2320/J-BR/2005

Eingelangt am 14.06.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Konrad, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend Homosexualität und Schule

Es ist normal, verschieden zu sein - aber kann man daraus schließen, dass diese Normalität
auch im Schulalltag angekommen ist? Die Erfahrungen von lesbischen Lehrerinnen, schwulen
Lehrern sowie von lesbischen oder schwulen SchülerInnen können das nicht bestätigen. Wir
Grüne sehen hier massiven Handlungsbedarf gegeben. Die Phase der Umsetzung der EU-
Antidiskriminierungsrichtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.11.2000 bietet besondere
Chancen und Möglichkeiten einer zeitgemäßen Umgestaltung des Unterrichts.

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen deshalb folgende

ANFRAGE

1.  In welchen Lehrplänen ist Sexualerziehung im Unterricht vorgesehen und in welchem
Ausmaß?

2.              Gibt es aus der schulaufsichtlichen Tätigkeit Erkenntnisse, wie die homo-, bi- und
transsexuelle Lebensweise in der schulischen Sexualerziehung bewertet und
thematisiert wird?

3.              Wie gehen die verschiedenen Lehrpläne für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, für
die verschiedenen Fremdsprachen, die verschiedenen Religionslehrpläne (evangelisch,
katholisch, muslimisch etc.), Ethikunterricht und Biologie, aufgeschlüsselt nach den
Lehrplänen der verschiedenen Schultypen mit dem Thema Homosexualität in der
Sexualerziehung um?

4.              Welche Angebote bzw. verpflichtende Lehrinhalte gibt es für (angehende)
LehrerInnen in der LehrerInnenaus-, -fort- und -Weiterbildung, damit sie für die
Sexualerziehung befähigt werden, u.a. auch für den Themenbereich Homosexualität?

5.              Welche Zusammenarbeit gibt es mit Projekten der Lesben- und
Schwulenorganisationen, die durch Aufklärung in den Schulen einen Beitrag leisten
können, um Vorurteile abzubauen und Gewalt gegen Lesben und Schwule zu
verhüten?

6.              Welche Informationsmaterialien über Beratungsstellen werden den Schulen vom
BMBWK zur Verfügung gestellt?

7.              Welche Möglichkeiten gibt es für Aufklärungsprojekte von schulexternen Personen,
Unterrichtseinheiten auch ohne Anwesenheit der LehrerInnen durchzuführen, weil
bekannt ist, dass die Anwesenheit von LehrerInnen u.U. eine hohe Hemmschwelle in
der Offenheit der SchülerInnen bedeuten kann?

8.              Welche Unterrichtsmaterialien stehen in den österreichischen Schulen für
Aufklärungsarbeit im Bereich Homo-, Bi- und Transsexualität zur Verfügung? Bitte
aufschlüsseln nach Alter der Zielgruppe der Medien.

9.              Gibt es Evaluierungen über die verwendeten Lehrmittel in Bezug auf
geschlechtsstereotype Darstellungen und wenn ja, welche Ergebnisse haben diese
Evaluierungen gebracht?

10.       Welche Unterstützung erhalten SchülerInnen in ihrer Coming-Out-Phase und im Falle
ihrer Diskriminierung in der Schule und/oder durch die Schulbehörden (z.B.
schulpsychologischer Beratungsdienst, VertrauenslehrerInnen, Rechtsberatung etc.)?
Welche Unterstützung durch die Schulbehörden erhalten lesbische und schwule


LehrerInnen im Falle des Outens am Arbeitsplatz oder der Diskriminierung durch
SchülerInnen, Eltern oder KollegInnen?

11.     Gibt es Bestrebungen einer Adaptierung des Grundsatzerlasses zur Sexualerziehung
aus dem Jahr 1990?

12.     Im Grundsatzerlass zur Sexualerziehung aus dem Jahr 1990 wurde gefordert,
Lehrerbibliotheken verstärkt mit Materialien zur Sexualerziehung zu bestücken. In
welche Form ist die Umsetzung dieser Forderung passiert und gibt es Evaluierungen
der Umsetzung?

13.     In welchem Maße wurden SchülerInnenbibliotheken mit Materialien zur
Sexualerziehung bestückt und wie fanden die Themenbereiche Homo-, Bi- und
Transsexualität darin Berücksichtigung?

14.     Wie erklären Sie sich, dass im Lehrplan für die Volksschulen das Wort
Homosexualität kein einziges Mal vorkommt, sehr wohl aber „Liebe zwischen Mann
und Frau"?

15.     Gibt es Bestrebungen, den Volksschul-Lehrplan dahingehend zu ändern, dass
Rücksicht auf verschiedene Formen der Sexualität genommen wird?

16.     Befindet sich das in der parlamentarischen Anfrage 3669/J XXI.GP von Dieter Brosz
genannte Schulbuch „Welt des Lebens 4" in der in der Anfrage genannten Fassung
noch in schulischer Verwendung?

17.     Falls das genannte Buch überarbeitet wurde: Wird Homosexualität darin immer noch
als „biologische Fehlhaltung" bezeichnet?

18.     Welche zusätzlichen Maßnahmen werden Sie setzen, um Vorurteile gegenüber
Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen in der Schule abzubauen?