2119/J-BR/2003
Eingelangt am 09.10.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Dringliche Anfrage
gem. § 61 Abs. 3 GO - BR
der Bundesräte Prof. Konecny
und GenossInnen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend die Beschaffung der Eurofighter Kampflugzeuge als teuerste Fehlentscheidung in der
Geschichte der Zweiten Republik
Wie Vizekanzler Bundesminister Haupt in der Pressestunde vom 5. Oktober
2003 richtig
analysierte, ist diese Bundesregierung auch
im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik
gescheitert.
Zitat:
"Ich habe nicht
sieben Jahre Übergangsfrist in Europa herausverhandelt, um zuzuschauen, wie
ein verfehlter Wirtschaftskurs von Grasser und Bartenstein uns hohe
Arbeitslosenzahlen
beschert."
Ein wesentliches Element
des völligen Scheiterns dieser Bundesregierung ist das Chaos und die
Verwirrung bei der größten und teuersten Beschaffung der Zweiten Republik, dem
Kauf des
Kampfflugzeuges Eurofighter.
Die Geschichte der
geplanten Anschaffung der Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter durch das
österreichische Bundesheer ist eine Geschichte des Versuchs, mit der
österreichischen
Bevölkerung ein Verwirrspiel zu treiben.
Sicherheitspolitisch ist
der Ankauf dieser Kampfflugzeuge nicht erforderlich. Anders als in
Zeiten des Kalten Krieges ist Österreich ausschließlich von befreundeten
Staaten umgeben, die
in naher Zukunft fast alle zur Europäischen Union gehören werden. Österreich
ist von keinen
Staaten umgeben, die unser Land militärisch - sei es am Boden, sei es in der
Luft - bedrohen
würden. Dass die Teilnahme an einem künftigen europäischen Sicherheitssystem
den Ankauf
von Abfangjägern erfordern würde, entspricht nicht den Tatsachen. Zudem böte
gerade die
Perspektive eines europäischen Sicherheitssystems die Möglichkeit einer
entsprechenden
Arbeitsteilung auch im Bereich der Beschaffungspolitik.
Budgetpolitisch macht es
der Zustand der Staatsfinanzen absolut unverständlich, dass die
Bundesregierung um jeden Preis am Ankauf von Abfangjägern festgehalten hat. Und
zwar an der
absolut teuersten Variante, dem Eurofighter
des EADS-Konsortiums.
Während stets versprochen
wurde, sich um die kostengünstigste Lösung zu bemühen, wurde die
mit Abstand teuerste gewählt. Um die enormen Kosten zu verschleiern, wurden
größte
Anstrengungen unternommen. 1,791 Milliarden € würden 24 Eurofighter kosten,
erklärte die
Regierung am 2. Juli 2002 nach ihrem
Beschluss, das teuerste Modell zu kaufen. 18 Eurofighter
kosten nun, wie Finanzminister Grasser letztendlich zugeben musste, l ,959
Milliarden Euro -
ohne Erhaltungs- und
Betriebskosten und ohne die Kosten für die sogenannte „Zwischenlösung"
für die Jahre 2005 bis 2007.
Bundeskanzler Schüssel hat
seine „Wahlkampfgaukelei" - Österreich bekomme diese
Kampfflugzeuge eigentlich ohnehin von
freundlichen Unternehmern geschenkt - in der
Pressestunde am 4. Mai 2003 schon selbst aufgedeckt, indem er sein Versprechen
gegenüber den
Österreicherinnen nur als Wahlkampf-Idee bezeichnete,
um die Emotionen herauszunehmen
Damit steht aber auch fest, dass
Bundeskanzler Schüssel aus parteipolitischem Kalkül bewusst
die Unwahrheit gesagt hat.
Begonnen hat die völlig
unverantwortliche Vorgangsweise der ÖVP/FPÖ-Bundesregierung im
März und April 2002, als wesentliche
Ausschreibungskriterien während laufenden Verfahrens
verändert wurden. Sogenannte „Mussforderungen"
wurden in sogenannte „Sollkriterien"
umgewandelt, damit deren Nichterfüllung nicht zu einer zwingenden Ausscheidung
des
Anbieters aus dem Verfahren führen.
Wesentliche Kriterien, die
von „Muss" auf „Soll" verändert wurden, waren der Liefertermin und
die Länge des Lieferzeitraums für die neuen
„Kampfjets".
