann ohne Abschluss einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik auch Gruppen leiten. Auch das ist, denke ich, ein wichtiger Fortschritt. Neben der Bereicherung durch die Durchmischung verschiedenster Wissensfelder und Berufserfahrungen ist das sicher auch ein Beitrag zur Behebung des Lehrermangels, auch wenn es diesen nicht komplett beseitigen kann – das ist selbstverständlich richtig, was Sie sagen –, aber es ist ein Schritt dazu und eine sehr sinnvolle und wichtige Öffnung.
Die Verbesserung der Durchlässigkeit ist nun wirklich, wie ich finde, ein wichtiges Anliegen, gesellschaftspolitisch und sozialpolitisch ein wichtiger Beitrag, der mich besonders freut, weiß ich doch aus eigener persönlicher Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist, aus einem Umfeld heraus, das einen anderen Bildungshintergrund hat, gewohnte Bildungszugänge zu durchbrechen und auch Studien zu absolvieren. Ich ersuche um Ihre Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei BundesrätInnen der ÖVP.)
10.39
Vizepräsident Günther Novak: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Bundesrat Arlamovsky. Ich erteile ihm das Wort. – Bitte.