2313/J-BR/2005

Eingelangt am 02.05.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Bundesrätin Konrad, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend fehlende Bildungsforschung in Österreich

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen folgende

ANFRAGE

Bildungsforschung stellt eine der zentralen Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des
österreichischen Bildungssystems da. Nur auf empirischer Grundlage können bewusste
Weichenstellungen getroffen werden, um das Bildungssystem auf die Herausforderungen der
Zukunft einzustellen. Dies gilt gerade auch und besonders in einer Zeit, in der sich die
Ansprüche an Bildung immer schneller wandeln. Bildungsforschung kann darüber hinaus
einen wichtigen Faktor im österreichischen Wissenschaftssektor darstellen.

Auch die Zukunftskommission machte in ihrem Bericht an die Bildungsministerin im April
2005 darauf aufmerksam, dass es in Österreich gravierende Mängel im Bereich der
Bildungsforschung gibt: „Mehr Forschung & Entwicklung und bessere
Unterstützungssysteme: Wesentliche Vergrößerung des Anteils und verbesserte Nutzung der
Ressourcen für Unterstützungssysteme und für F&E (= Forschung und Entwicklung).
Wie im Bereich von Wirtschaft und Technologie sind auch im Bildungswesen
die Häufigkeit und die Qualität von Innovationen eng mit den Quoten für Bildungs-
und Unterrichtsforschung und Qualitäts- bzw. Schulentwicklung gekoppelt. In diesen
Bereichen ist es dringend erforderlich, den Anschluss an internationale Entwicklungen und
Standards zu finden."

1.              Das statistische Taschenbuch des BMBWK 2004 weist aus, dass für Forschung im
Bereich Förderung des Unterrichts- und Bildungswesens im BMBWK 2001 noch
14,516 Millionen (1,4%), 2002 noch 15,738 Millionen (1,4%) und 2004 nur mehr
12,881 Millionen (1,3%) ausgegeben wurden. In welchen Bereichen wurden
Einsparungen vorgenommen, mittels derer sich der Rückgang der Ausgaben erklären
lässt bzw. welche anderen Gründe gibt es für diesen Rückgang?

2.              Welche Maßnahmen planen Sie im von der Zukunftskommission benannten
„Handlungsbereich 5" - Bildungsforschung?

3.              Welche Sonderforschungen, wie von der Zukunftskommission gefordert, werden Sie
im Bereich Flächenfächer initiieren und welche von Ihnen finanzierte oder
durchgeführte Forschungen gibt es in diesem Bereich bereits?

4.              Welche Forschungen, wie von der Zukunftskommission gefordert, werden Sie im
Bereich Neuorganisation eines stärker individualisierenden Förderunterrichts initiieren
und welche von Ihnen finanzierte oder durchgeführte Forschungen gibt es in diesem
Bereich bereits?

5.              Welche Projekte im Bereich der Bildungsforschung wurden im Jahr 2004 durch das
BMBWK finanziert, welchen Inhalts waren diese Projekte und in welcher Höhe
wurden diese Projekte jeweils finanzier?

6.              Welche Stelle nimmt die laufende Koordination der Bildungsforschungsprojekte vor
und nach welchen Richtlinien werden Mittel vergeben?

7.              In welcher Höhe stellt Ihr Ministerium im Jahr 2005 Mittel für die Bildungsforschung
zur Verfügung?


8.              Welche vom BMBWK finanzierte Stellen fuhren laufende
Bildungsforschungsprojekte, das heißt nicht auf Projektbasis beruhende
Bildungsforschungsprojekte durch?

9.              Wie viele Mittel aus dem Bundesbudget erhielt das Zentrum für vergleichende
Bildungsforschung in den Jahren 2000, 2001, 2003, 2004 und 2005?

10.       Welche Bildungsforschungsprojekte werden im Jahr 2005 durch das BMBWK im
Bereich Kleinkindforschung/erstes Lernen finanziert?

11.       Welche Bildungsforschungsprojekte werden im Jahr 2005 durch das BMBWK
durchgeführt oder finanziert, um die Qualität im Kindergartenbereich zu sichern und
zu heben?