In der Ausschreibung war
zunächst vorgesehen, dass die neuen Kampfflugzeuge schon 2005
verfügbar sein müssen. Die Änderung dieser Kriterien hatte nicht nur zur Folge,
dass der
Eurofighter bevorzugt wurde, sondern auch, dass die österreichischen
Steuerzahlerinnen nun für
eine Übergangslösung, deren Details bisher völlig offen sind, viele Millionen
EURO pro Jahr
zahlen werden müssen.
Die zwingende
Voraussetzung, „dass ein Bieter seine Bereitschaft erklären muss, vor
Vertragsabschluss eine Flugerprobung zur Überprüfung der Einsatztauglichkeit in
Österreich
vorzunehmen", wurde bei der
Typenentscheidung und auch beim Ministerratsvortrag vom 1. Juli
2003 gänzlich außer Acht gelassen. Und dies
wieder zum Vorteil des Eurofighters, da dieses
Kampfflugzeug der einzige angebotene Flugzeugtyp war, der keiner Flugerprobung
durch
österreichische
Bundesheerpiloten unterzogen wurde, obwohl dies - wie bereits erwähnt - als
Musskriterium bei der Ausschreibung
definiert wurde.
Minister Platter bestätigte
in der Sitzung des Bundesrates am 24. Juli 2003 im Rahmen einer
Dringlichen Anfrage der SPÖ, dass es
keine solche Flugerprobung gab. Seine Erklärung dafür
wörtlich: „Weil eine Dokumentation von Betreibernationen vorhanden ist, in der
jede Situation
millimetergenau dargestellt wird".
Diese Aussage Platters
steht im völligen Widerspruch zu den Erkenntnissen des Deutschen
Bundesrechnungshofes (BRH), der die Flugfähigkeit der Eurofighter mit Stand
30.06.2003
bewertet hat. Dieser Bericht des Deutschen
Bundesrechnungshofes ist in der Anfrage 812/J der
Abg. Dr. Cap und GenossInnen als Anlage beigegeben (siehe Beilage).
Zum Zeitpunkt der
Überprüfung durch den Bundesrechnungshof war die Typenentscheidung der
österreichischen Bundesregierung schon ein Jahr alt.
Durch das Ergebnis des
Deutschen Bundesrechnungshofes wurde die Entscheidung der
österreichischen Bundesregierung noch bedenklicher:
• „Minder-
und Fehlleistungen" entdeckt der BRH unter anderem beim Seitenleitwerk,
bei
den Vorflügeln, bei der Pilotenkanzel und
beim Rumpf.
• Das Bordradar weist eine
„Vielzahl von gravierenden Mängeln auf, deren Behebung
bislang nicht absehbar ist". So wurde „das Flugsicherheitsrisiko für
den
Ausbildungsflugbetrieb (...) als nicht akzeptabel bewertet".
• Die
Triebwerke erfüllen „in 13 erkannten Bereichen nicht die volle operationelle
Fähigkeit (FOC) bzw. die vertraglich
vereinbarten Eigenschaften."
• Der „Erprobungsrückstand" sei dramatisch:
Von „780 geforderten Verifikationsnachweisen waren mit Stand 30.07.2003
erst 47 vollständig akzeptiert. Das entspricht lediglich 6% der geforderten Eigenschaften.
Weitere 129 wurden teilweise erfüllt; das sind 16,5%.
• Der Stand der Flugerprobung:
Zum 30.06.2003 waren erst 2.327 Stunden (60%) erbracht.
•
Weiters ist von „unzulänglichen Leistungen des neuen
Kampflugzeuges" im Bericht des
BRH die Rede, von einem „besorgniserregenden
Zustand des Eurofighter-Programms"
und von Kosten, die ,,in kaum noch
vorhersehbarem Maße" steigen.
• Die tatsächlichen Kosten pro Flugstunde werden erst Ende 2004 feststehen.
• Die Produktion der Jets sei um ,, rund sechs Jahre
verspätet; im Jahre 2003 wird die
Luftwaffe statt der geplanten 15 Flugzeuge
nur 8 Flugzeuge erhalten.
