2136/J-BR/2003
Eingelangt am 18.12.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
gem. § 61 Abs. 3 GO-BR
der Bundesräte
Prof. Konecny
und GenossInnen
an den
Bundesminister für Inneres
betreffend den
enormen Anstieg der Kriminalität bei gleichzeitig sinkender Aufklärungsquote
Österreich gehörte durch Jahrzehnte zu den sichersten
Staaten der Welt. Eine
hervorragend ausgebildete und motivierte Sicherheitsexekutive sorgte dafür,
dass die Bürger
ruhig schlafen konnten und ausländische Besucher darüber staunten, wie
unbesorgt man sich
hier fühlen konnte. Dieses Sicherheitsgefühl, das einen wesentlichen Teil der
Lebensqualität
in diesem Land und auch der Attraktivität Österreichs als Wirtschaftsstandort
ausmachte,
bestand nicht nur subjektiv bei allen Menschen, die hier leben, sondern war
auch objektiv
nachweisbar: In allen Statistiken und internationalen Vergleichen lag
Österreich stets an der
Spitze. Diese Spitze konnte nur durch
ständige Bemühungen und Reformen gehalten werden,
die natürlich auch den Einsatz
personeller und finanzieller Mittel erforderten. Auf diese Weise
konnten auch die neuen Herausforderungen in der Bekämpfung der Kriminalität
bewältigt
werden, die sich nach dem Fall des Eisernen Vorhanges in den 90er Jahren
ergaben. Trotz
geöffneter Grenzen konnte die Kriminalität durch vereinte Anstrengungen der
Politik und der
Sicherheitskräfte rasch wieder auf unter 500.000 Straftaten pro Jahr gedrückt
werden.
Seit dem Jahr 2000, dem Amtsantritt der schwarz-blauen
Bundesregierung, hat sich dies
drastisch geändert. Bereits der Sicherheitsbericht für das Jahr 2002 wies wie
der für das
vorangegangene Jahr eine stark gestiegene Kriminalität in Österreich aus. Es
wurden fast
600.000 Straftaten registriert, eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2001 um 13,6
%. Für das
nun zu Ende gehende Jahr 2003 fällt die Bilanz genauso schlecht aus: Alleine im
Zeitraum
Jänner bis November wurden 607.323
Straftaten registriert. Hält dieser Trend an - was zu
erwarten ist - wird also die Gesamtzahl der Delikte um weitere 13% steigen. Im
Vergleich
dazu wurden 1999, dem letzten Jahr
vor Strassers Amtsantritt, weniger als 500.000 Straftaten
registriert. Seit dem Amtsantritt von
Ernst Strasser ist also die Kriminalität in Österreich um
mittlerweile mehr als 20% gestiegen.
Besonders betroffen von dieser Negativentwicklung
sind die Bewohner von Städten, insbesondere die Wienerinnen und Wiener: Seit
1999 hat es
in der Bundeshauptstadt einen dramatischen Anstieg der Delikte gegen fremdes
Vermögen
gegeben. Sicherheit bedeutet aber Lebensqualität und diese Lebensqualität sinkt
zusehends.
Selbst Strassers Koalitionspartner hat mittlerweile
erkannt, dass es 5 vor 12 ist und
nimmt nicht mehr einfach hin, dass Strasser versucht, den Menschen Sand in die
Augen zu
streuen. So wurde der Innenminister jüngst von der Wiener FPÖ aufgefordert,
seine
Showauflritte zu beenden und endlich
mit der Arbeit zu beginnen.
Die nunmehr vorliegenden alarmierenden Zahlen wurden dem
Innenminister von der
SPÖ bereits vor Wochen fast auf die Kommastelle genau prognostiziert. Der
Minister hat aber
nur abgewunken und von nicht interpretierbaren Rohdaten gesprochen. Hätte er
sein Versagen
eingestanden, wäre Zeit zur
Entwicklung von Gegenmaßnahmen zu gewinnen gewesen. Das
einzige was er jetzt plant, ist aber,
eine neue Art der Kriminalstatistik einzuführen, vermutlich
mit dem Hintergedanken, die
Vergleichbarkeit mit früheren Statistiken zu verhindern um
damit die negative Entwicklung zu
verschleiern.