12.       Welche Bildungsforschungsprojekte werden im Jahr 2005 durch das BMBWK
durchgeführt oder finanziert, um die Qualität des Unterrichts in den Volksschulen zu
sichern und zu heben?

13.       Welche Bildungsforschungsprojekte werden im Jahr 2005 furch das BMBWK
durchgeführt oder finanziert im Bereich der vergleichenden Schulforschung um
Erkenntnisse über die Unterschiede zwischen Regelschulwesen und
Alternativschulwesen zu gewinnen?

14.       Welche Bildungsforschungsprojekte werden im Jahr 2005 durch das BMBWK
durchgeführt oder finanziert, die sich mit Erkenntnissen im Bereich Lesenlernen,
Lesefähigkeiten, sinnverständigem Lesen etc. befassen?

15.       Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Lesefähigkeiten wurden im Jahr 2004 in
den Schulen bereits gesetzt?

16.       Welche Maßnahmen setzen Sie im Jahr 2005, um den katastrophalen Ergebnissen aus
PISA 2003 im Bereich des Lesens entgegenzuwirken?

17.       Welche langfristigen Strategien verfolgen Sie im Bereich der Verbesserung der
Lesefähigkeit der österreichischen Schülerinnen?

18.       Wie viele Werteinheiten für muttersprachlichen Zusatzunterricht gab es jeweils in den
Schuljahren 00/01, 01/02, 02/03, 03/04. 04/05 an den APS und wie waren diese
Werteinheiten auf die Bundesländer aufgeteilt?

19.       Wie viele Werteinheiten für deutschsprachigen Zusatzunterricht gab es jeweils in den
Schuljahren 00/01, 01/02, 02/03, 03/04. 04/05 an den APS und wie waren diese
Werteinheiten auf die Bundesländer aufgeteilt?

20.  Wie viele Kinder konnten im Schuljahr 04/05 muttersprachlichen Zusatzunterricht in
Anspruch nehmen?

21.  Wie viele Kinder konnten im Schuljahr 04/05 deutschsprachigen Zusatzunterricht in
Anspruch nehmen?

22.  Welche Forschungsprojekte wurden in den Jahren 2004 und 2005 vom BMBWK
durchgeführt oder finanziert, um Erkenntnisse über die Auswirkungen
muttersprachlichen Zusatzunterrichts auf das Erlernen der deutschen Sprache zu
gewinnen?

23.  An wie vielen Schulen wurden im Jahr 2004 Projekte der Elternschule durchgeführt,
die auf eine Erhöhung der Möglichkeiten der Eltern von Migrantinnenkindern
abzielten, ihren Kindern bei der Erfüllung der schulischen Aufgaben zu helfen?

24.  Welche Projekte der Bildungsforschung wurden durch das BMBWK im Jahr 2004
durchgeführt oder finanziert, die sich mit der Frage der Korrelation zwischen der
Bildung der Eltern und des schulischen Erfolgs der Kinder beschäftigten?

25.  Welche Maßnahmen planen Sie, um Kindern, die keine entsprechende Hilfe durch ihre
Eltern bei der Erfüllung schulischer Aufgaben erhalten können, besser zu helfen?

26.  Wie hoch waren im Jahr 2004 in Österreich die privaten Ausgaben für Nachhilfe?

27.  Wie ist das Verhältnis (in Prozenten ausgedrückt) in Österreich zwischen privaten und
öffentlichen Bidungsausgaben?


28.       Ab welchem Jahr werden Sie die entsprechenden finanziellen Mittel für eine
Länderauswertung von PISA zur Verfügung stellen?

29.       Welche finanziellen Mittel wurden durch das BMBWK für PISA 2003 ausgegeben?

30.       Wie erfolgt die internationale Koordination der Bildungsforschung durch das
BMBWK?

31.       Welche Möglichkeiten gibt es für Lehrerinnen, an ihrer Schule konkrete Projekte der
Bildungsforschung durchführen zu können und welche finanziellen Mittel wurden im
Jahr 2004 durch das BMBWK für derartige Projekte zur Verfügung gestellt?

32.       Welche wissenschaftlichen Untersuchungen wurden in den vergangenen Jahren durch
das BMBWK an den Übungsschulen des Bundes durchgeführt?