•
Fazit des BRH:
„Die Produktion
des Eurofighters ist in so hohem Maße verzögert und mit Problemen
behaftet, dass (...) derzeit nicht vorhergesagt werden kann, ob bzw. wann die Luftwaffe
über einsatzbereite, d.h. vollständig
ausgerüstete, bewaffnete und erprobte
Jagdflugzeuge verfugen kann."
Die Zeitschrift „News"
berichtete in der Ausgabe vom 18. September 2003 über den Deutschen
Bundesrechnungsbericht und allfällige Auswirkungen auf Österreich:
......Nachdem moniert wird, dass "verabsäumt wurde, belastbare Zahlen für die Kosten einer
Flugstunde zu
erarbeiten", liefern die Prüfer dennoch eine Schätzung: "Ein
grober Überschlag
führt zu jährlichen Betriebskosten von 780 Mio. Euro."
Grassers 66-Mio.-Debakel. Umgelegt auf Österreichs 18 Jets hieße das: 78 Millionen
Euro
Betriebskosten - und damit
wird's dramatisch für den Kanzler, Verteidigungsminister Günther
Platter und Finanzminister Karl-Heinz Grasser: Wolfgang Schüssel bezifferte
2002 die
Betriebskosten des Draken mit 12 Millionen Euro. Platter erklärte im Juni, dass
"nach
Detaildaten die Betriebskosten deutlich unter 50 Mio. Euro liegen." Und
Grasser, etwa bei
Pflegegelderhöhungen alles andere als spendabel, öffnete bereitwillig seine,
mit
Steuerzahlergeld gefüllten, Kassen: Er werde jene Betriebskosten, die höher
als beim Draken
sind, aus seinem statt dem Heeresbudget
tragen.
Alarmierend! NEWS liegt ein Brief eines Verteidigungsministers der
Eurofighter-
Herstellerländer vor, der nach dem Treffen der Generalstabschefs am 4. April
entstand: "Die
Industrie liefert weder rechtzeitig noch mit den erwarteten Leistungsmerkmalen.
Die Kosten
schrauben sich in die Höhe." Fazit: "Liebe Kollegen, die Lage ist alarmierend. Zeit, dass wir
reden, um eine Änderung durchzusetzen, bevor es zu spät ist."
Zusammenfassend kann
festgehalten werden, dass der Eurofighter und seine Komponenten, laut
den Prüfungsergebnissen des Deutschen
Rechnungshofes, über ein Jahr nach der
Typenentscheidung durch die österreichische
Bundesregierung nur zu 6% akzeptiert, zu 60%
probegeflogen und die Betriebskosten, die für die deutsche Luftwaffe erst 2004
abschätzbar sein
werden, daher auch für die österreichische Bundesregierung noch gänzlich
unbekannt waren.
Alles Umstände, die vor der interessierten Öffentlichkeit aber auch im
Nationalrat und Bundesrat
von der Bundesregierung verschleiert wurden,
bzw. Umstände, über welche die Bundesregierung
Öffentlichkeit und Abgeordnete falsch
informierte.
Die jetzigen Erkenntnisse
bringen auch Klarheit in bisher unbeantwortbare Fragen. Es ist
nunmehr klar, warum Kriterien geändert werden mussten, warum beispielsweise der
Liefertermin erstreckt wurde. Dies deswegen, da die Produzenten des
Eurofighters einfach nicht
in der Lage waren, technisch und organisatorisch den zunächst von der
Bundesregierung
festgesetzten Liefertermin zu erfüllen.
Es ist nunmehr auch klar, warum
auf die zwingende Flugerprobung des Eurofighters durch
österreichische Piloten verzichtet wurde. Es
hätte nämlich zum damaligen Zeitpunkt kein Gerät
zur Verfugung gestanden, das einer
Flugerprobung unterzogen hätte werden können.
Es wird auch nunmehr
verständlich, warum andere Staaten, die beabsichtigt haben, Eurofighter
zu beschaffen, vom Geschäft zurückgetreten sind. Neben den Betreiberstaaten
dieses Projekts,
die zwangsweise langfristige
Geschäftsbeziehungen eingegangen sind, die sie nunmehr zu
korrigieren versuchen, ist nur mehr
Österreich bereit, ein derart riskantes und teures Geschäft
einzugehen.