Die innere Sicherheit und die Bekämpfung der Kriminalität
zählen aber zu den zentralen
Aufgaben des Staates und den Hauptaufgaben eines Innenministers. Ernst Strasser
hätte dafür
zu sorgen, dass die Menschen in diesem Land in Sicherheit leben und sich auch
sicher fühlen
können. Der Sicherheitsapparat, den Strasser übernommen hat, hat jahrzehntelang
dafür
gesorgt, dass Österreich das sicherste
Land der Welt war. Die Politik Strassers hat leider dazu
geführt, dass sich das drastisch geändert hat. Im internationalen Vergleich
gibt die sogenannte
„Häufigkeitszahl" Aufschluss
über die Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Staaten. Hier
liegt Österreich mit 7.274 Straftaten pro 100.000 Einwohner deutlich hinter
Ländern wie der
Schweiz (5.865), Portugal (3.781), aber auch EU-Erweiterungsstaaten wie Polen
(3.634) und
Ungarn (4.144). Lediglich in
Deutschland ist die Häufigkeitszahl und damit die Kriminalität
etwas höher (7.893), hier wurde aber
bereits einiges getan, um diesen Trend umzukehren (So
werden beispielsweise in Bayern 1.400 neue Sicherheitsbeamte eingestellt).
Nun steht der oben erwähnten Steigerung Gesamtzahl der
strafbaren Delikte um mehr
als 20% seit 1999 auch eine um
mindestens 20% gesunkene Aufklärungsquote gegenüber.
Das heißt, es steigt nicht nur die
Zahl der Delikte, sondern es werden noch dazu auch noch
weniger aufgeklärt. Insofern sind Strassers Zahlenspiele (wie zuletzt bei
seiner
Pressekonferenz am 9. Dezember im
Bundeskriminalamt) mit einer angeblich steigenden
Aufklärung eine Verdrehung der Wahrheit. Die unaufgeklärten Fälle z.B. in Wien
im Bereich
der strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen sind von 72.486 Fällen im Jahr
1999 auf
139.052 Fälle im Jahr 2002 gestiegen, haben sich also fast verdoppelt. In
Prozenten
ausgedrückt: Die Aufklärungsquote -
und nur die gibt Aufschluss über die Effizienz der
Deliktsverfolgung - hat sich in Wien
von 34,9% im Jahr 1999 auf 17,14% im Jahr 2002
halbiert. Auf Bundesebene, wo seit
1999 eine Steigerung der Delikte gegen fremdes
Vermögen um 28%
(Tendenz steigend) zu beobachten ist, ist die Aufklärungsquote in diesem
Bereich im selben Zeitraum um 29%
gesunken und wird im Jahr 2003 weiter sinken.
Auf diese Zahlen angesprochen nennt der Minister stets
Phantasiezahlen von
gestiegener Aufklärung und bedient
sich dabei eines Zahlentricks. Das ist aber klar, dass in
absoluten Zahlen bei gestiegener
Deliktshäufigkeit auch die Zahl der ausgeforschten
Tatverdächtigen steigt. Mit anderen Worten: In einem vollen Teich ist leicht
fischen.
Aussagekräftig ist aber in dem Zusammenhang lediglich die Aufklärungsquote und
die wird
auch im Jahr 2003 weiter sinken. Für die Wienerinnen und Wiener ebenfalls
spürbar: Mehr
als 24.000 zusätzliche Fälle, die
nicht aufgeklärt wurden bzw. werden. Einen großen Anteil an
dieser Fehlentwicklung dürfte die
Wiener Polizeireform des Innenministers haben. Große,
zentralisierte Einheiten sind
offenbar für die Bekämpfung der verstärkt auftretenden neuen
Formen der Kriminalität nicht
geeignet. Sie können die wirksame Arbeit von ortskundigen
PolizistInnen im Grätzel vor allem hinsichtlich der Prävention nicht
ersetzen.
Wien ist aber nicht das einzige Bundesland, das unter
Strassers Unsicherheitspolitik zu
leiden hat. Auch in Kärnten etwa hat die Kriminalität zugenommen und der
Innenminister
unternimmt nichts dagegen. Bei seinem Besuch in Kärnten am 10. Dezember sprach er davon,
dass ab dem nächsten Jahr in Österreich rund l .000 Beamte in den Polizeidienst
übernommen
würden. Das ist aber ein billiger Trick. Tatsächlich handelt es sich dabei um
Zollwachebeamte, die ohnehin schon für die Sicherheit im Einsatz sind. Für
Kärnten sind für
das Jahr 2004 in Wahrheit genau null
zusätzliche Sicherheitswachebeamte vorgesehen.
