1190/J-BR/96

A N F R A G E

der Bundesräte Gerstl

und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit u. Konsumentenschutz betreffend Einführung von Chipcards anstelle von Krankenscheinen

Das Ziel aller Aktivitäten muß es sein, durch synergetische und integrierte Leistungsmodelle den Kommunikations- und organisationsfluß zwischen den diversen Leistungsträgern selbst und zwischen diesen und den Leistungsnehmern im Gesundheitsbereich mittels vernetzter Datenorganisation auf die Ebene eines modernen und effizienten Management zu heben. Strukturelle Mängel in der Kommunikation und Kooperation zwischen den Gesundheitseinrichtungen wie auch zwischen den einzelnen Stationen der Patientenbetreuung (z.B. Doppelgleisigkeiten, fehlende Datenströme) ziehen hohe Kosten und fortlaufende Kostensteigerungen nach sich, die weder politisch noch wirtschaftlich vertretbar sind. Dies verspricht durch effiziente Modelle des Management von Kommunikation und Kooperation hohe Kosteneinsparungswirkungen im Gesundheitssektor.

Im Herbst 1995 hat sich in Österreich eine ARGE Gesundheit konstituiert, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Initiativen zur Effektivitätssteigerung im Gesundheitsbereich zu setzen. Der Qualitätsgewinn einer kostenbewußten Gesundheitsorganisation soll

allen betroffenen Gruppen (Patienten, Versicherungen, Gesundheitsorganisationen, Ärzte) zugute kommen.

Die ARGE GESUNDHEIT setzt sich zusammen aus Wissenschaftlern sowie Experten aus der Gesundheitswirtschaft und der

Kommunikationsbranche. Sie ist bewußt interdisziplinär, um ganzheitlichen Lösungsmodellen in der Gesundheitsproblematik eine Chance zu geben.

Unter anderen Aktivitäten der ARGE (z.B. im Bereich der Gesundheitspublizistik oder dem Vorsorgemanagement) ist in diesem Zusammenhang eine von besonders dringlichem Interesse, nämlich die der Vorbereitungsarbeiten zur Einführung von Chip-Karten für Patienten

In den von der ARGE durchgeführten Expertenhearings konnte erhärtet werden, daß durch eine österreichweite Einführung einer Chipcard für Patienten mindestens die jährlichen Kostensteigerungsbeträge von ca. 2o Mrd. Schilling (zuletzt von rd. 34o Mrd. S auf rd. 36o Mrd. S) eingespart werden könnten.

Erste, durch die Firma Siemens durchgeführte Pilotversuche in Österreich und großflächigere Anwendungen der Chipcard in Deutschland machen deutlich, daß noch eine Reihe von Bedingungen (z.B. im Datenschutz, im Patientenmanagement, im Ordinationsmanagement, im Versicherungsmanagement, in der Vernetzung der patientenbetreuenden Stellen, nicht zuletzt in der Akzeptanzbereitschaft der Ärzte) zu klären bzw. zu realisieren sind, um eine effiziente Kartenorganisation zu gewährleisten.

Für die rasche Einführung eines solchen Kartenmanagements und dem daraus erzielbaren Einsparungspotential sprechen viele Argumente, zum Beispiel:

· Die Chipcard als Dienstleistungsinstrument für Patienten,

· Rationalisierung der Organisation (zentrale Erfassung im Hauptverband, Vermeidung von unnötigen Wiederholungen von Untersuchungen, Anamnesen etc., Verkürzung der Verweildauer in Krankenhäusern

· Qualitätssteigerung durch Informationssicherheit (lückenlose Krankengeschichte von Patienten in allen Behandlungssituationen)

· Self-Controlling-System (Übersicht der mit der Krankengeschichte von Patienten befaßten Ärzte, deren Diagnosen und Therapien, rationelle Einschätzbarkeit der Kosten für Versicherungen und öffentliche Hand).

Die unterzeichneten Bundesräte stellen daher an die Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz nachstehende

A n f r a g e :

1) Sind Sie bereit, diese - im übrigen auch von der Europäischen Kommission befürworteten - Organisation der Patientenführung mittels der Chipcard auch in Österreich zu etablieren, und welche Schritte planen Sie zur Realisierung (z.B. feasibility study)?

2) Sind Sie bereit, die Aktivitäten der ARGE GESUNDHEIT zu fördern und die von der ARGE schon geleisteten Vorarbeiten in diese Schritte zur Realisierung der Chip-Karte einzubinden?