2260/J-BR/2004

Eingelangt am 11.10.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Bundesräte Prof. Konecny

und GenossInnen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend neue Erkenntnisse des Scotland Yard-Berater Charles Hill zum Saliera-Raub

In der Ausgabe der Kronen Zeitung vom 11. Oktober 2004 wird zu diesem Thema folgender
Artikel wiedergegeben:

„Saliera-Räuber: Seine Helfer saßen im Museum!

Täter kannte "tote Winkel" der beiden

Überwachungskameras "Scotland Yard"-Berater ist von Insider-Tipps überzeugt

Der Saliera-Räuber hatte Komplizen im Kunsthistorischen Museum! Davon ist "Scotland
Yard"-Berater Charles Hill, der sich nach dem Coup an die Fersen des Diebes heftete,
überzeugt. In einem Interview sagt der renommierte Experte: "Der Täter wusste, wo er sich
auf- halten musste, um nicht im Winkel der Kamera zu sein."

519 Tage ist es jetzt her, dass die 50-Millionen-Skulptur Saliera von Benvenuto Cellini aus
dem Kunsthistorischen Museum verschwunden ist. Schon kurz nach dem Coup nahm sich
Charles Hill des Falles an. Ein Vollprofi aus Großbritannien, ein Experte für
Wiederbeschaffung geraubter Kunstwerke, ein diskreter Räuberjäger mit besten Kontakten,
von dem man sagt, es existieren bestenfalls eine Hand voll Fotos von ihm. Sein britischer Stil
ist sein Kapital. Charles Hill, ein Chamäleon der Masken, der als Chefinspektor des Scotland
Yard 1994 schon das in Oslo geraubte Gemälde "Der Schrei" von Edvard Munch
wiederbesorgte
- ehe es vergangenen Monat mit Waffengewalt erneut gestohlen wurde.

Für das neu erschienene Buch "Aktenzeichen Kunst - Die spektakulärsten Kunstdiebstähle
der Welt" gab das "Phantom" Hill dem deutschen Autorenduo Nora und Stefan Koldehoff
eines seiner seltenen Interviews und lässt mit einer Theorie aufhorchen, die viele Beobachter
der Kunstszene schon befürchtet haben: Der Täter erhielt brisante Tipps rund um das
Alarmsystem. Vermutlich von einem Mitarbeiter des Kunsthistorischen Museums.

"Ja es sieht so aus. Der oder die Täter wussten, dass die, Saliera-Skulptur sich zu jenem
Zeitpunkt nicht an ihrem eigentlichen Standort befand und dass man ihre Vitrine einfach
zerschlagen konnte", sagt der 57-Jährige. "Sie wussten genau, wo sie sich aufhalten
mussten, damit sie die beiden Kameras im Raffael-Saal nicht erfassen konnten, falls doch
jemand Licht einschalten sollte. Irgendwas stinkt doch da."

Was Direktor Seipel und die zuständige Ministerin Gehrer zu den neuen Vorwürfen sagen?
Minister-Sprecher Zecha konnte Elisabeth Gehrer Sonntag nicht erreichen, weil sich diese
"nicht in Wien aufhält". Auch der Herr Hofrat war nach der sehr langen Nacht der Museen


nicht zu sprechen. Schon der Portier des Museums winkte bei Anfragen ab: "Unmöglich! Es
ist doch Wochenende.""

Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an den Bundesminister für Inneres
nachstehende

Anfrage:

1.    Sind in die Untersuchungen der Sicherheitsbehörden auch die im Artikel
wiedergegebenen Überlegungen (insbesondere Mithilfe eines Bediensteten des KHM
oder einer Person, die mit dem KHM vertraut ist) eingeflossen?

Wenn ja, welche Ergebnisse brachten Ihre Untersuchungen?
Wenn nein, warum nicht?

2.   Haben Sie bereits mit Charles Hill Kontakt aufgenommen, um seine Hinweise zu
hinterfragen?

Wenn ja, wann erfolgte dies und welches Ergebnis brachte diese Kontaktaufnahme?
Wenn nein, warum nicht?

3.             Wie ist der konkrete Stand der Verfolgungshandlungen in der Causa Saliera?

4.             Sind Sie dem Gerücht nachgegangen, wonach der Diebstahl der Saliera ein Beitrag zur
Befreiung der österreichischen Geiseln in Algerien war, wie eine österreichische
Tageszeitung berichtete?

Wenn ja, was hat Ihre Nachforschung ergeben?

Können Sie einen solchen Zusammenhang definitiv ausschließen?