Aus
Niederösterreich ist bekannt, dass - auch aufgrund etwa 400 unbesetzter
Planstellen - mitunter ein einziges
Einsatzfahrzeug pro Nacht für eine Fläche von bis zu 100
Quadratkilometern zuständig ist und
dabei unter Umständen bis zu 40 Kilometer zwischen
Posten und Einsatzort liegen können. Angesichts dieser Ausdünnung können sich
wohl nur
Kriminelle sicher fühlen.
Auch
aus Salzburg war zuletzt zu vernehmen, dass weitere Planstellen gestrichen
werden sollen. Insbesondere ist offenbar der Cobra-Stützpunkt am Standort
Salzburg von der
Schließung bedroht.
In Tirol sollen nach den Plänen von Team04 ungeachtet der
geografischen Lage
wichtige Agenden wie z.B. die
Personalhoheit der Bezirksgendarmeriekommanden von
Reutte, Imst und Landeck
zusammengelegt werden. Dabei wird keine Rücksicht darauf
genommen, dass etwa zwischen Reutte und Imst der Fernpass und die B 179 liegt,
die
immerhin zweitstärkst befahrene Transitroute Tirols. Zweifellos werden sich die
verringerten
Dispositionsmöglichkeiten
der verbleibenden „Rumpfposten" negativ auf die Erfüllung deren
Sicherheitsauftrages auswirken. Auch ein Verkehrskonzept für diese Region fehlt
bislang
völlig.
All dies macht deutlich, dass Minister Strasser der
Aufrechterhaltung der inneren
Sicherheit keine prioritäre Bedeutung
in seinem Handeln eingeräumt haben kann. Das einst
sicherste Land der Welt mit der höchsten
Aufklärungsquote von strafbaren Delikten ist auf
dem besten Weg, in die Mittelmäßigkeit
abzusinken bzw. innerhalb der EU auch hier vom
Spitzenvertreter zum Schlusslicht zu
werden.
Minister Strasser hat offenbar seine bisherige Amtszeit
hauptsächlich damit verbracht,
politisch motivierte Versetzungen und
Besetzungen im Innenministerium durchzuführen, um
seine Parteigänger in hohe Positionen
zu bringen. Dazu hat er unzählige hochqualifizierte
Beamte versetzt oder in den Ruhestand geschickt, ohne auf die Aufrechterhaltung
der hohen
Qualität der Arbeit der Beamten des Ministeriums zu achten. Verdienstvolle und
erfahrene
Beamte wurden von Strasser in den Vorruhestand vertrieben oder in unbedeutende
Positionen
abgeschoben. Diese Vorgangsweise hat
der Effizienz und der Produktivität des
Innenministeriums geschadet und ist eine der Hauptursachen für die abnehmende
Leistung
des Staates im Bereich der inneren Sicherheit.
Diese parteipolitisch motivierte Personalpolitik ist aber
bei weitem nicht die einzige
Facette der verfehlten Politik Strassers, die zu einer Gefahrdung der inneren
Sicherheit
geführt hat. Ohne Plan und ohne Sinn
wurden an allen Ecken und Enden Kürzungen
durchgezogen, die dazu führten, dass
es nun deutlich weniger Planstellen gibt. Strassers
Behauptungen, sein Ressort würde personell aufgestockt, entsprechen nicht der
Wahrheit. Im
Vergleich zu 1999 wird es auch im Jahr
2004 deutlich weniger Sicherheitswachebeamte
geben. Daran ändert auch das kürzlich
im Eilverfahren durchgepeitschte und völlig
mangelhafte „Sicherheitspaket"
nichts.
Die schlechten Zahlen, die Strasser bislang unter den Tisch
zu kehren versuchte, wurden
in der Medienlandschaft in den letzten Wochen deutlich gemacht, so dass
Strasser sich nicht
mehr hinter seinen Zahlentricks verstecken kann. In dem Zusammenhang fällt aber
auf, dass
er anlässlich einer Sitzung des Budgetausschusses des Nationalrates am 17. Juni
2003 zu den
Belangen des Innenressorts dem Parlament die Unwahrheit gesagt hat. Damals hat
er ohne mit
der Wimper zu zucken erklärt, Österreich sei das sicherste Land der Welt und im
Vergleich zu
der Zeit bevor er Innenminister wurde, noch sicherer geworden. Die Zahlen, die
ihn jetzt,
nachdem sie allgemein bekannt sind und
Schönredeversuche nicht mehr wirken, dazu
veranlassen, eine „gewisse
unerfreuliche Entwicklung" einzugestehen, waren aber zum
damaligen Zeitpunkt
zum größten Teil auch schon bekannt. Das heißt nichts anderes, als dass
der Innenminister das Parlament belogen hat,
womit er rücktrittsreif ist.
