2116/J-BR/2003
Eingelangt am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Bundesräte Prof. Konecny
und GenossInnen
an den Präsidenten des Bundesrates
betreffend die Verwendung von offiziellem Briefpapier der Republik Österreich durch den
Präsidenten des Bundesrates Hans Ager zur Wahlwerbung für den ÖVP-Spitzenkandidaten
bei den Tiroler Landtagswahlen Herwig van Staa
Dem Standard vom 24. September 2003 musste man folgenden
skandalösen Sachverhalt
entnehmen:
„Präsident des Bundesrates: Wählt van Staa!
Itter
- Auf Briefpapier der Republik Österreich hat der Präsident des Bundesrates,
Hans
Ager, die Einwohner seiner Heimatgemeinde
Itter aufgerufen, bei der Tiroler Landtagswahl
die ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten Herwig
van Staa zu wählen. Der dem Standard
vorliegende Brief vom 19. September ging an
alle Haushalte der Gemeinde Itter im Tiroler
Unterland. Eingangs wird darin auf die
Öffnungszeiten der Wahllokale hingewiesen, dann
"die Bitte" geäußert, Herwig van Staa zu "unterstützen",
einen "außergewöhnlichen
Menschen, Politiker und Problemloser". Zudem empfiehlt Ager das
"starke Team" der VP-
Kandidaten.
"Die
Itterer wissen ja aus welchem Stall ich komme", sagt Ager zum Standard.
Räumt dann
aber ein, dass sein Brief "nicht ganz
korrekt" war. "Ich hab nicht groß überlegt. Ich hätte auch
ein anderes Briefpapier nehmen können, als
Obmann des Tourismusvereines zum Beispiel.
Dann hätte es halt geheißen, dass auch nicht
alle Touristiker van Staa wählen." (bs)"
Sollte der im Standard wiedergegebene Sachverhalt
richtig sein, handelt es sich dabei nicht
nur um einen „demokratiepolitischen Ausrutscher", sondern um einen
politischen Skandal,
der bisher in den Präsidentschaften des Bundesrates völlig unbekannt war. Gerade
der
Bundesrat und seine Präsidentinnen zeichneten sich dadurch aus, dass sie die
Sache des
Bundesrates über parteipolitische Interessen stellten. Zur Aufklärung des
Sachverhaltes, aber
auch zur Aufklärung, ob diese Vorwürfe gegenüber Präsident Ager begründet sind,
richten die unterzeichneten Bundesräte an den Präsidenten
des Bundesrates
nachstehende
Anfrage:
1. Sind in
dem gegenständlichen Brief von Ihnen an die Einwohnerinnen der Gemeinde
Itter Passagen beinhaltet, die eine Wahlwerbung für Herwig van Staa
bzw. die Tiroler
ÖVP ausdrücken? Wie lautet der Brief wörtlich?
2. Wie lautet der Briefkopf des
gegenständlichen Briefes und welcher Absender wurde auf
die Kuverts und/oder dem Brief aufgedruckt?
3. Wie viele dieser Briefe wurden versendet?
4. Welche Portokosten sind für die
Versendung dieser Briefe entstanden und wer hat diese
Portokosten getragen?
5. Welche Kosten sind aus der
Verwendung der Briefpapiere der Republik Österreich
entstanden und wer hat diese getragen?
6. Wer hat die
Sekretariatstätigkeiten (Schreiben und Vervielfältigen des Briefes,
Kuvertierung und Abgabe am Postamt) vorgenommen?
7. Woher haben Sie als Präsident des
Bundesrates die Adressen der Einwohnerinnen der
Gemeinde Itter?
8. Welche Rechtsgrundlagen bestehen für die Verwendung dieser Datensätze?
9. Sind die Datensätze EDV-mäßig verarbeitet?
Wenn ja, welche DVR-Nummer wurde für den Brief gemäß der
zwingenden
Bestimmung des Datenschutzgesetzes verwendet?