1870/j-br br
Eingelangt am: 2001-09-24
 
ANFRAGE

der Bundesräte Prof. Konecny
und Genossinnen
an die Bundesministerin für Verkehr, Infrastruktur und Technologie
betreffend Vorwurf der Desinformation durch die Bundesministerin und katastrophales
Personalmanagement im gegenständlichen Ressort

In einem bisher bei Regierungsmitgliedern nicht dagewesenen Intensivität werden Sie seit
Ihrem Amtsantritt von massiven Problemen mit Mitarbeiterinnen in Ihrer unmittelbaren
Büroumgebung (hohe Personalfluktuation, Doppelbeschäftigung von Kabinettschefs, hohe
und untransparente Entgelte, die nach Recherchen ständig nach oben nachgebessert werden
müssen (siehe Hans-Jürgen Miko und seine Aufsichtsratsposten), unklare
Leiharbeitsverhältnisse bis hin zu Lächerlichkeiten wie Stöckelschuherlass und
Rocklängenverordnung) verfolgt.

Diese Probleme weiten sich nunmehr auch auf die Beamtenebene aus: So ist dem
Wirtschaftsblatt vom 20. September 2001 zu entnehmen, dass der von Ihnen eingesetzte und
vom Rechnungshof abgeworbene Generalsekretär, Friedrich Rodler, der vor einigen Tagen
seine Funktion als Ihr Generalsekretär zurückgelegt hat, die Gründe für seinen Abtritt
nunmehr der Öffentlichkeit bekannt geben müsse, um Ihre Eingriffe in seine Reputation
abzuwehren. "Er melde sich zu Wort, weil er seine Reputation nicht seltsamen
Selbstbeschönigungen der beratenden Ministerumgebung geopfert wissen wolle. Er müsse
daher dieses satte Stück der Desinformation der Ministerin berichtigen."

Konkret bedeutet dies also, dass einem Mitglied der Österreichischen Bundesregierung
absichtliche Desinformation der Öffentlichkeit durch den höchsten Beamten ihres Ressorts
vorgeworfen wird. Ein Vorwurf, der zunächst seinesgleichen sucht, und in seiner politischen
Brisanz verhindert, dass einfach zur Tagesordnung übergegangen werden kann. Alle
Vorgänge, die damit im Zusammenhang stehen, müssen umgehend einer schonungslosen
parlamentarischen Untersuchung unterworfen und die notwendigen Konsequenzen gezogen
werden.

Diese Causa wird noch dramatischer dadurch, dass auch der von Ihnen eingesetzte
Personalchef Helmut Brandi, ebenfalls ein vom Rechnungshof abgeworbener
hochqualifizierter Beamter, definitiv erklärt haben solle, nicht mehr mit Ihnen
zusammenzuarbeiten und in den nächsten Tagen das Ministerium zu verlassen. Die Vorwürfe
dieser beiden Spitzenbeamten sind besonders glaubwürdig, weil für beide dienstrechtliche und
finanzielle Nachteile in erheblichem Ausmaß mit diesen Schritten verbunden sind. Ebenso
gibt zu denken, dass dem höchsten Beamten eines Hauses - also quasi dem
Dienstgebervertreter - mündliche und schriftliche Solidariätsadressen der Mitarbeiter des
Hauses und der Belegschaftsvertretung für seinen konsequenten Schritt gewidmet wurden.

In diesem Zusammenhang sei auch ein weiterer Sachverhalt genannt, der zum Nachdenken
über Sie zwingt. Im Standard vom 17.9.2001 wird berichtet, dass der langjährige Sektionschef
Hermann Weber durch "einen Griff in die Trickkiste" von Ihnen in Frühpension geschickt
werden soll. Nur zur Erinnerung: Dies war jener Sektionschef, der im Zusammenhang mit der
Causa Rufnummernverordnung (kürzest geltende Verordnung Österreichs) Ihnen zunächst in
der Öffentlichkeit widersprochen hat. (Anmerkung: Das hat er nun davon und alle anderen
sollen sich in Acht nehmen.)

Die Zustände allgemein beschreibt der Kurie vom 18. September 2001 wie folgt:
"Damit setzt sich auf Beamten-Ebene fort, was sich seit ihrem Amtsantritt in Forstingers
Kabinett abspielt: Es ist ein Durchhaus. Zeugen berichten von unglaublichen Szenen an der
Spitze des Ministeriums (die Rede ist von Psycho-Druck und Heulkrämpfen)."