Der österreichischen Bevölkerung fällt nämlich im Gegensatz
zu Strassers
Behauptungen auf, dass Wachzimmer und Gendarmerieposten geschlossen wurden,
gewisse
Posten gerade in der Nacht nicht mehr
besetzt sind und die Präsenz der Exekutivorgane auf
der Straße oder bei Verkehrskontrollen
dramatisch gesunken ist.
Verstärkt wird dieser Trend auch durch die
Frühpensionierungsregelung der
Bundesregierung, die dazu führt, dass trotz massiver Pensionsabschläge hunderte
Exekutivbeamte in die Frühpension flüchten. Diese Zahlen machen auch das Klima
deutlich,
welches bei den Bediensteten des Innenministeriums herrscht: Angst vor
willkürlichen
Versetzungen, Frustration über permanente Organisationsänderungen, die
hauptsächlich
parteipolitisch motivierte
Zielsetzungen verfolgen, aber nicht die Stärkung der inneren
Sicherheit Österreichs im Auge haben
und ein generell schlechtes Arbeitsklima.
Auch der Versuch Strassers, die Übernahme der
Zollwachebeamten als
Personalaufstockung im Innenministerium zu verkaufen, ist schlichtweg der
Versuch einer
Fehlinformation. Diese Beamten nehmen nämlich ihre Aufgaben der Grenzkontrolle
und
damit zusammenhängender Tätigkeiten zum Großteil mit, so dass es sich in
Wahrheit um
einen schlichten Aufgabentransfer vom Finanzministerium ins Innenministerium
handelt. Die
wenigsten Zollwachebeamten werden daher zusätzlich für polizeiliche Aufgaben
zur
Verfügung stehen, solange Österreich Schengen-Außengrenzen hat. Das zeigen auch
die uns
vorliegenden Informationen zur geplanten Zuteilungen der etwa 1 .050
Zollwachebeamten.
Gerade einmal etwa 40 von ihnen
sollen der BPD Wien zugeteilt werden, einer Behörde, der
mindestens 1.000 Beamte fehlen.
Das
„Kaputtsparen" dieser Regierung macht also auch vor dem Innenministerium
nicht
Halt. Es gibt aber keine Sicherheit zum Nulltarif. Sicherheit kostet eben
etwas. Mit weniger
Geld, weniger Beamten und weniger
Überstunden den selben hohen Standard
aufrechtzuerhalten, für den
Österreich berühmt war, bevor Strasser Innenminister wurde, kann
nicht funktionieren. Vor allem dann nicht, wenn - wie sich Strasser immer
wieder
herauszureden versucht - die gestiegene Kriminalität einer angeblich weltweiten
Entwicklung
entspricht.
Wie sieht nun aber die Zukunft nach Strassers
Vorstellungen aus? Das von „Team04"
vorgelegte Konzept zur Zusammenlegung
der Wachkörper ist auf eine massive Macht- und
Personalkonzentration beim vom Innenministerium aus gesteuerten neuen
Wachkörper
„Polizei"
ausgerichtet und bedeutet nichts anderes als die Strukturierung der
Sicherheitsexekutive nach einem
militärisch-hierarchischen System unter zentralistischer
Leitung. Am Ende soll ein durch und
durch militärischer Wachkörper stehen, der völlig
losgelöst ist von den Behörden, denen
er zur Verfügung stehen soll. Das ist nicht nur
inakzeptabel für eine liberale, demokratische Gesellschaft, das ist auch
organisatorischer
Unsinn, weil dadurch erst recht teure
Doppelgleisigkeiten geschaffen werden. Die
Zusammenlegung bringt weiters - so
wie sie geplant ist - im Ergebnis die Auflösung von
Bundespolizeidirektionen außerhalb
Wiens und deren Zusammenlegung mit einem jeweils
benachbarten
Bezirksgendarmeriekommando. Daneben sollen zahlreiche
Bezirksgendarmeriekommandos durch
Zusammenlegungen de facto aufgelöst werden. Dass
diese Vorgänge von Strasser dazu genutzt werden, weitere unliebsame Mitarbeiter
zu
entfernen bzw. zu versetzen, steht
nach den Erfahrungen mit ihm als Innenminister völlig
außer Zweifel. Konzepte zur Eindämmung
der Kriminalität und zur Hebung der
Aufklärungsquote fehlen völlig.
