10.45

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Herr Vorsitzender! Hoher Bundesrat! Ich möchte diesen TOP 6 kurz aus meiner Sicht erläutern.

Es geht in der Tat um drei Schwerpunkte. Der eine betrifft die hochschulische Weiter­bildung. Die hochschulische Weiterbildung ist seit 2002 im Universitätsgesetz verankert, es gibt gleichsam 20 Jahre Entwicklung hochschulischer Weiterbildung. Es war und es ist an der Zeit, da eine Ordnung herbeizuführen. Die Ordnung besteht darin, dass wir die Bolognaarchitektur bei der hochschulischen Weiterbildung angewendet haben, mit Über­gängen zwischen den einzelnen Weiterbildungslehrgängen. Es gibt daher auch keinen Master der Weiterbildung mehr, ohne vorher einen Bachelor absolviert zu haben.

Frau Hahn, ich habe mir zum Beispiel Folgendes angeschaut: Es gibt einen hochinteres­santen Master of Science – keinen Master of Arts –, angeboten von einer Weiterbil­dungsinstitution in Vorarlberg, der Designing Digital Business heißt – eine interessante Denomination. Was ist Voraussetzung? – Man muss ein abgeschlossenes Studium haben und mindestens ein Jahr Berufserfahrung oder sechs Jahre einschlägige Berufs­erfahrung, wobei diese einschlägige Berufserfahrung hinsichtlich ihrer qualitativen Aus­prägung nicht weiter definiert ist, also es kann auch eine einschlägige Berufserfahrung im Verkauf sein, weil sich Designing Digital Business sozusagen an der Digitalisierung des Verkaufs ausrichtet. Es wird technologisches Fachwissen sowie Benutzerfreund­lichkeit vermittelt und es werden einzelne Shopsysteme vorgestellt. Das ist ein vierjäh­riger Master, man schließt mit einem Master of Science ab. Aus dem Blickwinkel der Universität muss man sagen: Nein, das ist kein Master of Science, das ist kein Master der Naturwissenschaften, und wenn man einen Master vergibt, dann kann dies eben nur dann passieren, wenn man vorher einen Bachelor erworben hat. – Das meine ich mit Ordnung in der hochschulischen Weiterbildung.

Der zweite Punkt – auch in der hochschulischen Weiterbildung – ist in der Tat die Förde­rung nicht traditioneller Bildungswege. Herr Spanring, die allgemeine Hochschulreife ist die Matura, gar keine Frage. Das bleibt auch, aber wir müssen, wie ich glaube, auf die Vielfältigkeit von menschlichen Biografien in einem gewissen Sinne Rücksicht nehmen. Wir haben mit dem Bachelor Professional eine Möglichkeit geschaffen, Personen, wenn sie facheinschlägig, berufseinschlägig spezialisiert sind und ihre Erfahrungen gemacht haben, eine Möglichkeit zu einem hochschulischen Studium einzuräumen. Das halte ich für sinnvoll. Das wird nicht der Highway im Bereich der Bolognaarchitektur sein, aber es ist eine, glaube ich, legitime Möglichkeit.

Der zweite Schwerpunkt betrifft das Steop-Monitoring, die Verlängerung der Steop mit einem verpflichtenden Monitoring und einer Vereinheitlichung der Steop in den einzelnen Universitäten. Die Zugangsregelungen sind auch verlängert worden.

Der dritte Schwerpunkt betrifft eben den Quereinstieg, der, glaube ich, eine erfreuliche Vision für jene bietet, die sich – nachdem sie in der Industrie oder in der Wirtschaft oder wo auch immer waren – möglicherweise als 40-, 45-Jährige dazu entschließen, zu sa­gen: Jetzt möchte ich Lehrer oder Lehrerin werden! – Das ist, glaube ich, eine sinnvolle und notwendige Angelegenheit.