Besonders bedenklich ist
jedoch, dass Konkurrenzanbieter ausgeschieden wurden, da sie gewisse
technische Voraussetzungen angeblich nicht
erfüllen können. Nämlich solche technischen
Voraussetzungen, die - wie nunmehr Dank des
Deutschen Bundesrechnungshofes bekannt
wurden - der Eurofighter bis heute nicht
erfüllt. Dies ist beispielsweise bei den Bedingungen für
das Radar offensichtlich der Fall.
Die Ergebnisse der Prüfung
des Deutschen Bundesrechnungshofes sind jedenfalls so
vernichtend, dass sofort alle juristischen
Überlegungen anzustrengen sind, um einen Ausstieg aus
diesem für Österreich ungünstigen Vertrag zu ermöglichen. Auch die
österreichische
Bevölkerung teilt mit großer Mehrheit diese
Skepsis:
Eine Umfrage, die in der
Zeitschrift „Format" vom 19. September 2003 veröffentlicht wurde,
ergab, dass sich 75 Prozent der
Österreicher für den Ausstieg aus dem Projekt aussprechen.
Vizekanzler Bundesminister
Haupt wurde in der Pressestunde vom 5. Oktober 2003 darauf
angesprochen, dass Generalsekretärin Magda Bleckmann zuletzt erklärte, der FPÖ
fehle in der
Koalition der Platz zum Atmen und zum Leben.
Danach gefragt, welche Bedingungen
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erfüllen
müsse, um derartige freiheitliche Räume zu erhalten,
sagte Haupt: "Wir sind gut beraten, uns diesen Platz selbst zu
schaffen. Ich habe begonnen, nach
der Regierungssitzung die
FP-Positionen so zu vertreten, dass sie nicht von den Medien mit
jener des Bundeskanzlers vermischt werden können.
Die sozialdemokratischen
Bundesrätinnen und Bundesräte geben Vizekanzler Mag. Herbert
Haupt und der FPÖ heute die Gelegenheit, die Vorgänge rund um das Chaos und die
Verwirrung
um die größte Beschaffung der Zweiten Republik, zu einer Nagelprobe für das
Bekenntnis zu
einer eigenständigen FPÖ Position, bei der „Herz und Hirn" übereinstimmen,
zu machen.
Die unterzeichneten
Bundesräte stellen daher an den Bundesminister für Landesverteidigung
folgende
Anfrage:
1.
Laut Ihrer Beantwortung in der Dringlichen Anfrage der SPÖ-Bundesräte im
Juli d.J. hat
das Bundesministerium für Landesverteidigung den Rechnungshof-Rohbericht, 2.
Phase
Beschaffungsvorgang Eurofighter, am 16. Juli 2003 zur Abgabe einer
Stellungnahme
übermittelt bekommen. Laut der Homepage des
Bundesministeriums für
Landesverteidigung haben Sie bereits am 18.
Juli 2003 Ihr Ressort beauftragt, diese
Stellungnahme umgehend zu erarbeiten.
Wann hat das
Bundesministerium für Landesverteidigung daher die Stellungnahme an den
Rechnungshof dem Präsidenten des
Rechnungshofes übermittelt?
Sollte die Stellungnahme bis heute noch
nicht übermittelt sein:
Garantieren Sie die
Einhaltung der gesetzlichen 3-Monatsfrist (Ablauf am 19. Oktober
2003) für die Abgabe dieser Stellungnahme?
2.
Seit wann ist Ihnen der Bericht des Deutschen Bundesrechnungshofes vom
8.8.2003 über
den Sachstand des Rüstungsvorhabens
Eurofighter bekannt?
3.
Welche Konsequenzen haben Sie und Ihr Ressort aus den
Berichtsergebnissen des
österreichischen Rechnungshofes aber auch des Deutschen Bundesrechnungshofes im
einzelnen und im Detail gezogen?
4.
Welche Dokumentation einer Betreibernation, in der jede Situation des
Eurofighter
Typhoon millimetergenau wiedergegeben wurde, wie Sie wörtlich ausführten, lag
dem
Bundesministerium für Landesverteidigung in der Phase vor der Typenentscheidung
vor?
5. Waren dem Bundesministerium für Landesverteidigung in der Phase vor der
Typenentscheidung die
Minder- und Fehlleistungen beim Seitenleitwerk, bei den
Vorflügeln, bei der Pilotenkanzel und beim Rumpf bekannt?
a) Sind dem Bundesministerium für Landesverteidigung diese Mängel heute bekannt?
b) Welche Maßnahmen haben Sie seit dem Bekanntwerden der Mängel gesetzt?