33.       In welcher Weise erfolgt eine Umgestaltung der Übungsschulen des Bundes nach der
Einrichtung von Pädagogischen Hochschulen?

34.       Welche wissenschaftlichen Untersuchungen führen Sie laufend zur Verbesserung der
Ergebnisse von Praktikumszeiten von Lehramtsstudierenden an Schulen durch?

35.       Welche wissenschaftlichen Untersuchungen wurden in den vergangenen Jahren durch
das BMBWK durchgeführt oder finanziert, die sich mit den Auswirkungen des Zwei-
LehrerInnen-Systems in Klassen beschäftigten?

36.       Auf welche Forschungsarbeiten stützen Sie sich mit Ihrer Behauptung, ein
gegliedertes Schulsystem liefere bessere Lernleistungen als ein System einer
gemeinsamen Schule?

37.       Welche Projekte des Unterrichts mit Flächenfächern gibt es in Österreich?

38.       Welche Projekte der Bildungsforschung wurden im Jahr 2004 vom BMBWK
durchgeführt oder finanziert, die sich mit den polytechnischen Schulen beschäftigten
und welche Erkenntnisse brachten diese Studien über die polytechnischen Schulen?

39.       Wie erklären Sie sich, dass im Bericht zur sozialen Lage der Studierenden 2002, der
durch Ihr Ministerium veröffentlicht wurde, ausgewiesen wird, dass die Ausgaben von
Studierenden für Kinderbetreuung (S. 187) bei jenen Studierenden, die entsprechende
Ausgaben haben, um ca. 50% angestiegen sind?

40.       Welche langfristigen Strategien verfolgen Sie im Bereich der Ausbildung von
KindergartenpädagogInnen?

41.       Welche Maßnahmen setzen Sie zum Ausbau der universitären Forschung im Bereich
schulischer Integration?

42.       Halten Sie die de facto-Einstellung des Studienzweiges Integration durch Stellenabbau
an der Universität Innsbruck am Institut für Erziehungswissenschaft für sinnvoll?

43.       Wie werden Sie den durch die de facto-Einstellung des Studienzweiges Integration an
der Universität Innsbruck am Institut für Erziehungswissenschaften entstehenden
Verlust an universitärer Forschungskapazität in Integrationsfragen auffangen bzw. ihm
entgegen wirken?

44.       Wie viele Professorinnen sind aus Ihrer Sicht an einem Institut mit 1800 Studierenden
notwendig, um Forschung und Lehre unter erträglichen Bedingungen betreiben zu
können?

45.       Welche Forschungen wurden durch Ihr Ministerium durchgeführt oder finanziert, um
die Vorbereitung der Schülerinnen berufsbildender höherer Schulen auf eine
akademische Laufbahn zu verbessern?

46.       Wann erscheint der nächste Bericht zur sozialen Lage der Studierenden, wie er zuletzt
2002 veröffentlich wurde?

47.       Wann erscheint ein Bericht zur sozialen Lage von Schülerinnen, analog zum Bericht
zur sozialen Lage der Studierenden, wie er zuletzt 2002 erschienen ist?

48.       Welche Maßnahmen setzen Sie zur Umsetzung der von der Zukunftskommission
geforderten klasse:zukunft-Schulen?

49.       Bis wann ist mit der Einrichtung der ersten klasse:zukunft-Schulen zu rechnen?


50.      Wie werden die Länder in die Einrichtung von klasse:zukunft-Schulen eingebunden?

51.      Welche Fortbildungsbudgets stehen den Schulen derzeit zur Verfügung?

52.      Welchen Auftrag erhält die von Ihnen einzusetzende Strukturkommission für die
Reform des Bildungswesens?

53.      Welche finanziellen Mittel stehen der Strukturkommission für Forschungsarbeit zur
Verfügung?

54.      In welchen Bereichen brachte der Bericht der Zukunftskommission Sie dazu, Ihre
bisherige Linie der schulpolitischen Entwicklung zu ändern?

55.      Aus welchem Grund wurde die öffentliche Präsentation der Ergebnisse der
Zukunftskommission im April 2005 von Ihnen um eine Woche verschoben?