Ich darf vielleicht auf die Kritik eingehen – es gab ja zögerliches Lob und auch eine Kritik sozusagen zwischen den Zeilen. Das Erste betraf die Titel, die es nicht gibt: Bachelor (Continuing Education). – Ja, ja, das ist sozusagen eine Neuschöpfung, aber seien Sie sicher, das wird verstanden werden. Ich kann mich noch gut erinnern – es gibt hier wahr­scheinlich wenige weitere, die sich an die Einführung des Magistertitels erinnern –, Ende der Siebzigerjahre ist dann plötzlich ein Lehramtsstudium mit dem Magistertitel beendet worden und überall wurde gewitzelt: Na, die werden alle Apotheker werden! – Inzwi­schen ist der Magister ein etablierter Titel geworden.

In Deutschland gibt es keinen Magistertitel, dort gibt es den Diplom-Geographen, den Diplom-Volkswirt.

Frau Hahn, ich will damit nur sagen: Wir haben in Europa eine unglaubliche Titelflut. In Italien gibt es den wunderschönen Titel der Dottoressa. Ich habe immer geglaubt, dass Dottoressa ein sehr hoher Titel ist. In Wahrheit ist man nach einer sehr kurzen Studien­dauer Dottoressa. Frau Hahn, appellieren Sie nicht an die europäische Einheitlichkeit bei den Titeln – die gibt es nicht!

Frau Hahn, Sie haben auch noch moniert, dass Ihnen die Qualitätssicherung nicht weit genug geht. Ich muss Ihnen sagen, alle Universitäten haben ein Qualitätssicherungs­system, das ausgesprochen ausgeprägt ist. Da ist auch viel an Kontrolle und Bürokratie dahinter. Wir brauchen kein neues Qualitätssicherungssystem, sondern wir haben eines geschaffen, um nämlich zu sagen: Wenn es irgendwo Zweifel an einem Weiterbildungs­lehrgang gibt, kann man das dann überprüfen, aber nicht im Vorhinein.

Ich darf noch einen anderen, eher grundsätzlichen Punkt anschneiden: Das ist die Ge­schichte mit dem Lehrermangel. Das interessiert mich als geografisch gebildeten Men­schen sehr. Ich schaue mir auch die Altersverteilung der Lehrer, die wir derzeit im Dienst haben, an. Ich schaue mir gleichzeitig auch an, wie viele Personen Lehramt studieren. Es ist so, dass sich das in der Regel gut ausgeht. Wir haben einen gewissen Bauch, das sind die Babyboomer, die jetzt in Bälde in Pension gehen, aber wir haben relativ viele im System, die Lehramt studieren. Wir haben nur zwei Bundesländer, in denen das einiger­maßen kritisch ist: Das eine ist Vorarlberg – das hat den Hintergrund der relativ hohen Löhne in der Schweiz – und das zweite ist Wien. Wien bildet sehr viele aus, aber viele Lehrer und Lehrerinnen gehen ins Umland, weil dort das Unterrichten manchmal etwas einfacher als in Wien ist. Lehrermangel insgesamt ist also eher ein Mythos – wir müssen uns um die Verteilung kümmern. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.)

Eine letzte Anmerkung – Herr Arlamovsky, wenn ich noch Ihre geschätzte Aufmerksam­keit erfahren darf – zu dieser Geschichte: Wer macht den Quereinstieg? – Den Querein­stieg organisieren die pädagogischen Hochschulen – das ist gar nicht so schwierig –, die Entwicklung des Curriculums erfolgt gemeinsam mit den Universitäten und die Vor­tragenden kommen sowohl von den pädagogischen Hochschulen als auch von den Uni­versitäten. Ich weiß, das wird Sie nicht motivieren, jetzt Ihre Zustimmung zu geben, aber ich wollte es nur der Sachlichkeit halber aufgeklärt haben. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.52

Vizepräsident Günther Novak: Danke, Herr Bundesminister.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Zur Geschäftsbehandlung hat sich Fraktionsvorsitzender Karl Bader zu Wort gemel­det. – Bitte.