2125/J-BR/2003
Eingelangt am 14.11.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesräte Prof. Konecny
und GenossInnen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Abfangjäger bzw. Jagdbomber
In deutschen Zeitungsmeldungen wird darauf hingewiesen, dass der Bau des Eurofighters
erneut
in Turbulenzen geraten ist. Die Verteidigungsminister von Großbritannien,
Deutschland, Italien und Spanien wollen diesen Informationen zufolge den
Vertragsabschluss
über
die zweite Produktionstranche - in der auch die 18 von Österreich bestellten
Exemplare
enthalten
wären - verschieben. Zu diesem Zweck ist dem Vernehmen nach Anfang Dezember
eine Krisensitzung der erwähnten Minister geplant.
Während EADS verlangt hat, den Vertrag über die
Herstellung der zweiten Tranche bereits
im November 2003 abzuschließen, um so den Abbau von Arbeitsplätzen zu
vermeiden, wird
seitens der Minister aufgrund der zahlreichen technischen Probleme der bisher
gebauten
Flugzeuge der ersten Serie auf verbindliche Leistungszusagen und
Kostengarantien des
Erzeugers
gedrängt.
In diesem Zusammenhang erscheint aus österreichischer
Sicht besonders bemerkenswert, dass
hinsichtlich der zweiten Produktionstranche sowohl die Auftraggeber wie der
Produzent von
„Jagdbombern" sprechen, nicht aber von Abfangjägern. Und gerade die
Tatsache, dass es sich
um Jagdbomber handelt, wird als Argument für eine Reduzierung der zu
bestellenden
Exemplare angeführt, da die NATO der Meinung ist, dass die europäischen
NATO-Mitglieder
bereits mehr Jagdbomber besitzen als notwendig sind.
Daher wird seitens Deutschlands überlegt, statt 180 nur
noch 140 Maschinen zu kaufen,
während Großbritannien die ursprünglich geplanten 232 Maschinen um bis zu 100
reduzieren
will.
Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an den
Bundesminister für Landesverteidigung
nachstehende
Anfrage:
1. Sind Sie zu der oben erwähnten Krisensitzung der Verteidigungsminister eingeladen?
a) Wenn ja: Sind Sie bereit, über die dort vereinbarte
Vorgangsweise danach die
Öffentlichkeit
zu informieren
b) Wenn nein: In welcher Form haben Sie sichergestellt,
dass Sie über die dort
vereinbarte
Vorgangsweise rechtzeitig informiert werden?
2. Angesichts der Tatsache, dass
eine allfällige Reduzierung
der Zahl der bestellten
Flugzeuge
durch die auftraggebenden Staaten zweifellos Auswirkungen auf die
Preisgestaltung
durch EADS haben muss: Welche Garantien hat EADS in dem -
bedauerlicherweise
noch immer nicht veröffentlichten - Vertrag mit der Republik
Österreich
für den Preis der bestellten 18 Flugzeuge abgegeben?
3. Angesichts der Möglichkeit, dass sich
durch einen späteren Vertragsabschluss zwischen
den
auftraggebenden Staaten und EADS die Produktion verzögert: Welche
Bestimmungen
sind in dem - bedauerlicherweise noch immer nicht veröffentlichten -
Vertrag mit der Republik Österreich für den Fall einer verspäteten Lieferung
vorgesehen?
4. Welche Erklärung haben Sie dafür, dass von den auftraggebenden
Verteidigungsministern, von EADS und von allen mit diesem
Thema befassten
Fachleuten im Zusammenhang mit den Eurofightern der zweiten Produktionstranche
stets
von „Jagdbombern" gesprochen wird, während Sie gegenüber der
österreichischen
Öffentlichkeit die bestellten Flugzeuge als „Abfangjäger" bezeichnen?
5. Angesichts der Möglichkeit, dass
sich durch eine verspätete Lieferung die Lücke
zwischen der Außerdienststellung der Draken und der Indienststellung der
Eurofighter
vergrößert:
Wie weit sind Ihre Bemühungen gediehen, diese Lücke durch
„Leihflugzeuge"
zu schließen und haben Sie dabei die Möglichkeit berücksichtigt, dass
solche „Leihflugzeuge" länger benötigt werden, als das in Ihren Planungen
bisher
vorgesehen war?
6. Angesichts der Möglichkeit, dass
die Nutzung der Draken noch weiter ausgeweitet
werden muss: In welcher Form und für welchen Zeitraum haben Sie inzwischen
sichergestellt, dass auch nach dem Auslaufen der bisherigen Verträge die
Wartung der
Draken
sichergestellt ist?