Die Sicherheit in Österreich bzw. deren stiefmütterliche
Behandlung durch den
Innenminister wird bereits seit einiger Zeit von der Opposition thematisiert.
Wie bereits
erwähnt, hat Minister Strasser im Budgetausschuss im Juni 2003 offenbar die
Unwahrheit
gesagt, will man nicht annehmen, dass die Opposition über genaueres und
aktuelleres
Zahlenmaterial aus seinem Ressort verfügt als er selber (was allerdings auch
ein
Rücktrittsgrund wäre). Darüber hinaus wurde an den Minister in der 37.
NR-Sitzung am 12.
November 2003 eine Dringliche Anfrage gestellt. Zu diesem Zeitpunkt spätestens
- das ist
wenige Wochen her - waren alle Daten und Zahlen hinsichtlich der gestiegenen
Kriminalität
und der gesunkenen Aufklärung, die nun
in jüngster Zeit durch die Medien gingen,
ausreichend bekannt. Dennoch hat der
Minister auch bei der Beantwortung dieser Dringlichen
Anfrage nicht die Wahrheit gesagt, sondern selbst zu diesem Zeitpunkt noch
versucht, die
Zahlen schönzureden. Darüber hinaus hat er einen großen Teil der sehr konkreten
an ihn
gerichteten Fragen einfach überhaupt nicht beantwortet, weswegen er hiezu nun
vor dem
Bundesrat die Gelegenheit bekommen
soll.
Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an den
Bundesminister für Inneres folgende
Anfrage:
1) Wie
erklären Sie sich die dramatische Steigerung der Gesamtzahl der Delikte im Jahr
2002 um 20% auf fast 600.000 und noch weiter auf etwa 660.000 im Jahr 2003 im
Vergleich zum Jahr 1999? Warum ist
gleichzeitig die Aufklärungsquote um 20%
gesunken?
2)
Was ist der Grund für das enorme Ansteigen der Vermögensdelikte von 1999 bis
2002 um
28%?
3)
Warum hat die Aufklärungsquote aller gerichtlich strafbaren Handlungen im Jahr
2002
mit 40,79% einen Rekord-Tiefststand erreicht?
Verzichten Sie bitte bei der Beantwortung der Fragen 1) bis
3) auf die Behauptung,
diese Daten wären wegen geänderter Statistiken nicht vergleichbar. Tatsächlich
lassen sich
diese Zahlen sehr wohl vergleichen; interessant sind in dem Zusammenhang
lediglich die
Gründe für die
deutlichen Verschlechterungen.
4) Nach Ihren
Aussagen über eine notwendige Aufstockung des Sicherheitspersonals: Wo
fehlen wie viele Exekutivbeamte aufgegliedert nach Bundesländern bzw. Behörden
und
Wachkörpern? Wie viele Planstellen sind insgesamt derzeit systemisiert, wie
viele davon
unbesetzt? Wie viele waren es zum
Stichtag 17. Dezember 2002?
5) Wie viele
Beamte werden Sie von der Zollwache übernehmen, welche Aufgaben müssen
von diesen ehemaligen Zollwachebeamten „mitgenommen" und daher weiter
erfüllt
werden und wann werden wie viele Zollwachebeamte tatsächlich für Zwecke der
Sicherheitsexekutive zur Verfügung stehen?
6) Nach dem
Vorliegen des Projektentwurfes von Team04: Welche
Bezirksgendarmeriekommanden
werden in Kärnten zusammengelegt? Welche
Gendarmerieposten werden zu temporären Dienststellen umgewandelt?
7) Welche
Bezirksgendarmeriekommandos sollen in den übrigen Bundesländern
zusammengelegt
werden? Wie viele Gendarmeriekommandos werden dadurch de facto
geschlossen? Wie viele Planstellen
gehen dadurch verloren? (jeweils Aufschlüsselung
nach Bundesländern)
8) Wie viele
Arbeitsplätze (systemisierte Planstellen) sollen durch die nun vorgestellte
Reform im Bereich der
Sicherheitswache, der Bundesgendarmerie, des Kriminaldienstes
und der Sicherheitsverwaltung eingespart werden?