Dem Wirtschaftsblatt vom 8.9.2001 ist zu entnehmen, dass diese skandalöse Personalpolitik
nach dem Kabinett, der Beamtenschaft im Ministerium, nunmehr auch die Unternehmungen
trifft, die im Einflussbereich Ihres Ressorts stehen. So soll der Chef der GBI Johann Moser
nach Zerwürfnissen mit Ihnen als Eigentümervertreterin nunmehr einen Aufpasser zur Seite
gestellt bekommen: Rudolf Haberleitner, der gleichzeitig des GBI-Aufsichtsrates ist, kassiert
für diesen 80 Tage laufenden Vertrag 2,4 Millionen Schilling, so das Wirtschaftsblatt.

Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an die Bundesministerin für Verkehr,
Innovation und Technologie nachstehende


Anfrage:

1. Stimmen die Zeitungsberichte, wonach Ihr Generalsekretär Friedrich Rodler seine
Funktion zurückgelegt hat?


2. Welche Gründe wurden Ihnen dafür mitgeteilt?
3. Wie stellt sich die Situation dienstrechtlich im Detail dar?

4. Welche Arbeiten hat Ihr Generalsekretär seit seinem Amtsantritt erledigt und welche
Weisungen haben Sie ihm in diesem Zusammenhang gegeben?

5. Wie werden Sie auf den Vorwurf reagieren, dass Sie in diesem Zusammenhang
Desinformation betrieben haben?

6. Stimmen die Zeitungsberichte, wonach der von Ihnen ausgewählte Personalchef
Helmut Brandi seine Funktion zurückgelegt hat?


7. Welche Gründe wurden Ihnen dafür mitgeteilt?
8. Wie stellt sich die Situation dienstrechtlich im Detail dar?

9. Welche Arbeiten hat Ihr Personalchef seit seinem Amtsantritt erledigt und welche
Weisungen haben Sie ihm in diesem Zusammenhang gegeben?

10. Stimmen die Zeitungsberichte, wonach aus Ihrem Büro die Mitarbeiterinnen Erika
Schild und Renald Kern ihre Funktionen zurückgelegt haben?


11. Welche Aufgaben haben diese beiden bisher erfüllt?
12. Was war jeweils der Grund für die Auflösung der Dienstverhältnisse?
13. Wie stellt sich die Situation dienstrechtlich und finanziell dar?

14. Stimmen die Zeitungsberichte, wonach Walter Ripler aus Ihrem Büro ausscheiden
wolle?


15. Was hat Walter Ripler bisher für dienstliche Aufgaben erfüllt?
16. Was ist der Grund für die Auflösung des Dienstverhältnisses?
17. Wie stellt sich die Situation dienstrechtlich und finanziell dar?

18. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am l. 12.2000 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

19. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am l. l. 2001 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

20. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am 1. 3. 2001 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

21. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am 1. 5. 2001 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

22. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am 1. 7. 2001 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

23. Welche Mitarbeiterinnen waren in Ihrem Büro am l. 9. 2001 beschäftigt?
Welche Aufgaben hatten sie im einzelnen zu erfüllen?

24. Wie waren die dienstrechtlichen und finanziellen Konsequenzen im Einzelfall bei jeder
Auflösung des Dienstverhältnisses seit Ihrem Amtsantritt im Ministerbüro?

25. Mit welchen Griff in die Trickkiste wollen Sie dafür sorgen, dass der 62-jährige
Sektionschef Hermann Weber in Frühpension geht?

26. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend, dass der GBI-Chef Johann Moser einen
Berater zur Seite gestellt bekommt?


27. Welche Aufgaben hat dieser Berater?
28. Nach welchen Rechtsgrundlagen wurde dieser ausgewählt?
29. Wieviele Bewerbungen gab es dafür?
30. Warum wurde Rudolf Haberleitner dafür bestimmt?
31. Welchen Vertrag hat dieser dafür erhalten?
32. Welche Vertragsdauer wurde vereinbart?
33. Welche Leistungen hat Rudolf Haberleitner gemäß diesem Vertrag zu erbringen?
34. Welches Entgelt ist im Detail für welche Leistung vorgesehen?

35. Stimmen die Behauptungen, dass er aus diesem 80 Tage laufenden Vertrag
2,4 Millionen Schilling erhalte?

36. Wie beurteilen Sie die Situation nach den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen,
wonach ein Mitglied des Aufsichtsrates einer Gesellschaft als Berater für den Vorstand
bestellt und honoriert wird?

37. Ist ein solches Mitglied des Aufsichtsrates dann noch in der Lage, objektiv seine
Funktion als Aufsichtsrat auszuüben?

38. Von welchem externen Dritten wurde das Organisationskonzept für das BMVIT
entwickelt?


39. Wurde diese Leistung ausgeschrieben oder wie wurde die Leistung sonst vergeben?
40. Welches Honorar wurde für die Leistung vereinbart?

41. Welche Meinungsforschungsinstitute wurden für die Abtestung des neuen Logo des
BMVIT herangezogen?


42. Wie erfolgte die Auswahl?
43. Welche Honorare wurden für die Meinungsbefragungen vereinbart?

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