6. War dem Bundesministerium für Landesverteidigung in der Phase vor der
Typenentscheidung bekannt,
dass das Bordradar eine Vielzahl von gravierenden Mängeln
aufweist?
a) Ist dem Bundesministerium für Landesverteidigung dieser Mangel heute bekannt?
b) Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt?
7. War dem Bundesministerium für Landesverteidigung in der Phase vor der
Typenentscheidung bekannt,
dass die Triebwerke in 13 erkannten Bereichen nicht die volle
operationelle Fähigkeit bzw. die vertraglich vereinbarten Eigenschaften
erfüllen?
a) Ist dem Bundesministerium für Landesverteidigung dieser Mangel heute bekannt?
b) Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt?
c) Welche Konsequenzen
ergeben sich für die österreichische Beschaffung aus diesem
Umstand?
8. War dem Bundesministerium für Landesverteidigung bekannt, dass der
Erprobungsrückstand beim
Eurofighter dramatisch ist, so sollen mit Stand 30.07.2003 von
780 geforderten Verifikationsnachweisen erst 47 vollständig akzeptiert (6
Prozent) und
weitere 129 teilweise (16,5 Prozent) akzeptiert sein?
a) Ist dem Bundesministerium für Landesverteidigung dieser Mangel heute bekannt?
b) Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt?
c) Welche Konsequenzen
ergeben sich für die österreichische Beschaffung aus dem
Umstand, dass bisher nur 6 % der geforderten
Leistungen des Eurofighters akzeptiert
wurden?
9.
War dem Bundesministerium für Landesverteidigung bekannt, dass zum
30.06.2003 beim
Eurofighter erst 2.327 Stunden Flugerprobung, das sind nur 60 Prozent der
geforderten
Stunden, erbracht wurden?
a) Ist dem Bundesministerium für Landesverteidigung dieser Mangel heute bekannt?
b) Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt?
c) Welche Konsequenzen
ergeben sich für die österreichische Beschaffung aus dem
Umstand, dass bisher nur 60 Prozent der geforderten Flugerprobung des
Eurofighters
erbracht wurden?
10. Was hat das Bundesministerium für Landesverteidigung im Detail für Schritte
unternommen, um sich vor
der Typenentscheidung über die technischen Aspekte der
angebotenen Kampfflugzeuge kundig zu machen?
11. Wie wurden diese technischen Aspekte im Einzelfall überprüft?
12. Welche Ergebnisse brachten diese Überprüfungen jeweils im Detail?
13. War dem
Bundesministerium für Landesverteidigung bekannt, dass die tatsächlichen
Kosten pro Flugstunde für die deutsche
Luftwaffe erst Ende 2004 feststehen werden?
a) Wie konnten daher diese
Kosten für Österreich durch das Bundesministerium für
Landesverteidigung errechnet werden?
b) Wie hoch werden die
Kosten für eine Flugstunde des Eurofighters in Österreich nach
dem gegenwärtigen Kenntnisstand geschätzt?
14. Warum wurde keine Flugerprobung durch österreichische Bundesheerpiloten für den
Flugzeugtyp Eurofighter durchgeführt, obwohl dies bei den anderen Typen getan wurde?
15. Als
welches Kriterium wurde im Beschaffungsvorgang die Flugerprobung durch
österreichische Piloten definiert?
16. Wie hoch
sind die Betriebskosten für die Eurofighter, pro Stück und Jahr, die das
Bundesministerium für Landesverteidigung
berechnet hat?
Wie setzen sich diese zusammen?
17. Werden die
Betriebskostenannahmen des Bundesministeriums für Landesverteidigung
durch den Bericht des BRH relativiert?
Wenn ja, in welchem Ausmaß?
18. Nach
Medienberichten sind die Betreibernationen an drastischen Preisreduktionen beim
Eurofighter-Programm interessiert. Wie hoch sind die erwarteten
Preisreduktionen pro
Stück für die Betreibernationen?
19. Gibt es
noch eine Möglichkeit für Österreich die Preise für die bestellten
„Eurofighter" zu
senken?
a) Wenn ja, wie hoch sind diese Preisnachlässe?
b) Wenn nein, warum nicht?
