2205/J-BR/2004
Eingelangt am 07.06.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Bundesräte Prutsch
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend drohende Benachteiligung für Spezialkulturen -
am Beispiel Kürbisanbau
Wie aktuellen Medienberichten zu entnehmen ist, drohen im
Zuge der EU-weiten
Agrarreform jenen
Bauern, die Spezialkulturen wie Gewürzpflanzen, Heilkräuter, Gemüse
und auch Ölkürbis anpflanzen, massive Benachteiligungen.
Durch die Umsetzung der GAP-Reform besteht
ab dem Jahr 2005 die Gefahr, dass
Ackerflächen, auf denen bisher Kürbis angebaut wurde, bis ins Jahr 2012 nicht
förderungswürdig sein könnten. Wurde auf diese Fläche jedoch bisher Mais
oder Getreide
angebaut, soll weiterhin eine Förderung möglich sein, sogar wenn darauf Kürbis
angebaut
würde(!).
Die steirischen Bäuerinnen und Bauern sehen darin ein
Zweiklassensystem bei der
Agrarförderung. Als
„Interessensgemeinschaft der steirischen Kürbiskernbauern" haben sie in
einer Petition die Situation dargestellt. In
der „Petition gegen ungerechte Benachteiligung
der steirischen Kürbisbäuerinnen und Kürbisbauern durch die geplante nationale
Umsetzung der GAP-Reform" heißt es (auszugsweise):
„Sollte
die GAP-Reform in der derzeit diskutierten Art in Österreich durchgeführt
werden,
werden sich daraus eine Reihe negativer Auswirkungen für zahlreiche
landwirtschaftliche
Betriebe und auch für das ländliche Zusammenleben ergeben.
Betriebe, die sich im Referenzzeitraum von 2000 - 2002
mit der Produktion und Vermarktung
von nicht KPF-beihilfefähigen alternativen Kulturen, wie Ölkürbis, Gewürzpflanzen,
Heilkräutern etc. beschäftigten, statt für Interventionslager und
Exportstützung zu
produzieren, werden durch die unreflektierte Einführung von scheinbar gerechten
Betriebsprämien nachhaltig für Ihren Einsatz bestraft.
Die
nachträgliche Einführung eines Referenzzeitraumes bewirkt die zukünftige
Entwertung
jener KPF-fähigen Flächen auf welchen nicht KPF-fähige Kulturen angebaut wurden.
Betroffen sind hauptsächlich kleine und mittlere
Betriebe, welche versuchten, durch
Nischenprodukte eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Dieser Versuch wird nun
als
freiwilliger Verzicht
auf notwendige Unterstützung, nicht nur für ein Jahr, sondern gleich bis
ins Jahr 2012 interpretiert.
Die
unterzeichneten Bäuerinnen und Bauern fordern anlässlich der nationalen
Umsetzung der
EU-Agrarreform den österreichischen
Landwirtschaftsminister Pröll und die zuständigen
Gremien des österreichischen Parlaments auf, sicherzustellen, dass:
1.
es
zu keiner Benachteiligung der innovativen Betriebe bei der Umsetzung der GAP-
Reform kommt
2.
die offensichtlichen Widersprüchlichkeiten und
nachteiligen Auswirkungen des
„Betriebsprämien-Modells"
für die kleinstrukturierten innovativen steirischen Betriebe
ernst genommen und Lösungen dafür entwickelt werden."
Die
unterzeichneten Bundesräte richten daher an den Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
nachstehende
Anfrage:
1. Ist Ihnen -
und wenn ja seit wann - diese Problematik bekannt?
2.
Entspricht
das dargestellte Szenario eigentlich den inhaltlichen Linien der GAP-
Reform?
3.
Wenn nein, in welcher Hinsicht nicht?
4.
Wenn ja: Stimmt es, dass die Betreiber von
Spezialölkulturen - wie z.B.
KürbisbäuerInnen —
gegenüber Massenkulturen förderungsmäßig benachteiligt werden?
5.
Werden Sie gegen diese Benachteiligungen etwas
unternehmen?
6.
Wenn ja, was? und vor allem auch auf welcher Ebene (national und/oder europäischer)?
7.
Ist
eine Fördermittelumschichtung von Massenkulturen hin zu innovativen
Nischenprodukten und Spezialkulturen möglich?
8. Sind Sie bereit, derartige
Umschichtungen zugunsten der überwiegend kleinen Betriebe
mit Spezialkulturen vorzunehmen?