9) Welche Einsparungen ergeben sich nach dem neuen
Dienstzeitmodell? Mit welchen
Verlusten müssen E2a-Beamte im neuen
Dienstzeitmodell rechnen? Sind Sie der
Auffassung, dass sich die durch die Reduzierung von E1-
und E2a-Planstellen
geminderten Karrierechancen jüngerer Beamter motivierend auf diese auswirken?
Welche
Einsparungen werden durch die Pauschalierung der Reisegebühren, Neudefinition
des
Dienstortes sowie Zuteilungs- und Trennungsgebührenrechnung erwartet, und mit
welchen finanziellen Verlusten haben die betroffenen Beamten zu rechnen?
10) Welche Einsparungen bringt die von Ihnen geplante
Zusammenlegung der Wachkörper
bis zum Ende des Jahres 2006 in Summe?
11) Warum weigern Sie sich, Ihre bisherigen angeblichen
Reformen bzw. das Projekt von
Team04 von einer internationalen Expertengruppe evaluieren zu lassen?
12) Warum versuchen Sie, allfällige Ergebnisse des
Österreich-Konvents, der sich auch mit
der Frage des Verhältnisses der
Wachkörper zu den Sicherheitsbehörden beschäftigt,
durch das Team 04-Projekt zu
präjudizieren?
Die Fragen 1) bis 12) wurden Ihnen bereits im Rahmen der
genannten Dringlichen
Anfrage in der 37. Sitzung des Nationalrates am 12. November 2003 gestellt, von
Ihnen aber
entweder unvollständig
oder gar nicht beantwortet.
13) Trifft es zu, dass es in der SCS bei Wien ein
Stützpunktzimmer der Gendarmerie gibt, das
aber nicht besetzt ist? Stimmt es,
dass Personen, denen etwas gestohlen wurde, in der
Annahme dorthin gingen, dies sei ein Wachzimmer und dann warten mussten, bis
die
Exekutive vom Posten Vösendorf
eintraf?
14) Welche Pläne haben Sie mit den
Bezirksgendarmeriekommanden Lilienfeld und St.
Pölten-Land (Obergrafendorf?)! Wollen
Sie diese schließen bzw. zusammenlegen?
15) Welche Pläne haben Sie mit den
Bezirksgendarmeriekommanden Hermagor und
Feldkirchen? Wollen Sie diese
schließen bzw. zusammenlegen?
16) Können Sie mit Sicherheit ausschließen, dass
Postenkommandanten, die ihre Besorgnis
geäußert hatten, von Ihrem
Ministerium telefonisch kontaktiert wurden um Ihnen
mitzuteilen, dass ihre Posten auf jeden Fall geschlossen würden, wenn sie nicht
„die
Panikmache von politischer
Seite beenden würden"?
17) Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die
Personalsituation bei der Gendarmerie
in Vorarlberg zu verbessern?
18) Kommt der im Herbst 2003 dem Vorarlberger Landesrat
Ing. Erich Schwärzler zugesagte
dritte Gendarmeriekurs im Jahr 2004 tatsächlich zustande?
19) Welche Maßnahmen werden Sie angesichts der dünnen
Personaldecke setzen, um die
Schengen-Außengrenze zur Schweiz
nachhaltig zu sichern und damit die Anforderungen
des Schengen-Abkommens zu erfüllen?
20) Welche Pläne haben Sie mit dem Cobra-Stützpunkt am
Standort Salzburg? Haben Sie vor,
ihn zu schließen?
21) Wie viele Planstellen sind in Salzburg (Land und Stadt)
derzeit unbesetzt und wann
werden diese
besetzt? Planen Sie weitere Kürzungen in Salzburg? Wollen Sie Posten oder
Wachzimmer in Salzburg schließen?
22) Dem Vernehmen nach haben Sie das in Ihrem Ressort
vorgesehene Budget für Ihre
persönlichen Dienstreisen bereits um
das 11 fache überschritten. Wie viel an Kosten für
persönliche Dienstreisen des Innenministers war (ist) budgetiert und wie viel
an Kosten
sind tatsächlich entstanden? Hat die enorme Höhe der Kosten etwas damit zu tun,
dass Sie
von ungewöhnlich vielen MitarbeiterInnen ungewöhnlich oft auf Dienstreisen
begleitet
werden?
Gem. § 61 Abs. 1 in Zusammenhang mit
Abs. 3 GO-BR wird verlangt, diese Anfrage vor
Eingang in die Tagesordnung dringlich zu behandeln.