20. Welche
Möglichkeiten bestehen für die Republik Österreich, aus dem Vertrag betreffend
die Beschaffung von Eurofightern auszusteigen?
Welche Sachverhalte müssen
laut Vertrag vorliegen, um einen Ausstieg möglich zu
machen?
21. Ist dem Bundesministerium für
Landesverteidigung der Brief eines Verteidigungsministers
an die Verteidigungsminister der Eurofighter-Herstellerländer bekannt, der nach
dem
Treffen der Generalstabschefs am 4. April d.J. entstand, der folgende Passagen
enthält:
"Die Industrie liefert weder rechtzeitig noch mit den erwarteten
Leistungsmerkmalen. Die
Kosten schrauben sich in die Höhe.....
Liebe Kollegen, die Lage
ist alarmierend. Zeit, dass wir reden, um eine Änderung
durchzusetzen, bevor es zu spät ist."?
a) Wenn nein, wann
werden Sie mit den betroffenen Kollegen Kontakt aufnehmen, um
die entsprechenden Informationen zu erhalten?
b) Wenn ja, welche Maßnahmen haben Sie seit dem Bekanntwerden des Briefes gesetzt?
22. Welche
Auswirkungen haben diese Umstände auf die von Österreich angestrebte
Zwischenlösung, die durch Eurofighter erfüllt
werden soll?
Unter einem wird gem. § 61
Abs. 3 GO - BR verlangt, diese Anfrage vor Eingang in die
Tagesordnung dringlich zu behandeln
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Cap
und GenossInnen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Bericht des deutschen Bundesrechnungshofes vom 8.08.2003 über den Sachstand
des Rüstungsvorhabens des Eurofighters
In diversen Medien wurden
Teile des gegenständlichen Berichtes veröffentlicht. Nunmehr
wurde verschiedenen Medien und Abgeordneten der Gesamtbericht übermittelt.
Dieser
Bericht beinhaltet massive Kritik am Projekt Eurofighter. Die Kritik geht dabei
von
technischen Aspekten bis hin zu finanziellen Aspekten, wobei insbesondere die
Unausgereiftheit des Projektes und die massiv steigenden Kosten gerügt werden.
Es ist daher unabdingbar
notwendig, dass von den zuständigen österreichischen Stellen eine
Bewertung der dort dargestellten neuen Erkenntnisse erfolgt.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1. Seit wann
ist dem Bundesministerium für Landesverteidigung der gegenständliche
Bericht (siehe Anlage) bekannt?
2. Welche
Stellungsnahme hat das Bundesministerium für Landesverteidigung dazu
vorbereitet; wie lautet diese wörtlich?
3. Welche
Schlüsse zieht das Bundesministerium für Landesverteidigung aus dem
Berichtsinhalt und welche Konsequenzen
ergeben sich aus diesem Bericht für die
Beschaffung von 18 Eurofightern durch die Republik Österreich?
4. Welche
Konsequenzen ergeben sich für die österreichische Beschaffung aus dem
Umstand, dass bisher nur 6 % der geforderten
Leistungen des Eurofighters
akzeptiert wurden?
5. Welche
Auswirkungen ergeben sich für die österreichische Beschaffung durch die
technischen Probleme, die in diesem Bericht
detailliert beschrieben werden?
6. Welche
Auswirkungen haben diese Umstände auf die von Österreich angestrebte
Zwischenlösung, die durch Eurofighter erfüllt
werden soll?
7. Ist die Sicherheit
der österreichischen Piloten aus Sicht des Bundesministeriums
für Landesverteidigung durch die im Bericht
angeführten technischen Mängeln des
Eurofighters bei der Zwischenlösung und im angestrebten Echtbetrieb gefährdet?
Wenn nein, wie gewährleisten Sie die Sicherheit der österreichischen Piloten?
8. Welche
Betriebskosten werden in welchem Jahr aus dem Projekt Eurofighter
entstehen? Wie setzen sich diese zusammen?
Werden Ihre
Betriebskostenannahmen durch diesen Bericht
relativiert? Wenn ja, in welchem
Ausmaß?
9. Wie beurteilen Sie
die übrigen im Bericht des Bundesrechungshofes angeführten
Kritiken und Mängelrügen?
Die angeschlossene Anlage liegt in
der Parlamentsdirektion
zur
Einsichtnahme auf