10726 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Bundesrates

 

Bericht

des Ausschusses für Familie und Jugend

über den Entschließungsantrag der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend flächendeckende Versorgung für LGBTIQ-Jugendliche (297/A(E)-BR/2021)

Die Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen haben am 24. Juni 2021 einen Entschließungsantrag eingebracht und wie folgt begründet:

„Gerade Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stehen nach mehr als einem Jahr der Corona-Pandemie vor enormen psychosozialen Herausforderungen. Zahlreiche Studien zeigen, dass diese Gruppe besonders hart von Lockdowns, Home-Learning und den Folgen aufgrund der Einschränkungen während der Pandemie betroffen sind. Das Ansteigen von Depressionen, Angst- und anderen psychischen Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen wird unsere Gesellschaft auch in den kommenden Jahren noch massiv beschäftigen – die Politik hat genau daher die Pflicht, die dringend notwendigen Ressourcen für den Ausbau einer umfassenden, flächendeckenden psychosozialen Versorgung junger Menschen in Österreich sicherzustellen!

Besonders hart getroffen werden von den aktuellen psychosozialen Belastungen insbesondere jene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits vor der Pandemie marginalisiert und in vulnerablen Situationen waren. Ein zentrales und international viel diskutiertes Beispiel dafür sind junge LGBTIQ-Personen – die großen Herausforderungen vor denen diese Gruppe in der besonders schwierigen Zeit als Jugendliche und junge Erwachsene ohnehin schon stehen, werden durch die Einschränkungen der Pandemie-Bekämpfung vervielfacht. Seit Jahren zeigen internationale Studien, dass junge LGBTIQ-Personen deutlich häufiger unter psychosozialen Belastungen, psychischen Erkrankungen und sogar einem deutlich höheren Suizid-Risiko leiden als der Durchschnitt ihrer Altersgenoss*innen. Diese Phänomene werden durch die aktuelle Krise noch verschlimmert.

Umfassende Daten zur Situation von LGBTIQ-Jugendlichen liegen beispielsweise aus den USA vor. Dort zeigte das Selbstmordpräventionsprojekt „The Trevor Project“: „Über 40 Prozent der queeren Jugendlichen gaben an, dass sich die Pandemie auf ihre Fähigkeit, ihre Identität auszudrücken, ausgewirkt hat. Besonders betroffen sind trans und nichtbinäre Jugendliche, die dem zu 56 Prozent zustimmten. (…) Über die Hälfte aller befragten LGBTIQ-Jugendlichen haben seit dem Ausbruch des Coronavirus Symptome von Angst und Depressionen verspürt. (…) Zu schaffen machte den LGBTIQ-Jugendlichen der verringerte Zugang zur psychosozialen Versorgung und dass sie ihre Identität nicht mehr im gleichen Maße ausdrücken können. Ein Drittel aller queeren Jugendlichen gab an, dass sie zu Hause nicht in der Lage seien, sie selbst zu sein, und fast ein Drittel der trans und nicht-binären Jugendlichen fühlte sich seit Beginn von COVID-19 in ihrer Lebenssituation unsicher. Einer von drei queeren People of Color (32 Prozent) gab an, dass ihre Lebenssituation durch die Corona-Pandemie «viel stressiger» geworden sei als zuvor. Auch Mobbing im eigenen Umfeld macht den amerikanischen Jugendlichen zu schaffen.““

 

Der Ausschuss für Familie und Jugend hat diesen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 13. Juli 2021 in Verhandlung genommen.

Berichterstatterin im Ausschuss war Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner.

An der Debatte beteiligten sich die Mitglieder des Bundesrates Mag. Sandra Gerdenitsch und Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA.

Bei der Abstimmung fand der Entschließungsantrag der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend flächendeckende Versorgung für LGBTIQ-Jugendliche (297/A(E)-BR/2021) keine Mehrheit (dafür: S, dagegen: V, F, G).

Aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 32 Abs. 6 GO-BR ist ein Ausschussbericht zu erstatten.

Zur Berichterstatterin für das Plenum wurde Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner gewählt.

Der Ausschuss für Familie und Jugend stellt nach Beratung mit Stimmenmehrheit den Antrag, dem Antrag 297/A(E)-BR/2021 keine Zustimmung zu erteilen.

Wien, 2021 07 13

                   Mag. Daniela Gruber-Pruner                                  Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA

                                  Berichterstatterin                                                                       Vorsitzende